Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi im Test Verlässliche Größe
Das klassische Flaggschiff der deutschen Ford-Werke ist und bleibt ein geräumiger Kombi. Diese Tradition pflegt auch der neue Mondeo Turnier, der in seinem Segment ganz vorn mitfährt. Test
Die Zeiten, als allein die Größe zählte, sind vorbei. Das Kofferraumvolumen zum Maß der Dinge zu erheben, galt vielleicht bis vor ein paar Jahren mal als Maxime im Kombisegment, doch heute zählen hier auch andere Werte.
Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCI - Diesel-Kombi im Test
Mit 500 bis 1630 Litern spielt der neue Ford Mondeo, der in der gerade angelaufenen vierten Generation ebenfalls bei uns am liebsten als Kombi namens Turnier geordert wird, weit vorn mit. Den einen oder anderen Liter an Ladevolumen nun zum kaufentscheidenden Kriterium zu erheben, hilft also hier nicht weiter.
Eher schon der Blick auf das technische Equipment des neuen Flaggschiffs in der deutschen Ford-Flotte. Ein Blick allein reicht da allerdings nicht, um die ganzen Neuerungen zu erfassen. Erst nach gründlichem Studium der Preislisten, Prospekte und Online-Medien bekommt der Mondeokunde so in etwa eine Vorstellung, was nun wirklich neu ist am neuen Mondeo.
Eigentlich alles, könnte die Zusammenfassung lauten, denn nüchtern betrachtet hat der Kölner nichts mehr mit dem Vorgänger zu tun, sondern basiert auf dem in den USA schon länger verkauften Ford Fusion.
Ford Mondeo: Hohe Sitzfläche erleichtert Ein- und Ausstieg
Trotz neuer Plattform mit komplett neuem Hinterachs-Layout – die bewährte „Schwertlenkerachse“ hat inzwischen ausgedient – bietet auch die vierte Ford Mondeo-Generation ihren Passagieren reichlich Platz und Komfort, ist aber auch ein besonders auf die Bedürfnisse des Fahrers zugeschnittener Kombi. Driveability heißt das Zauberwort, unter dem Ford alles zusammenfasst, was das Fahren für den Piloten angenehmer macht und die innige Verbindung zum Auto ördert. Das merkt der Fahrer bereits beim Einsteigen.
Ohne große Verrenkungen landet man bequem auf einer recht hohen Sitzposition, die einen guten Überblick über die mit einer Länge von 4,87 Metern ziemlich ausladende Karosserie bietet, wenngleich die Fensterflächen hinten etwas größer sein dürften.
Es mag zwar Kombis geben, die ihren Fahrer auf sportliche Weise mehr ins Auto integrieren als der Mondeo, die gute Ergonomie eines geordneten Arbeitsplatzes inklusive ausreichend großer praktischer Ablagen spricht auf alle Fälle für den Ford. Handlungsbedarf bestand bei der Neugestaltung der Bedienung, die im Vorgänger so manchen Benutzer stirnrunzelnd zurückließ. Heute ällt sofort der große, gut erreichbare Touchscreen ins Auge, mit dessen klar gestalteter Bedienoberfläche sich viele Funktionen steuern lassen.
Über die vier Hauptkapitel Navigation, Entertainment, Klimatisierung und Telefon gelangt man schnell in die logisch aufgebauten Unterkapitel. Zweites zentrales Bedienelement ist das Kombiinstrument, das zwar auf den ersten Blick einen klassischen Tacho und Drehzahlmesser beherbergt, im Grunde aber ein vielfarbiges, hochauflösendes TFT-Display mit mehreren Anzeigefeldern ist.
Neben Bordcomputer und der Anzeige für die üblichen Warnhinweise lassen sich hier alle im Fahrbetrieb relevanten – zum Teil aufpreispflichtigen – Funktionen verwalten, etwa die Wahl des Fahrwerksmodus (Normal, Komfort, Sport) sowie die Einstellung der diversen Fahrerassistenzsysteme wie Spurhalte-, Toter-Winkel-, Einpark-Assistent, adaptive Abstandsregelung, Müdigkeitserkennung, Aufahrwarnung, Verkehrszeichenerkennung und mehr.
