Range Rover Sport Hybrid: Fahrbericht Berliner Luft
Was haben Berlin und der neue Range Rover Sport Hybrid gemeinsam? Stadt und Auto ziehen ihre Faszination aus der Energie zweier völlig verschiedener Welten. Fahrbericht
Wenn man nicht ganz genau darauf achtet, würde einem der gewaltige Entwicklungsaufwand des ersten englischen Diesel-Hybridantriebs gar nicht auffallen. Das darf in diesem Fall als Kompliment verstanden werden. Denn dank der gewohnt einfachen Bedienung kann man seine volle Aufmerksamkeit dem dichten Berliner Stadtverkehr widmen. Der neue Range Rover Sport SDV6 Hybrid fährt sich dabei im Grunde genauso wie ein herkömmliches Dieselmodell.
Man drückt den Startknopf, wählt die Fahrstufe „D“ des Automatik-Getriebes – beim Range Rover Sport übrigens über einen Wählhebel und keinen Drehschalter wie beim großen Range Rover – und rollt los. Dass sich der Dreiliter-Diesel unter Umständen erst einige Meter nach dem Losfahren einschaltet, könnte einem glatt entgehen. Flüsterleise springt er ohne spürbare Vibrationen an und schaltet sich bei nächster Gelegenheit, zum Beispiel beim Heranrollen an eine Ampel, auch gleich wieder aus. Im Stilltand und während der Fahrt herrscht auf diese Weise fast andächtige Ruhe im geräumigen Salon, obwohl sich drumherum das Großstadtgewusel breitmacht.
Die Fahrt beginnt nördlich des Stadtzentrums mit Blick auf den vernebelten Fernsehturm. Und weil es in Richtung Alex stets leicht bergab geht, hat der Verbrennungsmotor kaum etwas zu tun. Stattdessen übernimmt der knapp 50 PS starke Elektromotor die Arbeit. Ist der EV-Modus (Electric Vehicle) aktiviert, versucht die Elektronik, die emissionsfreien Phasen möglichst lang auszudehnen. Beim Gleiten wird so reichlich elektrische Energie generiert. Der kompakte Lithium-Ionen-Akku unter der Rückbank speichert dabei Strom für bis zu anderthalb Kilometer rein elektrische Fahrt.
Range Rover Sport Hybrid: IM EU-ZYKLUS 1,5 LITER SPARSAMER
Die Kraftreserve des E-Motors reicht bei vorsichtigem Gasfuß allemal zum Mitschwimmen im zähen Stop-and-Go. Und der Verbrauchsvorteil zum herkömmlichen Diesel mit 292 PS lässt sich nicht von der Hand weisen. Im EU-Zyklus verlangt der normale SDV6 7,9 Liter Diesel je 100 km – dem Hybrid genügen 6,4. Und durch die zusätzliche Power der E-Maschine laufen Überholmanöver noch zackiger ab.
Das Spurtvermögen lässt sich auf der breiten Karl-Marx-Allee in Berlin zwar nur erahnen, doch die Werksangabe für den Sprint auf 100 km/h von 6,7 Sekunden erscheint absolut glaubwürdig. Der nur 120 kg leichtere SDV6 braucht dafür eine halbe Sekundelänger. Als wir im engen, etwa 800 Jahre alten Nikolaiviertel fürs Foto rangieren müssen, zeigt sich die gute Übersicht des fast fünf Meter langen Briten. Dank der gut einsehbaren Karosserie und fünf Kameras rundum gelingen Wendemanöver im Nu.
Vorbei am Roten Rathaus und dem Potsdamer Platz geht es weiter Richtung Westen. Bis zum Olympiastadion sind es von hier aus zwölf Kilometer – Luftlinie. Im Berliner Stadtverkehr kann das einer Zeit von ein bis zwei Stunden entsprechen. Unruhe kommt im noblen Range Rover Sport trotzdem nicht auf, auch wenn er wegen des etwas strafferen Fahrwerks und der riesigen 21-Zoll-Räder sportlicher fährt als der große Range Rover.
An Luxus hat er in der Autobiography-Ausstattung aber ebenso viel zu bieten. Dank 18-fach einstellbarer Massagesitze mit perforiertem Oxfordleder und Fernsehbildschirmen im Fond reist es sich hier auch wie in der ersten Klasse. Optional gibt es sogar eine dritte Sitzreihe (1700 Euro). Vom Olympiastadion ist es nicht weit bis zum 120 Meter hohen Teufelsberg, der einst aus den Schutthaufen des Zweiten Weltkriegs entstand.
Doch selbst die steilsten Hänge Berlins erklimmt der Sport dank neuerdings automatischem Terrain Response mit Leichtigkeit – und das sogar ohne das serienmäßige Untersetzungsgetriebe zu bemühen. Der RR Sport Hybrid bleibt trotz modernster Antriebstechnik eben ein echter Geländewagen mit viel Bodenfreiheit und einer üppigen Wattiefe von 85 Zentimetern. Allerdings sind 86.000 Euro Kaufpreis eine stolze Summe. Doch der Hybrid ist damit immer noch 1500 Euro günstiger als der SDV8 mit ebenfalls 340 PS.
TECHNIK |
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Range Rover Sport SDV6 Hybrid |
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Motor | V6-Zylinder, 4-Ventiler, Bi-Turbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 2993 cm3 |
Leistung | 215 kW / 292 PS bei 4000 /min |
E-Motor | Wechselstrom-Synchronmotor, permanenterregt, 266 Volt |
Leistung | 35 kW / 48 PS |
Gesamtleistung | 250 kW / 340 PS bei 4000 /min |
Gesamtdrehmoment | 700 Nm bei 1500 – 3000/min |
Getriebe | 8-Stufen-Automatik |
Antrieb | Allrad, permanent |
Batterie | Lithium-Ionen, 1,76 kWh |
L/B/H | 4850/1983/1780 mm |
Radstand | 2923 mm |
Leergewicht | 2372 kg |
Kofferraum | 489-1761 l |
Fahrleistungen1 | 0-100 km/h in 6,7 s |
Höchstgeschwindigkeit1 | 210 (2252) km/h |
EU-Verbrauch1 | 6,4 l D/100 km |
CO2-Ausstoß1 | 169 g/km |
Grundpreis | 86.000 |
Markus Schönfeld