Audi A3, Seat Leon & VW Golf: Kompakte Diesel im Vergleichstest
Gegen Leon und Golf – deshalb landet der A3 nur auf Platz 2
- Audi A3, Seat Leon & VW Golf im Vergleichstest: Drei Autos, ein Antrieb
- Motor/Getriebe: Sparsame und kraftvolle Motoren
- Fahrdynamik: Audi A3 mit Kurvenräuber-Qualitäten
- Fahrkomfort: Der Seat Leon hinkt hinterher
- Karosserie: Variabelster Innenraum im VW Golf
- Kosten/Umwelt: VW Golf und Seat Leon günstigster
- Technische Daten des Audi A3 Sportback 35 TDI S tronic, Seat Leon 2.0 TDI DSG & VW Golf 2.0 TDI DSG
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Noch ist die Mobilitätswende nicht richtig in Schwung gekommen, die klassischen Antriebsformen stehen immer noch im Fokus der Kundschaft. Zeit für einen Vergleichstest mit den drei Kompakt-Selbstzündern Audi A3, Seat Leon und VW Golf.
Audi A3, Seat Leon & VW Golf im Vergleichstest: Drei Autos, ein Antrieb
Die Ampel ist Geschichte, die deutsche Automobilindustrie hat sich in ihrer Zeit von der Überholspur drängen lassen und in der staatlich verordneten Mobilitätswende festgefahren. Ein Ende ist nicht in Sicht. Ob die deutschen Autobauer wieder den Blinker setzen und sich auf der Überholspur einfädeln können, muss die Zukunft zeigen. Technologieoffenheit bei der Energiewende und ein Wegklappen der ideologischen Scheuklappen bei der künftigen Mobilitätsfrage sollten bei der Neuordnung wieder in einen breiteren Fokus rücken. Nicht die staatlich verordnete Technologie, die uns in Zukunft bewegt, darf hier die Vorgabe sein. Vielmehr sollte eine in puncto Produktion und Nutzung emissionsarme und bezahlbare Antriebstechnologie den Rahmen setzen.
Da stellt sich die Frage: Ist der Diesel wirklich im letzten Akt angekommen, oder hat er das Potenzial, bei der Mobilitätswende noch weiter seinen Beitrag zu leisten? Wir haben drei Selbstzünder der Kompaktklasse dazu zum Vergleichstest gebeten. Der VW Golf 2.0 TDI war und ist dabei so etwas wie das Wahrzeichen der modernen Dieselbewegung der letzten Jahrzehnte, wurde aber gleichzeitig zu ihrem Stolperstein, als dessen Antrieb die Technik in Verruf brachte. Der kongeniale Partner des TDI ist das aus dem Rennsport in die Serie transformierte, bewährte Doppelkupplungsgetriebe. Genau in dieser Konfiguration tritt das Golf Facelift mit 150 PS (110 kW) und Vorderradantrieb gegen seine Konzernrivalen Audi A3 Sportback 35 TDI S tronic und Seat Leon 2.0 TDI DSG, ebenfalls jeweils mit 150 PS (110 kW) und Doppelkupplungsgetriebe an, um zu klären, in welchem Gesamtpaket sich der berühmte Selbstzünder am wohlsten fühlt.
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Leslie & Cars zeigt das VW Golf 8 Facelift (2024) im Video:
Motor/Getriebe: Sparsame und kraftvolle Motoren
Bleiben wir beim TDI: In allen drei Modellen arbeitet der Zweiliter-Vierzylinder-Turbodiesel der aktuellen Ausbaustufe: der intern als EA 288 evo bezeichnete Triebsatz mit 150 PS (110 kW) aus dem VW-Regal, der seine Kraft über ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen an die Vorderachse weiterleitet. Und dieses seit über zwei Dekaden vertraute Duo arbeitet noch immer ausgesprochen kraftvoll und effizient. Und auch wenn das gute Ansprechverhalten über die Jahre etwas gelitten hat, mit dem die frühen, noch nicht von erdrückenden Regularien beeinträchtigten TDI-Generationen dem einst trägen Diesel Temperament eingehaucht haben, sorgen 150 Pferdestärken und 360 Nm Drehmoment in allen drei Kandidaten für spritzige Fahrleistungen.
