Chevrolet Spark LT 1.2: Bilder und technische Daten Klein, aber oho
3,64 Meter kurz, 969 Kilogramm leicht und 82 PS stark: Im 50.000 Kilometer langen Dauertest schickten wir den City-Flitzer Chevrolet Spark LT 1.2 nicht nur ins Großstadt-Revier, sondern auch quer durch Europa
Erinnern Sie sich noch an diesen Zungenbrecher-Werbespruch: „Stark, Spart, Spark“? Dass, was Chevrolet so vollmundig für den Kleinsten in seinem Portfolio verspricht, wollten wir auch über längere Zeit untersuchen. Einen Einzeltest hatte der Chevy Spark bereits absolviert, und im Vergleichstest musste sich der kurze Ami nur knapp dem Hyundai i10 geschlagen geben. Also hieß die nächste Herausforderung: die 50.000-Kilometer-Dauertest-Distanz.
Wir geben zu: Ein bisschen skeptisch guckten wir schon, als der metallicblaue Chevy vor dem Redaktionsgebäude parkte. Mit mickrigen 170 Liter Kofferraumvolumen und 398 Kilogramm Zuladung wird es bei Foto-Touren und Dienstreisen generell schnell eng. Immerhin war das stärkere der beiden im Chevrolet Spark angebotenen Aggregate an Bord: der Reihenvierzylinder mit 1,2 Liter Hubraum, 16 Ventilen, zwei obenliegenden Nockenwellen und maximal 82 PS bei 6400 Umdrehungen. Doch bereits nach wenigen hundert Kilometer häuften sich die kritischen Bemerkungen im Begleitbuch, in dem nicht nur alle Betankungen und – in regelmäßigen Abständen – der Ölstand dokumentiert werden, sondern auch jede Innen- und Außenreinigung, Inspektion, jeder Radwechsel und alle subjektiven Eindrücke.
SCHLAPPER MOTOR UND HAKELIGE SCHALTUNG
„82 PS? Wo sind die versteckt?“, schrieb etwa Art Director Andreas Schulz nach gut 400 Kilometern. Auch Testchef Martin Urbanke kritisierte den Benziner: „Der Motor klingt kernig und ist im Teillastbereich bis 3500 Touren recht munter. Doch darüber wirkt der Vierzylinder zugeschnürt. Drehfreude kennt er nicht.“ Mit „stark“ hat der Werbeslogan also etwas übertrieben – da gibt es ähnlich motorisierte Konkurrenten, die einen deutlich spritzigeren Charakter zeigen. Besonders auf der Autobahn fällt der schlappe Durchzug (maximal 111 Newtonmeter Drehmoment bei 4800 Touren) des Spark auf, wo man zum Überholen oder für ein Bergaufstück schon mal in den vierten oder gar dritten Gang zurückschalten und das Gaspedal aufs Bodenblech drücken muss – was uns zum nächsten Kritikpunkt führt: dem Getriebe. Test-Redakteur Alexander Lidl gefiel die „hakelige, knochige“ Schaltung nicht. Tatsächlich muss man den Schalthebel mit etwas Sensibilität durch die Gassen führen, um die gewünschte Fahrstufe sauber zu treffen. Vor allem aber im Stand nervt, dass der Rückwärtsgang oft nicht auf Anhieb einrastet. In diesem Fall hilft nur mehrmaliges Treten der Kupplung und etwas mehr Kraftaufwand als gewöhnlich. Einen konstruktiv bedingten Mangel bemerkte wiederum Chef vom Dienst Philipp Kesternich: „Das Radhaus vorn links ragt leicht in den Fahrerfußraum, sodass ich mit Schuhgröße 45 keine Abstellmöglichkeit für den linken Fuß habe und nur Platz unter dem Kupplungspedal bleibt.“ Doch auch Kollegen mit kleineren Füßen hatten dasselbe Problem.
