Schwer vorstellbar, dass auch Autos vom Massenhersteller Volkswagen das Zeug zum absoluten Exoten haben. Kaufberatung zum VW Typ 4!
Der VW Typ 4, als 411 und 412 von 1968 bis 1974 in der beachtlichen Stückzahl von knapp 370.000 Fahrzeugen gebaut, ist heute nur noch in homöopathischen Dosen im deutschen Fahrzeugbestand vorhanden. Zum 1. Januar 2013 zählte das Kraftfahrt-Bundesamt noch 148 Modelle vom VW Typ 4. Elf Jahre später, zum 1. Januar2024, hat sich das Blatt allerdings ein wenig zum besseren für den Nasenbären gewendet. 212 Exemplare zählte das KBA zu Anfang des Jahres. In den einschlägigen Internetbörsen werden meist nur wenige Exemplare angeboten. Der Grund: Rostanfälligkeit und schlechte Behandlung haben vielen der lange ungeliebten Typ 4 den Garaus gemacht. Dabei stellen 411 und 412 die letzte Evolutionsstufe des von VW lange favorisierten Konzepts des luftgekühlten Heckmotors dar. Mit dem Typ 4 wollte VW in der Mittelklasse die vielen Aufsteigenden vom VW Käfer und neue Käuferschichten gewinnen.
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Ratgeber: Darauf beim Kauf eines VW Typ 4 achten
Entsprechend groß war der Entwicklungsaufwand: Pininfarina war maßgeblich am Styling beteiligt, die Flachboxer-Motoren mit 1,7 l und später 1,8 l Hubraum wurden komplett neu entwickelt. Der 411 mit Schrägheck war optional als erster VW mit vier Türen zu bestellen. Wesentlich beliebter war aber der 1969 eingeführte VW Typ 4 als Kombi Variant mit Ladefläche über dem Heckmotor und geräumigem Kofferraum unter der Fronthaube. Die Fotos auf dieser Seite zeigen mit dem 411 LE Variant eines der ersten gebauten Exemplare, das 1969 für 8355 Mark angeboten wurde. Vor dem Kauf sollten die üblichen Schwachstellen kontrolliert werden. Dazu zählen neben den Radhäusern und der Reserveradmulde auch die Quertraverse, welche die Schräglenkerachse aufnimmt.
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Flachboxermotoren als Eigenentwicklung
Der Motor des 411 LE kam ebenfalls 1969 neu ins Programm: Bei ihm ersetzte eine D-Jetronic-Benzineinspritzung von Bosch den Vergaser der 1968 eingeführten Version mit 68 PS (50 kW). Die Werkstätten taten sich schwer mit dem Triebwerk des VW Typ 4, es galt als zu aufwendig konstruiert und verbaut. 1973 wurden die verbrauchsfreudigen Einspritzer durch neue Motoren mit 1,8 l Hubraum und Doppelvergaser (75 PS (55 kW)/85 PS (59 kW)) ersetzt. Vor allem der thermisch stark belastete dritte Zylinder kann lange Vollgas-Etappen nicht gut ab. Die kleine Füllmenge von nur 3,5 l Motoröl macht regelmäßige Wechsel unerlässlich. Ein typisches Problem der Flachboxer-Motoren ist die mangelhafte Synchronisation der Vergaser und Probleme mit der D-Jetronic-Einspritzung, die sich in hohen Verbräuchen und unsauberem Beschleunigen äußert.
Ersatzteilsituation mit Licht und Schatten
Seit einem tief greifenden Facelift 1972 trug der VW Typ 4 eine vom brasilianschen VW 1600 inspirierte Front und die Modelbezeichnung 412. Zudem war die Ausstattung mit Quarzuhr und stärkerem Frischluftgebläse weiter verbessert worden. Ohnehin war der Typ 4 seinem Anspruch entsprechend gut ausgerüstet: vordere Scheibenbremsen, hydraulische Kupplung, benzinbetriebene Standheizung. Trotzdem kam 1974 das Ende für den "Nasenbär" genannten VW Typ 4. Gegen den ab 1973 gebauten VW Passat hatte der veraltete Heckmotor-VW keine Chancen mehr. Und heute? Die Nachfrage nach dem seltenen Volkswagen wächst. Das Ersatzteilangebot ist durchwachsen. Antriebstechnisch hilft der VW-Baukasten mit Hinblick auf VW Bus und Porsche 914/4. Schwierig wird es bei Blechteilen und Ausstattung. Clubs und Spezialist:innen helfen so gut es geht.
Technische Daten des VW Typ 4 (411)
Classic Cars 11/2013 | VW 411 LE (Typ 4) |
Zylinder | 4 |
Hubraum | 1679 cm³ |
Leistung | 59 kW/80 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 132 Nm 2700/min |
Getriebe/Antrieb | 4-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 4553/1650/1485 mm |
Leergewicht | 1120 kg |
Bauzeit | 1968-1974 |
Stückzahl | 367.728 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 18 s |
Höchstgeschwindigkeit | 148 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 11,1 l S |
Grundpreis (Jahr) | 8355 Mark (1969) |