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Geht auch ganz einfach:
Alle Tests zum Tesla Model 3

Tesla Model 3 Long Range: Test

Das Facelift ist typisch Tesla

Johannes Riegsinger Autor
Inhalt
  1. Das Tesla Model 3 Facelift als Long Range im Test
  2. In Fahrt ein Geniestreich
  3. Messwerte und technische Daten des Tesla Model 3 Long Range
  4. Fazit

Das Tesla Model 3 Facelift ist typisch für die Marke: Begeisterungs-Momente und fassungsloser Frust liegen dicht beieinander. Test der Long-Range Version!

PositivAnimierende Handlichkeit und spürbares Komfort-Plus, hohe Effizienz
NegativFunktionalität ist in vielen Details entweder eingeschränkt oder mangelhaft

Tesla muss man hassen oder lieben. Dazwischen gibt es nichts – zumindest wenn man die Millionen Meinungen im Internet verfolgt, die tief polarisierte Lager zeigen. Die technischen Eigenschaften eines Tesla schlagen sich eben oft auf bemerkenswerte Weise in harter Emotionswährung nieder – dieses Polarisieren gehört damit zur Markensubstanz des US-amerikanischen Elektro-Trendsetters. Wenn es also ein Automobil gibt, das sich die euphorischen Fans ebenso hart verdient hat wie die schäumenden Hater, dann ist es ein Tesla. Und das Tesla Model 3 Facelift, das uns für einen ersten Test bereitsteht, macht da keine Ausnahme.

Am Exterieur sorgen schmalere, horizontal ausgerichtete Scheinwerfer für einen etwas anderen Look, die Heckleuchten sind nun nicht mehr geteilt ausgeführt. Perlweiß bleibt aufpreisfreie Standardfarbe, die teilweise etwas anders angemischten vier Options-Lacke kosten stramme 1300 bis heftige 2000 Euro. Dass das neue Design auch die Aerodynamik verbessert haben soll, gehört in den Bereich der Homöopathie: cW-Wert 0,219 statt 0,225. Ansonsten bleibt das Tesla Model 3 Facelift ganz das Alte. Das kann man harmonisch und schnörkellos finden – oder als eher konservatives Design sehen, das in seinen Grundzügen gute 15 Jahre alt ist. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Das Tesla Model Y (2024) im Fahrbericht (Video):

 
 

Das Tesla Model 3 Facelift als Long Range im Test

Aber als große Designaufreger galten Tesla-Modelle – abgesehen vom exaltierten Cybertruck – ja nie, die eigentliche Tesla-Story spielte sich beim Fahren und im Innenraum ab. Und das bleibt auch mit dem Tesla Model 3 Facelift so. Ein feiner Leuchtstreifen quer im Cockpit sorgt nun für unerwartet viel Stimmung im sonst nüchternen Ambiente, die konsequent aufs Zentraldisplay projizierte Funktionsmacht ist ansonsten unverändert. Tesla schafft es immer noch als nahezu einzige Automarke, Software-basierte Touchdisplay-Bedienungen für die Spezies Homo Sapiens erträglich bis teilweise sogar überraschend pfiffig zu gestalten.

Allerdings scheint sich beim Tesla Model 3 Facelift erschütternder Übermut bei dem Autobauer breitgemacht zu haben: Die bisherigen Hebel am Lenkrad für Blinker, Scheibenwischer, Fernlicht, Gangwahl & Co. sind verschwunden, man muss nun in Untermenüs kramen oder auf Lenkradtasten klicken. Wenn also in Zukunft Model 3-Fahrende in Kurven oder Kreisverkehren falsch oder gar nicht blinken – nicht böse sein, die können nicht anders, weil die Blinkertasten auf dem eingeschlagenen Lenkrad auf dem Kopf stehen oder nur mit gebrochenen Fingern zu erreichen sind. Fernlicht-An/Aus per Lenkradknopf geht im Test gerade noch – dass man nun aber auch Scheibenwischerintervalle in einem Touchscreen-Untermenü schalten muss, ist ein Witz. Über den niemand lacht, weil die theoretisch rettende Regensensor-Automatik kaum zwischen Sprühgischt von vorn und echtem Regen von oben unterscheiden kann. Mal wischt es, mal nicht, also muss dann doch ins Untermenü tatschgewischt werden.

