Der Porsche 911 (964) Der Porsche 911 Carrera 2 und 4 der Generation 964 lockt die Fans der luftgekühlten Elfer mit begeisternder Fahrdynamik und vergleichsweise erschwinglichen Marktpreisen. Unser Ratgeber klärt, worauf man beim Kauf achten sollte!
Gegen Ende der 80er-Jahre blickte Porsche auf einen seit 15 Jahren im Wesentlichen kaum verändert produzierten 911 zurück. Mit der neuen Baureihe Porsche 911 (964) brachte der Sportwagenbauer 1988 einen umfangreich überarbeiteten Elfer. Mehr als 80 Prozent der Bauteile des neuen 964 waren neu entwickelt worden. Unter dem Blechkleid hatte der Fortschritt Einzug gehalten, beispielsweise in Form eines komplett neuen Fahrwerks, einer Servolenkung oder eines Anti-Blockier-Systems. Wer wollte, konnte sogar auf Allradantrieb zurückgreifen.
Für Diskussionen sorgte indes die Hauptänderung an der Karosserie in Gestalt der wuchtigen Stoßfänger. Doch diese waren integrierter Bestandteil einer umfangreichen aerodynamischen Überarbeitung. Im Verein mit einer Neugestaltung des Unterbodens und einem automatisch per Elektromotor bei 80 km/h aus- und bei 10 km/h wieder einfahrendem Heckspoiler bedeutete das nicht nur eine gesteigerte Höchstgeschwindigkeit, sondern vor allem auch eine deutliche Reduzierung des Auftriebs und damit ein verbessertes Fahrverhalten bei hohen Tempi. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Ratgeber: So einen Porsche 911 (964) kaufen
Zunächst 1988 als Carrera 4 mit Allradantrieb angeboten, folgte im Jahr darauf mit dem Porsche 911 Carrera 2 die heckgetriebene Version. Auch motorseitig legte der 964 gegenüber dem Vorgänger zu. Vormals mit 3164 Kubikzentimeter Hubraum ausgestattet, wurde der 964 nun mit 3600 Kubik ins Rennen um die Gunst der Kundschaft geschickt. Gegenüber den letzten, 217 PS (160 kW) starken 3,2-l-Modellen nahm sich das neue 250-PS-Aggregat (184 kW) spürbar temperamentvoller aus. Zwar bildete der luftgekühlte Sechszylinder-Boxer mit Trockensumpfschmierung und Kipphebeln für die Ventilbetätigung nach wie vor die Basis, doch erhielt der 3,6-l nun Doppelzündung sowie eine digitale Motorelektronik (DME) mit je einer integrierten Klopfregelung pro Zylinderreihe.
Diese Änderungen schlugen sich nicht nur in verbesserter Leistung und optimiertem Abgasverhalten, sondern auch in geringerem Verbrauch nieder. Letzteres erlaubte die Verringerung des Kraftstoffvorrats von vorher 80 auf 77 l. Auch das Interieur wurde – wenngleich behutsam – modifiziert. Es gab eine neue Mittelkonsole mit kürzerem Schalthebel sowie im Cockpit Durchlichttechnik, also von hinten beleuchtete Instrumente. Außerdem wurde der 911 Carrera 2 von 1989 an gegen Aufpreis mit einem Vierstufen-Automatikgetriebe – der Tiptronic – angeboten, wenngleich zahlreiche Elfer-Fahrende nach wie vor auf das manuelle Fünfgang-Getriebe schwören. Fraglos bietet besonders der handgeschaltete 964 Carrera 2 für sehr sportlich orientierte Elfer-Fans, die nicht unbedingt Wert auf die letzten technischen Innovationen legen, eine prima Basis für extrem viel Fahrspaß ohne Reue.
Der 964 war schon bei seiner Premiere ausgereift
Technisch ausgereift waren sowohl der 964 Carrera 2 als auch der Carrera 4 bereits bei ihren Premieren. Sie verfügten über eine charaktervolle Technik und saubere Verarbeitung, die schon die Vorgängermodelle auf der Erfolgswelle schwimmen ließ. So war die Karosserie aus beidseitig feuerverzinktem Stahlblech bestens gegen Korrosion geschützt, und die bis dahin oft kritisierte Heizungsanlage war einer nun voll befriedigenden Lösung gewichen. Im Laufe der Jahre flossen zudem einige Verbesserungen ein, die den 964er heute zu einem durchaus lohnenden Kaufobjekt machen.
