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Geht auch ganz einfach:

BMW X1, Range Rover Evoque & VW Tiguan: Test-Ergebnis

Ein Volkswagen mit Anspruch

Marcel Kühler Testredakteur
Inhalt
  1. BMW X1, Range Rover Evoque und VW Tiguan im Vergleichstest
  2. Karosserie: Range Rover Evoque mit geringer Kopffreiheit
  3. Fahrkomfort: Alle SUV auf hohem Niveau
  4. Motor/Getriebe: BMW X1 xDrive23d verbraucht am wenigsten
  5. Fahrdynamik: BMW X1 mit aufgewecktem Charakter
  6. Umwelt/Kosten: Range Rover Evoque teuer bei Anschaffung & Unterhalt
  7. Technische Daten & Messwerte von BMW X1 xDrive23d, Range Rover Evoque D200 AWD und VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Der neue VW Tiguan schielt gerade als 193 PS (142 kW) starker 2.0 TDI 4Motion ungeniert in Richtung Premium-Segment. Gegen den BMW X1 xDrive23d und den Range Rover Evoque D200 AWD muss er nun im Vergleichstest beweisen, ob das gerechtfertigt oder Wunschdenken ist.

 

BMW X1, Range Rover Evoque und VW Tiguan im Vergleichstest

Der VW Tiguan III tritt ein schweres Erbe an. Schließlich schaffte es die Vorgängergeneration, sich im Lauf ihrer siebenjährigen Karriere den Titel des weltweit meistverkauften Volkswagen-Modells zu erarbeiten. Und das nicht ohne Grund, denn die Qualitäten des scheidenden Bestsellers waren unbestritten. Raumangebot, Fahrkomfort, Nutzwert, Solidität und nicht zuletzt ein noch akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis waren die großen Vorzüge des Tiguan II, die ihn – was die Verkaufszahlen angeht – unangefochten zum beliebtesten SUV in Deutschland machten. Die nun gestartete dritte Generation des Tiguan soll diese Tugenden weiter verfeinern und die Baureihe zusätzlich mit abermals modernerer Elektronik inklusive erweiterter Konnektivität ins digitale Zeitalter führen. Dabei will der Neuling nicht nur Bester seiner Klasse werden, sondern auch das anspruchsvolle Premiumsegment gehörig aufmischen.

Dort warten indes hochkarätige Wettbewerber vom Schlag eines BMW X1 und eines Range Rover Evoque. Beide Edel-Kompakt-SUV haben wir mit kräftigen Dieselaggregaten unter den Hauben für einen Vergleichstest eingeladen.
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Leslie & Cars fährt den VW Tiguan (2024) im Fahrbericht (Video):

 
 

Karosserie: Range Rover Evoque mit geringer Kopffreiheit

Eine der großen Stärken des VW Tiguan ist seit jeher die gute Raumausnutzung. Und so bietet auch die im Vergleich zum Vorgänger nur maßvoll gewachsene Neuauflage vorn wie hinten reichlich Raum zur freien Entfaltung. Aber auch der BMW X1 ist innen alles andere als ein kleines Auto. In puncto Kopffreiheit ist er dem Tiguan beinahe ebenbürtig. Allerdings bietet dieser – gerade in Reihe zwei – noch etwas mehr seitliche Bewegungsfreiheit. Dennoch: In Sachen Raumangebot überrascht vor allem der Range Rover Evoque – allerdings im negativen Sinn. Auch wenn der bullige Brite äußerlich sehr präsent auftritt, enttäuscht der Innenraum mit insgesamt geringer Kopffreiheit und im Fond mit deutlich weniger Knieraum als die Kontrahenten.

Der Kofferraum ist mit 472 bis maximal 1156 l Fassungsvermögen ebenfalls nicht üppig geraten. Einmal mehr ist es der VW, der sich mit seinem Gepäckabteil im Vergleichstest hervortut. Seine 652 bis 1650 l  bleiben hier unerreicht. Eine Gemeinsamkeit der drei SUV ist die ordentliche Variabilität. Sie bieten samt und sonders dreiteilig umklappbare Rücksitzlehnen und ein praktisches Fach unter dem Ladeboden. In BMW und VW lassen sich die Rücksitze zudem verschieben. Eine klappbare Beifahrersitzlehne findet man hingegen nur im Tiguan.

