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Strafzölle gegen China: Riskante Strategie (Kommentar)

Zölle ziehen Zölle nach sich

Stefan Miete Chefredakteur Print
Strafzölle gegen China: Riskante Strategie (Kommentar von Chefredakteur Stefan Miete)
Strafzölle gegen China: Riskante Strategie (Kommentar) Foto: Europäische Union/MG/AUTO ZEITUNG

Die EU-Kommission will die europäische Autoindustrie vor billigen China-Importen bewahren. Doch die deutschen Schützlinge wollen gar keine Protektion – aus gutem Grund, wie Chefredakteur Stefan Miete kommentiert.

Die Europäische Union will chinesische Autoproduzenten mit Strafzöllen belegen. Das ist das Ergebnis einer seit acht Monaten andauernden Anti-Subventionsuntersuchung, in der in China produzierende Hersteller unter die Lupe genommen wurden. Der Argwohn Brüssels fußt auf der Annahme, dass die fernöstlichen Anbieter mit einem Kostenvorteil von rund 30 Prozent in einem solchen Maße besser gestellt sind, dass China die europäischen Märkte bald mit Billigware fluten wird.

Während der im Vorwahlkampf stehende amerikanische Präsident Joe Biden die US-Zölle auf 100 Prozent vervierfachen will, zielt die EU niedriger. Dennoch drohen bis zu 38 Prozent Einfuhrzoll, als Aufschlag auf die bisherigen zehn. Die Erhöhungen fallen dabei nicht einheitlich aus. BYD soll mit zusätzlichen 17,4 Prozent belegt werden, Geely (u.a. Volvo) mit 20. Eine volle Breitseite fängt sich der SAIC-Konzern ein. Der mit der Marke MG in Europa bislang erfolgreichste China-Anbieter soll 38 extra Prozent entrichten. Die Staffelung spiegelt dabei die Höhe der Subventionen und die Kooperationsbereitschaft der Hersteller wider.
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Kommentar: Strafzölle gegen E-Autos aus China könnten zum Bumerang werden

Die stark exportorientierte deutsche Autoindustrie, die auf dem chinesischen Markt bestens vertreten ist, lehnt die Zollerhöhung durchweg ab, würde sie doch eigene in China gefertigte und nach Europa importierte Modelle treffen (z.B. BMW iX3). Zudem fürchtet man den Zorn Pekings, der sich in Gegen-Zöllen ausdrücken könnte und besonders die hiesige Industrie träfe. Jenseits des Rheins gibt es diese Befürchtungen nicht. Französische Hersteller spielen in China, dem größte Automarkt der Welt, eine Nebenrolle. Da ihre Marken aber vor allem in den günstigeren Preissegmenten stark sind, fürchten sie jene Billig-Konkurrenz, die Brüssel jetzt fernhalten will. Offensichtlich hat sich französische Regierung durchgesetzt, nicht die deutsche.

Für ein Champagner-Bad in Paris ist es aber noch zu früh. Sollten nach der auf vier Monate ausgelegten Prüfungs- und Verhandlungsphase die Zölle tatsächlich erhoben werden, könnten die zu erwartenden Gegenmaßnahmen an Porsche 911, Mercedes S-Klasse & Co. vorbeigehen und stattdessen Luxusmarken wie Louis Vuitton, Christian Dior, Dom Perignon oder Hennessy treffen. In China hat man registriert, welchen Absender die Brüsseler Botschaft trägt.

Bleibt zum Schluss die Frage, ob die Furcht vor China-Autos überhaupt begründet ist. Es liegt auf der Hand, dass deren Verbreitung zunehmen wird, fangen die Marken doch praktisch bei null an. Ihre Bekanntheit ist noch gering, das Design oft austauschbar und die Modellnamen sind mitunter kryptisch. Immerhin: BYD will ein Werk in Ungarn errichten und so einen europäischen Brückenkopf bilden. Das Start-up Nio wählt einen exklusiven Vertriebsweg. Die Wahrnehmung der umworbenen Autokundschaft wird zusätzlich dadurch vernebelt, dass praktisch alle 14 Tage ein neuer China-Player auftritt und sich als Hersteller elektrischer Premium-SUV empfiehlt. Seit dem Wegfall der Förderung haben es E-Autos jedoch schwerer. Premium wird in Europa von Traditionsfabrikaten verkörpert. Einfach nur ein gutes Auto zu bauen, reicht nicht. Das musste bereits VW erkennen, als der Phaeton baden ging. Was In dieser Flughöhe zählt ist Marke, Marke, Marke.

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