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Geht auch ganz einfach:

Renault Twizy gegen Nissan GT R: Extremes Duell auf dem Nürburgring Familientreffen

Vier Räder, zwei Sitze, ein Lenkrad – mehr haben diese beiden Exoten nicht gemein. Ein feuchter Eifel-Ausflug im Jahr 2012 mit den Konzerngeschwistern Nissan GT-R und Renault Twizy auf und um den Nürburgring

Frankreich und Japan, das passt irgendwie nicht. Jakobsmuscheln und Sushi. Vin Rouge und Sake. Laissez-Faire und absolutes Pflichtbewusstsein. Das schöne Paris und das hektische Tokio. Die einzigen Erfindungen der beiden Nationen, die einander irgendwie ähneln, sind vielleicht Star-DJ David Guetta und die Playstation. Künstlich, digital und schrill. Ansonsten haben Frankreich und Japan so viel gemein wie Dieter Bohlen und Richard Wagner.

Trotzdem sind seit rund 13 Jahren zwei prominente Automarken so eng miteinander verbandelt, dass sie sehr gut voneinander profitieren: Renault und Nissan. Höchste Zeit also, die zwei unterschiedlichsten und extremsten Automobile dieser Allianz zu einer Spritztour einzuladen. Der extreme Stadtflitzer Renault Twizy ist das formal schwächste Auto des Konzerns und tritt hier in der 18-PS-Elektroversion an. Die 550 PS starke Powermaschine GT-R ist dagegen das Schnellste und Stärkste, was man derzeit bei Nissan mit Straßenzulassung kaufen kann.

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Großstadt-Dschungel gegen Rennstrecke, Hochleistungs-Turbo gegen Elektro-Motörchen. Wohin also mit diesem ungleichen Paar? Die Stadtrundfahrt fällt schon mal aus, denn die City-Performance des GT-R ist so vorhersehbar wie das Ende einer Rosamunde-Pilcher-Schnulze. Staus, stockender Verkehr und enge Parklücken schmecken dem Japaner nicht. Er muss frei sein und brüllen dürfen, ohne beim dritten Ampelstart von den Cops kassiert zu werden. Doch wie ist das mit dem Rushhour-König Twizy auf der Rundstrecke – und zwar nicht auf irgendeiner, sondern auf der Nordschleife des Nürburgrings, quasi dem Kreißsaal des GT-R?

 

Auf der Nordschleife ist der Twizy ein Verkehrshindernis

Gut, in puncto Performance hat der Stromer gegen den V6-Biturbo natürlich keine Chance, doch zu einem Rennstrecken-Ausflug gehört ja nicht nur die Fahrt am Limit. Die beherrscht der Nissan GT-R wie kaum ein anderer, denn er ist von Kopf bis Fuß auf Vollgas ausgelegt – mit einer Lenkung so präzise wie ein Samurai-Schwert, einem Motor so stark wie ein Sumo-Ringer und einem Fahrwerk so hart wie die Schläge eines Karate-Kämpfers. Es lässt wohl kaum einen kalt, wenn die Startautomatik über die Antriebswellen herfällt, das 1740 Kilo schwere Coupé kurz zuckt und dann wie von einem Katapult abgefeuert losschießt – scheinbar ohne Zugkraftunterbrechung und begleitet vom Unisono-Fauchkonzert aus den beiden Endrohrblenden.

Die schier endlose Kraft und das narrensichere Fahrverhalten am Limit machen den im Vergleich zu Ferrari und Konsorten eher zurückhaltend auftretenden GT-R faszinierend. Und in diesem Auto sind auch Anfänger schnell. Gefährlich ist nur, dass man leicht den Bezug zur Geschwindigkeit verliert. Zwar gibt der Nissan ausreichend Rückmeldung an Lenkung und Popometer, doch fährt er scheinbar wie auf Schienen – ohne zu zucken oder aufzumucken.

Hier geht's zum zweiten Teil

Aber all das gilt nichts, wenn ein Auto durch die Hölle geht – die Grüne Hölle, also die Nordschleife des Nürburgrings. Und dabei zählt die Rundenzeit. Es ist bereits ein paar Jahre her, als ein Nissan-Testfahrer die 20,832 Kilometer lange Berg-und-Talfahrt in 7:24 Minuten umrundete. Damit war dem Nissan GT-R der Respekt aller Wettbewerber sicher, fuhr er doch auf Augenhöhe mit weit potenteren Fahrzeugen wie zum Beispiel dem Porsche Carrera GT. Und mit der 550 PS starken 2012er-Ausbaustufe sowie optionalem "Track Pack“ (ohne Rückbank, mit extraleichten 20-Zöllern, speziellen Sportsitzen und optimierter Bremsbelüftung) könnte man diese Zeit wahrscheinlich noch einmal um ein paar Sekunden drücken.

Der Twizy würde sicher mehr als doppelt so viel Zeit brauchen, denn im 2,33 Meter kurzen Elektro- Zwerg ist laut Tacho bei 85 km/h Ende – auch wenn man das Strompedal noch so fest auf den Boden tritt. Und dann ist da ja noch die Sache mit der Batterie. Laut Tacho sind nach einer Ladung gut 80 km Reichweite drin, doch bei permanenter Vollgasfahrt und dem langen Bergaufstück von Breitscheid hinauf zur Hohen Acht schwindet die Akku-Energie im Zeitraffer. Dann sind 20,832 Kilometer plötzlich eine sehr lange Strecke – vor allem, wenn man die letzten Meter auf der Suche nach einem Anhänger mit Zugfahrzeug zu Fuß gehen muss.