Für das Modelljahr 1991 wurde beispielsweise das Wechselintervall der Zündkerzen auf nunmehr 40.000 km angehoben. Außer geänderten Kolben erhielt der 964 damals zudem neue Zylinderkopfdichtungen. Fahrwerksseitig erhöhte Porsche den Durchmesser des hinteren Stabilisators auf 20 mm. Im darauffolgenden Jahr reduzierte Porsche den Umfang der Erstinspektion um den Öl- und Filterwechsel und auch die aufwändige und damit teure Kontrolle des Ventilspiels wurde gestrichen. Dafür trug die Porsche 964 des 1992er Modelljahres nun 16-Zoll-Räder im sogenannten Cup-Design sowie neue Außenspiegel, ebenfalls im Cup-Design. Außerdem wurden der Zündverteiler, das Zweimassenschwungrad und die Lenkung optimiert.
Angebot an 964ern vielfältig
Mit dem 92er Jahrgang kam auch der sehr sportlich ausgelegte Carrera RS mit 260 PS (191 kW) auf den Markt. Technische Änderungen im darauffolgenden Modelljahr 1993 waren zum Beispiel FCKW-freies Kältemittel für die Klimaanlage sowie DOT-4-200-Hydraulikflüssigkeit für die Bremsanlage, die nur noch alle drei Jahre gewechselt werden musste. Die Tiptronic-Fahrzeuge erhielten zudem eine Key-lock-Einrichtung, die das Abziehen des Zündschlüssels nur in der Wählhebel-Stellung "P" gestattete. Das Shift-lock-System wiederum ließ das Einlegen einer Fahrstufe von den Wählhebel-Stellungen "P" und "N" aus nur dann zu, wenn gleichzeitig die Fußbremse betätigt wurde. Vom Carrera 2 wurden von 1989 bis 1993 insgesamt 18.219 Coupés, 3534 Targas und 11.013 Cabriolets gebaut. Vom Carrera 4 entstanden von 1988 bis 1993 insgesamt 13.353 Coupés, 1329 Targas und 4802 Cabriolets.
Verglichen mit anderen Generationen des luftgekühlten Elfers bescheren die relativ hohen Fertigungszahlen ein gutes Angebot auf dem Klassikermarkt. Doch auch für die 964-Modelle gilt: Ein gutes Auto kostet gutes Geld und ein vermeintliches Schnäppchen kann mit einer Reihe von Mängeln durchaus zum Groschengrab werden. Die Empfehlung daher: Lassen Sie sich nicht von einer geringen Laufleistung blenden, denn viel wichtiger als der Kilometerstand sind Unfallfreiheit, eine regelmäßige, sauber dokumentierte Wartung und nur wenige Vorbesitzer:innen. Dann verspricht ein 964 Elfer-Genuss ohne Reue – für viele hunderttausend Kilometer.
Kauftipps zum Porsche 911 (964)
Der Porsche 911 (964) darf als klarer Kauftipp gelten, wenn Porsche-Fans einen (angehenden) Oldtimer kaufen möchten. Solide Technik, begeisternde Fahrdynamik und das unnachahmliche Elfer-Feeling des luftgekühlten Boxers sind seine großen Stärken. Dennoch gilt es achtsam zu sein. Versteckte Unfallschäden oder ein Wartungsstau können die Freude rasch verderben. Nicht zu vergessen sind die nicht unerheblichen Unterhaltskosten, über die man sich bei der Anschaffung im Klaren sein sollte. Im Gegenzug gibt es mit dem Porsche 911 (964) dafür aber auch einen der besten luftgekühlten Elfer, die je gebaut wurden.
