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Peugeot Oxia (1988): Supersportler mit Le-Mans-Genen

Der intergalaktische Oxia

Tim Neumann Redakteur
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Der Peugeot Oxia von 1988 hätte mit Le-Mans-Genen und Sci-Fi-Features Ferrari und Lamborghini überschatten können. Stattdessen raste der Supersportler mit knapp 350 km/h zurück auf die dunkle Seite des Mondes.

Wer sich ein wenig mit der Marke Peugeot und ihrer Konzeptfahrzeuge beschäftigt, gelangt schnell zu einer Erkenntnis. Egal, wie aufsehenerregend Quasar, 907, Onyx oder 607 Féline auch waren – auf tosenden Applaus an den Messeständen folgte: nichts. Man hatte Markenfans den Mund wässrig gemacht und sie danach damit abgespeist, dass man die Designs in die Linien neuer Modelle integrieren würde. Auf dem Pariser Autosalon 1988 muss es sich dennoch etwas anders angefühlt haben. Stand dort doch ein Mittelmotor-Projektil, das aussah, als hätte es gerade den Sieg beim Grand Prix des Todessterns eingefahren. Und trotz unzähliger Sci-Fi-Features wirkte er, als könnte er schon im nächsten Jahr auf die Straße gelangen und den Ferrari F40 alt aussehen lassen, den Lamborghini Countach sowieso. Beim Peugeot Oxia handelte es sich nämlich nicht um einen mürben Blender, sondern um einen voll fahrfähigen Prototypen.

Gérard Welter, Vater des Peugeot 205 und späterer Peugeot-Designchef sowie Rennwagenkonstrukteur in seinem eigenen Rennstall WM, zeichnete für den Peugeot Oxia verantwortlich. Er entwarf ein Alu-Chassis, über das eine Karosserie aus Kohlefaser und Kevlar gestülpt wurde. Die Marke bereitete sich gerade auf den Einstieg bei den 24h von Le Mans mit dem 905 vor, der 1992 und 1993 an der Sarthe siegen sollte. Bereits 1988 untermauerte der werksunterstützte WM P88 mit dem ewigen Geschwindigkeitsrekord von 407 km/h auf der Mulsanne-Geraden das Potenzial der Peugeot-Motoren. Der schon 1975 eingeführte PRV-V6 verrichtete sonst vor allem in unzähligen Mittel- und Oberklasseautos von Peugeot, Renault und Volvo seinen Dienst. Im P88 und auch im Oxia wurde das kompakte Aggregat über eine Bi-Turbo-Aufladung unter Druck gesetzt. So waren im Rennwagen 910 PS (669 kW) und im straßentauglichen Prototypen immerhin noch 680 PS (500 kW) bei weit über 8000 Umdrehungen und 984 Nm drin.
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Peugeot Oxia (1988) mit Le-Mans-Genen

Diese Power reichte immer noch, um alle Supersportler der nächsten zehn Jahre zu überflügeln. Viel schwerer wog beim Peugeot Oxia aber das Thema Fahrbarkeit. Damit sich beim Zünden der Turbos nicht sofort die hinteren 285er-Pneus in Schall und Rauch auflösten, setzte die im Rallyesport dominante Firma auf Allradantrieb. Sogar eine Allradlenkung passte noch in das 1374 kg schwere Package. Derart gerüstet, sprintete der Oxia in etwa fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte 290 km/h Spitze. So viel zumindest zu den offiziellen Schätzwerten. Auf dem Hochgeschwindigkeitsoval von Nardo erlebten deshalb sowohl die geladenen Gäste als auch Peugeot selbst ihr blaues Wunder, als die silberne Flunder das Landstraßentempo nach 3,6 s riss und erst kurz vor der 350-km/h-Marke Halt machte.

Wer es einmal über die breiten Schweller des Peugeot Oxia geschafft hatte, fand sich keinesfalls in einem schweißtreibenden Renncockpit wieder. Im Gegenteil: Der mit Leder und Alcantara ausstaffierte Innenraum erinnerte eher an ein Spaceshuttle als an einen Le-Mans-Rennwagen. Die intergalaktische Modellbezeichnung, die die Mars-Region "Oxia Palus" zitierte, war hier Programm. An Bord befand sich nicht nur ein Telefon, mit dem E.T. hätte nach Hause telefonieren können, sondern auch ein für damalige Verhältnisse geradezu futuristischer Bordcomputer mit Clarion-Hi-Fi-Anlage inklusive CD-Spieler, Navi und einer Klimaanlage, die bei ausgeschaltetem Motor von 18 vor der Frontscheibe befindlichen Solarzellen betrieben wurde. Zu den weiteren Highlights gehörten der sich automatisch je nach Geschwindigkeit justierende Heckspoiler sowie Reifendrucksensoren, die den Oxia im Falle von Schäden selbstständig einbremsten.

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Der Supersportler, den niemand besitzen kann, kostete 120.000 Euro

Obwohl Peugeot sogar zwei Oxia fertigte, kam, was kommen musste: Still und heimlich verschwanden die Prototypen ins Werksmuseum. Wer in Gedenken an den Mittelmotor-Boliden einen Peugeot 405 T16 oder 605 V6 kaufte, war vom Oxia immer noch so weit entfernt wie die Erde vom Mars. Nur ein einziger glücklicher Fan kam je in den Genuss, den Wagen zu ersteigern, den laut dem Peugeot-Werbeslogan "Jeder haben möchte, aber niemand besitzen kann". 2009 versteigerte die Marke eine Auswahl ihrer Museumsschätze. Der Hammer für die französische Sci-Fi-Kapsel fiel bei 120.000 Euro. Im gleichen Jahr gewann Peugeot auch zum bislang letzten Mal die 24h von Le Mans.

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