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Geht auch ganz einfach:

Nissan Qashqai vs. VW Tiguan: Vergleich der SUV Duell der Bestseller

Mit der zweiten Generation des im britischen Sunderland gebauten Qashqai will Nissan seine Position im Segment der Crossover-SUV behaupten. Aber kann der Japaner auch dem Tiguan gefährlich werden? Vergleich

Das muss man sich erst mal trauen: ein neues Auto bauen, das in keine Schublade passt und obendrein einen Namen trägt, den man nach dem dritten Lesen immer noch nicht buchstabieren kann. Nissan war so mutig. Damals, vor sieben Jahren – mit dem Qashqai. Was folgte, war eine grandiose Erfolgsgeschichte.

Die Mischung aus Kompaktauto und SUV verkaufte sich wie geschnitten Brot und sorgte selbst gegen Ende seiner Laufzeit noch für strahlende Gesichter beim Management. Jetzt ist die zweite Generation da: wie erwartet etwas schärfer gezeichnet sowie mit sparsameren Motoren und zeitgemäßen Assistenzsystemen an Bord. Bei den Sitzen sorgt angeblich sogar das Knowhow der NASA für maximalen Komfort. Wer kann so einem Auto schon das Wasser reichen? Erraten.

Der Tiguan von Volkswagen. Optisch deutlich biederer, aber dafür mit Heimvorteil. Auch er hat sieben Jahre Erfolgsgeschichte im Rücken. In Vergleichstests fuhr  er zahlreiche Siege ein. Und er wurde in Deutschland zuletzt mehr als doppelt so oft neu zugelassen wie sein Rivale aus Japan: im Jahr 2013 genau 57.838 Mal. Dabei ist der Grundpreis des Tiguan aktuell 4785 Euro höher. Auch seine nächste Generation ist derweil bereits in Sichtweite, die Premiere für die zweite Hälfte 2015 geplant.

 

DER QASHQAI IST ETWAS LÄNGER GEWORDEN

Ein spannendes Duell also, das mit einem Blick ins technische Datenblatt des neuen Qashqai beginnt. Neben einem moderaten Längenzuwachs von 47 Millimetern fallen ab dem mittleren Ausstattungsniveau Acenta vor allem Fernlicht-, Spurhalte- und autonomer Notbrems-Assistent ins Auge sowie eine Verkehrszeichenerkennung.

Für die Topversion Tekna kann zudem das Nissan Safety Shield geordert werden: ein Paket für 650 Euro, in dem eine Müdigkeitserkennung für den Fahrer, Totwinkelassistent sowie Parkassistent enthalten sind. Serie in allen Qashqai ist ein System, das den Aufbau beim Überfahren von Bodenwellen durch blitzschnelle Bremseingriffe möglichst ruhig halten soll. Bei unserer ersten Ausfahrt war davon allerdings nichts zu spüren.

Auch der neue Nissan Qashqai ist eher straff als weich ausgelegt. Zu diesem Eindruck tragen wohl auch die montierten 17-Zoll-Räder mit Dunlop Sport Maxx-Bereifung bei. Auf Wunsch gibt’s sogar 19-Zoll-Felgen. Im direkten Vergleich fühlt sich der Tiguan komfortabler an – erst recht, wenn er wie unser Testwagen die aktiven Dämpfer an Bord hat. Bei Bedarf ermöglichen sie in der Komfortstellung selbst auf schlechten Straßen sanftes Dahinrollen. Eine Technik, die sich Volkswagen freilich mit einem Aufpreis von 1115 Euro teuer bezahlen lässt. Das Gleiche gilt für Assistenzsysteme zur Erkennung von Verkehrszeichen (320 Euro) und Müdigkeit (230 Euro), für Spurhalteassistent (510 Euro), Fernlicht- (325 Euro) oder Einparkassistent (755 Euro).

Bei der Wahl des Motors dürfte sich die Mehrheit der Qashqai-Kunden für den 1,6-Liter-Diesel mit 130 PS entscheiden. Er lässt sich im Gegensatz zum Benziner optional mit Allradantrieb und stufenlos arbeitendem Automatik-Getriebe kombinieren. Aber auch der von uns gefahrene 1,2-Liter-Basisbenziner mit Turbo-Aufladung und Direkteinspritzung ist eine Überlegung wert. Gegenüber dem vergleichbaren 1,4-Liter-Motor des Tiguan arbeitet er nicht nur leiser – er soll auch bei gleich guten Fahrleistungen knapp einen Liter weniger Sprit verbrauchen.

