Lidar-Technik: Funktion/Kosten/Einsatz
Aufmerksame Sensoren
Moderne Autos mit Funktionen zum automatisierten Fahren setzen auf Lidar-Technik. Was ist das genau und welche Fahrzeuge nutzen dies bereits? Die AUTO ZEITUNG hat alle Infos!
Was ist Lidar-Technik?
LiDAR heißt "Light Detection and Ranging" und ist ein System, das hochauflösende 3D-Informationen in Echtzeit generiert. Durch vielfache Abstandsmessungen pro Sekunde erstellt sie ein exaktes 3D-Bild der Fahrzeugumgebung. Mit Licht und einem Fotosensor werden Objekte und Entfernungen sicher bestimmt. Anders als beim Radar werden für Lidar keine Radiowellen, sondern Laserstrahlen verwendet, um Entfernungen zu messen und Kollisionen zu vermeiden. Die Messungen erfolgen ähnlich wie bei der Geschwindigkeitsmessung per Laserpistole mittels unsichtbaren Laserstrahls. Das optische Lidar-Verfahren arbeitet nicht nur genauer, sondern auch schneller und weniger rechenintensiv als eine Kameratechnik. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Die fünf Stufen des automatisierten Fahrens (Video):
Wann kommen Lidar-Sensoren zum Einsatz?
Lidar-Sensoren kommen bei Fahrzeugen zum Einsatz, die automatisiertes Fahren nach Level 2+ oder Level 3 bieten. Denn im Falle von Level 3 übernimmt das Fahrzeug die Verantwortung für die Fahrt und muss sicherstellen, dass der Straßenverkehr korrekt erkannt wird. Mit Kameras und Radar lassen sich Straßen unter manchen Umständen nicht genau und vor allem nicht schnell genug ablesen. Beispielsweise setzt Mercedes-Benz daher einen Lidar-Sensor in seiner Funktion "Drive Pilot" ein, um selbständig bis 60 km/h (Stand: Januar 2024) fahren zu können. Übrigens: Auch in manchen Handys sind Lidar-Sensoren eingebaut.
Wie funktioniert Lidar-Technik?
Vereinfacht dargestellt senden Lidar-Sensoren Laserimpulse und messen deren Reflexion. Anhand der Reflexion kann das Lidar eine detaillierte Punktwolke der Objekte um das Auto und um die Umgebung erstellen. Mit Lidar-Sensoren lassen sich Tiefen genau und schnell darstellen, ebenso die exakte Entfernung zu einzelnen Objekten. Die meisten Lidar-Sensoren sitzen auf dem Dach des Autos oder in der Front.
Welche Autos nutzen aktuell Lidar-Technik?
Da Lidar-Sensoren noch sehr teuer sind, finden sie überwiegend nur in den höheren Fahrzeugklassen Einsatz. Mercedes-Benz bietet die Lidar-Technologie als Option für den Stau-Assistenten "Drive Pilot" (ca. 7000 Euro Aufpreis), BMW im neuen 7er und i7 bei der Option "Personal Pilot L3" (ca. 6000 Euro Aufpreis). Die meisten Autohersteller entwickeln mit Unternehmen der Lidar-Technik passende Sensoren für künftige Modelle – bis auf Tesla. Das amerikanische Unternehmen setzt für einen "Autopiloten" ausschließlich auf Kameras.
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Wofür benötigt es Lidar-Technik?
Lidar-Sensoren werden für automatisiertes Fahren und autonomes Fahren verwendet. Mit der Technik "sehen" die Autos schneller und zum Teil genauer als mit Stereo-Kamera und Radar. Ein Lidar wird aber nicht allein verwendet, sondern in Kombination mit Sensoren wie Radar oder Kamera.
Wo wird Lidar noch eingesetzt?
Neben dem automatisierten und autonomen Fahren hilft ein Lidar-Sensor aber noch in anderen Bereichen. Anfang der 1970er-Jahre nutzte die NASA die Lidar-Technik, um die Mondoberfläche zu kartografieren. Im Apple iPhone 12 Pro und 13 Pro Max scannt ein Lidar die Umgebung auf bis zu fünf Meter und kann damit raumbezogene Anwendungen unterstützen, wie für ein digitales Maßband für Wand- und Raumvermessung oder auch für Applikationen für Möbel oder Shopping. Auch die neuen iPhones 15 Pro und 15 Pro Max haben Lidar integriert.
Lassen sich Lidar-Sensoren nachrüsten?
Lidar-Sensoren könnte man zwar einzeln nachrüsten, doch die Technik funktioniert nur mit passenden Steuergeräten, die die Signale weiterverarbeiten und weitergeben. Diese Funktionen sind sehr komplex. Daher ist es wenig sinnvoll, ein Lidar-Sensor nachzurüsten.
Was kostet die Lidar-Technik?
Die wenigen Fahrzeuge, die Lidar-Technik bieten, gehören schon dem oberen Preissegment an, die Technik muss aber bisher optional hinzugebucht werden und kostet mindestens 6000 Euro Aufpreis (Stand: Januar 2024). Bis die Technik günstiger wird und auch bei Kompaktfahrzeugen oder Kleinwagen zum Einsatz kommt, vergehen noch ein paar Jahre.