Karosserie
Die vollverzinkte Karosserie lässt der braunen Pest beim Porsche 911 (964) erfreulicherweise nur wenige Chancen. Dennoch lohnt ein Blick hinter die Stoßfänger sowie in den Motorraum, denn die Motorverblechung weist mitunter Korrosion auf. Ebenso gilt es, die Rahmen von Front- und Heckscheibe zu kontrollieren. Auch hier kann sich Rost einnisten. Ansonsten gilt es vor allem, auf gleiche Spaltmaße an Hauben und Türen zu achten, ebenso auf sauber sitzende Keder. Die Unterbodenverkleidung aus Kunststoff sollte weitestgehend frei von Schrammen sein.
Technik
Die Mechanik des Porsche 911 (964) ist sehr robust und bei vorschriftsmäßiger Pflege hält das 3,6-l-Triebwerk locker 300.000 km und mehr. Insbesondere gilt es jedoch auf Ölundichtigkeiten an Motor (Ventildeckel), Getriebe und der Verschlauchung des Ölkreislaufs zu achten, ebenso auf ausgeschlagene Fahrwerkskomponenten sowie eingerissene Gummimanschetten an Stoßdämpfern und Antriebswellen. Mitunter können Elektronikprobleme auftreten.
Ersatzteile
Die Ersatzteilversorgung für den Porsche 911 (964) ist gut. Mehr und mehr kümmert sich Porsche Classic darum, nicht mehr lieferbare Bauteile wie beispielsweise den Getriebedeckel nachzufertigen. Für Fahrende klassischer Porsche lohnt daher das regelmäßige Studium der Porsche Classic Website und des Katalog-Magazins "Originale", wo über Teile-Neuauflagen informiert wird. Vorsicht ist hingegen bei Ersatzteilen freier Hersteller geboten. Mitunter mangelt es hier an der Passgenauigkeit und Qualität, etwa bei den Ventildeckeln.
Kosten
Die Technik des Porsche 911 (964) geht bei Wartung und Instandsetzung mit einem erheblichen Zeitaufwand einher. Zusammen mit den Teilepreisen können hier hohe Kosten entstehen.
Technische Daten Porsche 911 (964) Carrera 2, 4 und RS
Classic Cars | 911 Carrera 4 Coupé | 911 Carrera 2 Cabriolet | 911 Carrera RS |
Zylinder/Ventile pro Zylinder | B6/2 | B6/2 | B6/2 |
Hubraum | 3600 cm³ | 3600 cm³ | 3600 cm³ |
Leistung | 184 kW/250 PS bei 6100/min | 184 kW/250 PS bei 6100/min | 191 kW/260 PS bei 6100/min |
Maximaler Drehmoment | 310 Nm bei 4800/min | 310 Nm bei 4800/min | 325 Nm bei 4800/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Gang; Allradantrieb | 5-Gang; Hinterradantrieb | 5-Gang; Hinterradantrieb |
Beschleunigung (0 - 100 km/h) | 5,7 Sekunden | 5,7 Sekunden | 5,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 260 km/h | 260 km/h | 260 km/h |
Leergewicht | 1450 Kilogramm | 1350 Kilogramm | 1220-1320 Kilogramm |
Verbrauch | 11,8 l/ 100 Kilometer | 11,5 l/ 100 Kilometer | 11,0 l/ 100 Kilometer |
Bauzeit | 1988-1993 | 1989-1993 | 1991-1992 |
Preis (Jahr) | 114.500 Mark (1988) | 103.500 Mark (1989) | 145.450 Mark (1991) |
Stückzahl | 13.353 | 11.013 | 2282 |
Persönliche Vorlieben entscheiden beim Kauf eines Porsche 911 (964) auch pro oder contra Carrera 2 oder 4. Die agilere Fahrmaschine ist der Hecktriebler in jedem Fall – aber eben auch die fahrerisch anspruchsvollere. Insbesondere auf rutschigem Untergrund erfordert der 911 Carrera 2 konzentriertere Zuwendung. Dem Fahrspaß tun die vergleichsweise hohen Fertigungszahlen bekanntlich keinen Abbruch. Sie sind vielmehr ein Thema für Sammelnde mit Hang zu Wertanlage und Exklusivität. Wer große Fahrdynamik zu noch vertretbaren Preisen sucht, ist mit einem Porsche 911 Carrera 2 oder 4 jedenfalls bestens bedient.