Die Bedienung erfolgt im Wolfsburger, wie bei den Wettbewerbern auch, weitgehend über einen großen Zentralbildschirm. Dieser reagiert treffsicher auf Berührungen, und die Menüstrukturen sind markentypisch logisch aufgebaut, sodass die Bedienung leicht von der Hand geht. Die Bordsoftware hingegen ist noch nicht sonderlich ausgereift. So mussten wir bei einer Überführungsfahrt zum Contidrom, das wir unter anderem als Testgelände für dynamische Fahrversuche nutzen, ungeplant eine VW-Werkstatt aufsuchen: Urplötzlich zeigte das Display einen Fehler im Antriebssystem an. Die Diagnose in der Werkstatt ergab, dass die elektronische Steuerung der bedarfsgerecht öffnenden Lamellen in der Frontschürze zur Frischluftzufuhr des Motors ausgefallen war. Ein Reset behob den Fehler, sodass die Fahrt kurze Zeit später weitergehen konnte. Einen Tag später zeigte das Fahrerdisplay erneut einen Fehler im Antrieb an. Diesmal genügte es jedoch, das Fahrzeug kurze Zeit abzustellen, damit sich der Fehler von selbst erledigt. Diese Vorfälle zeigen, dass VW seine eigene Software-Architektur dringend verbessern muss. Als Folge führen sie im vorliegenden Fall außerdem zu einer Punkteabwertung in der Disziplin Bedienung/Funktion.

 

Fahrkomfort: Alle SUV auf hohem Niveau

Eine der wohl spannendsten Neuheiten, die mit dem Modellwechsel Einzug in den Wolfsburger gehalten hat, ist das elektronisch geregelte DCC-Pro-Fahrwerk, das beim aktuellen Topmodell VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion sogar serienmäßig an Bord ist. Dies beinhaltet eine separate Ansteuerung der Zug- und Druckstufen der adaptiven Dämpfer, wovon der Komfort, aber auch die Fahrdynamik profitieren sollen. Gerade grobe Fahrbahnschäden gleicht die Federung des Tiguan damit sehr gut aus. Auf kurzen Anregungen neigt der VW aber zum Zittern und holpert teilweise etwas ungelenk über Querfugen hinweg.

Trotz üppiger 21-Zoll-Bereifung, die naturgemäß eine eher geringe Eigendämpfung mitbringt, überspielt auch der mit aufpreispflichtigen adaptiven Dämpfern bestückte Range Rover Fahrbahnschäden sehr souverän. Gerade auf der Autobahn hinterlässt der edle Brite einen sehr komfortablen Eindruck. Umso überraschender werden jedoch dann kurze Anregungen teils harsch in die Karosserie übertragen. Mit maximaler Zuladung an Bord wird diese Eigenart indes minimiert, sodass der Range Rover Evoque dann in Kombination mit schier nicht enden wollenden Reserven den souveränsten Eindruck bei unserem Vergleichstest hinterlässt, während der BMW X1 mit seiner sportlich-straffen Abstimmung des optionalen adaptiven M-Fahrwerks im unbeladenen wie beladenen Zustand im direkten Vergleich mehr Unebenheiten weiterreicht.

Ein weiterer Vorzug des Range Rovers ist die hervorragende Geräuschisolierung. In keinem der drei Wettbewerber geht es subjektiv empfunden leiser zu, nicht mal im ebenfalls sehr gut gedämmten BMW. Die komfortabelsten Sitze bietet dafür der VW. Die teuren ergo-Active-Plus-Sitze lassen sich perfekt an jede Statur anpassen und verfügen über eine wirkungsvolle Massagefunktion, die hilft, Ermüdungserscheinungen vorzubeugen. Und auch die Fondpassagiere fühlen sich im VW dank der toll ausgeformten Rückbank wohler als in den Rivalen.

