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Vector Avtech WX-3R (1992): Frischluft-Flunder mit US-Hightech

Die Supernova WX-3R

Thomas Pfahl Leitender Redakteur Classic Cars
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Inhalt
  1. Ein Auto wie ein Kampfjet: Vector Avtech WX-3R (1992)
  2. Scherentüren von Lamborghini abgekupfert
  3. Fast doppelt so teuer wie ein Diablo
  4. Kurios: Tachostand absichtlich hoch programmiert
  5. Technische Daten des Vector Avtech WX-3R (1992)

"Ist das ein umgebauter Lamborghini?", staunen Unwissende. Die Fans hingegen wundern sich: "Gibt es das Auto tatsächlich noch?" In der Tat sorgte der Vector WX-3R schon 1992 für Furore. Was steckt hinter der Frischluft-Flunder?

Genfer Salon, 1992: Echte Neuheiten sind dünn gesät. Mazda präsentiert den Xedos 6, Honda den CRX. Audi überrascht mit der RS 4-Limousine, Fiat stellt den Cinquecento Elettra vor. Zu den umlagerten Exponaten gehören unbezahlbare Exoten wie der Bugatti EB 110 oder Studien wie der Bertone Blitz, der Astro von Franco Sbarro – und auch der Vector WX-3. Die Vector Motors Corporation, 1978 von Gerald "Jerry" Wiegert und Lee Brown gegründet, war einst mit dem wagemutigen Plan an den Start gegangen, zum neuen Stern am Sportwagenhimmel zu werden.

Man wollte den besten und schnellsten amerikanischen Sportwagen bauen, sogar Lamborghini, Porsche oder Ferrari schlagen. Der erste Prototyp entstand in einem kleinen Lagerhaus in Los Angeles und war im Lauf der 70er und 80er immer wieder auf Automessen zu sehen. Aus der ersten nicht fahrbereiten Studie wurde der Vector W2. Das Kürzel stand für den Firmeninhaber (W = Wiegert) und die zwei Turbolader. Brown hatte sich zwischenzeitlich aus dem Unternehmen zurückgezogen. Der Prototyp wurde immer wieder verändert, zur Serienfertigung kam es nicht.
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Ein Auto wie ein Kampfjet: Vector Avtech WX-3R (1992)

Das gelang erst 1990: Der Vector W8 Twin Turbo erschien – und man konnte ihn sogar kaufen. Der 625 PS (460 kW) starke V8 beschleunigte den Boliden in etwas mehr als vier Sekunden auf 100 km/h. Mit zwölf Sekunden auf der Viertelmeile – für die Amis ein durchaus wichtiger Wert – überflügelte er seine europäischen Konkurrenten wie den Ferrari Testarossa, den Lamborghini Countach und den Jaguar XJ220. Von der ursprünglich angekündigten Kleinserie mit 500 Autos war allerdings schon bald keine Rede mehr: 19 Autos sollen gebaut worden sein, 17 davon gingen an die potente Kundschaft.

Im März 1992 stellte Vector auf dem Genfer Salon den potenziellen Nachfolger des W8 vor: den damals noch in unschuldigem Weiß lackierten Avtech WX-3. Seine Begeisterung für die Luftfahrt ließ Wiegert immer wieder durchblicken – so firmierte sein Unternehmen ab 1987 als "Vector Aeromotive". Auch der Name seiner jüngsten Kreation lehnte sich daran an: Avtech – das stand für "Aviation Aerospace Technology", also Luft- und Raumfahrttechnik. Schon den ersten Prototyp hatte Wiegert als "taktischen Militär-Düsenjäger für die Straße" bezeichnet und mit Schaltern und Instrumenten aus dem Flugzeugbau ausgestattet. Den fast schon martialischen Charakter des damaligen Vector sollten auch die späteren Modelle erhalten. Und so wirkte der Avtech WX-3 in der Tat wie der legitime Nachfolger des W8 – etwas moderner, etwas runder.

Das Cockpit-Display des Vector Avtech WX-3R
Foto: RM Sotheby's
 

Scherentüren von Lamborghini abgekupfert

1993 stellte Wiegert eine weitere Variante vor: Dem Coupé, jetzt in Aquamarin lackiert, folgte der hier gezeigte Roadster namens WX-3R mit einer noch flacheren Windschutzscheibe und einem etwas kleineren Heckspoiler. Wie schon der Vorgänger baute der WX-3(R) auf einem Aluminium-Monocoque auf, auf das eine Leichtbau-Karosserie montiert wurde. Die nach oben öffnenden Scherentüren (Diese Autotüren gibt es) sollten den ungewöhnlichen Look unterstreichen, waren aber natürlich ziemlich offensichtlich bei Lamborghini abgekupfert. Anstelle der breiten Sitzbank des Coupés bot der Roadster zwei Recaro-Schalensitze. Die Erwartungen – vor allem die des Firmenchefs – waren groß: Der W8 galt trotz seiner Hitzeprobleme durchaus als zuverlässiges Auto, angeblich sind alle 17 Fahrzeuge bis heute erhalten geblieben.