Es ist übrigens gar nicht so einfach, die Vielzahl der erwähnten Assistenzsysteme sinnvoll zu kombinieren, da sie zum Teil einzeln, zum Teil nur in Kombination mit bestimmten Ausstattungslinien oder in diversen Paketen angeboten werden. Das Studium der komplexen Preisliste können wir an dieser Stelle nicht ersetzen, dennoch hier ein paar Empfehlungen zur Ausstattung:
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Grundsätzlich sollte man statt der Basis Trend lieber den Mondeo Titanium wählen, der zwar 3000 Euro mehr kostete, dafür unter anderem Fahrspur-, Fernlicht- und Verkehrszeichenassistenten Bord hat. Hinzu kommen das SYNC 2-Bediensystem inklusive Spracherkennung und Touchscreen sowie bequeme Sportsitze, Geschwindigkeitsregelanlage, Licht- /Regensensor und 17-Zoll-Alu-Räder.
Darauf aufbauend empfiehlt sich das Technologie-Paket für 750 Euro, das den City-Notbremsassistenten Active City Stop enthält sowie den Toter-Winkel-Assistenten und die innovativen Gurtairbags hinten, die bei einem Aufprall ihre Fläche vergrößern und damit die Belastung für den Körper mindern. Nicht missen möchte man zudem die adaptiven Voll-LED-Scheinwerfer (1250 Euro).
Deren Ausleuchtung passt sich den äußeren Bedingungen und dem Fahrbahnverlauf an, obendrein peppen die markanten Lichter das ohnehin gelungene Design des Mondeo nochmals auf.
Kultivierter Zweiliter-Turbodiesel mit strammen 180 PS
Den Test absolviert der Mondeo Turnier als 2.0 TDCi in der starken 180-PS-Ausführung, die es in der Trend-Ausstattung ab 32.450 Euro gibt. In der empfehlenswerten Titanium-Version sind es 35.450. Euro. Dafür bekommt man einen sehr kultiviert und nach Euro-6-Norm schadstofarm laufenden Zweiliter-Vierzylinder-Turbodiesel, dessen leicht brummiges, aber nie aufdringliches Laufgeräusch nur entfernt an das eines Diesels erinnert.
Ab 2000 Touren kommt der Turbo auf Trab und sorgt für kräftigen Durchzug. Bei niedrigeren Drehzahlen könnte er jedoch – trotz variabler Turbinengeometrie – etwas spontaner aufs Gas reagieren.
Die guten Fahrleistungen sprechen jedoch ebenso für den Diesel wie der praxisgerechte Testverbrauch von 6,9 l/100 km. Zusammen mit der präzisen Schaltung und der exakten Lenkung entwickelt der große Kombi durchaus Kurventalent, bleibt stabil auf Kurs, lenkt bei Lastwechseln locker über die Hinterachse mit, verliert aber nie die Kontrolle.
Selbst wenn das ESP mutwillig abgeschaltet wird, bleibt es als Retter in der Not im Hintergrund aktiv. Harmonisch ins Bild passen da die gut dosierbaren Bremsen, die sich auch unter Dauerbelastung als standhaft erweisen.
Trotz der durchaus sportlichen Talente des Ford bewegt sich die Federungsabstimmung zwar im straffen, aber stets gut kontrollierten Bereich. Nur im Stadtverkehr poltert der Mondeo etwas gefühllos über Kanaldeckel und Querfugen hinweg. Besser wird das im Komfortmodus der adaptiven Dämpfer (Komfort-Paket, 2000 Euro).
Vielältige Talente bringt der neue Mondeo also mit. Und mit der elektrisch öfnenden, breiten Heckklappe sowie dem variablen, bei Bedarf über zwei Meter langen Laderaum beherrscht der Ford das Kerngeschäft eines Kombis ebenfalls.
Der neue Mondeo Turnier bietet viel Platz, Komfort und einen großen, variablen Kofferraum. Zudem vermittelt der Kombi viel Fahrpräzision auch dank der gefühlvollen Lenkung. Abgesehen vom Langsamfahrkomfort überzeugt die Federungsabstimmung ebenso wie der sparsame, kräftige, kultivierte 180-PS-Diesel, der nur im unteren Drehzahlbereich spontaner ansprechen dürfte. Für den Ford sprechen weiterhin die Verfügbarkeit zahlreicher moderner Assistenzsysteme und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis.
Jürgen Voigt