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Ford Bronco: Alltagsflucht in die Vogesen

Im Bronco gen Westen

Johannes Riegsinger Autor
Inhalt
  1. Fluchtinstinkt für einen Tag: Im Ford Bronco gen Westen
  2. Über Châtenois & Saint-Hippolyte in die Weinberge
  3. Zu Gast in der temporären Wildnis
  4. Sonnenuntergangs-Stimmung
  5. Technische Daten des Ford Bronco

Sehnsucht nach dem Westen. Nach der Weite der Prärie. Nach der Einsamkeit der Rockies. Wir fahren einfach hin. Im Ford Bronco. Wyoming liegt heute am Rhein.

Deutschland Mitte März kann ganz schön trist sein. Und jetzt auch noch: Stillstand im Stau. Irgendwo da vorn wird gerade eine Brücke geflickt, die vor 50 Jahren zuletzt einen Bauarbeiter gesehen hat. Du versuchst, ganz flach den Frust über die Verkehrskernschmelze wegzuatmen. Anderswo läuft es derzeit ja auch nicht so. Lokführer streiken, Lufthansa am Boden, Landwirt:innen im Aufruhr, Handwerks- und Facharbeitermangel, Systeminfarkt, Investitionsstau. Im Westen streiten sich zwei Greise um den weltweiten Top-Job, im Osten dreht ein Typ frei, der seine eigene Propaganda glaubt. Und wir mittendrin: Die Ampel in Konfusion, die Union in gut einstudierter Trotzlaune, und wenn die selbst erklärte Alternative tatsächlich unsere einzige Alternative ist, dann muss der Mist wirklich ganz schlimm sein ... – Vielleicht sollte man ja einfach mal einen Moment lang rausfahren, um wieder zu merken, dass Deutschland gar nicht so übel ist? Zu gut, dass wir den Ford Bronco zur Hand haben.
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Der Ford Bronco Raptor (2022) im Video:

 
 

Fluchtinstinkt für einen Tag: Im Ford Bronco gen Westen

Nur: Wohin? – Gedankenverlorene Blicke streifen durchs Cockpit des Ford Bronco, der US-Geländewagen-Klassiker steht auf der deutschen Autobahn wie der Grizzly im Schrebergarten. Kantig, mächtig, angenehm brutal. Das dunkle "Eruption Green" steht ihm hervorragend – moosig, tannig. Vierschröt wird zu Waldschrat. Und dann hörst du es: Die Stimme von Drew Holcomb raspelt aus den Lautsprechern des B&O-Soundsystems wie Glassplitter in einem Samttuch. "Feels Like Home", du hörst den Korpus der Westerngitarre knarzen, das Messing-Bottleneck über die Saiten knirschen und den harten Absatz eines Cowboy-Boots rhythmisch auf den Holzboden einer kleinen Bühne rumsen. Fernweh macht sich breit. Nach dem Westen. Nach der Freiheit.

Nach den braunen Grashalmen der Prärie, die sich irgendwo in Wyoming bis zum Horizont ziehen. Sich flirrend und glitzernd im endlos über die Ebenen fauchenden Wind wiegen. Dahinter die schneebedeckten Bergriesen der Rocky Mountains. Keine Menschenseele seit Stunden. Eine kleine Herde von grasenden Bisons wird zu dunkelbraunen Pixeln im hellbraunen Monoton der Weite, ein paar wild gescheckte Wildpferde haben sich untergemischt. Das mürbe Asphaltband eines schmalen Highways eskortiert seinen gelben Mittelstrich, die Straße taucht von einem tagereiseweit entfernten Horizont auf, zieht unbeirrt auf dich zu, trottet müde vorbei und verschwindet dann in weit entferntem Dunst. Ein paar Windhosen saugen Staub empor, lassen ihn vor dem blassblauen Himmel zerfasern. – Und du bist frei. Kein Empfang. Alle Kontakte getrennt, bereit für den inneren System-Reset. Endlich.

Nur blöd, dass dieser wilde, wilde Westen gerade unerreichbar ist. Dein Ford Bronco ist das einzige Indiz, dass es ihn wirklich gibt. Als materialisierter Rest eines romantischen Traums von der Freiheit stelzt er durchs kleinkarierte Auto-Einerlei einer bundesdeutschen Autobahn im fahlen Niemandsland zwischen Winter und Frühling. Aber dieses kantige Eisen erinnert dich an einen längst überfälligen Besuch in einer Welt, die du fast vergessen hast. Wenn nicht jetzt, wann dann? – An der Stelle, an der du sonst immer nach Hause abbiegst, fährst du weiter die Rheintalautobahn hinunter an Karlsruhe vorbei. Und dort, wo die Vogesen anfangen, nimmst du die erste Brücke über den großen Fluss.

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Über Châtenois & Saint-Hippolyte in die Weinberge

Nebelschwaden wabern von der Wasseroberfläche des Rheins, sickern ins rostbraune Eisengerüst der Brücke, lassen die Träger und Nieten feucht glänzen. Der Ford Bronco spritzt durch ein paar Pfützen im brüchigen Asphalt. Einen Moment lang meinst du, unten einen Mississippi-Raddampfer in der Fahrrinne schäumen zu sehen – dort, wo sonst die Rheinschiffer ihre Lastkähne vorwärtstreiben. Aber das ist dann wohl doch zu viel Einbildungskraft, die Vorfreude aufs spärlich bewohnte Land am Fuß der Vogesen macht dich übermütig. Zuerst geht es aber noch weiter nach Süden. "2,7-l-Biturbo-V6, das muss doch hart vorwärtsgehen", denkst du und zielst entschlossen auf die Autoroute, aber der 2,3 t schwere Ford Bronco gehört zur eher gemächlichen Sorte: Der Kickdown aufs Gaspedal ruft im ersten Moment vor allem eine Änderung des Motorgeräuschs hervor, prustend und kehlig röhrend verkündet der V6 seinen Einsatzwillen. Die serienmäßige Zehnstufen-Automatik legt sich dann spontan zwei, drei Gangstufen weiter unten ins Zeug.

