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Geht auch ganz einfach:

Mercedes C-Klasse/E-Klasse: Vergleichstest

Geschwister-Duell im Hause Daimler

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. Mercedes C-Klasse und Mercedes E-Klasse im Vergleichstest
  2. Karosserie: Mercedes E-Klasse spürbar größer
  3. Fahrkomfort: Mercedes C-Klasse kommt früh an ihre Grenzen
  4. Motor/Getriebe: Mercedes E 220 d 4Matic verbraucht nicht mehr
  5. Fahrdynamik: Mercedes E-Klasse deutlich vorn
  6. Umwelt/Kosten: Mercedes C-Klasse mit günstigerer Einstiegsausstattung
  7. Technische Daten & Messwerte von Mercedes C 220 d 4Matic & Mercedes E 220 d 4Matic
  8. Fazit

Ob man Mittel- oder Oberklasse wählt, ist in erster 
Linie eine Frage des Preises. Bietet die Mercedes E-Klasse im Vergleichstest das entscheidende Mehr an Auto, um den deutlichen 
Aufpreis gegenüber der Mercedes C-Klasse zu rechtfertigen?

 

Mercedes C-Klasse und Mercedes E-Klasse im Vergleichstest

Die goldene Mitte zwischen C- und E- hieße wohl D-Klasse – die es so bei Mercedes natürlich nicht gibt. Also bleibt Kund:innen nur die Qual der Klassenwahl. Optisch so unterschiedlich wie lange nicht mehr, treten die beiden frisch aufgelegten Limousinen mit identischem Antrieb an: Als 220 d 4Matic leisten sie
197 PS (145 kW) Verbrenner- gepaart mit 23 Elektro-PS (17 kW), die in den 4Matic-Versionen an alle vier Räder transferiert werden. Der Preisunterschied zwischen Mercedes C-Klasse und Mercedes E-Klasse beträgt in der Basis immerhin mehr als 12.000 Euro. Wer jedoch im Vergleichstest die Nase vorne hat, ist ein anderes Thema. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Die Mercedes E-Klasse (2023) im Fahrbericht (Video):

 
 

Karosserie: Mercedes E-Klasse spürbar größer

Die größere Grundfläche macht sich im Vergleichstest beim Platzangebot bemerkbar. Die Mercedes E-Klasse bietet vorn wie hinten spürbar mehr Platz als die kleinere Mercedes C-Klasse. Aber beide gehören hier nicht zur Spitze des Segments und verschenken zum Beispiel unnötig Raum mit ihren massiven Mittelkonsolen. Wer auf ausgewiesene Transportqualitäten Wert legt, wählt die E-Klasse. Hier fallen neben dem Ladeabteil auch Zuladung und Anhängelast deutlich größer aus. Noch mehr Nutzwert bieten jeweils die Kombi-Versionen, bei Mercedes klassisch T-Modell genannt.

Obwohl die Mercedes C-Klasse mit schicken Holz-Intarsien vorfährt, zeigt sich die Mercedes E-Klasse im Detail mit feineren Materialien und besser verarbeitet. Dass hier bei beiden noch Luft nach oben ist, unterstreichen Details wie die auf den ersten Blick schicken, aber jeweils verwindungsfreudigen Armablagen samt Griffen an der Innenseite der Türen. Was
C- und E-Klasse zudem eint, ist die jeweils verstärkte Digitalisierung. Egal ob Superscreen in der E- oder kleinerer Touchscreen im Hochformat in der C-Klasse: Die komplexe Bedienung erfordert Eingewöhnung. Die berührungsempfindlichen Bildschirme machen den Einstieg dank guter Reaktions- und schneller Rechenzeiten allerdings erfreulich einfach. Dass die E-Klasse ein paar Monate weniger auf dem Buckel hat, zeigt das optimierte Hauptmenü, das mit großen und farblich differenzierten Symbolen einer fehlerfreien Bedienung zuträglich ist.

