VW Passat Variant 2014 vs. 8 Konkurrenten: Vergleich Business-Modelle
Der neue VW Passat soll jetzt in der Premium-Businessliga spielen – aber da lauert etablierte Konkurrenz. Erster Vergleich: der Verkaufshit Variant gegen acht aktuelle Modelle
Konzernchef Martin Winterkorn will mit dem neuen VW Passat hoch hinaus. „Mit diesem Auto beginnt eine neue Ära in der Mittelklasse“, philosophiert er bei der Vorstellung der neuen Modelle.
„Für mich ist das ein Premium-Auto ohne Premium-Kosten.“ Eine unmissverständliche Kampfansage in Richtung der etablierten Business-Bestseller von Mercedes und BMW, aber auch ein dezenter Wink zur feinen Konzerntochter Audi. Die Rivalen heißen nun also weniger Opel Insignia oder Ford Mondeo, sondern vielmehr C-Klasse, 3er Reihe oder A4.
Schon das neue, ziemlich expressive Outfit von Limousine und Kombi Variant zielt in die Edelrichtung. Der Quergrill hat eine massive Präsenz, die Seitenlinien sind an Schärfe nicht mehr zu überbieten. VW Designchef Klaus Bischoff: „Wir wollten auch optisch einen Klassensprung generieren.“ In der Topausstattung Highline hat der Passat gar LED-Scheinwerfer inklusive.
Beim abgehobenen Auftritt helfen natürlich auch die neuen Proportionen, die hier erstmals der clever standardisierte modulare Querbaukasten (MQB) des Konzerns ermöglicht. Obwohl nahezu gleich lang wie der Vorgänger (4767 mm), ist der Radstand um 79 mm gewachsen, die Karosserieüberhänge sind auffällig kürzer (vorn minus 67 mm).
Gleichzeitig ist der Passat nun 14 mm niedriger (1456 mm, Variant 1477 mm) und zwölf mm breiter. Erster Eindruck: Speziell der Variant profitiert von dieser optischen Aufrüstung.
NEUER PASSAT VARIANT: MEHR PLATZ, VIEL POWER
Innen gibt es gewohnt üppige Bewegungsfreiheit, die Fondpassagiere werden den nochmals vergrößerten Knieraum preisen. Nur die Kopffreiheit in der zweiten Reihe der Limousine könnte für Großgewachsene besser sein, sie leidet nun etwas unter der coupéhaft abfallenden Dachlinie. Und sonst?
Alles schick und edel, speziell das horizontale „Lüftungsband“ im Armaturenbrett, wie VW es nennt. Gegen 650 Euro Aufpreis gibt es statt klassischer Instrumente im direkten Blickfeld das „Active Info Display“ – ein volldigitales Anzeigenkino, das wir aus dem neuen Audi TT kennen. Im Navimodus zum Beispiel rücken da Tacho und Drehzahlmesser klein an die Seitenränder.
Zusätzliche Infos lassen sich in die virtuellen Rundinstrumente integrieren. Und erstmals ist wie bei Mercedes und BMW auch ein Head-up-Display bestellbar. Die Motoren, siehe links, sollen stärker und bis zu 20 Prozent sparsamer sein, zumal der neue Passat laut VW um bis zu 85 Kilo leichter als sein Vorgänger ist.
Neuer Superdiesel für den eiligen Dienstwagenfahrer ist jetzt der schon öfter erwähnte Vierzylinder-Biturbo mit 240 PS – serienmäßig mit Allradantrieb gekoppelt. Und im Frühjahr 2015 folgt der Plug-in-Hybrid mit 211 PS Systemleistung, der bis 50 km rein elektrisch fährt.
Dazu gibt es eine Flut von neuen Assistenzsystemen, die größtenteils extra kosten: Area View für den 360-Grad-Rundumblick, den Parkroboter für parallel und quer liegende Parklücken, den Trailer Assist fürs kinderleichte Rangieren mit Anhänger, den automatischen Warner vor Querverkehr beim Rückwärts-Ausparken, den spurhaltenden Stop-and-go-Stauassistenten (die Hände bleiben nur der Form halber am Lenkrad), den Emergency-Assist für den automatischen Notstopp bei gesundheitlichen Problemen des Fahrers und die City-Notbremsfunktion, die auch Fußgänger erkennt.
Bei diesem Angebot müssen sich Mercedes, BMW und Audi strecken.Mit dem neuen VW-Infotainmentbaukasten läuft auch die Vernetzung mit externen Geräten besser, zum Beispiel die Einbindung von (Android-)Smartphones und entsprechender Apps per Mirror-Link-Technik.
Über das „Car-Net“ von VW offerieren sich mobile Online-Dienste, und für die Fond-Insassen verknüpfen sich per App der persönliche Tablet-Computer und das ganze automobile Infotainment-System.
