Neuer Skoda Fabia trifft VW Polo im Kleinwagen-Vergleichstest Gut, besser, am Besten
Neuer Skoda Fabia gegen VW Polo – die Rollen sollten hier eigentlich klar verteilt sein. Bei einer ersten Vergleichsfahrt zeigt der knackige Tscheche aber gewaltige Ambitionen. Ob es für eine Überraschung reicht?
Der neue Skoda Fabia stellt ein altes Weltbild edgültig gründlich auf den Kopf: Bisher galt mit etwas solidem Stammtischwissen als gesichert, dass ein Skoda dankbar die technische vorlage der Wolfsburger Konzernmutter aufnimmt, um dann davon mit bescheidenen, aber gut dosierten Mitteln ein eigenes Modell abzuleiten. Der Skoda ist in dieser These das etwas einfachere VW-Modell für Fahrer, die sich nicht das Original leisten können – oder wollen.
Skoda Fabia 2014: Erster Vergleich mit dem VW Polo
Dumm nur, dass sich Skoda bereits seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr an dieses einfache Strickmuster hält und stattdessen den Begriff „Plattform“ ziemlich frei und frech interpretiert: Man nimmt die guten Stücke aus dem Konzernregal zwar mit, baut dann aber keinen Polo, Golf, Passat oder Tiguan mit Skoda-Markenemblem, sondern entwickelt ziemlich eigenständig und unwiderstehlich mitreißende Funktions/Emotions-Modelle, die sich von den Wolfsburger Entwürfen spannend unterscheiden.
Auch beim neuen Fabia funktioniert dieses System perfekt: Er ist kein Polo in Skoda-Uniform, sondern er verwendet die passenden Elemente aus dem Konzernfundus, um einen ultramodernen Kleinwagen auf die Räder zu stellen, der sehr schneidig aussieht, Funktion in hoher Dosierung bietet und darüber hinaus so appetitlich angerichtet ist, dass man eigentlich kaum an diesem attraktiven Kerl vorbeikommt.
Chefdesigner Jozef Kabaň hat allen Grund, seinem jüngsten Kind mit stolz geschwellter Brust nachzusehen. Der Fabia wirkt ungemein frisch und muskulös, die aufwändig in bis zu sechs Press-Schritten gefalzten Karosseriebleche (von wegen einfache Mittel …) verbinden sich zu einem prägnanten und dynamischen Ganzen. Dazu bietet Skoda ein Füllhorn an verschiedenen Farb- und Ausstattungs-Optionen, die beinahe mit so bunten Hunden wie BMWs Mini mithalten können – wer da in den VW Polo-Katalog schaut, genießt höchstens gutbürgerliche Hausmannskost.
Der Fabia ist aber nicht nur hübsche Tapete, sondern er gefällt auch durch eine Detailverliebtheit, die man im Polo vergeblich sucht: Von den griffigen Lüftungseinstellern über kleine Netztaschen an den Vordersitzen, die hohe Wertigkeit oder das große Panorama-Dach bis hin zu so unterschätzten Details wie die gut zugänglichen Isofix-Halterungen der Fondsitzbank lässt der Skoda den VW eher wie braven Durchschnitt aussehen, statt ihn als Funktions-Maßstab zu bestätigen.
Der Fabia wirkt übersichtlicher, sein Kofferraum ist etwas größer, und die Motoren sind exakt dieselben wie im Polo. Daneben teilt er sich mit seinem Wolfsburger Cousin die aktuellsten Assistenzsysteme und moderne Connectivity-Features. Allerdings kostet er deutlich weniger als der VW, was durch die Tatsache verstärkt wird, dass für den Polo immer noch die Fünftürer-Option (800 Euro) mitgebucht werden muss, um dem prinzipiell viertürigen Fabia zu entsprechen. Sie sparen sich die zwei Extra-Türen gern? – Macht nichts, der Fabia 2014 ist immer noch wesentlich billiger.
Sein 15 Millimeter kürzer Radstand ist ganz bestimmt nicht die bestimmende Ursache dafür, aber der Fabia setzt dieser sympathischen Vorstellung dann auch noch bei der ersten Ausfahrt die Krone auf: So handlich und agil wie der Kleine aus Mlada Boleslav um die Ecken fegt, hat der Polo alle Räder voll zu tun, um dem respektlos angasenden Frischling Paroli bieten zu können. Schönes Lenkungs-Feedback, viel Präzision, angenehme Verbindlichkeit sowie gut vorhersehbare Reaktionen freuen Dynamiker und beruhigen Sicherheitsfanatiker.
Dass die Skoda-Mannschaft hier mit breiter Brust bereits einen Mini ins Visier nimmt, mag dann möglicherweise doch etwas zu ambitioniert sein. Allerdings rollt der neue Fabia tatsächlich sehr frisch und bietet daneben auch noch einen sehr überzeugenden Abrollkomfort, den allzu sportliche Konzepte oft vermissen lassen.
TECHNIK |
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SKODA FABIA 1.4 TDI |
VW POLO 1.4 TDI | |
Motor | 3-Zylinder, Vierventiler, Turbodiesel, Partikelfilter | 3-Zylinder, Vierventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 1422 cm3 | 1422 cm3 |
Leistung | 77 kW / 105 PS bei 3500 /min | 77 kW / 105 PS bei 3500 /min |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 1750 - 2500 /min | 250 Nm bei 1750 - 2500 /min |
Getriebe | 5-Gang-Schaltgetriebe | 5-Gang-Schaltgetriebe |
L/B/H | 3992/1732/1452 mm | 4064/1682/1453 mm |
Radstand | 2455 mm | 2470 mm |
Leergewicht | 1165 kg | 1165 kg |
Kofferraumvolumen | 330 - 1150 l | 280 - 952 l |
0-100 km/h | 10,1 s1 | 9,9 s3 |
Höchstgeschwindigkeit | 193 km/h1 | 194 km/h3 |
EU-Verbrauch | 3,5 l D/100 km1 | 3,4 l D/100 km3 |
CO2-Ausstoß | 90 g/km1 | 90 g/km3 |
Grundpreis | 18.620 Euro2 | 20.200 Euro4 |
2 ab Ausstattunglinie Ambition
3 Werksangabe für BlueMotion Technology-Version
4 ab Ausstattunglinie Highline, Viertürer
Autsch! Ob das wieder Stress im Konzern gibt? Mit dem neuen Fabia beweisen die tschechischen Entwickler erneut, dass sie tolle Autos bauen können und hungrig auf den ersten Platz sind. Der deutlich teurere Polo wirkt zwar sehr routiniert, im direkten Vergleich aber bei Weitem nicht so durchdacht und schick.
Johannes Riegsinger