Sportwagen des Jahres 2021: Abrechnung Die Abrechnung 02.08.2021 Teilen Aston Martin Vantage F1 Edition Mit der F1 Edition feiert Aston Martin den Wiedereintritt in die Formel 1, was dem Briten mit deutschem AMG-V8-Biturbo-Herz 25 PS mehr und in Summe 535 Pferde bringt. Seine Reputation erwirbt sich der Vantage jedoch nicht durch einen F1-Schriftzug oder seinen Heckflügel. Den trägt er nicht zum Posen auf dem Boulevard, denn der Vantage ist ein erfolgreicher Kandidat in den GT- und Langstrecken-Rennserien rund um den Globus, und die dynamische Feinabstimmung erhielt die F1 Edition auf der Nordschleife. Zwar benimmt sich der Brite auch im alltäglichen Gebrauch lammfromm und federt trotz des gestrafften Set-ups noch sensibel, so richtig lebt der Vantage aber auf freier, kurviger Strecke auf. Die spontan ansprechende Kombination aus 4.0-AMG-V8 und 8HP-Wandler-Automatik von ZF entfaltet eine mitreißende Dynamik, während der Vantage mitteilsam per Lenkung und gut anliegendem Sitz über den aktuellen Fahrzustand berichtet. Je mehr man den Aston fordert, desto besser funktioniert er, baut jede Menge Grip und Seitenführung auf, begleitet von emotionalem V8-Sound. Mit so viel Fahrfreude lässt sich der Ärger über das von Mercedes stammende, angegraute Bediensystem leicht kompensieren. Foto: Aleksander Perkovic Audi RS e-tron GT – Bester Elektro-Sportler 2021 Dass ein Sportwagen nicht zwingend einen kernigen Motorensound benötigt, wird spätestens bei der Fahrt mit dem Audi klar. Der künstlich erzeugte Sportsound ist Geschmacksache – der deftige Antritt zweier E-Maschinen ganz bestimmt nicht. Wer immer noch der Meinung ist, Elektro-Mobilität sei emotionslos, dem ist ein Sprint im RS e-tron GT zu empfehlen. Katapultartig geht es mit Allradantrieb nach vorn. Mit bis zu 475 kW (646 PS) und 830 Newtonmeter Drehmoment schießt die Limousine vom Fleck weg. 83,7 kWh an Energie hält die 800-Volt-Lithium-Ionen-Batterie vor, die gleich zwei Elektro-Motoren – pro Achse einen – mit Strom versorgt. Der Audi ist aber eben auch ein waschechter Gran Turismo, deshalb lässt es sich in ihm ebenso bequem reisen wie racen. Das Fahrwerk von Dynamic auf Comfort gestellt, und schon kann man sich auf bis zu 472 Kilometern entschleunigen lassen. In der Praxis werden sich RS e-tron GT-Fahrer:innen aber häufiger am Power-Potenzial erfreuen als am Cruiser-Talent. Foto: Aleksander Perkovic BMW M4 Competition Dass sich die BMW M3- und M4-Typen nahtlos in die Phalanx der Sport- und Supersportwagen einfügen, ist seit Generationen bekannt. Mit der ganz frischen Ausgabe des M4 Coupés in der 510 PS starken Competition-Version (ab 91.000 Euro) operiert das filigran durchkonstruierte Meisterstück der M GmbH nun auf einem bislang ungekannt hohen Performance-Niveau und lässt manch doppelt so teuren Boliden ein wenig blass aussehen. Garant dafür ist zum einen der Biturbo-Reihensechszylinder, der sich aufs Drehmoment-Bolzen (650 Nm bereits ab 2750 Touren) ebenso versteht wie auf schwereloses Hochdrehen bis über 7000 Umdrehungen – schlicht das Beste, was man derzeit aus sechs Zylindern und drei Liter Hubraum machen kann. Auf der anderen Seite entwickeln wir schnell uneingeschränktes Vertrauen in ein Chassis, das mit seiner