FLOTTES STADT-AUTO MIT KLEINEM KOFFERRAUM
Ist der Totpunkt der hydraulischen Zahnstangen-Lenkung erst einmal überwunden, arbeitet sie in Verbindung mit dem kompakten Lenkrad schön zackig und macht den Spark mit 10,5 Meter Wendekreis zum König in der Innenstadt – er ist flink und passt mit seinen kompakten Außenmaßen in jede Lücke. Das macht nicht nur die Parkplatzsuche einfach, sondern ist auch in engen Gassen und unübersichtlichen Tiefgarageneinfahrten ein Segen. „Ein super Stadt-Auto“, fasste Testassistentin Julia Immendorf lobend zusammen und war sogar der Überzeugung, dass die Parkpiepser am 3,64 Meter kurzen Spark (Serie in der höchsten Ausstattung LT, nach dem Facelift LTZ) überflüssig sind. „Durch das steil abfallende Heck sieht man ganz genau, wo das Auto endet. Gut!“ Allerdings gab es für die Übersicht nicht nur Lob. „Die breite C-Säule verdeckt beim Schulterblick Fußgänger und Fahrradfahrer“, bemerkte Testredakteur Elmar Siepen, der im Spark beim Abbiegen lieber zweimal zur Seite schaute, um niemanden zu übersehen.
Mit 969 Kilogramm ist der Mini-Chevrolet schon von Natur aus ein Leichtgewicht, und dank 398 Kilo Zuladung reisen vier Erwachsene mit kleinem Gepäck noch bequem – für einen Kleinstwagen geht das Platzangebot im Fond sogar in Ordnung. Zwischen Rücksitzlehnen und die steil stehende Heckscheibe passen ein paar Einkaufsbeutel und vielleicht zwei 1,5-Liter-Sixpacks mit Wasser, dann sind die 170 Liter Volumen ausgefüllt. Wer mehr Platz braucht, kann die asymmetrisch teilbare Rücksitzlehne (immer Serie) umklappen und den Stauraum auf 568 Liter erweitern. Als wirklicher Lastenesel taugt der Spark damit aber nicht, doch einige Umzugskartons schafft der kleine Chevy durchaus. Und obwohl der in Südkorea gebaute Ami mehr ein Auto für Downtown als für den Highway ist, taugen die Sitze auch für längere Strecken. Zwar sind Beinauflage und Lehnenhöhe gering, die Polsterung ist simpel und die Konturierung nur mäßig, doch Personen mit durchschnittlicher Statur können durchaus bequem reisen.
Vier Monate nach Dauerteststart wurden erstmals Winterreifen montiert: viermal Falken Eurowinter HS-439 in 165/60 R 15 T – für 264 Euro inklusive Montage und Auswuchten. Im Januar 2012 füllte Fotograf Bernd Ebener einen Liter frisches Motoröl nach. Auch in der kalten Jahreszeit rollte der Spark ununterbrochen, machte bei knapp 18.000 Kilometern einen planmäßigen Stopp zur Inspektion und bekam neue Filter sowie frisches Öl für Motor und Getriebe. Alles reine Routine. Nur kurze Zeit später fiel der Chevy beinahe einem VW Passat zum Opfer – der Fahrer bemerkte zu spät, dass Sport-Redakteur Dieter Serowy vor einem Zebrastreifen gehalten hatte. Obwohl der VW das Heck heftig touchierte, nahm es der Spark gelassen: Von außen war kein Schaden erkennbar. Auch nach dem Werkstatt-Check lautete die Diagnose: alles in Ordnung. Ende März stieg der Spark erneut auf 16 Zoll große Sommerräder um – den Winter hatte das City-Car problemlos überstanden.