 

Motor/Getriebe: BMW X1 xDrive23d verbraucht am wenigsten

Lässige Kraftentfaltung, kräftiger Schub und vergleichsweise geringer Kraftstoff-Durst – moderne Dieseltriebwerke, wie sie unter den Hauben der hier versammelten Kompakt-SUV zu finden sind, stellen für diese Fahrzeugspezies immer noch eine der harmonischsten Antriebsquellen dar. In Summe seiner Eigenschaften gefällt das sehr kultivierte Aggregat des BMW X1 xDrive23d in Kombination mit dem stets situationsgerecht agierenden Doppelkupplungsgetriebe. Der Bayer beschleunigt beherzt in 7,8 s auf Tempo 100 und wirkt über das Landstraßentempo hinausgehend spritziger als die Wettbewerber im Vergleichstest. Gerade der bleischwere Range Rover Evoque D200 AWD hinkt seinen Kontrahenten bis Tempo 150 ein gutes Stück hinterher. Dem BMW gelingt überdies die schwierige Kunst, sein lebendiges Wesen mit großer Zurückhaltung an der Zapfsäule zu kombinieren. Auf unserer alltagsnahen Testrunde begnügt sich der Biturbodiesel mit glatten sechs Litern je 100 km, während der VW Tiguan 2.0 tDI 4Motion 6,5 l, der Evoque gar 7,4 l Diesel durch die Einspritzdüsen jagt.

 

Fahrdynamik: BMW X1 mit aufgewecktem Charakter

Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim Range Rover Evoque um ein echtes Schwergewicht. Feiste 2037 kg bringt unser üppig ausgestatteter Testwagen auf die Waage. Der BMW X1 ist 276 kg, der VW Tiguan 249 kg leichter. Dieser Umstand wirkt sich spürbar auf das querdynamische Naturell des distinguierten Briten aus. Dirigiert über die vergleichsweise gefühllose Lenkung, lenkt der Baby-Range eher unwillig ein und schiebt früher als die Rivalen über die Vorderräder. Auf Lastwechsel reagiert das Heck mit leichten Ausbruchsversuchen, die nicht immer sanft vom DSC (ESP) abgefangen werden. Immerhin verfügt der Evoque dem Anspruch der Marke als Geländeexperten folgend über reichlich Traktion. Ein ganz anderes Wesen zeigt der BMW unterdessen im Rahmen der Handlingfahrten. Er lenkt erheblich gieriger ein, baut höhere Seitenkräfte auf und bereitet mit seiner direkten und mitteilsamen Lenkung ungleich mehr Fahrvergnügen als der Range Rover. Die Folge: Sowohl im Handling als auch im Slalom ist der X1 mit Abstand das schnellste SUV in diesem Testfeld.

Wie schon im Range Rover will auch im VW der Funke fahrdynamisch nicht so recht überspringen. Zwar umkurvt der Tiguan den fordernden Handlingkurs des Contidroms sicher und flotter als der Range. Doch die ausgeprägte Neigung, über die Vorderräder zu schieben, die überraschend lebhaften Aufbaubewegungen, erst recht aber die sehr gefühlskalte und nicht sonderlich direkte Lenkung vereiteln, dass sich die Person am Steuer beim Kurvenräubern vollends mit dem VW verbunden fühlt. Auch die ausgeprägten Lastwechselreaktionen, die das ESC genannte Stabilitätsprogramm des Wolfsburgers zuweilen unsanft und mit merkwürdiger Geräuschentwicklung pariert, sind wir so von einem Tiguan eher nicht gewohnt. An der Performance der Bremsanlage gibt es hingegen nichts zu kritisieren. Bremswege von 33,6 m bei kalter und 33,9 m mit warmer Anlage aus Tempo 100 bis zum Stand bleiben hier im Vergleichstest unerreicht.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Range Rover Evoque teuer bei Anschaffung & Unterhalt

Einher mit dem marketingseitig nur allzu gern verwendeten Gütesiegel "Premium" gehen in der Regel auch die Preise für ein Automodell. Besonders offensichtlich wird dies beim Range Rover Evoque, der mit seinem Grundpreis von 57.600 Euro bereits deutlich teurer als die Rivalen ist. Zum Vergleich: Selbst der ebenfalls alles andere als günstige BMW X1 kostet in der Basis 4800 Euro weniger, vom 8545 Euro billigeren VW Tiguan ganz zu schweigen (Alle Preise Stand: Juni 2024). Allerdings wirken sich die teuren Extras an Bord des Tiguan enorm auf den bewerteten Preis aus. Inklusive der wertungsrelevanten Extras, allen voran die Reifen und Sitze, liegt der Wolfsburger bei 57.450 Euro. Der Bayer ist unter den gleichen Voraussetzungen lediglich 220 Euro teurer.

