Ineos Grenadier Quartermaster (2023): Fazit der Testfahrt
Der Quartermaster ist ein Grenzgänger
Was kommt dabei raus, wenn der reichste Mann Englands ein Auto nach seinen Bedürfnissen baut? Ein Offroadbiest, das vor keinem Terrain zurückschreckt. Auf zur ersten Testfahrt mit dem Ineos Grenadier Quartermaster (2023), der Pick-up-Version des Grenadiers!
Nicht alles, was ein Geländewagen sein will und so aussieht, hat auch Offroad-Qualitäten. Optisch identifiziert man den neuen Ineos Grenadier Quartermaster (2023) auf Anhieb als Geländegänger. Und tatsächlich ist der Pick-up es auch, leitet er sich doch vom bereits von uns gefahrenen Ineos Grenadier ab. Dieser ist von Ineos-Chef Sir Jim Ratcliffe in Auftrag gegeben worden, nachdem er einfach keinen Offroader finden konnte, der als verlässliches Arbeitstier all seine Ansprüche erfüllen konnte. Als 2016 auch noch die Gelände-Ikone Land Rover Defender eingestellt wurde, reifte beim Chemieingenieur und Gründer des Chemieunternehmens Ineos, welches das zweitgrößte Chemieunternehmen der Welt ist, die Vision eines eigenen Offroaders.
Preislich ab 72.640 Euro (Stand Juni 2024) erhältlich, kristallisiert sich bei der ersten Testfahrt mit dem Pick-up sehr schnell ein Problem heraus: Beim Härtetest durch hügeliges Gelände mit steilen Abhängen und Schrägfahrten erweist sich der Quartermaster als absolut dafür ausgelegt. Wer es oft nicht ist: der Mensch hinter dem Lenkrad.
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Der Ineos Quartermaster (2023) im Video:
Testfahrt mit dem neuen Ineos Grenadier Quartermaster (2023): Solide Offroad-Technik und erprobte BMW-Motoren
Obwohl es nicht das angedachte Metier für den neuen Ineos Grenadier Quartermaster (2023) ist, startet die Testfahrt über die engen Straßen einer italienischen Kleinstadt. Und auch wenn der Doppelkabinen-Pick-up mit 5,4 m Länge und knapp zwei Meter Höhe groß ist, ist er nicht zu groß für die kleinen Gässchen und fährt sich überraschend agil wie spurtreu. Überhaupt fühlt er sich nicht wie ein Nutzfahrzeug an. Im Gelände angekommen, zeigt der Quartermaster schnell, dass er hier den meisten anderen Fahrzeugen überlegen ist. Wenn es über steinige Pisten geht, die mitunter so eng sind, dass man sich selbst mit einem deutlich schmaleren Fahrzeug deplatziert fühlen würde, und über Geröll und Kerben brettert, die so groß sind, dass man um Reifen und/oder Karosserie fürchtet, ist all das dem Ineos herzlich egal. Mühelos klettert er über jede kniffelige Stelle hinweg, während die Person am Steuer erhaben über dem Geschehen thront.
Da wir uns den Benziner geschnappt haben, sorgt bei ein 3,0-l-Reihensechzylinder mit Turboaufladung von BMW mit 286 PS (210 kW) für Vortrieb. Mit robustem Leiterrahmen und Starrachsen von Carraro in Kombination mit dem schnell schaltenden Achtgang-Automatikgetriebe und den Differentialsperren vorn, hinten und in der Mitte ist der Quartermaster für alles gewappnet, was man ihm aufbürdet. Und selbst bei jenen Ab- oder Anfahrten, an denen man so steil steht, dass man mitunter nur den Himmel sieht und auf dem bequemen Recarositz schon ordentlich ins Schwitzen kommt, zieht der Quartermaster einfach durch. Laut Hersteller ist er mit einem Böschungswinkel 22,6 Grad und einem Rampenwinkel von 26,2 Grad so geländegängig wie kein anderer Serien-Pick-up.
Wer übrigens einen Selbstzünder will, bekommt ebenfalls ein Triebwerk von BMW. Dann gibt es das 249 PS (183 kW) starke Dieseltriebwerk. Beide Aggregate sind an eine Achtgang-Automatik von ZF gekoppelt. Für den Grenadier wurde das Getriebe von Magna Steyr neu kalibriert und ein leistungsfähiger Drehmomentwandler hinzugefügt. Was sehr schnell beim neuen Ineos Grenadier Quartermaster (2023) auffällt, ist die Lenkung: Aufgrund der Kugelumlauflenkung mit Hydraulikunterstützung sind mehr Lenkradumdrehungen nötig. Doch daran gewöhnt man sich so schnell, wie an das Gefühl, dass der Quartermaster scheinbar alles kann. Doch es gibt sehr wohl Grenzen: Mehr als 160 km/h sind nicht drin.