Und der Chevrolet Spark sammelte stetig weiter Pluspunkte. Nach rund 850 Kilometer Fahrstrecke in zwei Tagen dokumentierte Chefreporter Stefan Miete: „Der Chevy bietet viele praktische Ablagen für Kleinkram, und die Radio- sowie Klimabedienung versteht man schnell.“ Besonders das große, etwas versteckte Fach vor dem Schaltknauf gefiel der Redaktion. Die Tasten und Regler von Radio und Klimaanlage – Serie in den drei höchsten Ausstattungsvarianten – sind groß und zudem Weiß auf Schwarz beschriftet, was die Bedienung vereinfacht. Bereits ab der zweiten Ausstattungslinie LS+ verbaut Chevrolet ein MP3-CD-Radio inklusive iPod-, USB- und AUX-Schnittstelle – das kann sich sehen lassen und passt zu einem modernen Stadtauto. Doch trotz der multimedialen Vielfalt überzeugt die Anlage nicht mit gutem Klang, zudem muss sie bei Autobahntempo gegen die lauten Motor- und Windgeräusche ankämpfen. Unsere Empfehlung: Beim Radio-Spezialisten bessere Lautsprecher und eine stärkere Endstufe einbauen lassen. Und wenn Sie gerade beim Fachmann sind, könnten Sie direkt nach einer besseren Antenne fragen, denn der Radio-Empfang war im Spark von Testbeginn an und auch nach mehrmaliger Überprüfung der Kontakte nur mittelmäßig.
Kritik gab es gleich von mehreren Kollegen auch zur auf der Lenksäulen-Verkleidung montierten Instrumenteneinheit. Die Kombination aus Analog- (Geschwindigkeit) und Digitalanzeige (zum Beispiel Drehzahl und Tankfüllstand) erinnert an ein Motorrad und ist Geschmackssache – solange es ums Design geht. Allerdings leidet in diesem Fall die Benutzerfreundlichkeit. Online-Redakteur Benny Hiltscher bemängelte: „Zwischen Tageskilometerzähler, Reichweite, Temperatur oder Uhrzeit kann man wechseln, wenn man die entsprechenden Knöpfe „Trip“, „Mode“ und „Clock“ drückt – doch die sitzen auf dem Digitalinstrument hinter dem großen Lenkradkranz.“ Für die Bedienung muss man mit der Hand durchs Lenkrad fassen – was während der Fahrt nicht sicher ist.
AKZEPTABLER VERBRAUCH UND NIEDRIGE UNTERHALTSKOSTEN
Dem schloss sich Test-Redakteur Markus Schönfeld an und ergänzte: „Bei Dunkelheit nervt, dass die drei Knöpfe nicht beleuchtet sind. Man weiß nie, welche Funktion man gerade bedient. Analogtacho und Digitaldisplay hingegen sind so stark illuminiert, dass man sich bei Dunkelheit einen Dimmer wünscht, mit dem man die Beleuchtung variieren kann.“ Lob gab’s dagegen für die Ablesbarkeit der Instrumente.
Nur 5,1 Liter Superbenzin soll der Vierzylinder laut Hersteller pro 100 Kilometer schlucken – schon auf der Standard-Verbrauchsrunde der AUTO ZEITUNG waren es 1,4 Liter mehr. Über die gesamte Testdauer gerechnet, konsumierte der Chevrolet Spark im Schnitt 6,9 Liter. Wenn man aber bedenkt, dass wir oft in flottem Tempo auf der Autobahn unterwegs waren und – der mäßigen Spritzigkeit geschuldet – der Chevy häufig mit hoher Drehzahl gefahren wurde, ist dies ein akzeptabler Wert.
Auch die Kosten für Wartung und Verschleiß hielten sich während des Dauertests in Grenzen. Einmal pro Jahr oder alle 15.000 km muss der Chevy zur Inspektion. Weil er den Dauertest-Marathon in nur eineinhalb Jahren abspulte, kam er in dieser kurzen Zeit dreimal auf die Hebebühne. Rechnet man die Kosten für Kraftstoff, Öl und Wartung zusammen, sind es lediglich 13 Cent/km. Selbst wenn Versicherung, Steuer, Autowäschen, Innenreinigungen und die neuen Winterräder dazukommen, sind es nur knapp 16 Cent. Packt man den Wertverlust von 7825 Euro (58,2 Prozent gemessen am Grundpreis) noch dazu, kostet der Kilometer im Spark rund 28 Cent – ein echter Pluspunkt verglichen mit so manch anderem Konkurrenten im Dauertest-Betrieb. Zudem fallen die Steuern für den Spark LT 1.2 dank des kleinen Motors mit 63 Euro pro Jahr sehr günstig aus.