Mit 62.209 Euro bleibt der Evoque jedoch einsamer Spitzenreiter im bewerteten Preis. Darüber hinaus sind bei dem Briten mit den höchsten Werkstatt- und Haftpflichtkosten zu rechnen. Der BMW X1 ist wiederum bei der Vollkasko in die ungünstigste Typklasse eingestuft, während beim VW Tiguan insgesamt mit den niedrigsten Aufwendungen für die Assekuranz zu rechnen ist. Außerdem prognostiziert die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) dem Neuling den besten Werterhalt innerhalb des Testtrios. Dieser Umstand gibt letztendlich auch den Ausschlag dafür, dass der Tiguan das Kostenkapitel des Vergleichstests knapp vor dem BMW X1 gewinnt – obwohl der Bayer an der Tankstelle am günstigsten ist.

 

Technische Daten & Messwerte von BMW X1 xDrive23d, Range Rover Evoque D200 AWD und VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion

AUTO ZEITUNG 12/2024BMW X1 xDrive23dRange Rover Evoque D200 AWDVW Tiguan 2.0 TDI 4Motion
Technik
Motor4-Zylinder, 4-Ventiler, Biturbo; 1995 cm³4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1995 cm³4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo; 1968 cm³
Antrieb7-Gang-Doppelkupplung; Allrad9-Stufen; Automatik; Allrad7-Gang; Doppelkupplung; Allrad
Leistung155 kW/211 PS, 4000/min150 kW/204 PS, 3750/min142 kW/193PS, 3400/min
Max. Drehmoment400 Nm430 Nm400 Nm
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4500/1845 (2104) /1642 mm4371/1900/1649 mm4539/1842/1660 mm
Leergewicht (Werk/Test)1690/1761 kg1866/2037 kg1675/1788 kg
Kofferraumvolumen540 - 1600 l472 - 1156 l652 -1650 l
Fahrleistungen
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)7,8 s8,5 s7,6 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)225 km/h213 km/h220km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
34,5/34,7 m35,7/35,5 m33,6/33,9 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,0/4,8 l D7,4/6,9 l D6,5/6,4 l D
Preise
Grundpreis52.800 €57.600 €49.055 €
Testwagenpreis57.670 €62.209 €57.450 €
*Breite mit Außenspiegel
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW X1 xDrive23dRange Rover Evoque D200 AWDVW Tiguan 2.0 TDI 4Motion
Karosserie (1000)684624698
Fahrkomfort (1000)726727752
Motor/Getriebe (1000)710672698
Fahrdynamik (1000)705657704
Eigenschaftswertung (4000)282526802852
Kosten/Umwelt (1000)308298311
Gesamtwertung (5000)313329783163
Platzierung231

 
Marcel Kühler Marcel Kühler
Unser Fazit

Der neue VW Tiguan gewinnt den Vergleichstest und zeigt, dass er sich mit all seinen Stärken auch im Premiumsegment behaupten kann. Die Software-bedingten Aussetzer des Testwagens hinterlassen aber einen faden Beigeschmack. Wer von einem Kompakt-SUV neben gutem Raumangebot und Top-Konnektivität vor allem ein Höchstmaß an Fahrspaß erwartet, wird mit dem BMW X1 auf seine Kosten kommen – zumal auch sein Antrieb spritziger und gleichzeitig sogar sparsamer als die Triebwerke der Konkurrenten ist. Hier wird der Bayer damit Vizemeister. Die ehrenwerte Bronzemedaille geht an den Range Rover Evoque. Der coole Brite leistet sich zwar ein paar Schwächen, etwa das geringe Raumangebot, bleibt aber eine attraktive, wenn auch teure Alternative.

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