Test begleitet: Eindrücke vom BMW Neue Klasse-Versuchsträger
Während die Neue Klasse von BMW noch tief in der Entwicklung steckt, dürfen wir bereits im Entwicklungsträger Platz nehmen. Der Hersteller zeigt bei einer Testfahrt, was so alles möglich ist!
Ein Design, das selbst unter der Tarnfolie nur so vor Kraft strotzt, vier Motoren mit mehr Leistung als jeder konventionelle Rennwagen und Ground Effect auf Knopfdruck: Wenn das die BMW Neue Klasse (2026) ist, dann kann die M GmbH selbst den ikonischen M3 einmotten. Doch so sehr uns BMW damit den Weg zu seiner wichtigsten Neuheit der Dekade weisen will, so klar äußert sich Entwicklungschef Frank Weber zu jenem, noch als Erlkönig getarnten Prototyp, der da so verlockend auf einer Rundstrecke steht und den Betrachtenden zweifeln lässt, ob das jetzt noch ein Werkzeug oder doch eher ein Spielzeug der Entwicklungsabteilung ist: "An eine Serienfertigung ist nicht gedacht", sagt Weber und lässt den Traum aller Petrolheads platzen.
Nur um ihnen doch gleich wieder Hoffnung zu machen. Denn aufgebaut haben sie die "Vision Driving Experience" – so der wenig elektrisierende Name des Eyecatchers, den wir bei einer Testfahrt auf dem Beifahrersitz erleben durften –, einzig und allein, um das Heart of Joy – also die Software hinter der Fassade– ins rechte Licht zu rücken. Und das zumindest wird zum integralen Bestandteil jedes Modells, das in den nächsten Jahren aus der Neuen Klasse kommen soll.
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Die BMW Vision Neue Klasse (2023) im Video:
Testfahrt im Entwicklungsträger des BMW Neue Klasse (2026) begleitet
Zwar geht es BMW bei der nächsten Fahrzeuggeneration, die ihren Einstand auf der IAA im September 2025 mit einem SUV im Format des X3 gibt (Hier alle Infos zum kommenden BMW iX3), zunächst um elektrischen Fortschritt. Schließlich soll das Auto 25 Prozent effizienter werden, 30 Prozent weiter fahren und 30 Prozent schneller laden. Und spätestens seit der CES in Las Vegas wissen wir auch, dass uns die Neue Klasse neue Perspektiven eröffnen will, weil ihr Panoramic Vision Display den unteren Teil der Frontscheibe über die gesamte Breite zum Bildschirm macht. Doch zugleich will BMW sich damit auch bei der Digitalisierung wieder in die Poleposition bringen. Dafür hat die Marke zum ersten Mal ein eigenes Betriebssystem geschrieben und die dutzenden, bisweilen sogar hunderte Controller eines Autos in vier Superbrains, wie sie BMW selber nennt, zusammengefasst.
Nützliches Zubehör rund ums Elektroauto:
Diese Zentralrechner steuern das Infotainment, das autonome Fahren bis hin zum Level 2++, die Komfortfunktionen wie Klima und Sitzverstellung oder eben die Fahrdynamik. Und weil die bei BMW mit Freude assoziiert ist, nennt die Marke den Rechner für die BMW Neue Klasse (2026) kurzerhand "Heart of Joy". Zum ersten Mal laufen darin alle Fäden für Antrieb und Verzögerung zusammen, für die Lenkung, für das Fahrwerk und für die meisten Assistenzsysteme. Deshalb können die nicht nur besser miteinander abgestimmt werden, sondern weil das Heart of Joy bis zu 1000 Mal pro Sekunde schlägt und sich die Latenzen mit den kürzeren Übertragungswegen ebenfalls dramatisch verkürzen, ist die Regelung in jeder Hinsicht besser, weil schneller, feinfühliger und koordinierter.
Und das spüren wir bereits bei der ersten Testfahrt. Denn um das zu demonstrieren, hat BMW das Herz der Fahrfreude nicht in ein noch so stark motorisiertes Vorserienfahrzeug gepflanzt, sondern in einen hoffnungslos übermotorisierten Rennwagen. Wenn es den hier auf dem Rundkurs im Zaum hält, so die Logik, dann schafft es das später auf der Straße mit den Stromern von Morgen mit Links.