Dass der kleinste Chevrolet mit seinem lifestyligen Konzept überzeugen kann, zeigt sein Verkaufserfolg in Deutschland. Exakt 7393 Neuzulassungen zwischen Anfang Januar und Ende November 2012 machen den Spark hier mit Abstand zum erfolgreichsten Produkt seiner Marke. Vielleicht ist ja doch etwas dran an den drei Worten „Start. Spart. Spark“ – selbst wenn der Spark kein kraftstrotzendes Automobil mit rekordverdächtig niedrigem Verbrauch ist.
FAZIT
Reife Leistung: Ohne Ausfälle legte der kleine Chevrolet Spark LT 1.2 in 498 Tagen 50.000 Kilometer zurück – und dabei wurde er nicht nur im mittleren Drehzahlbereich gestreichelt, sondern bekam auf zahlreichen Vollgasetappen auch die Peitsche. Details wie die schlecht erreichbaren Tasten auf der Digitalanzeige oder der fehlende Platz für den linken Fahrerfuß gefielen uns nicht, und bei einem 82-PS-Motor hätten wir mehr Temperament erwartet. Dafür erfüllt der Spark die einfachen Bedürfnisse des urbanen Alltags, ist günstig im Unterhalt und mit jeder Parklücke kompatibel – ein echtes City-Car. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Paul Englert
TECHNIK |
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Chevrolet Spark LT 1.2 |
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Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler |
Nockenwellenantrieb | Kette |
Hubraum | 1206 cm³ |
Leistung | 60 kW / 82 PS bei 6400 /min |
Max. Drehmoment | 111 Nm bei 4800 /min |
Getriebe | 5-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad |
Fahrwerk | vorn: McPherson-Federbeine, Querlenker, Stabilisator; hinten: Verbundlenkerachse, Federn, Dämpfer; ESC (ESP) |
Bremsen | vorn: innenbelüftete Scheiben; hinten: Trommeln; ABS |
Bereifung | rundum: 195/45 R 16 |
Felgen | rundum: 6,5 x 16 |
L / B / H | 3640 / 1597 / 1522 mm |
Radstand | 2375 mm |
Leergewicht / Zuladung | 969 kg / 398 kg |
Kofferraumvol. | 170 – 568 Liter |
Abgasnorm | Euro 5 |
Typklassen | 17 HP / 17 VK / 18 TK |
FAHRLEISTUNG / VERBRAUCH |
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0-100 km/h¹ | 12,7 s |
Höchstgeschwindigkeit¹ | 164 km/h |
EU-Verbrauch¹ | 5,1 l S / 100 km |
AZ-Normrunde | 6,5 l S / 100 km |
Dauertest-Verbrauch | 6,9 l S / 100 km |
KOSTEN | |
Grundpreis | 12.450 Euro |
PREISE / UNTERHALT |
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NEUPREIS / RESTWERT |
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Neupreis Testwagen ¹ | 14.524 Euro |
Schätzpreis nach 50.000 km ² | 5625 Euro |
Neuwagenpreis heute | 14.664 Euro |
FIXKOSTEN PRO JAHR | |
Steuer | 64 Euro |
Haftpflichtversicherung TK 17 | 393 Euro |
Haftpflichtversicherung TK 17 | 458 Euro |
Haftpflichtversicherung TK 18 | 116 Euro |
TESTBETRIEBSKOSTEN | |
Kraftstoff: 3452 Liter Super Preis: 1,61 Euro / Liter |
5558 Euro |
Ölverbrauch 1,5 Liter Preis: 6,5 Euro |
10,25 Euro |
Wartung, Ölservice, Verschleißteile |
786 Euro |
Reparaturen | 0 Euro |
Wertverlust | 7825 Euro |
Kosten pro km ohne Wertverlust | 0,13 Euro |
Kosten pro km mit Wertverlust | 0,28 Euro |
AUTO ZEITUNG