Transparenz, mannigfaltig einstellbarem Set-up – besonders wenn das 15.500 Euro teure M Race Track Paket an Bord ist – und feinst dosierbarer Leistung sämtliche M3/M4-Generationen in den Schatten stellt. Und das Schöne daran ist: Du kannst mit ihm unspektakulär lässig zum Shoppen oder in den Urlaub cruisen, ohne dass er dir dabei auf die Nerven geht – wenn’s sein muss, sogar zu viert. Foto: Aleksander Perkovic Corvette C8 Stingray Die Corvette C8 hat nun ein Mittelmotorlayout – ein kompromissloser Sportwagen ist sie trotzdem nicht. Komfortable Federung und bequeme Sitze mit wenig Seitenhalt deuten in Richtung Cruiser, durch den Mittelmotor ist aber auch das riesige Gepäckabteil des Vorgängers Geschichte: Wenn das abnehmbare Targa-Dach im hinteren Kofferraum verstaut wird, bleibt so gut wie kein Platz mehr für das Gepäck. Die Corvette geht allerdings zackig und neutral um die Ecken, wenngleich die Lenkung etwas direkter sein könnte. Mit eingeschaltetem ESP lässt sich der Ami-Sportler auch sicher im Grenzbereich bewegen. Unsere Test-Corvette war übrigens eine US-Ausführung mit angegebener Leistung in amerikanischen SAE-PS, in Deutschland wird der Sportler, wenn er im Herbst auf den Markt kommt, knapp 470 PS haben. Der 6,2 Liter große V8 hat unter Last immer noch sein unnachahmliche V8-Brabbeln, hängt gut am Gas und gehört zu den sparsamsten Sportwagenmotoren. Mit einem Preis von rund 99.000 Euro ist die Corvette C8 aber kein Schnäppchen mehr, dafür sind Verarbeitung und Materialauswahl im Cockpit so gut wie nie – und das Targa-Dach ist immer noch eine schöne Besonderheit. Foto: Aleksander Perkovic Ferrari SF90 Stradale Dass einen Ferrari stets etwas Magisches umgibt, dürfte unbestritten sein. Freilich gilt dies auch – oder erst recht – für den ersten Plug-in-Hybrid aus Maranello, der in Summe aberwitzige 1000 PS Systemleistung hat. Das Beschleunigungsvermögen des Antriebspakets zu beschreiben, ist angesichts der schieren Brutalität dieser Power ein Ding der Unmöglichkeit. Dank des für einen Hybrid relativ geringen Gewichts von 1570 Kilogramm (trocken) beherrscht der SF90 aber auch das Ballett auf der Rennstrecke in unnachahmlicher Manier und besticht gleichzeitig mit überragender Beherrschbarkeit. Doch das rassige Cavallo rampante kann auch anders: Mit der hervorragenden Dosierbarkeit der Kraft lässt es sich mit dem Stradale auch vortrefflich Cruisen. Auf langen Strecken glänzt der Italiener zudem mit einem überraschend geschmeidigen Federungskomfort. Somit ist der Ferrari, wie schon viele seiner berühmten Ahnen, vor allem eines: ein echtes Traumauto! Foto: Frank Ratering Ford Mustang Mach 1 Der Mach 1 ist die derzeit schärfste Ausführung im Mustang-Modellprogramm. Sein V8 leistet 460 PS – zusätzliche Kühler für Getriebe und Motoröl, eine überarbeitete Hinterachse, adaptive Dämpfer, eine direktere Servolenkung und an der Vorderachse steifere Federn sowie Stabilisatoren sorgen in Verbindung mit einer strafferen Abstimmung für mehr Fahrdynamik. Das alles passt zum aggressiven Auftritt mit geändertem Frontspoiler, modifiziertem Kühlergrill und Kriegsbemalung. Tatsächlich fährt sich der Mustang deutlich agiler. Im Sport-Modus liegt das V8-Coupé satt auf der Straße, im Normalmodus gibt sich