Mini Fünftürer: Die neue Mini-Variante im Vergleich mit dem A1 Sportback Zwei plus Zwei
Plus zwei Türen, plus zwei Passagiere – der neue Mini Fünftürer gibt sich etwas kompromissbereiter als das Original. Ein erster Vergleich mit dem Audi A1 klärt die Eckdaten
Da mutet Mini den Fans aber ganz schön was zu: Über sieben Zentimeter mehr Radstand sollen aus dem knackigen Kurvenzwerg einen familientauglichen Kleinwagen mit zwei zusätzlichen Fond-Türen machen. Also nix mit fideler Clubman-Variante samt nur einer hinten angeschlagenen Tür. Diese dreiste Lösung scheint passé zu sein – zu wild für den überraschend konservativen Geschmack der Lifestyle-Kunden. Einen Vorteil hat der Fünftürer aber: Auf seiner Basis lässt sich ein knackiger Mini-Kombi schneidern, der für 2015 erwartet wird.
Mini Fünftürer: weniger schick, mehr Funktionalität
Beim Erstkontakt in einem geheimen Londoner Fotostudio kämpfen wir aber zuerst mit kräftigen Abstoßungsreaktionen: Der neue Mini ist sowieso bereits ein großes Auto geworden, und der längere Radstand des Fünftürers verwässert den Mini-Charakter weiter, auch wenn die Dachlinie gegenüber der des Dreitürers um einen Zentimeter nach oben verschoben wurde, um die veränderte Proportion zu kaschieren.
Für kräftigen optischen Schluckauf sorgt allerdings der deutliche Knick unterhalb der steil stehenden Heckscheibe: Am Heck des Fünftürers drängt sich ein kräftiger Bürzel nach außen, auf dem das straff und kompakt geschnittene Greenhouse aufliegt wie von einem anderen, kleineren Auto geborgt.
Und der Mini Fünftürer hat bei seinem ersten Termin mit der AUTO ZEITUNG gleich noch ein weiteres Problem: Wir haben einen seiner heißesten Konkurrenten mitgebracht, den Audi A1 Sportback. Den kleinen Ingolstädter gibt es schon seit längerem als Fünftürer – und er ist deutlich harmonischer sowie straffer gezeichnet. Ganz klar: Advantage, Audi!
Lassen wir dem Neunankömmling aber etwas Zeit, um sich zu setzen, und beschäftigen wir uns mit handfesten Fakten statt Geschmacksfragen: Die zusätzlichen Fondzustiege sind recht eng, doch sobald man seine Beine ins Innere sortiert hat, sitzt man im Mini Fünftürer hinten erstaunlich gut: Sieben Zentimeter mehr Beinfreiheit, gute Kopffreiheit – hier hinten dürften zumindest mittlere Strecken kein Problem für große Mitfahrer sein, und Kinder sitzen beinahe fürstlich.
Dass man die lieben Kleinen nicht mehr dem Bandscheibenvorfall nahe durch die Fronttüren in den Kindersitz im Fond hieven muss, ist ebenfalls ein enormer Vorteil gegenüber dem Dreitürer. In dieser Form kommt der Mini überhaupt erst als Familien-Zweitwagen in Betracht. Der Audi wirkt hier etwas enger geschnitten, bietet unterm Strich aber ein ähnliches Raumangebot.
Obwohl die um 16 Zentimeter gewachsene Karosserie des Mini ihr Mehrangebot an Platz hauptsächlich zugunsten der Fondpassagiereinvestiert, wuchs auch der Kofferraum um 67 Liter. Die Lehne der im Verhältnis 60:40 geteilten Mini-Rückbank lässt sich übrigens noch etwas steiler stellen, um den Kofferraum um ein paar Liter zu erweitern, dann sitzt man hinten aber sehr verkrampft. Komplett umgelegt entsteht ein ebener Ladeboden, und der Mini Fünftürer schluckt 941 Liter Gepäck.
Zum Vergleich: Ein VW Polo nimmt maximal 952 Liter mit. Der wenige Zentimeter kleinere Audi A1 Sportback kann hier zumindest nominell nicht ganz mithalten: Er packt gute 20 Liter weniger ein, unterm Strich ist er aber nicht so viel kleiner, als dass er im Alltag spürbare Nachteile hätte. Beim schnellen Praxis-Vergleich im Studio ist im A1 exakt dieselbe Koffer-Garnitur verstaut wie im Mini.
Wer den funktionalen Mehrwert des Fünftürers attraktiv findet und sich den praktischeren Mini durch diese Brille schön gesehen hat, dürfte sich über den maßvollen Aufpreis freuen, den BMW für die größere Karosserie und die zuätzlichen Türen nimmt: Lediglich 900 Euro mehr sind zu investieren, allerdings startet der Fünftürer zuerst einmal mit dem 136 PS starken Cooper für 20.600 Euro. Ein preisgünstigerer One dürfte erst zu einem späteren Zeitpunkt nachgeschoben werden.
Der 192 PS starke Cooper S mit seinem großen Zweiliter-Turbo kostet 24.700 Euro – und hier scheint sich der vergleichbare A1 Sportback 1.4 TFSI nach oben verabschieden zu wollen. Mit 26.350 Euro ist er 1650 Euro teurer, allerdings ist das dem Umstand geschuldet, dass es den aufwändigen 185-PS-Kompressor-Turbomotor nur mit Doppelkupplungsgetriebe gibt. Automatik-Option beim Cooper S ankreuzen (ab 1700 Euro), und schon ist das einträchtige Kopf-an-Kopf-Duo wieder vollständig. Geschmack und ein Vergleichstest werden endgültig entscheiden.
TECHNIK | ||
MINI COOPER S 5-TÜRER | AUDI A1 SPORTBACK 1.4 TFSI | |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Kompressor, Direkteinspritzung |
Hubraum | 1998 cm³ | 1390 cm³ |
Leistung | 141 kW / 192 PS bei 4700 - 6000/min | 136 kW / 185 PS bei 6200/min |
Max. Drehmoment | 280 (300*) Nm bei 1250 - 4750/min | 250 Nm bei 2000 - 4500/min |
Getriebe | 6-Gang, manuell | 7-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H | 4005/1727/1425 mm | 3954/1746/1422 mm |
Radstand | 2567 mm | 2469 mm |
Leergewicht | 1295 kg | 1290 kg |
Kofferraumvolumen | 278 - 941 l | 270 - 920 l |
MESSWERTE1 | ||
0-100 km/h | 6,9 s | 7,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 232 km/h | 227 km/h |
EU-Verbrauch | 5,9 l S/100 km | 5,9 l SP/100 km |
CO2-Ausstoß | 136 g/km | 139 g/km |
Grundpreis | 24.700 Euro 26.400 Euro (m. Autom.) | 26.350 Euro |
1 Werksangaben; * bei Overboost |
Johannes Riegsinger