Der Audi A3 35 TDI S Tronic muss beim Sprint ein paar Zehntel abgeben, die er aber mit der etwas höheren Topspeed wieder ausgleicht. Während der Ingolstädter dann mit 227 km/h die Langstrecke im Eiltempo abspult, begnügt sich der VW Golf 2.0 TDI mit 223 km/h, während der Seat Leon 2.0 TDI sein Limit schon bei deutlich langsameren 215 km/h erreicht. Damit rennt aber auch der Spanier immer noch erheblich schneller als die aufstrebenden E-Konkurrenten mit mehr als doppelt so viel Leistung – und somit qualifiziert sich unser Diesel-Trio bestens für schnelle Langstreckenfahrten.
Auch, weil sie dabei die Effizienz nicht aus den Augen verlieren: Im Vergleichstest fließen gerade einmal 5,4 l Diesel pro 100 km durch die Einspritzsysteme von A3 und Leon. Beim Golf sind es lediglich 0,2 l mehr. Vollgasetappen führen zudem nicht zu exorbitanten Verbrauchsanstiegen: Im Test benötigten die TDI-Motoren niemals mehr als 6,5 l. Viel öfter steht im Alltag sogar eine Vier vor dem Komma, womit die drei Konzernbrüder beweisen, dass die WLTP-Verbräuche, die sich zwischen 4,5 und 4,8 l Diesel bewegen, durchaus einen Bezug zur Realität haben. Die geringen Verbräuche führen zwar zu niedrigen CO2-Emissionen, letztere stehen aber, solange es keine alternativen Kraftstoffe in großer Menge gibt, einer lokal weitgehend CO2-freien Mobilität nach wie vor im Weg, was dem EA 288 evo, egal in welchem Karosseriekleid, wohl den Weg in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft verwehrt.
Die antriebsseitigen Unterschiede in diesem Vergleichstest sind gering, aber vorhanden. Abgesehen von den unterschiedlichen Höchstgeschwindigkeiten, die sich durch die verschiedenen Endübersetzungen und Stirnflächen (Audi: 2,13 m²; Seat: 2,19 m²; VW: 2,21 m²) ergeben, arbeitet der Vierzylinder-Turbodiesel mit klassischem Dieselnageln unter der Haube. Der VW, vor allem aber der Audi optimieren die Geräuschkulisse während der Fahrt allerdings mit einer weicheren Tonlage. Den drei Dieseln gemein ist die nervige Anhebung der Drehzahl beim Lösen des Bremspedals, noch bevor man den Fuß aufs Gaspedal setzt. Dadurch rollen die Kompaktklässler, insbesondere im sportlichsten Modus, selbstständig überraschend kraftvoll los.
Fahrdynamik: Audi A3 mit Kurvenräuber-Qualitäten
Die feinen Unterschiede im Gesamtpaket der einzelnen Marken bei der Auslegung der MQB-Evo-Plattform werden bei der Fahrdynamik schon etwas deutlicher als im Motorenkapitel des Vergleichstests. Vor allem beim Lenkgefühl wird das spürbar. Hier findet Audi die beste Abstimmung. Der Audi A3 gefällt mit einem angenehm festen, alles andere als störrischen Lenkgefühl, ohne zu viel Hektik des Vorderradantriebs in die Lenkung zu übertragen. Dass er dabei auch noch sehr willig, zielgenau und fein kontrollierbar in die Kurve sticht, macht ihn zum schnellsten und agilsten Wettbewerber in diesem Trio – auch weil Audi dem Fahrwerks-Setup alle Freiheiten erlaubt und die Regelsysteme so konfiguriert hat, dass sie komplett deaktivierbar sind.
Bei Seat Leon und VW Golf lässt sich nur eine Sport-Abstimmung des ESP-Systems wählen, die aber bei zu wildem Fahrstil immer noch regulierend eingreift. Zudem fehlt dem etwas zappeligen Spanier die Intensität und Stabilität an der Vorderachse, mit der sich der A3 durch die Kurve führen lässt. Auch der Golf wirkt im direkten Vergleich mit dem Audi etwas flauer in der Kommunikation zwischen Technik und Mensch. Beim Seat kommt hinzu, dass er mit seiner hinteren Verbundlenkerachse auf Lastwechsel mit leichtem Übersteuern reagiert. A3 und Golf bieten mit ihren Mehrfachlenker-Konstruktionen einen breiteren Übergang und mehr Kontrolle an der Hinterachse beim Erreichen des Grenzbereichs. Tadellos sind die Verzögerungswerte der drei Kompakten bei starker Beanspruchung. Lediglich mit kalten Bremsen fällt der Leon etwas zurück.