Doch weil der Wettergott nicht mitspielt, bleibt dem Elektro-Renault die Nordschleifen-Probe erspart. Zum Glück, denn nicht nur bei Nässe kann der Untersteuer-Weltmeister Twizy im Grenzbereich recht ungemütlich werden. ABS und ESP sind für den über die Hinterräder angetriebenen City-Flitzer nur Buchstaben. Wer zu stark bremst, bringt die beiden 125 Millimeter schmalen Conti-Reifen im 13-Zoll- Format zum Blockieren – auf trockener Piste begleitet von schrillem Quietschen in feinster 80er-Jahre-Manier. Der Renault Twizy ist eben ein purer Zeitgenosse ohne Schnickschnack im Cockpit. Mit abwaschbarem Kunststoff-Innenraum und zwei rutschigen Plastik-Stühlen, die kaum Halt bieten müssen – denn so etwas wie Querdynamik erlebt man im kleinsten Renault nur ansatzweise. Mehr braucht man auch nicht.

 

Das GT-R-Cockpit ist wie eine Playstation – nur eben ganz real

Ganz im Gegensatz dazu der GT-R. Und damit man die Dynamik nicht nur spüren, sondern auch jederzeit ablesen kann, hat der Über-Nissan einen großen Bildschirm in der Mittelkonsole. Auf dem bewegen sich während der Fahrt permanent Linien und Punkte auf Diagrammen, informieren Zahlen und digitale Zeiger über Temperaturen sowie Drücke in Motor, Getriebe und Kühlkreislauf. Spielerei sagen die einen, doch fragen Sie mal die autoverrückten Japaner, die jeden Tag nach Feierabend an ihren Autos schrauben, um sich am Wochenende auf abgelegenen Parkplätzen zu treffen und sich mit anderen Tuning-Freaks zu messen. Hier zählen nur nackte Zahlen – die liefert das Nissan-Display am laufenden Band. Allerdings sollte man sich für die Datenanalyse während der Fahrt unbedingt einen Beifahrer mitnehmen, sonst endet die Fahrt schnell abseits des Asphalts.

Obwohl sich der Supersportler GT-R gern mal ein paar Extra-Schlucke Super Plus genehmigt – bei flotter Fahrt rinnen pro 100 Kilometer laut Bordcomputer locker 18 Liter und mehr in die sechs turbounterstützten Brennräume –, kommt man mit dem 74 Liter Kraftstoff fassenden Tank eigentlich gut über die Runden. Aber auf der Nordschleife gelten andere Gesetze. Mit verdächtig tief stehendem Zeiger auf der Tankuhr biegen wir von der Döttinger Höhe ab und verlassen die Nordschleife.

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An der Bundesstraße 258 gibt es frischen Kraftstoff – der Twizy muss warten, Strom fließt eben nicht so schnell wie Sprit. Wir fahren weiter, machen einen kurzen Abstecher ins alte Fahrerlager und retten uns anschließend vor einem erneuten Regenguss in den Ring- Boulevard. Unter der riesigen Halle geht der kleine Twizy fast unter, und auch der GT-R wirkt hier fehl am Platz – genau wie in der Großstadt. Die ist das Revier des Twizy, und da soll er morgen auch wieder rollen.

Also beenden wir unsere sprichwörtliche Spritztour und rollen zum gegenüberliegenden Hotel. Während der Nissan noch in der Tiefgarage nach einem adäquaten Plätzchen sucht, rollt der Twizy bereits in die Lobby bis vor den Check-in-Tresen und holt sich seine Zimmerkarte ab. So ist er zumindest einmal an diesem Tag die absolute Nummer eins.
Paul Englert

Die technischen Daten gibt es auf der nächsten Seite

TECHNIK
   

Renault Twizy
Nissan GT-R
Motor Drehstrom-Asynchronmotor V6-Zylinder, 4-Ventiler, Bi-Turbo
Hubraum - 3799 cm³
Leistung 13 kW / 18 PS 404 kW / 550 PS bei 6400 /min
Max. Drehmoment 57 Nm 632 Nm bei 3200 - 5800 /min
Batterie Lithium-Ionen, luftgekühlt, 6,1 kWh -
Getriebe automatisches Untersetzungsgetriebe 6-Gang, Doppelkupplung
Antrieb  - Allrad, permanent
Fahrwerk  rundum: McPherson-Federbeine, Querlenker, Stabilisator  v.: Doppelquerlenker, Federn, Stabi.; h.: Mehrfachlenker, Federn, Stabi; rundum: adapt Dämpfer; VCD-R (ESP)
L/B/H 2335 / 1228 / 1451 mm 4670 / 1895 / 1370 mm
Leergewicht / Zuladung 562 kg / 128 kg 1740 kg / 460 kg
MESSWERTE
   

Fahrleistungen
0-45 km/h in 6,1 s 0-100 km/h in 2,8 s
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h 315 km/h
Stromverbrauch 6,3 kWh/100 km -
EU-Verbrauch -  11,8 l SP/100  km
Reichweite 100 km -
Grundpreis 7690 Euro 92.400 Euro
Batterie ab 50 Euro pro Monat -

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