VW Golf R Cabrio 2013 im Test: Bilder und technische Daten Sturm und Drang
Rund ein Jahr vor der Markteinführung des neuen Modells würzt VW beim aktuellen Cabrio auf Golf VI Basis noch einmal kräftig nach. Der Turbobenziner mit 265 PS sorgt beim VW Golf R Cabrio 2013 für mächtig Schub. Test
Für Dynamik liebende Cabrio-Fans war bei Volkswagen bislang bei 210 PS Schluss. Pünktlich zur neuen Saison bringen die Wolfsburger mit dem VW Golf R Cabrio nun ihr bislang stärkstes und schnellstes offenes Modell auf den Markt. Sein 2,0-Liter-Vierzylinder-TSI leistet 265 PS, die über das serienmäßige Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) an die Vorderräder gelangen. Ab einem Grundpreis von 43.325 Euro können sich Kunden so bei Tempo 250 den Wind – oder besser den Orkan – um den Kopf wehen lassen.
Hoher Wohlfühlfaktor
Die Serienausstattung des Top-Modells umfasst unter anderem Ledersitze, Klimaanlage, eine hochwertige Audioanlage mit acht Lautsprechern sowie Bi-Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht. Die Material- und Verarbeitungsqualität des VW liegt auf hohem Niveau, der Innenraum hinterlässt einen aufgeräumten und sehr wohnlichen Eindruck. Fahrer und Beifahrer nehmen auf bequemem wie guten Seitenhalt bietendem Sportgestühl Platz. Eine passende Sitzposition ist schnell gefunden. Das gut dämmende Stoffverdeck sorgt auch bei höheren Tempi für eine angenehm niedrige Geräuschkulisse – selbst jenseits von 200 km/h hält sich der Geräuschpegel im Innenraum in Grenzen.
Auf Knopfdruck gibt das elektrische Stoffdach in nur neun Sekunden und auch während der Fahrt bis 30 km/h den Blick zum Himmel frei. Zumindest die Vornsitzenden genießen dabei guten Windschutz. Sogar mit vollständig heruntergelassenen Seitenscheiben wird es erst oberhalb des erlaubten Landstraßen-Tempos von 100 km/h unangenehm stürmisch. Mit hochgefahrenen Scheiben lassen sich auch 160 km/h und mehr offen gut aushalten.
Leistung satt in allen Lagen
Auch wenn Optik und Leistungsdaten anderes vermuten lassen: Mit dem VW Golf R Cabrio lässt es sich herrlich bummeln. In der Gewissheit, jederzeit über üppige Kraftreserven zu verfügen, fällt es leicht, entspannt über Land zu cruisen. Der sonor klingende Vierzylinder- Turbo bleibt dabei akustisch im Hintergrund, gleichwohl stets präsent – als verheißungsvolles Versprechen, was möglich wäre, wenn der Fahrer denn nur wollte.
Und in der Tat: Mit dem Durchtreten des Gaspedals ändert sich schlagartig der Charakter des offenen Top-Golfs. Das DSG-Getriebe stellt blitzschnell die passende der sechs Fahrstufen zur Verfügung, und sofort sprintet der Golf R los. Von null auf 100 km/h rennt er in 6,2 Sekunden – und bleibt damit sogar 0,2 Sekunden unter der Werksangabe. Erst bei elektronisch abgeregelten 250 km/h endet der Vortrieb, und die zehn Liter Testverbrauch gehen in Anbetracht der Fahrleistungen durchaus in Ordnung.
Fahrwerk zeigt Härte
Doch je höher die Geschwindigkeit, desto deutlicher wird, dass der Golf R vor allem Sportler und erst in zweiter Linie Cabrio sein will. Die optionale adaptive Fahrwerksregelung DCC (990 Euro) ist in ihrer Grundauslegung erwartungsgemäß sportlich-straff ausgelegt. Vor allem in den Einstellungen „Normal“ und „Sport“ erweist sich das Golf R Cabrio als ziemlich hart, kurze Wellen und auch kleinste Stöße dringen bis zu den Insassen durch. Linderung bietet der „Comfort“-Modus, wobei auch er dem Golf R Cabrio noch lange nicht den Federungskomfort einer Sänfte verleiht...
Es mag paradox klingen: Aber auch bei schneller Kurvenhatz empfiehlt es sich, beim Fahrwerk per Knopfdruck in die Komforteinstellung zu wechseln. Die weichere Dämpferabstimmung erlaubt dem offenen Wolfsburger, sich beim Einlenken auf dem kurvenäußeren Vorderrad abzustützen und so größeren mechanischen Grip aufzubauen. Dabei hilft dem Fronttriebler auch seine serienmäßige elektronische XDS-Differenzialsperre, die mit fein dosierten Bremseingriffen ein Durchdrehen des kurveninneren Vorderrads unterbindet.
Es fehlt der Feinschliff
Am Ende bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck. Auf der einen Seite begeistert das Golf R Cabrio mit scheinbar müheloser Kraft entfaltung und Fahrleistungen auf absolutem Sportwagenniveau. Andererseits verlangt das Fahrwerk Nehmerqualitäten, die nicht so recht zur Kultur des Offenfahrens passen wollen. Für Freiluft-Fans, die auf eine ordentliche Portion Fahrdynmik nicht verzichten möchten, dürfte daher das Golf GTI Cabrio mit 210 PS, das mit DSG zudem noch 9700 Euro günstiger ist als die R-Version, die bessere Wahl darstellen.
FAZIT:
Das Golf R Cabrio spricht in Bezug auf Charakter und Leistungsdaten vor allem Sportwagen-Enthusiasten an. Komfortorientierte Fahrer sollten eher zu einer zivileren Version des Golf Cabrio greifen.
TECHNIK |
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VW Golf R Cabrio 2013 |
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Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung |
Hubraum | 1984 cm³ |
Leistung | 195 kW / 265 PS bei 6000 /min |
Max. Drehmoment | 350 Nm bei 2500 - 5000 /min |
Getriebe | 6-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Vorderrad |
Fahrwerk | v.: McPherson-Federb., Querlenker, Stabilisator; h.: Mehrfachlenkerachse, Federn, Stabilisator; rundum: adapt. Dämpfer (opt.); ESC (ESP) Bremsen rundum: innenbelüftete Scheiben; ABS, Bremsassistent |
Bremsen | rundum: innenbelüftete Scheiben; ABS, Bremsassistent |
Bereifung | rundum: 235/35 R 19 Y (opt.); Dunlop SP Sport Maxx GT |
Felgen | 8 x 19 |
L/B/H | 4266/ 1782/ 1405 mm |
Radstand | 2578 mm |
Leergewicht | 1538 kg |
Zuladung | 417 kg |
Anhängelast, gebr. / ungebr. | - / - kg |
Kofferraumvolumen¹ | 250 l |
Abgasnorm | Euro 5 |
Typklassen | HP 14/VK 26/TK 27 |
MESSWERTE |
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0 - 100 km/h | 6,2 s |
Höchstgeschwindigkeit¹ | 250 km/h |
Bremsweg 100-0 km/h | kalt/warm 35,5 m/34,9 m |
Test-Verbrauch | 10,0 l S/100 km |
EU-Verbrauch¹ | 8,2 l S/100 km |
CO2-Ausstoß¹ | 190 g/km |
KOSTEN | |
Grundpreis | 43.325 Euro, DCC-Fahrwerk 990 Euro |
Carsten van Zanten