Und so verkündete Wiegert vollmundig, dass der WX-3 mit Motorisierungen von 600 bis weit über 1000 PS (441 bis 735 kW) zu haben wäre. Als Basis diente der 5,7-l-V8 von General Motors, der vom Motorsport-Spezialisten John Rodeck aufgebaut und unter anderem mit zwei Turboladern ausgestattet wurde. Auch eine Variante mit sieben Liter Hubraum sollte auf Wunsch zu haben sein. Das Getriebe stammte ebenfalls von GM: Die Turbo-Hydramatic 425 kam etwa in Cadillac Eldorado und Oldsmobile Toronado zum Einsatz. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 320 km/h wurde der WX-3R zu einem der schnellsten jemals hergestellten Roadster.

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Fast doppelt so teuer wie ein Diablo

Der Kalifornier Gerald Wiegert war ein Mann mit Visionen und technischem Knowhow, das sieht man seinen Autos an. Mit den Finanzen wiederum beschäftigte er sich nur ungern. 1989 wagte er den Gang an die Börse – wo sein Unternehmen zunächst durchaus positiv bewertet wurde. Der Erlös aus den W8-Verkäufen war aber nicht hoch genug, um die Entwicklung des Nachfolgers auf gesunde finanzielle Beine zu stellen. Vector rief in Genf einen Preis von 765.000 US-Dollar für den WX-3 auf – das entsprach rund 1,26 Mio Mark. Einen Lamborghini Diablo gab es seinerzeit für rund 400.000 Mark. Wiegert senkte den Preis später auf 685.000 US-Dollar, doch ein wirkliches Kaufinteresse konnte er auch damit nicht wecken. Stattdessen soll es weitere Anfragen nach dem W8 gegeben haben – dessen Produktionsformen hatte Vector allerdings zur Finanzierung des neuen Projekts verkauft.

Der indonesische MegaTech-Konzern erkannte die Schwierigkeiten, aber auch das Potenzial von Vector Aeromotive und peilte eine Übernahme des maroden Unternehmens an. Wiegert behielt sowohl die beiden WX-3- Prototypen als auch die Namensrechte an diesem Modell. MegaTech nahm ein paar Veränderungen vor und stellte das Auto bald als Avtech SC vor. Pikanterweise übernahm MegaTech kurz darauf Lamborghini, präsentierte 1996 aber auch den neuen Vector M12. Der ehemalige Vizepräsident der Vector Aeromotive Corporation, Robert Braner, war zum Präsidenten des Unternehmens aufgestiegen und wechselte später zu Lamborghini.

Der Vector Avtech WX-3R stehend von schräg hinten
Foto: RM Sotheby's
 

Kurios: Tachostand absichtlich hoch programmiert

Die beiden WX-3, das Coupé und der Roadster, blieben mehr als 25 Jahre im Besitz von Jerry Wiegert. Er setzte sie unter anderem als Promotion-Fahrzeuge für sein Jetski-Unternehmen Aquajet ein, das wiederum Jetbikes mit den Bezeichnungen WX-1 und WX-2 anbot. Die eher unglückliche Entwicklung der Marke Vector ist keinesfalls die Geschichte eines gescheiterten Unternehmers. Seine Automobilmarke war vielmehr eines von vielen Projekten, die Jerry Wiegert anging. Er arbeitete beispielsweise für GM, Chrysler, Ford, Toyota und Mattel. Außerdem wirkte er am Design des Raketenrucksacks mit, der bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1984 für Aufsehen sorgte. Auch bei der Umsetzung einiger James-Bond-Filme (James-Bond-Filmautos im Vergleich) stand er der Produktionsfirma beratend zur Seite. 2019 ließ Wiegert die beiden Vector-Prototypen über RM Sotheby’s versteigern – sie gingen an einen privaten Oldtimer-Sammler.

Miller Motorcars aus Greenwich/Connecticut restaurierte den für 500.000 US-Dollar ersteigerten WX-3R im Auftrag des neuen Besitzers. Bei der Gelegenheit fiel dem Betrieb ein spannendes Detail auf: Der vermeintlich hohe Tachostand von 143.000 km passte nicht so recht zum technischen Zustand des Wagens. Anscheinend war er von Wiegert von Anfang an einprogrammiert worden, um das Showcar in Genf als umfassend erprobt und zuverlässig erscheinen zu lassen. Tatsächlich legte der WX-3R im Lauf der Zeit nur sehr wenige Kilometer auf eigener Achse zurück. Trotzdem summierten sich die Kosten für die Restaurierung auf rund 116.000 US-Dollar – Miller Motorcars brachte die außergewöhnliche Mechanik auf Vordermann und merzte dabei direkt eine Menge Schönheitsfehler aus. Es wäre ja auch schade gewesen, wenn ein so ehrgeiziges Projekt nach seinem kurzen Aufleuchten in Genf wie eine Supernova am Sportwagenhimmel verglüht wäre.

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Technische Daten des Vector Avtech WX-3R (1992)

Classic Cars 01/2025Vector WX-3R
Zylinder/Ventile pro Zylin.8/2; Biturbo
Hubraum6000 cm³
Leistung460 kW/625 PS 5800/min
Max. Gesamtdrehmoment beik.A.
Getriebe/Antrieb3-Stufen-Automatik/Hinterrad
L/B/H4673/2032/1080 mm
Leergewicht1620 kg
Bauzeit1992
Stückzahl1
Beschleunigung
null auf 100 km/h
6,5 s
Höchstgeschwindigkeit320 km/h
Verbrauch auf 100 kmk.A.
Grundpreis (Jahr)765.000 US-Dollar (1992)

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