Das neuste Nobel-Angebot in der Mittelklasse kommt von Mercedes. Das im Vergleich zum Passat 6,5 Zentimeter kürzere C-Klasse T-Modell bietet mit seinem von 490 auf 1510 Liter erweiterbaren Ladeabteil deutlich weniger Stauvolumen. In Bezug aufs Prestige und die Spanne der in Zukunft lieferbaren Motorisierungen – neuer 1,6-Liter-Basisdiesel (115 PS) bis 4,0-Liter-V8-Biturbo (ca. 500 PS) – fährt der mit zwei unterschiedlichen Gesichtern lieferbare Mercedes in einer höheren Liga.
Der vorerst kleinste zur Markteinführung am 13. September erhältliche Turbodiesel leistet 170 PS und ist im C 220 BlueTEC ab 40.341 Euro erhältlich. Das sind 9016 Euro mehr als beim allerdings nur 150 PS starken Diesel-Passat. Die Sicherheitsausstattung mit u.a. sieben Airbags, Müdigkeits- und Kollisionswarner samt adaptivem Bremsassistentenist vorbildlich. Nur der Mercedes ist optional mit Luftfederung erhältlich. Die elektrische Betätigung der Heckklappe kostet 400 Euro extra.
Der feine Dynamiker unter den Kombis für alle Fälle: Der nur 4,62 m lange Edelkombi kann in puncto Ladevolumen mit dem neuen Passat nicht konkurrieren – der Bayer offeriert nur 495 bis 1500 Liter Volumen. Das reicht nicht für Staubsaugervertreter, aber sonst für alle Einsatzzwecke, und mit diesem flott gestylten Kombi kann man sich sehen lassen. Praktisch: Auch seine Heckklappe öffnet auf Wunsch elektrisch, die Heckscheibe für den Schnelleinwurf von kleinem Gepäck sogar separat – das bietet der Passat nicht.
Gepäckraumrollo und Trennnetz sind inklusive, die Rücksitzlehnen lassen sich im praktischen Verhältnis 40:20:40 umlegen. Natürlich gibt es wie im Passat optional ein adaptives Fahrwerk, Alu-Räder bis zu 19 Zoll und ein Head-up-Display. Fein ist auch das Infotainmentsystem mit großer Online-Musikshow. Und zum Preis von 40.150 Euro bekommt man den 320d Touring, der sich sehr dynamisch fährt, auch mit Allradantrieb und 184 PS.
Immer noch ein solides Angebot, aber der Neue muss her. Der A4 Avant ist in die Jahre gekommen, und der Neue, dessen Design noch mal deutlich verschärft wurde, kommt nach aktuellem Stand der Dinge nun erst im November nächsten Jahres zu uns. Höchste Zeit. Das aktuelle Modell ist rundum ziemlich knapp geschnitten – kein Familienauto – und das Ladevolumen mit 490 bis 1430 Litern auch nicht überragend. Der Zweiliter-Diesel zieht ordentlich durch, die Verarbeitung ist exzellent – immer noch vorbildlich.
Auch der gesamte Fahr- und Geräuschkomfort ist noch auf der Höhe der Zeit. Die Klima-Komfortsitze (880 Euro) lassen sich nicht nur heizen, sondern sogar belüften. Das gesamte Navi-Multimediasystem wirkt gegenüber dem des Passat schon etwas antiquiert, ebenso die tiefe Position des maximal sieben Zoll großen Farbdisplays. Immer noch Spitze: Das Bang & Olufsen-Soundsystem mit 14 Lautsprechern und Subwoofer in der Heckablage.
Tschechischer Raumriese – viel Auto fürs Geld. Seit 2010 ist das aktuelle Modell schon auf dem Markt, Mitte letzten Jahres gab es ein Facelift, und der Nachfolger startet im Frühjahr 2016 nach der Premiere auf dem Genfer Salon. Noch wirkt das Auto frisch, zumal es ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis offeriert. Mehr Platz für die Passagiere bietet keiner in dieser Klasse, und beim Ladevolumen – 633 bis 1865 Liter – übertrifft der Tscheche sogar den neuen Passat.
Auch die Verarbeitung stimmt: alles schick und fein. Der Diesel ist zwar gut bei Kräften, stammt aber noch aus der vorherigen Generation, der Passat hat hier 150 PS (EA288). Sonst ist alles okay, auch wenn Abroll- und Federungskomfort etwas feinfühliger sein könnten. Die Lehnenteilung im Fond hat hier noch das klassische 40:60-Verhältnis, und bei den Multimediaund Assistenzsystemen kann das Superb-Angebot mit dem des neuen Passat natürlich nicht mithalten.