Der Vortrieb ist gewaltig
Werksrennfahrer Jens Klingmann sitzt am Steuer des Prototyps, zurrt die Hosenträger-Gurte nochmal fest und raubt den drei Gästen mit dem Wink seines kleinen Zehs den Atem. Während diese beim ersten Blick auf das Panoramic Vision Display in freier Wildbahn noch die erstaunliche Tiefenwirkung der Anzeige ergründen, werden sie von den vier E-Maschinen ohne Vorwarnung dem Horizont entgegengeschleudert. Weder die nasse Fahrbahn noch der verwinkelte Kurs können daran etwas ändern. Im Gegenteil: Wie auf Schienen schießt dieser M3 für Captain Future durch die Schikanen, weil die Elektronik die Kraft im BMW Neue Klasse (2026) schneller und besser dosiert, als es jede Traktionsregelung bislang getan hat. Da mal einen Hauch mehr Kraft aufs innere Vorderrad, hier mal hinten außen kurz anbremsen – selbst PS-Profi Klingmann ist begeistert, wie spielerisch man mit dem Heart of Joy Höchstleistungen aus dem Auto kitzeln kann.
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Heart of Joy: Nicht nur performant, sondern auch effizient und komfortabel
Für eine Marke, die sich als Gralshüter der Fahrfreude versteht, wäre das zwar schon Botschaft genug. Doch hat BMW bereits vor Jahren als zweiten Claim den Begriff "Efficient Dynamics" eingeführt und will mit dem Heart of Joy auch darauf einzahlen. Weil die Elektronik im Entwicklungsträger der BMW Neue Klasse (2026) so schnell ist, dass sie die Person am Steuer locker überholt, steuert sich auch das Bremsen und setzt dabei außer in Notfällen ausschließlich auf Rekuperation. 98 Prozent aller Verzögerungen laufen deshalb nun über die umgepolten E-Motoren, wovon sich die Entwickler:innen stolze 25 Prozent Effizienzgewinn erhoffen.
Im Vergleich mit einem BMW iX3 kommen die Prototypen der Neuen Klasse so immerhin 15 km weiter. Und komfortabler fährt der Hoffnungsträger damit natürlich auch: Egal ob auf der Autobahn mit dem Abstandsregeltempomat, an der roten Ampel oder im Stop-&-Go-Verkehr – Anhalten und Anfahren waren noch nie so sanft wie mit dem Heart of Joy, sagt Klingmann. Und tatsächlich: Im simulierten Stau ist bei der ersten Testfahrt nicht mehr der leiseste Ruck zu spüren.
Auf Knopfdruck saugt sich der Prototyp an den Asphalt
Mehr Komfort, weniger Verbrauch und dann auch noch mehr Dynamik denn je: "Das Heart of Joy ermöglicht Fahrfreude auf dem übernächsten Level. Zudem erreichen wir damit einen weiteren Effizienzhub und entsprechend mehr Reichweite", sagt Entwicklungsvorstand Weber, "Das ist Efficient Dynamics im Quadrat". Bis dahin können sich Klingmann und seine Kolleg:innen vielleicht noch mit ihrem Entwicklungsauftrag für die BMW Neue Klasse (2026) herausreden. Denn anstatt zurück in die Garage zu fahren, startet der Rennfahrer noch eine zweite Runde und aktiviert ein System, das es heute nicht mal mehr in der Formel 1 gibt und das auch in der Neuen Klasse keine Zukunft hat.
Wo eben noch die Stille des Stromers herrschte, hört man jetzt ein infernalisches Gebrüll und fünf riesige Staubsauger im Unterboden, sogenannte Impeller, sorgen für eine Straßenlage, mit der Querkräfte von über 3G möglich werden und Klingmann während unserer Testfahrt ein aufs andere Mal eine Rekordrunde auf den Asphalt brennt. Erstens darf bei so viel Arbeit an der Zukunft der Marke ja wohl auch mal ein bisschen Spaß sein. Und zweitens sind die Impeller zumindest dem Prinzip nach vielleicht doch gar nicht so schlecht – nicht das die BMW-Truppe bei so viel elektrischer Euphorie gar vollends die Bodenhaftung verliert.