Vergleichstest - BMW X5 4.8i und Mercedes ML 500 Aus dem Vollen
Die großen SUV von BMW und Mercedes zählen zu den beliebtesten Offroadern – und das zu Recht. Beide vereinen vielseitige Karosserien mit hohem Fahrkomfort, einer erstaunlichen Dynamik und kraftvollen Motoren. Das gilt besonders für die hubraumstarken V8-Modelle
Nicht dass der bisherige ML 500 ernsthaft unter einem Leistungsmanko gelitten hätte. Immerhin 306 PS haben durchaus für eine angemessene Motorisierung gesorgt. Doch der neue, vierventilige V8 schöpft zusätzliche 82 PS aus seinem auf üppige 5,5 Liter gewachsenen Hubraum. Mit nunmehr 388 PS ist er in erster Linie eines: nämlich kräftiger als der Hauptrivale, der aktuelle BMW X5 4.8i mit seinem 355 PS starken V8.
Damit gewinnt der 500er zwar auf jeden Fall die Prestige-Wertung, doch ein SUV vom Schlag eines X5 oder ML muss weit mehr bieten als souveräne Motorleistung. Variabilität, Zugkraft, Komfort, Fahrdynamik, Preiswürdigkeit – erst die Summe aller Eigenschaften entscheidet über die tatsächliche Qualität eines Fahrzeugs. Zumal die Erwartungen der Kunden in Abhängigkeit von den Preisen steigen.
Karosserie
Angefangen bei der stattlichen äußeren Erscheinung bis hin zu einer bis ins Detail peniblen Verarbeitung hinterlassen beide Offroader einen überaus gediegenen Eindruck und eignen sich bestens selbst zu repräsentativen Zwecken. Darüber hinaus offerieren beide Kandidaten vorn und hinten luftige Platzverhältnisse. Der X5 der zweiten Generation bietet dabei spürbar mehr Innenbreite und Knieraum im Fond als sein Vorgänger. Gegen 1470 Euro Aufpreis kann er sogar mit einer dritten Sitzreihe geordert werden. Die serienmäßige Niveauregulierung verkraftet mit 524 Kilogramm Zuladung auch sieben Personen an Bord. Bloß mit dem Gepäck wird es dann eng. Angenehmer Nebeneffekt: Nur im Dreireiher entsteht durch Umlegen der Rücksitze eine ebene Ladefläche. Im Fünfsitzer liegt die vorgeklappte Lehne leicht schräg auf dem Sitzpolster.
Der ML hingegen lässt sich seit dem Modellwechsel vor zwei Jahren nicht mehr mit drei Sitzreihen ausrüsten. Doch für fünf Passagiere und deren Gepäck bietet der Mercedes beinahe genauso viel Platz wie der BMW. Eine Anhängelast von 3,5 Tonnen zusammen mit einer Stützlast von 140 Kilogramm prädestinieren den ML als Hochleistungs-Zugfahrzeug. Der lange Radstand und die serienmäßige Allradtechnik ergänzen seine Schlepper-Qualitäten ideal. Dasselbe gilt auch für den X5, der jedoch eine um 20 Kilo niedrigere Stützlast hat und der im Serientrimm nur 2,7 Tonnen an den Haken nehmen darf. Allerdings lässt er sich hier gegen 110 Euro Aufpreis auf kräftige 3,5 Tonnen bringen.
In Bezug auf ihre Bedienbarkeit erfordern beide Fahrzeuge eine kurze Eingewöhnungsphase im Umgang mit ihren Automatik-Wählhebeln: Im Mercedes sitzt der Hebel nach alter Väter Sitte rechts hinter dem Lenkrad. Tasten auf der Rückseite der Lenkradspeichen erlauben manuelle Eingriffe. Der BMW hat einen futuristisch anmutenden Joystick, der sich in zwei Ebenen bewegen lässt und außerordentlich gut zur Hand liegt.