die Federung ausreichend komfortabel, sodass sich der Mustang in Verbindung mit seinen großen und komfortablen Sitzen auch für längere Reisen anbietet. Dazu passt das große Kofferraumabteil. Weniger überzeugen kann dagegen die Sechsgang-Handschaltung. Zwar weist das Getriebe eine Schaltwegeverkürzung auf, die Gangwechsel gehen aber etwas zu schwer vonstatten. Gleiches gilt für den Kraftaufwand bei der Kupplung. Dennoch verspricht der Mustang Mach 1 sehr viel Fahrspaß und obendrein Exklusivität, denn der 60.800 Euro teure Ford soll nur in einer limitierten Auflage nach Europa kommen. Foto: Aleksander Perkovic Lamborghini Huracán STO Mit seinem wilden Aerodynamik-Paket wirkt der "Super Trofeo Omologato" schon im Stand schneller als die meisten anderen aktuellen Supersportwagen. Seine volle Faszination entfaltet der wilde Stier jedoch erst beim Fahren. Sein hochdrehender 5,2-Liter-V10, der satte 640 PS von der Kette lässt, sorgt für einen kaum enden wollenden Schub. In Zahlen ausgedrückt: Null auf hundert in 3,0 Sekunden, bis 200 km/h verfliegen lediglich neun Sekunden. Das gebotene Klangspektakel beim Erreichen der Höchstdrehzahl, die bei über 8000 Touren liegt, erzeugt Gänsehaut pur. Und erst die Quer-Performance: Mit skalpellscharfer Lenkung filetiert der hinterradgetriebene Mittelmotor-Lamborghini Kurven, seziert Rundenabschnitte und läuft zu Höchstform auf, je schwieriger die Radien sind, die sich vor ihm aufbauen. Unser Fazit: Der Huracán STO gehört eindeutig zu den besten Sportwagen aller Zeiten! Foto: Aleksander Perkovic Mercedes-AMG GT Black Series Gut, dass wir den Black Series hier nicht bis aufs Zehntelsekündchen geprüft haben. Er hätte alle anderen blamiert. Alle! Und abseits von Fangzäunen, Kiesbetten und Kerbs bekommt die Faszination für diese Ableitung des GT3-Renners eine ganz neue Dimension. Was man sieht: den Heckflügel, den Splitter und die vorderen Kotflügel, wie mit dem Filetiermesser aufgesäbelt. Die heißen Louvers leiten Hitze aus dem Radhaus und erzeugen Abtrieb. Was man nicht sieht: das Karbon-Schubfeld vorn, den schräg stehenden Wasserkühler, höhere Federraten, steifere Kopflager … Was das alles mit dem Auto macht, weiß nur, wer es fährt – und wer mit der hervorragend linear ansprechenden Lenkung arbeitet oder die Leistungsentfaltung des Biturbos für Zeitraffer-Momente nutzt. Und dann stellt man schnell fest, dass Blacky zwar nach wilder Sau aussieht, aber einer der fahrbarsten Supersportler ist. Ach übrigens: Sound-Posing kann man sich schenken, denn dieser V8 mit Flatplane-Kurbelwelle und geänderter Zündreihenfolge läuft kultiviert und seidig knurrend wie der Reihenvierer im A 45 S. Er ist eben eine ehrliche Rennmaschine, kein überinszenierter Show-Meister. Auch wenn das mit dem Blick auf Riesen-Spoiler und Warn-Orange-Lack kaum jemand glauben mag. Wir sind definitiv große Fans dieser Maschine. Foto: Aleksander Perkovic Porsche 911 GT3 – Sportwagen des Jahres 2021 Gott sei Dank, sie haben es noch einmal geschafft. Was? – Na, den frei atmenden Vierliter-Boxer mit sechs Zylindern in die aktuelle GT3-Baureihe zu implantieren. Nicht, dass im 992 zu wenig Platz gewesen wäre. Im Gegenteil. Doch der immer dicker werdende Abgas-Lärm-Verbrauch-Vorschriften-Katalog