 

Fahrkomfort: Mercedes C-Klasse kommt früh an ihre Grenzen

Von einem Mercedes erwartet man in erster Linie einen gediegenen, den Mitbewerbern im Segment überlegenen Fahrkomfort. Den liefert im Vergleichstest die Mercedes E-Klasse mit ihrer optionalen Luftfederung (Airmatic, 3320 Euro) ab dem ersten Meter. Sowohl kleine als auch gröbere Anregungen werden sorgsam herausgefiltert. Einziger unschöner Nebeneffekt: ein verstärktes seitliches Wanken bei einseitigen Anregungen, das dann und wann auch schon mal überraschend intensiv ausfällt. Diese Tendenz legt zwar auch die Mercedes C-Klasse an den Tag, aber deutlich weniger ausgeprägt. Sie hadert vielmehr mit ihrem Stahlfahrwerk, das trotz anpassbarer Dämpfer viel von der Straße in die Karosserie überträgt und das Fahrzeug permanent um die Querachse in Bewegung hält. Das intensiviert sich bei maximaler Beladung so stark, dass die C-Klasse sehr früh an ihre Grenzen kommt und bei groben Verwerfungen viel zu schnell durchschlägt. Eine Luftfederung an 
der Hinterachse ist den Plug-in-Hybriden und dem T-Modell vorbehalten.

Beim Sitzkomfort liegt abermals die Mercedes E-Klasse vorn, dessen Sitze zwar weniger stark konturiert, auf langen Strecken aber bequemer sind. Akustisch rangiert ebenfalls E vor C – subjektiv wie objektiv. Das täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass der selbstzündende Antrieb in den beiden eleganten Limousinen eine Spur zu rustikal arbeitet und ein dezentes Nageln speziell im Leerlauf deutlich vernehmbar ist.

 

Motor/Getriebe: Mercedes E 220 d 4Matic verbraucht nicht mehr

Weil beide Stuttgarter den gleichen Antrieb besitzen, liegen die Unterschiede zunächst im erwartbaren Bereich: Der kleinere und leichtere Mercedes C 220 d 4Matic bietet die besseren Fahrleistungen und wirkt so eine Spur quirliger als der Mercedes E 220 d 4Matic. Was beide Limousinen eint, ist die Neunstufen-Automatik. Rollt man entspannt auf der Drehmomentwelle, dann entschädigt das Getriebe in beiden Mercedes mit feinen Manieren. Lässt man es hingegen fliegen, wird schon mal länger nach der passenden Übersetzung gesucht. Gänzlich unmerklich schaltet sich der E-Motor hinzu, der dem Turboloch den Garaus und Segeln mit abgeschaltetem Verbrenner möglich macht.


An der Zapfsäule kommt dann aber die Überraschung: Der Mercedes E 220 d 4Matic braucht im Vergleichstest trotz konstruktionsbedingter Nachteile bei Größe und Gewicht genauso viel Diesel wie der kompaktere Bruder. Kleines, aber wichtiges Detail: Damit auch der Mercedes C 220 d 4Matic über 1000 km am Stück fährt, muss man den 66-l-Tank extra ordern. Der Standardtank fällt mit nur 40 l Volumen recht klein aus.

 

Fahrdynamik: Mercedes E-Klasse deutlich vorn

Der Stuttgarter Autobauer schickt seine Testwagen fahrdynamisch nachgeschärft in den Vergleichstest. Beide verfügen über größere und gelochte Bremsscheiben vorn, die jeweils die umfangreicher ausgestattete AMG Line bedingen. Aufpreispflichtige Fahrwerke samt Allradlenkung und Sportreifen (nur bei der Mercedes C-Klasse mit Aufpreis) runden das Paket hüben wie drüben schließlich ab. Die Mercedes C-Klasse mimt mit ihrem Sport+-Modus, den die Mercedes E-Klasse so nicht hat, den versierteren Dynamiker. Die (Allrad-)Lenkung ist eine Spur direkter und spitzer – im Vergleich sogar nervös. Das macht den kleineren Stuttgarter aber nur subjektiv schneller. Sehr gewöhnungsbedürftig ist darüber hinaus das Bremspedal, das sich nur schwer nach jeder Menge 
totem Pedalweg dosieren lässt.