Im September liegen die Prospekte beim Ford-Händler, Anfang 2015 werden die ersten neuen Mondeo ausgeliefert: Der Kölner Mittelklässler basiert auf dem in den USA bereits verkauften Fusion, wird aber nur in Europa auch als Kombi Turnier angeboten. Der Neue ist mit 4,87 Zentimetern drei Zentimeter länger als der Alte, der maximale Laderaum dürfte wieder rund 1750 Liter fassen und damit auf dem Niveau von dem des Passat Variant liegen.
Als Basismotor bietet Ford den Dreizylinder-EcoBoost mit 125 PS an, außerdem gibt es Vierzylinder-Benziner mit 1,5 Liter Hubraum und 150 bis 180 PS, die Triebwerke mit zwei Liter Hubraum leisten bis zu 240 PS. Stärker gefragt dürften aber die Turbodiesel mit jetzt 1,5 Liter Hubraum (120 PS) und wie bisher zwei Liter (140, 163, 200 PS) sein. Sie sind kultiviert, sparsam und mit bis zu 420 Nm Drehmoment durchzugsstark.
Der ansprechend gestylte Designerkombi aus Rüsselsheim gehört zu den Erz-Konkurrenten des Passat Variant. Im Gegensatz zum riesigen Vorgänger Vectra Caravan (1850 Liter) fällt das Stauvolumen des dynamischer auftretenden Insignia bescheidener aus (540 bis 1530 l). Auch der Passat steckt deutlich mehr weg. Mit aufgefrischtem Design gibt es den 4,91 Meter langen, 1,86 Meter breiten und 1,52 Meter hohen Sports Tourer bereits ab 25.470 Euro (1.4 Turbobenziner, 140 PS).
Auch der für diesen Vergleich herangezogene 2,0-Liter-Turbodiesel ist billiger und sparsamer als der Passat TDI. Die Preisdifferenz beträgt 2915 Euro. Seit dem Facelift, im Zuge dessen die Knöpfchenflut auf der Mittelkonsole eingedämmt wurde, fällt die Bedienung nun leichter. Die aufpreispflichtigen Komfortsitze (AGR-Sitze) gehören zu den besten im Segment. Das Opel-Topmodell gibt es auch in einer High-End-Variante, deren 2,8-Liter-V6-Turbo stramme 325 PS (49.515 Euro) leistet.
Der Koreaner bietet viel Raum zum fairen Preis. Der i40 punktet vor allem als Kombi mit enorm viel Platz im Fond und im Laderaum (553 bis 1719 Liter). Damit lag er mit dem Passat bisher auf Augenhöhe. Der neue Variant hat jedoch mehr Gepäckvolumen (650 bis 1780 l) zu bieten. Ob das auch für den Knieraum im Fond gilt, muss der erste Vergleichstest klären. Die gute Ausstattung des i40, die serienmäßig mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung inklusive Sprachsteuerung, USB-Anschluss, Klimaautomatik und weiteren Komfort-Features aufwartet, ist und bleibt jedoch ein gutes Argument für den Hyundai.
Denn VW verlangt für seine Extras auch künftig stolze Aufpreise. Die fünfjährige Garantie auf die Technik spricht ebenfalls für den i40. Daran dürfte sich VW (zwei Jahre) ruhig orientieren. Bei den Motoren hinkt Hyundai allerdings hinterher: Der 150-PS-TDI des Passat (31.325 Euro) ist dem 136-PS-Selbstzünder des i40 in allen Belangen deutlich überlegen.
Der attraktive Japaner kann mit seinem mehr als ausreichenden Kofferraumvolumen von 522 bis 1664 Litern nicht so ganz mit dem des Passat Variant mithalten, ein geräumiger und bequemer Familienreisewagen ist er dennoch. Nicht nur sein flottes Design, auch die Preisgestaltung stimmt: Als SKYACTIV-D 150 mit dem 150-PS-Diesel gibt es den Mazda bereits ab 28.490 Euro. Das sind 2835 Euro weniger als für den gleich starken Passat 2.0 TDI, wobei die Grundausstattung mit Klima, elektrischen Fensterhebern, Start-Stopp und Radio vergleichbar ist, der Mazda bietet dazu sogar noch 17-Zoll-Alu-Räder.
Dafür fällt die Option auf Assistenzsysteme nicht so üppig aus wie beim VW. Highlight des Japaners ist sein nach Euro 6 schadstoffarmer, kultivierter Biturbo-Diesel aus eigener Entwicklung. Der zieht kräftig durch und liegt im EU-Verbrauch mit 4,2 Litern Diesel pro 100 km auf VW-Niveau. Das dynamische und sichere Fahrverhalten zählt ebenfalls zu seinen Vorzügen.
Wolfgang Eschment