tut alles dafür, um solche Motoren-Kunstwerke zu verhindern. Hier hat er es nicht geschafft. Und das ist auch gut so. Nicht auszudenken, was uns entgangen wäre, wenn dieses Klangkunstwerk, das auf dem Weg zur 9000er-Drehzahlmarke von Quasthoff über Domingo bis zu Netrebko alle Töne abspielt, durch ein dumpf zischendes Turbo-Triebwerk ersetzt worden wäre. Also genießen, solange es noch geht. Alles andere ist Nebensache und bei Porsche Standard. Reinsetzen, wohlfühlen und sofort verdammt schnell sein sind die drei wichtigsten Punkte auf dem Zuffenhausener Sportwagenrezept. Und tatsächlich: Mit dem 992 GT3 bist du sofort verbunden, kannst eigentlich kaum etwas falsch machen, so fein ausbalanciert ist das Konstrukt aus Heckmotor, Doppelquerlenkern vorn und Supersport-Gummis rundum. Profis fahren hier exorbitant schnell, Fortgeschrittene haben nahezu endlosen Raum zur Entwicklung, und Einsteiger:innen genießen Emotion und Gutmütigkeit. Foto: Frank Ratering Toyota GR Yaris – Beste Preis-Leistung 2021 Toyotas Yaris, Sinnbild für einen sozialverträglichen Kleinwagen, der möglichst wenig auffallen möchte, weilte in der hauseigenen Motorsportabteilung zum Muskelaufbau. Nach der Kraftkur rollte das Homologationsmodell für die Rallye-WRC mit 261 PS, 360 Newtonmetern, Allradantrieb und jede Menge Testosteron im Tank auf die Straße. Zwar geriet die Dachlinie gegenüber jener der Serienversion bis zu 95 Millimeter niedriger, die Sitzposition ist aber immer noch relativ hoch. Gut, denn so hat maneinen besseren Überblick darüber, wer eben noch vor einem fuhr und jetzt im Rückspiegel zu sehen ist. Und das geht schnell. Unter reichlich akustischem Spektakel schießt der 3,99 Meter kurze und 1280 Kilogramm leichte Kleine nach vorn, krallt sich mit seinem Allradantrieb traktionsstark in den Asphalt, lässt sich in engem Kurvengeläuf deutlich müheloser als mancher Supercar-Konkurrent in die Ecken werfen und zwinkert am Ende mit den Rücklichtern wie der Igel zum Hase: "Ich bin schon da". Geradeaus lässt er auf die Mitstreiter Federn, stürmt dennoch vehement voran, wird aber bei 230 km/h weder sanft noch harmonisch in den Begrenzer geschickt. Gut, für 37.690 Euro inklusive High Performance Paket kann man nicht alles haben. Dennoch bekommt man beim GR Yaris eine ganze Menge. Foto: Aleksander Perkovic VW Golf R – Bester Kompakter 2021 Mit einem Golf kann man nichts falsch machen? – Kommt darauf an ... Wer im Golf R die Fahrmodi-Einstellungen aufruft, bekommt schnell große Augen und Lust auf die eine oder andere Schandtat: Nürburgring-Modus steht da – und Drift-Modus. Im einen hetzt der 320 PS schnelle Golf R mit druckvoll schiebendem Turbo-Vierzylinder, blitzschnell schaltendem Doppelkupplungsgetriebe, kompromissloser Allrad-Traktion und souveräner Dirigierbarkeit um Rundkurse. Und im anderen Modus schubst eine intelligente Drehmomentverteilung die Motorpower größtenteils an die Hinterachse – das Resultat ist ein fröhlich quer gehender Golf. So ein Schlingel. Natürlich kann der starke VW aber auch Alltag und Reise. Dass unter der nur dezent angeschärften Hülle ein richtiger Kracher steckt, kostet keine sonstigen Kompromisse. Klug und kernig, das ist der R. Foto: Frank Ratering >> zurück zum Hauptartikel