Extrem-Tuning für den Porsche 911 Turbo S: Mansory Cabrio
Keine halben Sachen
Man kann Mansory vieles vorwerfen, eines nicht: Die Tuningschmiede aus der Oberpfalz macht keine halben Sachen. Zum neuerlichen Beweis tritt ein Porsche 911 Turbo S Cabriolet an, das nach einer T(ort)our durch die Mansory-Hallen als P9LM Evo 900 firmiert.
Wie kann man nur?! Darf der das? Wie ist sowas möglich? Im Umfeld des Autors dieser Zeilen fällt das Echo auf das P9LM Evo 900 Cabrio aus dem Hause Mansory einhellig aus. Also verheerend. Ein eigentlich hartgesottener Kumpel massiert sich, verzweifelt und ratlos, die Stirn. Ein Kollege brabbelt vielsagend, aber wortlos, mit den Lippen, zieht die Augenbrauen bis zum Scheitel. Der Autor selbst, bekennender Porsche-Habenwoller, erwägt, Unterlassungsklage einzureichen. Das Corpus delicti: ein gerade noch als Porsche 911 zu erkennender Umbau, der die zeitlos eleganten Formen des Elfers hinter einer monströsen Carbonfassade versteckt. So ungeniert ist der Klassiker noch selten zum Poser-Tool für Frischluft-Fans umfunktioniert worden.
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Der Porsche 911 GTS (2024) im Fahrbericht (Video):
Der Mansory P9LM Evo 900 Cabrio geht (zu) verschwenderisch mit Carbon um
Vor allem dem Heck des Mansory P9LM Evo 900 Cabrio sieht man förmlich an, wie ein schwer genervter Designer einen massiven Carbonblock mit einer Machete malträtiert hat, um daraus dieses doppelt beflügelte Etwas zu schlitzen. Angesichts dieses bedrohlichen Carbongeweihs reißt der Luftstrom vermutlich aus purer Angst von allein ab. Besonders wohlmeinende Zeitgenossen erkennen Parallelen zwischen den hinteren Flaps des Mansory und denen des Porsche 918 Spyder. Aber das liegt wohl daran, dass Flaps eigentlich immer aussehen wie, na ja, Flaps. Wie bei Mansory üblich sind die ausschweifenden Carbonanhängsel tipptopp verarbeitet. Allerdings gibt ihnen ein seltsamer Marmoreffekt diesen In-Stein-Gemeißelte-Vibe, der einen vorzeitigen biologischen Abbau unwahrscheinlich macht.
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Mansory kratzt 900 PS aus dem Sechszylinder des Porsche 911 Turbo S
Vorne wird es kaum zahmer. Die von Sicken zerfurchte Fronthaube wird von schwarz umrundeten Scheinwerfern eingerahmt. In diesem Umfeld wirken die Kajal-Leuchten wie Augen eines aggressiven Insekts, das gerade den Stachel ausfährt. Selbst Blitzerfallen dürften bei diesem Anblick das Blitzen vergessen. Kurz: Wie fast alle Mansory-Schöpfungen überfährt das P9LM Evo 900 Cabrio breitreifig die Grenzen des guten Geschmacks. Allerdings mit noch mehr Schmackes als üblich. Denn Mansory hat auch den Sechszylinder-Boxer durch die Mangel gedreht.
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Der Tuner kratzt ihm 900 PS (662 kW) und 1050 Nm Drehmoment aus dem Kurbelgehäuse, also jeweils 250 Einheiten mehr als ein Serien-911 Turbo S. Das soll genügen, um die Carbonkugel in 2,5 s von 0 auf 100 km/h zu schießen. Im Extremfall reißt ein Orkan mit 340 km/h am Stoffverdeck. Im Zaum gehalten wird dieses Temperament von einem gestrafften Fahrwerk, garniert mit üppigen Carbonbremsen und noch üppigeren Schmiederädern, vorne 20 Zoll groß, hinten sogar 21. Das gesamte Interieur des ersten Kundenautos ist in quietschendem Türkis gehalten. Das mag geschmacklich fragwürdig sein, setzt aber einen minzfrischen Kontrapunkt zum düsteren Äußeren. Und es gibt noch mehr versöhnliche Nachrichten: Auf Wunsch gibt es das Mansory P9LM Evo 900 Cabrio auch ohne das extravagante Bodykit. Zudem hat Mansory versprochen, nur sieben Exemplare davon aufzulegen. Wir nehmen ihn beim Wort.