Die Mercedes E-Klasse kontert mit einem unerwartet fahraktiven Charakter. Auch hier lässt die Allradlenkung subjektiv Masse und Maße purzeln, verkneift sich aber den überdrehten Charakter des Pendants im kleineren Rivalen. Besonders gut funktionieren auch die 20-Zoll-Reifen, die die E-Klasse mit enorm viel Traktion auf der Ideallinie fest tackern. Sowohl auf dem Handlingparcours als auch im Slalom liegt die Oberklasse-Limo trotz identischen Antriebs mit deutlichem Abstand vorn. Noch klarer wird der Klassenunterschied beim Bremsen. Kalt wie warm kommt die E-Klasse wesentlich früher zum Stehen – obwohl schon die C-Klasse ausgewiesen standfest bremst. Weil die E-Klasse sogar in puncto Wendekreis besser ist, geht auch hier der Kapitelsieg an die Stuttgarter Oberklasse.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Mercedes C-Klasse mit günstigerer Einstiegsausstattung

Die Stunde der Mercedes C-Klasse schlägt tatsächlich erst im Kostenkapitel des Vergleichstests – allerdings mit Einschränkungen, denn der deutlich günstigere Grundpreis betrifft das "Entry"-Ausstattungslevel, das es so für die Mercedes E-Klasse gar nicht gibt. Was das bedeutet, zeigt die bessere Grundausstattung des Oberklässlers, der besonders beim Infotainment größer auffährt. Nur hier sind beispielsweise induktives Laden sowie die Smartphone-Einbindung via Apple CarPlay oder Android Auto serienmäßig möglich. Dass sich die Preise bei beiden in schwindelerregende Dimensionen treiben lassen, versteht sich von selbst. Zumal man sich lange durch die zwar vereinfachte, aber immer noch zu komplexe Ausstattungs-Staffelung durcharbeiten muss. Erstaunlich nah beisammen liegen die stallinternen Kontrahenten schließlich bei den Unterhaltskosten. Dass man einen Mercedes fährt, merkt man hier sowohl bei der Wartung als auch bei der Versicherung – denn günstig sind 
die zwei beileibe nicht.

 

Technische Daten & Messwerte von Mercedes C 220 d 4Matic & Mercedes E 220 d 4Matic

AUTO ZEITUNG 25/2023Mercedes
​C 220 d 4Matic
Mercedes
​E 220 d 4Matic
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbodiesel, Mild-Hybrid (48 V)4/4; Turbodiesel, Mild-Hybrid (48 V)
Hubraum1993 cm31993 cm3
Leistung145 + 17 kW/197 + 23 PS
bei 3600 /min
145 + 17 kW/197 + 23 PS
bei 3600 /min
Max. Drehmoment440 Nm bei 1800–2800 /min440 Nm bei 1800–2800 /min
Getriebe/Antrieb9-Stufen-Automatik; Allrad9-Stufen-Automatik; Allrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1735/1860 kg1900/1975 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)8,1 s8,2 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)239 km/h234 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,0/34,2 m33,2/31,6 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,3/4,8 l D6,3/4,9 l D
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)167/125 g/km167/130 g/km
Preise
Grundpreis54.544 €67.057 €
Testwagenpreis66.259 €77.124 €

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Mercedes
​C 220 d 4Matic
Mercedes
​E 220 d 4Matic
Karosserie (1000)649706
Fahrkomfort (1000)739794
Motor/Getriebe (1000)728724
Fahrdynamik (1000)719801
Eigenschaftswertung (4000)28353025
Kosten/Umwelt (1000)281273
Gesamtwertung (5000)31163298
Platzierung21

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Der Testsieg geht an
die größere der beiden Limousinen: Der Mercedes E 220 d 4Matic ist das durchweg komplettere und somit bessere Auto. Und das liegt nicht nur daran, dass die Oberklasse besonders mit ihrer enorm performanten Bremse viele Punkte holt. Schlecht fährt man aber mit dem Mercedes C 220 d 4Matic, der mit Respektabstand auf Rang zwei einläuft, ebenfalls nicht. Kann man mit dem geringeren Platzangebot leben und legt auf einen niedrigeren Kaufpreis wert, wählt man den Mittelklässler. Schade allerdings, dass dessen Fahrwerk im Vergleich so stark abfällt.

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