Porsche Panamera Turbo im Test: Bilder und technische Daten Highway-Star
Die in unschuldigem Weiß lackierte, massig ausladende Karosserie des Porsches täuscht: Der geliftete Panamera Turbo ist ein ganz Wilder und rockt nicht nur auf der Autobahn. Einzeltest
Porsche Turbo? Klar, das ist der Top-911, gerade neu vorgestellt und traditionell der schärfste Straßensportler aus Zuffenhausen. Es gibt aber auch noch den anderen Turbo, den Großen mit den vier Türen und richtig üppig Platz für ebenso viele Personen. Der Panamera Turbo – für 17.374 Euro mehr jetzt auch als Langversion – mischt seit Jahren die Luxusklasse auf, klingt dank des optionalen Klappenauspuffs nun auch richtig böse nach Heavy-Metal-V8 und übernimmt somit die Rolle des Rockers unter den Business-Typen.
Nach dem Facelift bringt der Turbo 20 Pferde mehr zusammen, macht unterm Strich 520 PS, die nun mit etwas gemäßigteren Trinksitten auftreten. Eine bereits beim Ausrollen aktive Start-Stopp-Funktion sowie ein Doppelkupplungsgetriebe mit Zwischengangstufen, die per programmiertem Kupplungsschlupf realisiert werden, und eine Segelfunktion, die den Motor vom Antrieb abkoppelt, wenn der Fahrer ohne Gas zu geben durch die Gegend rollt – all dies führt zu einem um 1,3 Liter gesenkten Normverbrauch von 10,2 l/100 km.
Gegner? Kennt der Turbo kaum
Graue Theorie, denn im praxisnahen Test inklusive Volllastanteil sind es dann doch 14,6 Liter, was angesichts der gebotenen Fahrleistungen nicht weiter verwundert: Mit aktivierter Launch-Control düpiert der Panamera fast jeden noch so potenten Gegner beim Ampelstart innerhalb von 3,8 Sekunden. Dann ist der Allard-Porsche bereits auf Tempo 100 und enteilt auf der Autobahn mit maximal 305 km/h. Obendrein erledigt er das alles unaufgeregt, ja fast beiläufig.
Die modifizierte adaptive Dämpfung arbeitet nun noch etwas sensibler, sodass der Porsche Panamera Turbo zwar immer noch nicht zu den sanftesten Vertretern der Luxusklasse gehört, aber zu denen mit der größten Bandbreite an Komfort und Dynamik. So ruhig und gelassen liegt kein anderer Luxusliner, wo-bei es eigentlich egal ist, ob die Kombination aus grob skaliertem Zeiger- und exaktem Digital-Tacho gerade 100, 200 oder 300 km/h anzeigt. Kein Zappeln im Fahrwerk, kein Zucken in der Lenkung – der Business-Porsche zieht einfach stur seine vom Fahrer über die exakte Lenkung vorgegebene Bahn. Wechselt die Szenerie vom breiten Asphaltband hin zu kurvigen – wegen der üppigen Abmessungen bitte nicht zu engen – Landstraßen, übernimmt der Panamera bereitwillig die Rolle des hyperagilen Supersportlers.
Und dafür muss man noch nicht mal unbedingt in den Sport Plus Modus wechseln, der die Getriebesteuerung des Doppelkupplungsgetriebes (PDK), Dämpfer, (PASM), ESP (PSM), die aktive Wankstabilisierung (PDCC) sowie die Gasannahme in Richtung Rennstrecke beeinflusst. Wer das volle Programm an Dynamik und Komfort ausschöpfen will, kommt mit dem Grundpreis von 145.990 Euro freilich nicht hin. Allein die Karbon-Keramik-Bremse (PCCB) kostet 8509 Euro, von der aktiven Wankstabilisierung (4701 Euro) und weiteren Hightech-Luxusartikeln ganz zu schweigen. Aber Superstars bucht man nun mal nicht zum Dumpingpreis.
Der geliftete Porsche Panamera Turbo nimmt unter den Luxuskarossen als Supersportler eine Sonderstellung ein. Das gilt auch für den exorbitanten Preis
Jürgen Voigt