Opel Astra Impuls: Der Blitz, der in die Zukunft stromerte
Dieser elektrische Astra war seiner Zeit voraus
Als erschwinglicher Youngtimer, und mittlerweile auch Oldtimer, hat der seelige Astra F es nun bis zum Klassiker gebracht. Zeit also, einen Blick zurück auf die elektrisierenden Studien des Opel Impuls-Programms zu werfen: den Opel Astra Impuls II und III.
Die automobile Elektrifizierung ist ein alter Hut. Seit vielen Jahrzehnten versuchten Hersteller wie Opel das Konzept in der Großserie umzusetzen. Denn bis zum Opel Corsa-e lagen diverse Studien und Versuchsträger, die das emissionslose Fahren nach vorne bringen sollten. Bei den Rüsselsheimer:innen sollte vor allem das Impuls-Programm für viele Erkenntnisse in der Forschung an Elektrofahrzeugen bringen. Nachdem bereits der Opel Elektro-GT in den frühen 70er-Jahren mit dem Enkel des Firmengründers, Georg von Opel, am Steuer sechs Elektroauto-Weltrekorde aufstellte, war es 1990 an der Zeit, voranzuschreiten. Den Anfang der neuen Elektrokampagne machte der Opel Impuls I, der auf Basis des Opel Kadett E fußte. Ein 16 kW (22 PS) starker Gleichstrom-Nebenschlussmotor samt Nickel-Cadmium-Batterie sorgte für eine Reichweite von 80 km und eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Opel Corsa Electric (2023) im Fahrbericht (Video):
Der Opel Astra Impuls stromert in die Zukunft
Praxistauglicher wurde das Impuls-Programm jedoch erst mit dem Opel Astra Impuls II im Jahr 1991, der sich den frisch vorgestellten Astra F Caravan zunutze machte. Der sorgte mit allerhand Innovationen für einen ordentlichen Schritt in der bezahlbaren Mobilität der 90er. Sicherheitsausstattung wie das "Opel Safety System" mit Doppelrohr-Verstärkungen in den Türen sollten die Menschen beim Seitenaufprall schützen, das "Multi Info Display" fasste als erste Anzeige weltweit Radio, Bordcomputer und Kontrollhinweise in einem Display zusammen.
Als moderne und fortschrittliche Plattform sollte er also als Technologieträger der Entwicklung alternativer Antriebskonzepte dienlich sein. Die Technik borgte sich der Impuls II von der General Motors Studie Impact, die 1990 als kleines E-Sportcoupé für Aufsehen sorgte. 32 Blei-Säure-Batterien, die in Verbindung mit zwei Drehstrom-Asynchron-Motoren für eine Leistung von rund 85 kW (115 PS) sorgten, brachten den kompakten Kombi voran. Das reichte für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h und eine Reichweite von rund 70 km. Doch hier sollte noch lange nicht Schluss sein.
Auch interessant:
Rüsselsheim startet den ersten Elektro-Großversuch
Die Studie war so vielversprechend, dass Opel die Idee weiter entwickelte und sich schließlich 1993 dazu entschied, den ersten Elektroauto-Großversuch ins Leben zu rufen. Dazu entschlossen sich die Techniker:innen, den Impuls II weiterzuentwickeln: der Opel Astra Impuls III war geschaffen. Mit ihm ging die Marke mit dem Blitz mit einer Produktion von insgesamt zehn Exemplaren in die Kleinserie. Die Impuls III-Flotte wurde für den Testbetrieb auf die Insel Rügen verbracht, um sich wie andere Hersteller an einem vierjährigen Testprogramm zu beteiligen. Um aussagekräftige Resultate zu erhalten, wurde das Testfeld Opels durch gemischte Batterievarianten diversifiziert.
Fünf der Opel Astra Impuls bezogen ihre Energie mithilfe einer Nickel-Cadmium-Batterie, die für 45 kW (61 PS) sorgte. Eine Natrium/Nickelchlorid-Hochenergiebatterie speiste die restlichen fünf Exemplare des Elektro-Astra F, die über eine Leistung von 42 kW (57 PS) verfügten. Die Leistungsdaten waren somit ebenfalls gewachsen: 120 km/h Höchstgeschwindigkeit waren bei einer Reichweite von 160 km drin. Den Vortrieb an die Räder brachte bei allen Exemplaren ein Drehstrom-Asynchron-Motor. Das Experiment wurde schließlich 1997 beendet. In vier Jahren hatte die zehnköpfige Astra F Impuls III-Testflotte beachtliche 350.000 km zurückgelegt. Die Resonanz war überaus positiv. Der Opel Astra Impuls III stand seinem konventionellen Verbrennerpendant weder in Platzangebot noch Zuladung nach.
Produkte für den Klassiker:
Wie ging es für den Opel Astra Impuls weiter?
Zur Serienreife des Elektroantriebes im Hause Opel sollte es allerdings noch rund 14 Jahre dauern. Der 2011 vorgestellte Opel Ampera machte sich neben Elektromotor auch einen Range-Extender zunutze, um zwischen 40 und 80 km rein elektrisch zurücklegen zu können. Ein Jahr später heimste der auch prompt den Titel des "Europäischen Auto des Jahres 2012" ein. 2017 gewann der vollelektrische Opel Ampera-e mit einer WLTP-Reichweite von 432 km das "Goldene Lenkrad" in der Klein- und Kompaktwagenklasse. 2020 löste schließlich der Corsa-e den Ampera ab und führte das Erbe des Opel Impuls-Programms in die Gegenwart fort. Doch wo sind die Versuchsträger von einst geblieben? Heute erinnern der Opel Kadett Impuls I und der Opel Astra Impuls II als stumme Zeugen und fester Bestandteil der Opel Classic-Sammlung im Rüsselsheimer Stammwerk an die Pionierleistung der elektrifizierten Blitze.