Die Konkurrenten:
Drei Ausstattungslinien & viel Zubehör erhältlich
Wie auch der Grenadier ist der neue Ineos Grenadier Quartermaster (2023) in der Ausstattungsvarianten Standard, Trialmaster oder Fieldmaster erhältlich.
Muss viel gezogen werden (Pferdeanhänger oder Camping-Zubehör) und liegt der Schwerpunkt auf Outdoor-Erlebnissen, ist der Fieldmaster die beste Wahl. Beim Trialmaster liegt der Schwerpunkt mit dem erhöhten Lufteinlass und der Befestigungsschiene außen eher bei Offroad-Expeditionen. Immer an Bord sind aber Allradantrieb, LED-Scheinwerfer und Zusatzscheinwerfer, das Reserverad, Abschleppösen vorne und hinten, die Dachreling und Dachschutzleisten, der Offroad- sowie Wading-Mode (Offorad-Mode deaktiviert Parksensoren, Gurtwarner und die Start-Stopp-Funktion des Motors, Wading Mode überwacht die Motortemperatur und schaltet für eine optimale Watfähigkeit den Motorlüfter ab, wenn es sicher ist) und das sogenannte Pathfinder Offroad-Navigationssystem. Mit diesem kann man Wegstrecken folgen oder Wegstrecken aufzeichnen.
Es gibt zudem viel Zubehör, mit dem man den Quartermaster nach seinen eigenen Bedürfnissen gestalten kann. Ob Zusatzbatterien, erhöhten Lufteinlass, eine integrierte Hochleistungswinde, Hochplane, Seitenmarkise, Dachbox, Kajak-, Surfbrett- oder Gasflaschen-Halterung oder ein Kompass mit Höhenmeter. Besonders gefallen haben aber die Safari-Fenster – im Fieldmaster serienmäßig, sonst optional erhältlich. Die Fenster lassen nicht nur viel mehr Licht auf die erste Sitzreihe, sondern lassen sich auch komplett herausnehmen.
Innen: Funktional und dennoch komfortabel
So einfach, schlicht und funktional wie die Optik ist, so praktisch ist auch der Innenraum. Mittig positioniert finden sich viele analoge Bedienelemente, die nicht nur deutlich beschriftet und groß sind, sondern auch so weit auseinander, dass man diese mit Handschuhen bedienen kann. Alle Informationen werden im 12,3-Zoll-Touchscreen angezeigt, der sich ebenfalls mittig befindet. Und inspiriert vom Flugzeugcockpit finden sich im Bedienfeld in der Dachkonsole einige Offroad-Schalter, wie beispielsweise der Downhill-Asisstent, der einzelne Räder abbremst, um die Kontrolle im extremen Gefälle zu verbessern. Weil es kein klassisches Kombiinstrument über dem Lenkrad gibt, lenkt nichts den Blick von der Straße ab.
Was wir bei der Testfahrt nicht gemacht haben, aber dennoch für einige Menschen gewiss praktisch ist: Der neue Ineos Grenadier Quartermaster (2023) kann sogar innen mit einem Wasserschlauch abgespritzt werden. Das beschädigt weder Knöpfe oder Elektronik, noch die Sitze. Der Fahrzeugboden ist komplett herausnehmbar und darunter befinden sich fünf Ablassventile mit Rückschlagfunktion.
Technische Daten des Ineos Grenadier Quartermaster (2023)
2024 | Ineos Grenadier Quartermaster (2023) |
Technische Daten | |
Motor | 6-Zylinder, Turbo, 4-Ventiler, 2998 cm³ |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang-Automatikgetriebe; Allrad |
Max. Leistung | 286 PS/210 kW |
Max. Drehmoment | 450 Nm |
Zylinderbohrung/Zylinderhub | 82 x 94,6 mm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5440/1943 (2146)*/2019 mm |
Leergewicht | k.A. |
Ladefläche (L/B/H) | 1564/1619/485 mm |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 8,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 14,4 kWh |
CO2-Emissionen, kombiniert (WLTP) | 325-336 g/km |
Kaufinformationen | |
Basispreis | 72.640 € |
Marktstart | Im Handel |
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel |
Pick-ups gehören in Deutschland nicht zu den Bestsellern, aber besonders wenn die Auswahl klein ist, fällt der Überblick leichter. Und da gehört der Ineos Grenadier Quartermaster angesichts des Preis-Leistungs-Verhältnisses zu einem guten Angebot. Er ist kein softer Offroader, sondern kommt tatsächlich meist überall durch. Er ist rustikal, gut zu bedienen und erfordert ein wenig Handarbeit – was zu seinem rauen Charakter passt.