Fahrkomfort: Der Seat Leon hinkt hinterher
Apropos Verbundlenkerachse: Die Wahl der kostengünstigeren Hinterachse von Seat für den Leon bringt auch Nachteile beim Federungskomfort mit sich. Zwar verfügt der Seat Leon optional wie der VW Golf und der Audi A3 über per Menüauswahl ansteuerbare adaptive Dämpfer mit einer breiten Spreizung zwischen den Komfort- und Dynamikparametern. Er kann aber selbst bei betont komfortabler Dämpfereinstellung das auf Querfugen mitunter bockige Ansprechverhalten der Hinterachse nicht verheimlichen. Audi und VW sind hier erheblich feiner in ihrer Arbeitsweise. Auffällig ist der Unterschied zwischen den beiden deutschen Konzernfahrzeugen und dem spanischen Ableger bei der gemessenen Lautstärke im Innenraum und beim subjektiven Geräuscheindruck.
Offensichtlich hat Seat bei der Dämmung von Karosserie (hier erklären wir die verschiedenen Karosserieformen beim Auto) und Fahrwerk kompromisslos den Rotstift angesetzt. Im Seat Leon rappelt das Fahrwerk beim Vergleichstest während dem Überfahren von Unebenheiten nicht nur wie bei einem Gebrauchtwagen, auch bei hohen Geschwindigkeiten tost der Wind lautstark um die Karosserie. VW, aber vor allem Audi lassen diesem Thema deutlich mehr Aufmerksamkeit zukommen und reduzieren die Geräusche auf ein sehr akzeptables Niveau.
Auch bei den optionalen Sitzen der drei erkennt man Qualitätsunterschiede. So fehlt den Sportsitzen der aufpreispflichtigen FR-Ausstattung des Seat Leon eine ausziehbare Schenkelauflage (siehe Bild oben), wie sie die ebenfalls optionalen Sitze in VW Golf und Audi A3 bieten. Obendrein ist die Polsterung im Spanier auf lange Reisen zu weich. Lob verdienen hingegen die Pendants im Audi für ihre gute Kontur, den innigen, nicht einengenden Halt und ihren guten Langstreckenkomfort. Bis auf die etwas nachgiebigeren Seitenwangen gilt das ebenfalls für die ErgoActive-Sitze des Wolfsburgers.
Karosserie: Variabelster Innenraum im VW Golf
Auch wenn Audi A3, Seat Leon und VW Golf auf der gleichen technischen Basis aufbauen, sind sie nicht gleich groß und weisen im Vergleichstest teils deutliche Unterschiede durch die Gestaltung der Innenräume auf. So bieten die im Vergleich zum Golf flacheren Modelle A3 und Leon etwas weniger Raum für Personen auf den Vordersitzen. Außerdem fällt die Bewegungsfreiheit im Fond des Niedersachsen ein wenig großzügiger aus. Beim maximalen Ladevolumen erarbeitet sich der Spanier mit bis zu 1301 l einen – wenn auch nur kleinen – Vorteil gegenüber A3 (1200 l) und Golf (1237 l). Der tiefe Ladeboden und die sehr hohe Ladekante des Leon stehen jedoch einer einfachen und mühelosen Beladung des Frachtraums erschwerend im Weg.
Das Be- und Entladen des VW Golf ist dank hohem Ladeboden und niedriger Ladekante leichter. Zudem offeriert der Volkswagen nicht nur die auch beim Seat Leon serienmäßige Durchreiche, sondern kann zusätzlich noch mit einer nur bei VW erhältlichen vorklappbaren Beifahrerlehne (Aufpreis 100 Euro) seine Variabilität steigern. Derart praktische Erweiterungen gibt es für den Audi A3 nicht, er hat lediglich eine asymmetrische vorklappbare Fondlehne. Eine dreiteilige Lehne kostet satte 200 Euro extra, mit der dann auch erst die gemütliche Mittelarmlehne samt Cupholdern, die bei Seat und VW im Serienumfang enthalten ist, Einzug in den Fond des Audi hält.
