Einparkassistenten im Test: 7 Systeme im Vergleich Parken oder Parken lassen
Schlaue Parkassistenten erleichtern das Einparken. Dazu vermessen sie die Parklücke und übernehmen das Lenken. Unser Test zeigt, wie gut das funktioniert
Autos werden immer größer und die Karosserien unübersichtlicher. Doch Parkraum wächst nicht mit. Im Gegenteil, nicht nur in Innenstädten werden große Parklücken seltener. Und viele Autofahrer fühlen sich maßlos überfordert, wenn es darum geht, in kleine Parktaschen zu rangieren. Für Abhilfe sorgen clevere Assistenten.
Sie vermessen per Ultraschalltechnik oder Kurzwellenradar die Parkbuchten und kurbeln dann das Auto fast selbstständig auch in kleine Lücken. Gas geben muss allerdings weiter der Fahrer. Wie gut das funktioniert, soll unser Praxistest zeigen. Dazu wählten wir sieben aktuelle Fahrzeuge mit optional eingebautem Parkassistenten aus. Das kostet natürlich Aufpreis. Im Test reichte er von 595 Euro beim Skoda Superb Combi bis 1990 Euro beim Hyundai i40.
Einparkassistenten im Test: Teure Gehilfen
Audi verlangt für den eigentlichen Parkassistenten im A6 stattliche 1170 Euro Aufpreis. Allerdings ist er nur in Kombination mit dem Fahrerinformationssystem mit Farbdisplay und MMI Radio plus oder der MMI Navigation plus bestellbar. Das verteuert die Ausstattung enorm. Summa summarum sind also mindestens 2250 Euro fällig. Viel Geld für eine schlichte Einparkhilfe. Dafür bekommt man dann aber auch ein System, dasüberzeugend funktioniert und in unserem Test Sieger wurde. Doch der Reihe nach: Alle geprüften Systeme erfüllen ihre Aufgabe und sind all jenen zu empfehlen, die nicht gerne einparken – oder nicht gut einparken können. Allerdings sollte man die Bedienung in aller Ruhe erproben und dann eine gewisse Gelassenheit entwickeln.
Denn wenn der elektronische Copilot das Einparken übernimmt, dann arbeitet er mit maximalem Lenkeinschlag und fährt dicht auf. Für Insassen und Außenstehende ist großes Autokino angesagt. Also: Wer auf Stellplatzsuche geht, sollte das den Parkassistenten durch Tastendruck wissen lassen und dann nicht schneller als mit Tempo 30 an den parkenden Autos vorbeirollen. Sensoren scannen während dessen freie Lücken ab. Finden sie eine, dann fordert der Parkautomat auf, den Rückwärtsgang einzulegen und die Hände vom Volant zu nehmen. Wie von Geisterhand wirbelt das Lenkrad und wählt den richtigen Einschlag der Vorderräder – das Auto denkt und lenkt, der Fahrer gibt Gas und bremst. Doch auch dazu wird er via Display aufgefordet. Bei engen Parktaschen braucht der Parklenkassistent, wie ihn VW und Skoda nennen, sogar drei oder vier Züge, bis das Auto richtig steht. Dennoch gibt es Unterschiede.
Parallel Parken
Für unsere Test-Parklücke wählten wir die Normgröße von 6,10 Meter Länge und 2,20 Meter Breite. Während die Testautos von Audi, BMW, Ford, Mercedes und VW sie bereits beim ersten Anlauf erkannten, schaffte es der Skoda Superb Combi erst beim zweiten Versuch. Der Hyundai i40 fuhr sogar dreimal vorbei, ehe es klappte. Auf Anhieb funktionierte es bei diesem Auto nur bei auf 6,30 Meter vergrößerter Parkbuchtenlänge. Natürlich bewerteten wir auch, wie das Auto nach abgeschlossenem Parkmanöver in der Parktasche steht. Hier leistete sich nur der Ford Focus einen Patzer und fuhr mit einem Rad auf den Bordstein auf. So etwas kann Schäden an Reifen und Felgenkante nach sich ziehen – also Punktabzug. Bei diesem Längseinparken sollte das abgestellte Auto möglichst parallel zum Bordstein stehen. Und: Der Gesetzgeber lässt es zu, dass Politessen Knöllchen verteilen, wenn Vorder oder Hinterräder weiter als 40 Zentimeter von der Straßenbegrenzung entfernt stehen.
Erfreulicherweise gehen sie bei den von unseren elektronischen Helfern eingeparkten Fahrzeugen leer aus. Alle Autos standen korrekt. Besonders exakt schafften es der BMW 5er Touring, der Skoda Superb Combi und der VW CC. Beim Münchener sind Vorder und Hinterreifen nur jeweils drei Zentimeter vom Randstein entfernt, beim Tschechen ergeben sich vorn neun und hinten sieben Zentimeter Abstand. Auch der VW CC steht gut (vorn 5 cm, hinten 10 cm). So präzise schaffen es viele Autofahrer nicht. Die weiteste Entfernung leistete sich mit 31 cm (vorn) und 22 cm (hinten) der Hyundai i40. Aber auch das ist noch okay. Bei der Ausrichtung, also dem Schrägstand des Autos in der Parklücke, brillieren alle. Bei keinem ist die Differenz zwischen Vorder und Hinterrad zurBordsteinkante größer als zehn Zentimeter. Parken unter erschwerten Bedingungen simulierten wir mit einem am Straßenrand stehenden Fahrrad. Das erkannten alle Parkassistenten.
Bei niedrigen Hindernissen wie Pflanzkübeln warnt nur der VW CC recht spät. Durch die Rückfahrkamera kann der Fahrer das abererkennen und eingreifen. Alle Hersteller erwähnen im Kleingedruckten, dass kleine Hindernisse eventuell nicht erfasst werden. Beim Ausparken unterstützen nur drei Anlagen: Bei VW und Audi brach der Assistent jedoch frühzeitig ab, der Mercedes brauchte vier Züge und schloss nicht mit paralleler Fahrtrichtung ab. Hier besteht also Nachholbedarf. Auch das Quereinparken unterstützen nur wenige Systeme. In unserem Test konnten es VW und Audi. Allerdings brauchten sie viele Züge und holten so weit aus, dass es auf befahrenen Straßen bei fließendem Verkehr nicht immer praktikabel ist.
Clevere Parkarkassistenten bugsieren auch große Autos in enge Lücken. Im Test überzeugte das System im Audi A6, dicht gefolgt von denen in VW CC, Mercedes ML und 5er BMW. Die günstige Anlage im Skoda erkennt nicht jede Parklücke, der Ford parkte auf dem Bordstein ein. Der Hyundai i40 benötigt sehr große Lücken und wird nur Siebter.
Holger Ippen