Karosserie | Max. Punkte | BMW X5 4.8i | Mercedes ML 500 |
---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 92 | 90 |
Raumangebot hinten | 100 | 89 | 89 |
Übersichtlichkeit | 70 | 54 | 51 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 79 | 88 |
Kofferraumvolumen | 100 | 67 | 63 |
Variabilität | 100 | 53 | 40 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 53 | 57 |
Sicherheit | 150 | 109 | 106 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 174 | 172 |
Kapitelbewertung | 1000 | 770 | 756 |
Fahrkomfort
Nicht allein die Fahrleistungen empfehlen diese beiden SUV eher für eilige und lange Autobahn-Etappen als für den rauen Geländeeinsatz. Auch die hohe Laufkultur der leisen, seidig schnurrenden V8-Motoren sowie die fantastisch bequemen Sitze perfektionieren den Fahrkomfort beider SUV. Ganz zu schweigen vom gebotenen Federungskomfort, der durchaus das Niveau von Oberklasse-Limousinen erreicht.
Die Verbindung aus Luftfederung und adaptiven Dämpfern gewährleistet selbst diesen mit gut 2,3 Tonnen Leergewicht nicht eben zierlichen Autos ein geschmeidiges Abrollen. Dabei setzt sich der Mercedes sowohl leer als auch beladen noch besser in Szene als der X5. Während der ML mit der serienmäßigen Airmatic an allen vier Rädern über Luftfederbälge verfügt, hat der BMW diese nur an der Hinterachse. Dafür kontert der Münchener mit adaptiven Stabilisatoren, die zugleich für einen aktiven Wanausgleich der Karosserie sorgen (Adaptive Drive, 3290 Euro).
Zudem lassen sich bei beiden Testwagen die Dämpferkennlinien per Tastendruck beeinflussen: Im BMW X5 hat der Fahrer die Wahl zwischen Sport und Normal, im Mercedes ML sogar zwischen Komfort, Normal und Sport. Wie so oft empfiehlt sich jedoch jeweils der Normal-Modus als adäquates Setup für beinahe alle Fahrsituationen. Die Sport-Stellung erweist sich auf Dauer als unbequem, und im Komfort-Trimm neigt der ML zu leichten Taumelbewegungen, die nicht nur empfindlichen Naturen auf den Magen schlagen.
Fahrkomfort | Max. Punkte | BMW X5 4.8i | Mercedes ML 500 |
---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 128 | 122 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 82 | 77 |
Ergonomie | 150 | 125 | 120 |
Innengeräusche | 50 | 27 | 30 |
Geräuscheindruck | 100 | 65 | 69 |
Klimatisierung | 50 | 45 | 43 |
Federung leer | 200 | 144 | 151 |
Federung beladen | 200 | 138 | 148 |
Kapitelbewertung | 1000 | 754 | 760 |
Motor und Getriebe
Im Münchner gefällt die sechsstufige Automatik in Kombination mit dem laufruhigen und drehfreudigen V8 mit äußerst harmonischen Schaltvorgängen. Stets liegt zur rechten Zeit der passende Gang an. Der Wechsel in den Sport-Modus sorgt für noch spontanere Schaltvorgänge, aber diese erfolgen bereits im Standard-Modus flink genug. Manuelle Schaltmanöver sind meist überflüssig.
Die siebenstufige Automatik im ML reagiert dagegen zögerlich auf Beschleunigungsbefehle: Bisweilen verharrt das Getriebe trotzig im gewählten Gang, um anschließend unnötig heftig zurückzuschalten. Dagegen helfen nur ein äußerst sensibler Gasfuß und das Auskosten der immensen Durchzugskraft des Motors. Ferner gefällt der potente 5,5-Liter mit einem Testverbrauch von 13,2 Litern je 100 Kilometer. Zumal der 500er in lediglich 5,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h stürmt und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h erreicht. Da kann der BMW nicht mithalten: Sieben Sekunden, 242 km/h und 15,7 Liter lauten seine Eckwerte.