Dabei hilft ihm sicherlich sein Gewichtsvorteil von fast 200 kg. In Kurven ist der Tiguan aber trotzdem schneller. Denn sein ESP greift später und längst nicht so ruppig ein wie das des Japaners. Qashqai-Fahrer, die noch mehr Leistung wünschen, sollten derweil auf den Sommer warten. Dann kommt ein 1.6-Benziner mit 163 PS.

Für den neuen Qashqai nimmt Nissan einen Premium-Eindruck im Innenraum für sich in Anspruch. Tatsächlich wirken die Materialien auf häufig berührten Flächen wie Griffen und Tasten hochwertig und sauber verarbeitet. Aber das ist im Tiguan natürlich nicht anders. In beiden Autos findet man sich auch ohne Studium der Bedienungsanleitung schnell zurecht, die Menüführung auf den jeweiligen Touchscreen-Bildschirmen ist leicht verständlich. Für den Qashqai gibt es ein Navi mit Sieben-Zoll-Display im Paket Nissan-Connect (800 Euro).

Beim Tiguan hat man die Wahl zwischen einem Radio mit Navi und Fünf-Zoll-Display für 835 Euro und einem etwas größeren mit zusätzlichen Funktionen ab 2060 Euro. Stauraum für Reiseutensilien ist in beiden SUV ausreichend vorhanden. Im Qashqai beispielsweise schluckt eine große Box zwischen den Vordersitzen das meiste, für den Tiguan gibt es auf Wunsch zusätzliche Ablagefächer in der Dachkonsole (140 Euro). Womit wir bei den Platzverhältnissen und der Ladekapazität wären.

Zwar hat der neue Qashqai einen um vier Zentimeter längeren Radstand als der Tiguan. Aber der wiederum ist insgesamt etwas länger und vor allem elf Zentimeter höher. Dadurch bietet sich nicht nur mitreisenden Passagieren auf den hinteren Sitzen  deutlich  mehr  Kopffreiheit. Der Deutsche kann auch 40 Liter mehr in den Kofferraum laden als der Japaner. Bei umgelegter Sitzbank allerdings liegt der Qashqai mit 1585 Litern wieder 75 Liter vor dem Tiguan.

Am Ende präsentiert sich der neue Qashqai als gelungene Weiterentwicklung des Erfolgsrezepts von 2007: frischer, moderner, dabei nicht teurer. Aber auch der aktuelle Tiguan steht anderthalb Jahre vor seiner Ablösung noch blendend da. Dass sein 1.4-Benziner etwas mehr Sprit verbraucht, fällt in der Praxis kaum ins  Gewicht – der deutlich höhere Grundpreis dagegen schon.  

TECHNIK
   

NISSAN QASHQAI 1.2 DIG-T
VW TIGUAN 1.4 TSI BMT
Motor 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung
Hubraum 1197 cm³ 1390 cm³
Leistung 85 kW / 115 PS bei 4500 /min 90 kW / 122 PS bei 5000 /min
Max. Drehmoment 190 Nm bei 2000 /min 200 Nm bei 1500 – 4000 /min
Getriebe 6-Gang, manuell, Vorderradantrieb 6-Gang, manuell; Vorderradantrieb
Fahrwerk v.: McPherson-Federbeine, Querlenker, Stabi.; h.: Verbundlenkerachse, Federn, Dämpfer, Stabi.; ESP v.: McPherson-Federbeine, Querlenker, Stabi.; h.: Mehrfachlenkerachse, Federn, Stabi.; rundum: adaptive Dämpfer (DCC, optional); ESC (ESP)
Bereifung 215/65 R 16 215/65 R 16
L/B/H 4377/1806/1590 mm 4426/1809/1703 mm
Radstand 2646 mm 2604 mm
Leergewicht 1318 kg 1501 kg
Kofferraumvolumen 430 – 1585 l 470 – 1510 l 
MESSWERTE    
0-100 km/h1 10,9 s 10,9 s
Höchstgeschwindigkeit1 185 km/h 185 km/h1
EU-Verbrauch1 4,8 l S/100 km 6,5 l S/100 km1
CO2-Ausstoß1 129g/km 152 g/km1
Grundpreis 19.940 Euro 24.725 Euro
  ¹Werksangaben ¹ Werksangaben

Gerrit Reichel

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