Der Classic Mini Knightsbridge trifft auf das neue MINI Cooper S Cabrio Der Mann mit dem Mini-Tattoo
Den alten schreibt man klein, den neuen groß und eigentlich sind sich Classic Mini Knightsbridge und MINI Cooper S Cabrio ja so gar nicht ähnlich – oder doch? Wir sind beide gefahren
Die toskanische Sonne brennt unerbittlich auf den Asphalt und von den Kurven und Kehren des Mugello Race Tracks in der Nähe von Bologna weht der Geruch von Benzin und verbranntem Gummi herüber. Wohin man auch schaut: Minis. Alte Minis, neue Minis - beim IMM, dem International Mini Meeting 2013, kommen sie alle zusammen. Doch wie Mini ist sie eigentlich noch, die sportliche wie beliebte Neuauflage, das "Lifestyle-Auto" von 2006?
Classic Mini Knightsbridge trifft auf Mini Cooper S Cabrio
Aus dem Getümmel von getunten, tiefergelegten und natürlich liebevoll restaurierten Briten picken wir uns den Classic Mini Knightsbridge mit Faltdach und das aktuelle Mini Cooper S Cabrio 2013 heraus. Der Knightsbridge war eines der letzten Sondermodelle des Ur-Minis. Ausgestattet mit Wurzelholz und Ledersitzen verließ er im Jahr 2000 für rund 12.265 Euro das Werk. Typisches Faltdach gegen elektrisches Stoffverdeck, 63 gegen infernale 184 PS Leistung – auf den ersten Blick halten sich die Gemeinsamkeiten der Beiden in Grenzen, doch fahren wir erstmal ein Stück.
Ein Buch mit sieben Siegeln, ein Mini mit drei Schlüsseln: einer für die Tankklappe, ein zweiter für's Türschloss, der größte für die Zündung. Einmal drehen – nichts passiert. Denn tatsächlich hielt noch in den letzten Baujahren der technische Fortschritt Einzug in den 3,05 Meter langen Classic Mini und so muss erst die elektrische Wegfahrsperre deaktiviert werden, bevor der 1,3-Liter-Vierzylinder kernig erwacht.
Die Sitzposition ist dabei so, wie man es sich angesichts von 1,34 Meter Höhe und 1,44 Meter Breite vorstellt: beengt. Das Lenkrad (seit 1996 sogar mit Airbag!) sitzt zwischen den Knien, vor Gas und Bremse kommt ein Teil der Belüftung dem rechten Fuß in die Quere. Doch lässt man sich auf das Erlebnis ein, ist er plötzlich da: Der Grund, weshalb auf dem IMM-Festival Menschen mit tätowierten Mini-Logos herumlaufen – ungefiltertes Vergnügen. Die Lenkung direkt wie im Go-Kart, die Straßenlage kompromisslos (wie auch die Federung) und der Motor in jedem der vier Gänge präsent und kräftig – schließlich wiegt der Mini ja nur rund 690 Kilo.
Für längere Strecken freilich greift man lieber auf das Cooper S Cabrio zurück, das mit sattem Auspuff-Blubbern unserem Knightsbridge-Mini seine sportlichen Ambitionen kundtut. Zweifelsohne: der Umstieg in den Neuen führt in eine andere, erwachsenere Welt. Der Zentral-Tacho reicht bis 260 km/h und beherbergt ein Navigationssystem, dessen Bedien-Logik von Mutterkonzern BMW entlehnt ist. Die Platzverhältnisse sind angemessen, das Stoffverdeck öffnet per Knopfdruck vollautomatisch und die Winschutzscheibe stellt sich Mini-typisch steil dem Fahrtwind entgegen.
Und Fahrtwind kommt schnell auf, wenn der 1,6-Liter-Turbo knurrend und verhement beschleunigt. Der Druck auf die Sporttaste schärft die Gasannahme weiter und sorgt für jene programmierten Fehlzündungen, die das herrliche Knallen im mittig sitzenden Doppel-Auspuff verursachen. Auch im neuen Mini ist die Lenkung angenehm direkt ausgelegt und das Frontantriebs-typische Untersteuern bleibt weitgehend aus. Aber ist es noch das selbe Mini-Gefühl?
An den bestechenden Purismus des Classic Mini Knightsbridge kommt ein normaler neuer Cooper nicht heran. Sitzt man aber im Cabrio, öffnet Scheiben, Verdeck und genießt Sonne und Landstraße kommt es langsam wieder, dieses "Mini-Feeling", das Pure. Wir fahren zurück in Richtung Festival-Gelände, zirkeln um die letzten Kurven der leeren Landstraße und geben unsere beiden Mini-Generationen wieder ab. Der Mann mit dem Mini-Tattoo blickt prüfend dem neuen Cabrio hinterher. Auch die Fans haben ihn akzeptiert, den "New MINI", und fahren ihn als Winterauto. Der Mann nickt - mehr Anerkennung kann es doch kaum geben.
Jonas Eling