Alle ab Oktober produzierten X5 werden jedoch über Efficient Dynamics verfügen – ein Paket zur Verbrauchsminderung, das unter anderem aus aktiven Kühlluftklappen, rollwiderstandsoptimierten Reifen, Bremsenergie-Rückgewinnung sowie bedarfsgerecht gesteuerten Nebenaggregaten (Klimakompressor, Servopumpe und Kühlmittelpumpe) besteht.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | BMW X5 4.8i | Mercedes ML 500 |
---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 165 | 177 |
Elastizität | 100 | ||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 112 | 120 |
Getriebeabstufung | 100 | 94 | 80 |
Kraftentfaltung | 50 | 47 | 48 |
Laufkultur | 100 | 82 | 84 |
Verbrauch | 325 | 91 | 123 |
Reichweite | 25 | 9 | 13 |
Kapitelbewertung | 1000 | 600 | 645 |
Fahrdynamik
Im Sport-Modus offeriert der BMW X5 ein extrem agiles Handling. Dank seiner präzisen, direkten Aktiv-Lenkung (1300 Euro) lässt sich der Offroader spielerisch um die Kurven dirigieren. Der aktive Wankausgleich (Option), die breite 19-Zoll-Mischbereifung (ab 1870 Euro) und das nicht abschaltbare DSC (ESP) sorgen dabei für ein ebenso handliches wie sicheres Fahrverhalten.
Der Mercedes ML 500 verhält sich zwar fast genauso lammfromm, untersteuert jedoch früher und stärker als sein Rivale, was ihn im Slalom-Test deutlich zurückfallen lässt. Außerdem hat der X5 die bissigeren Bremsen.
Fahrdynamik | Max. Punkte | BMW X5 4.8i | Mercedes ML 500 |
---|---|---|---|
Handling | 150 | 70 | 65 |
Slalom | 100 | 58 | 29 |
Lenkung | 100 | 89 | 82 |
Geradeauslauf | 50 | 44 | 46 |
Bremsdosierung | 30 | 22 | 14 |
Bremsweg kalt | 150 | 96 | 85 |
Bremsweg warm | 150 | 98 | 90 |
Traktion | 100 | 85 | 80 |
Fahrsicherheit | 150 | 135 | 131 |
Wendekreis | 20 | 3 | 8 |
Kapitelbewertung | 1000 | 700 | 630 |
Umwelt und Kosten
Beide Autos kratzen an der 70.000-Euro-Marke, womit sie ohnehin ein gut gefülltes Portemonnaie voraussetzen. Die marginal günstigeren Kosten des Bayern für die AZ-Normausstattung, die Werkstattkosten und die Steuer wiegt der Schwabe mit Vorteilen bei den Versicherungstarifen, den Kraftstoffkosten und den Garantiebedingungen auf. Der zwölfjährigen Gewährleistung auf Durchrostung von BMW begegnet Mercedes mit 30 Jahren Garantie gegen Rost und setzt der neuerdings fünfjährigen Mobilitätsgarantie ebenfalls eine 30-jährige Spanne entgegen.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | BMW X5 4.8i | Mercedes ML 500 |
---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 78 | 78 |
Wertverlust | 50 | 9 | 9 |
Ausstattung | 25 | 16 | 15 |
Multimedia | 50 | ||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 18 | 27 |
Werkstattkosten | 20 | 13 | 10 |
Steuer | 10 | 7 | 6 |
Versicherung | 40 | 19 | 23 |
Kraftstoff | 55 | 16 | 23 |
Emissionswerte | 25 | 82 | 83 |
Kapitelbewertung | 1000 | 258 | 274 |
Fazit
Während der Mercedes ML 500 mit seinem neuen, bärenstarken V8 die Antriebswertung souverän für sich entscheidet, gewinnt der BMW X5 4.8i überlegen das Kapitel Fahrdynamik. Da der X5 zudem noch über die besseren Fahrwerksreserven verfügt, holt er sich knapp den Gesamtsieg. Außerdem vermittelt der BMW mehr Fahrspaß, und seine um gut einen Meter kürzeren Bremswege sind ein Sicherheitsplus. Der ML kontert mit einem geringeren Verbrauch und besseren Garantieleistungen. Bei der Beurteilung der Karosserien, des Fahrkomforts und des Platzangebots liegen die beiden Kontrahenten so dicht beieinander, dass eine Entscheidung für den einen oder den anderen reine Geschmackssache wäre.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | BMW X5 4.8i | Mercedes ML 500 | |
---|---|---|---|
Summe | 5000 | 3082 | 3065 |
Platzierung | 1 | 2 |