Kosten/Umwelt: VW Golf und Seat Leon günstigster
Volkswagen kann den Golf zwar nicht mehr zum Schnäppchenpreis anbieten, schafft es aber, mit spitzer Mine den günstigsten Einstiegspreis zu kalkulieren. Auch mit den im Vergleichstest relevanten Extras bleibt er 1000 Euro unter dem Seat Leon und über 4000 Euro günstiger als der Audi A3. Dass es VW zu diesem Preis auch noch gelingt, dem Golf die aufwendigere Hinterachse im Vergleich zum Leon mitzugeben, zeigt, dass VW selbst bei harter Kalkulation die Qualität nicht aus den Augen verliert.
Technische Daten des Audi A3 Sportback 35 TDI S tronic, Seat Leon 2.0 TDI DSG & VW Golf 2.0 TDI DSG
AUTO ZEITUNG 26/2024 | Audi A3 Sportback 35 TDI S tronic | Seat Leon 2.0 TDI DSG | VW Golf 2.0 TDI DSG |
Technik | |||
Motor | 4-Zylinder, 4 Ventile, Turbo; 1968 cm³ | 4-Zylinder, 4 Ventile, Turbo; 1968 cm³ | 4-Zylinder, 4 Ventile, Turbo; 1968 cm³ |
Antrieb | 7-Gang Doppelkupplung; Vorderrad | 7-Gang Doppelkupplung; Vorderrad | 7-Gang Doppelkupplung; Vorderrad |
Leistung | 110 kW/150 PS | 110 kW/150 PS | 110 kW/150 PS |
Max. Drehmoment | 360 Nm | 360 Nm | 360 Nm |
Karosserie | |||
Außenmaße (L/B/H) | 4352/1816 (1984)*/1415 | 4368/1799 (1995)*/1456 | 4284/1789 (2075)*/1491 |
Leergewicht (Werk/Test) | 1475 kg | 1460 kg | 1447 kg |
Kofferraumvolumen | 380 - 1200 l | 380 - 1301 l | 381 - 1237 l |
Fahrleistungen | |||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,2 s | 7,9 s | 7,9 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 227 km/h | 217 km/h | 223 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,1 / 34,0 m | 35,8 / 34,3 m | 34,0 / 34,1 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 5,4 l | 5,4 l | 5,6 l |
Preise | |||
Grundpreis | 39.200 € | 35.340 € | 34.040 € |
Testwagenpreis | 42.365 € | 39.005 € | 38.005 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi A3 Sportback 35 TDI S tronic | Seat Leon 2.0 TDI DSG | VW Golf 2.0 TDI DSG |
Karosserie (1000) | 592 | 590 | 610 |
Fahrkomfort (1000) | 711 | 676 | 722 |
Motor/Getriebe (1000) | 708 | 701 | 702 |
Fahrdynamik (1000) | 721 | 685 | 712 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2732 | 2652 | 2746 |
Kosten/Umwelt (1000) | 356 | 371 | 378 |
Gesamtwertung (5000) | 3088 | 3023 | 3124 |
Platzierung | 2 | 3 | 1 |
Solange die E-Mobilität noch an ihren Kinderkrankheiten leidet, ist der Dieselantrieb dank niedrigen Verbräuchen und damit einhergehenden Emissionswerten in der Kompaktklasse für einen großen Teil der Kunden ohne lückenlosen Zugang zur Ladeinfrastruktur noch immer attraktiv. Das beste Angebot stellt nach wie vor der VW Golf dar, der mit Platz, Variabilität, Komfort und guter Ausstattung zu vertretbaren Preisen den Test gewinnt. Die vier Ringe haben sich beim Audi A3 Sportback, der den zweiten Platz einfährt, wieder auf ihre Fähigkeiten besonnen, Qualität über den Reifeprozess einfließen zu lassen. Ja, der A3 ist teuer, aber in diesem Vergleich der Qualitäts- und Fahrspaßsieger. Dem Seat Leon bleibt Rang drei, weil er keine Highlights setzt, bei Qualität und Komfort nicht mithalten kann und dennoch mehr kostet als der Golf.