Tesla Model 3 Facelift
Foto: Hardy Mutschler

Gangwahl-Möglichkeiten findet man hingegen gleich zweifach, einmal als Tasten im Dachhimmel, aber auch als virtuellen Slider auf dem Zentraldisplay. Das Ganze mag zwar wie die doppelte Antwort auf eine nie gestellte Frage wirken, nach kurzem Kopfschütteln gewöhnt man sich aber an beide Gangwahlmöglichkeiten problemlos. Andere Funktionalitäts-Pleiten sind von der ersten Generation altbekannt und wurden mit dem Tesla Model 3 Facelift leider nicht abgestellt. Besonders das zum Test-Zeitpunkt kalte Winterwetter sorgte hier für schonungslose Aufklärung: Die versenkten (und griffungünstigen) Türgriffe frieren bei Schnee und Kälte hoffnungslos zu, und auch die windige Klappe des hinteren Ladeanschlusses war durch eine Eisschicht nach Fahrten bei Schmuddelwetter einfach nicht mehr zu öffnen. Der verzweifelte Autor musste das Problem eher unorthodox lösen, der Einsatz von Körperflüssigkeiten wurde dabei kurz erwogen, konnte aber vermieden werden.

 

In Fahrt ein Geniestreich

Ausgerechnet die widrigen Umstände im Testzeitraum haben allerdings auch dazu beigetragen, die unbestrittene Stärke hervorzuheben: Trotz der aufgezogenen Winterreifen und des von Minusgraden geschundenen Akkus schaffte das Tesla Model 3 Long Range einen Testverbrauch von 18,5 kWh pro 100 km sowie eine Reichweite von 427 km – von solchen Effizienzwerten träumen andere Fahrzeuge bei sommerlichen Idealbedingungen. Der ermittelte Minimalverbrauch bewegt sich mit 15,4 kWh auf 100 km (Reichweite: 517 km) in Richtung der WLTP-Werksangaben (14,0 kWh/100 km, 629 km Reichweite). Wie sich Verbrauch und Fahreigenschaften unter freundlicheren Wetter-/Testbedingungen entwickeln, sehen wir dann später, wenn sich das Tesla Model 3 Facelift den Wettbewerbern im Vergleichstest stellt.

Das Tesla Model 3 Facelift absolviert jedenfalls den ersten Test auf abgesperrtem Gelände mit der bekannten Agilität und druckvollen Eleganz des Vorgängers. Dass die Lenkung im Rahmen des Facelifts etwas weniger aggressiv, aber aufgrund einer geänderten Vorderachsgeometrie präziser und runder abgestimmt wurde, war dem Testfahrzeug abzuspüren. Das wirkt erwachsener, hat aber nichts von der bekannten Leichtigkeit verloren. Einen ebenso spürbaren Sprung legt das neue Model 3 in Sachen Komfort hin: Steifere Karosserie, gleichzeitig aber auch ein besser entkoppeltes Fahrwerk und geänderte Feder/Dämpfer-Abstimmungen sollen die gewohnt knackige Fahrdynamik erhalten sowie den Abroll- und Geräuschkomfort erhöhen – beides ist geglückt. Selbst deftige Fahrbahn-Untergründe verarbeitet das Chassis nun weniger harsch, und auch Reifen- sowie Fahrwerksgeräusche sind bemerkenswert leise.

 

Messwerte und technische Daten des Tesla Model 3 Long Range

AUTO ZEITUNG 02/2024Tesla Model 3 Long Range
Technik
MotorAsynchronmaschine (v), permanenterregte Synchronmaschine (h)
Systemleistung366 kW/498 PS
Systemdrehmoment560 Nm
BatterieLithium-Ionen
Spannung/Kapazität netto355 Volt/79,0 kWh
Getriebe/AntriebKonstantübersetzung/Allrad
Messwerte
Leergewicht (Test)1828 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)4,4 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)201 km/h
Verbrauch auf 100 km (Test/Werk)18,5/14,0 kWh
Reichweite (Test/WLTP)427/678 km
Preise
Grundpreis51.990 €

 
Johannes Riegsinger Johannes Riegsinger
Unser Fazit

Die Modellpflege des Tesla Model 3 polarisiert. In der Grundsubstanz ist das Auto zwar besser geworden – komfortabler und noch effizienter, ohne die bekannt mitreißende Agilität zu verlieren. Demgegenüber stehen aber ohne Not eingeführte Bedienkonzept-Änderungen, die wenig Sinn machen.

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