Auch wenn der endgültige Beschleunigungsdruck im Kreuz fehlt, ist die Fuhre irgendwann doch ganz emsig unterwegs. Nicht schnell, aber zügig. Fahrtwindrauschend und starrachsentrampelnd schiebt der Bronco dahin. Schneller als 130 km/h darf man auf der französischen Seite des Rheins eh nicht fahren, dass der pfundige Geländewagen theoretisch 160 Sachen schafft, ist uns Wurscht. Auf den Highways von Idaho, Colorado oder Wyoming fragt ja auch niemand, ob so ein Ofen 180-plus rennt.

Ford Bronco
Foto: Hardy Mutschler

Wir rauschen mit dem Ford Bronco gut gelaunt an Straßburg vorbei, schlagen uns dann über Châtenois und Saint-Hippolyte auf der D35 in die Weinberge. Um diese Jahreszeit liegt hier alles noch im Winterschlaf, die Reben sind kahl, eine kraftlose Sonne taucht die struppigen Weinberghänge in glasiges Licht. Die während der Saison vor Leben pulsierenden Gaststätten sind geschlossen – und genau das ist unsere Eintrittskarte in eine wundersame Parallelwelt: Oben auf den Gipfelzügen der Vogesen bereiten sich die "Fermes Auberges" auf den Frühling vor, schieben alten Schnee beiseite, hängen Spinnweben ab, stocken Vorräte auf, lüften den feuchten Moder der Winterruhe aus den Mauern. In dieser verschlafenen Welt ist kaum jemand unterwegs. Die alten Weltkriegs-Militärstraßen im Blickschatten des Vogesenkamms sind gesperrt, aber wenn man jemanden kennt, der dort oben etwas zu tun hat und ihm unter die Arme greifen möchte, darf man hoch. Und nun raten Sie mal, wer dort jemanden kennt ...

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Zu Gast in der temporären Wildnis

Freundliches Auftreten ist natürlich Ehrensache, wir sind schließlich nur zu Gast in dieser temporären Wildnis. Der Ford Bronco hat obendrein ein deutsches Kennzeichen, da wird man beim Kontakt mit Forst, Jagd und Exekutive besonders argwöhnisch unter die Lupe genommen. Und das Wild hat sich in den vielen Wochen seit der Schließung am Beginn des Winters an autofreie Straßen und Wege gewöhnt, da prügelt man besser nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen durch die Rabatten. Also: Zehenspitzengang.

Der wilde Bronco ist Experte darin. Mit kehlig gurgelndem V6 rollen wir auf den schmalen Kurvenstraßen ganz langsam in die Berge, biegen dann auf knochige Schotterstraßen ab und landen schließlich auf Wegen, die kaum mehr als ein paar parallel verlaufender Spurrinnen sind. Jetzt ist es Zeit, das kleine und große Besteck an Offroadkompetenz zu ziehen: Getriebe-Reduktionsstufe rein, Sperren aktivieren. Der Bronco knirscht über grobes Geröll, ist dann wieder auf samtweichen Graspfaden unterwegs. Immer wieder müssen wir innehalten, um den Weg zu unserem Ziel zu finden. – Und da stehen wir dann: Unten in der Rheinebene weht eine lauwarme Brise, hier oben lässt ein kalter und strenger Wind das von der Schneelast des Winters niedergepresste Gras erschauern. Kaltes Himmelblau spannt sich über eine Weite in braunem Monochrom, in die sonnenabgewandten Bergflanken krallen sich letzte Schneewächten.

Wir haben ein doppeltes Déjà-vu: Erinnerungen an eine Kindheit im Draußen und an den Wilden Westen. Genau so ist es in Wyoming, wenn Bisons und Broncos am Ende des Winters aus den Ebenen in Richtung der Rockies ziehen. Herrliche Einsamkeit. Niemand sonst hier oben. In uns richtet sich alles in ein kerngesundes Magnetfeld des Glücks aus. Wild Wild West.

 

Sonnenuntergangs-Stimmung

Ford Bronco
Foto: Hardy Mutschler

Als wir uns auf den Heimweg machen, geht genau dort, im Wilden Westen, eine goldene Sonne unter. Lässt Wolkenbänder glühen, taucht diese Prärie unter dem Himmel und die bewaldeten Hügelkuppen der Ferne in ein überirdisches und warmes Licht. Dann wird es dunkel. Der Bronco tastet sich im Dämmerlicht den Berg hinunter, alles rundum ertrinkt in zunehmender Schwärze. Als wir dann irgendwann die ersten Lichter von Dörfern sehen, Landmarken der Zivilisation, kehren wir gern zurück. Über den Rhein nach Deutschland. Eigentlich ganz prima da. Man muss nur mal ein paar Stunden Abstand gewinnen. Im Ford Bronco und im Wilden Westen.

 

Technische Daten des Ford Bronco

AUTO ZEITUNG 09/2024Ford Bronco
Technische Daten
MotorV6-Zylinder, 4-Ventiler, Biturbo; 2694 cm³
Antrieb10-Gang; Automatik; Allrad
Leistung246 kW/335 PS
Max. Drehmoment563 Nm
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4811/1928/1852 mm
Leergewicht2289 kg
Fahrleistungen
Beschleunigung (0-100 km/h)7,2 s
Höchstgeschwindigkeit161 km/h
Verbrauch auf 100 km10,7 l S
Kaufinformationen
Grundpreis74.500 €
MarktstartMärz 2023
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel

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