Servolenkung: Funktion/Defekte/Kosten
Bei der Servo kann es schnell teuer werden
Autofahren ist dank der Servolenkung kein Kraftakt mehr. Wird diese schwergängig, liegt ein Defekt vor. Woran man Schäden erkennt und wie teuer eine Reparatur ist, verrät die AUTO ZEITUNG.
Wer schon mal ein sehr altes Fahrzeug gefahren ist, weiß, dass man für die Lenkung noch ordentlich Kraft aufbringen musste. Je schwerer das Fahrzeug, umso anstrengender konnte es werden. Besonders bei geringen Geschwindigkeiten oder beim Parken war das spürbar. Doch dank des technischen Fortschritts verfügen die meisten Autos seit vielen Jahren über eine Servolenkung. Diese unterstützt aktiv beim Lenken und steigert somit den Komfort sowie die Sicherheit. Doch wie erkennt man Schäden an der Servolenkung und kann man mit einer defekten Servolenkung weiterfahren? Auf Fragen wie diese gibt die AUTO ZEITUNG mit diesem Ratgeber Antworten. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Checkliste für die Hauptuntersuchung (Video):
Die Servolenkung gibt es seit 1951
Das erste Automodell mit Servolenkung brachte 1951 Chrysler auf den Markt. Doch schon vor dem Chrysler Imperial gab es einige Ideen und Patente, um das Lenken zu erleichtern. In den 1960er-Jahren wurde dann die hydraulische Servolenkung entwickelt. Heutzutage ist die Servolenkung auf der ganzen Welt verbreitet und in modernen Pkw, Lkw sowie Bussen serienmäßig an Bord. Der Name kommt vom lateinischen Wort "servus", was für Diener steht. Und genau das tut die Servolenkung auch, indem sie unterstützt und die Lenkung weniger aufwendig sowie genauer macht.
Welche Arten der Servolenkung gibt es?
Beim Auto unterscheidet man zwischen zwei Arten: einer hydraulischen und einer elektrischen Servolenkung. Die hydraulische Servolenkung besteht aus einer vom Motor angetriebenen Servopumpe, welche die Lenkkraft verstärkt. Weitere Bestandteile sind ein Hochdruckzylinder sowie Hochdruckleitungen, ein Steuerventil, eine Steuerbüchse sowie ein Ölausgleichsbehälter.
Eine Erweiterung der hydraulischen Servolenkung ist die elektrohydraulische Servolenkung. Der Unterschied ist, dass bei der elektrohydraulischen Servolenkung ein Elektromotor arbeitet. Anders als die elektrische Servolenkung muss die hydraulische Servolenkung regelmäßig überprüft werden. Dann wird der Flüssigkeitsstand kontrolliert und gegebenenfalls das Servolenkungsöl gewechselt. Weil bei einer hydraulischen Servolenkung durch den Antrieb mit Öl und Servopumpe mehr Teile an Bord sind, ist die Instandhaltung hier etwas aufwendiger.
Die modernere Variante ist die elektrische Servolenkung. Wie die Bezeichnung schon verrät, erfolgt bei der elektrischen Servolenkung alles elektronisch. Hauptaggregat ist in diesem Fall ein Elektromotor, der an die Lenkmechanik angeschlossen ist. Weil Energie nur benötigt wird, wenn gelenkt wird und es demnach keinen ständigen Verbraucher gibt, gilt die elektrische Servolenkung als effizient. Und weil sie ohne Servolenkungsöl und Servopumpe auskommt, zudem als relativ wartungsfrei. Ein weiterer Vorteil der elektrischen Servolenkung ist, dass diese leichter mit anderen Programmen wie beispielsweise ESP, Spurhalteassistenten oder auch der Einparkhilfe verbunden werden kann.
Woran erkennt man Defekte an der Servolenkung?
Ist die Servolenkung ausgefallen, ist das Fahren nur noch mit höherem Kraftaufwand möglich. Wird die Servolenkung schwergängiger oder gibt zu stark nach, kann das auf einen Defekt hinweisen. Weitere Anzeichen sind, wenn die Servolenkung Geräusche macht (knarren beim Einlenken), zu empfindlich reagiert oder gar blockiert. Erkennt man Ölspuren um den Bereich der Servopumpe, kann das auf ein Leck, poröse Leitungen oder Risse im Servo-Ölbehälter deuten. Auf einen Ölverlust kann auch Schaumbildung im Vorratsbehälter hinweisen.
Eindeutig wird es, wenn das Fahrzeug durch das Aufleuchten der Servolenkung-Kontrolleuchte entsprechende Signale schickt. Diese Kontrollleuchte stellt ein Lenkrad mit Ausrufezeichen dar und kann gelb, orange oder rot leuchten. Ignorieren sollte man diese Kontrollleuchte nicht. Wenn sie dauerhaft leuchtet, gibt es beispielsweise auch bei der Hauptuntersuchung Probleme.
Mit defekter Servolenkung weiterfahren?
Unabhängig, ob mit Servopumpe oder mit elektrisch betriebenem Steuergerät: Ist die Servolenkung ausgefallen oder defekt, sollte man nicht mehr weiterfahren. Denn dann lässt sich das Fahrzeug nur noch mit viel Kraftaufwand lenken und kann besonders bei hohen Geschwindigkeiten schwerer zu kontrollieren sein, was gefährlich werden kann. Ist die Servolenkung ausgefallen, ist es also ratsam, zeitnah in eine Werkstatt zu fahren. Wer während der Fahrt merkt, dass die Servolenkung Probleme bereitet, sollte die Geschwindigkeit reduzieren und den Wagen an einer sicheren Stelle zum Stehen bringen. Wer mit einer defekten Servolenkung einen Unfall baut, kann schlimmstenfalls auf den Kosten sitzen bleiben.
Was kostet die Reparatur einer defekten Servolenkung?
Ist die Servolenkung kaputt, kann es teuer werden. Deshalb lohnt es, sich Angebote von mehreren Werkstätten einzuholen. Muss lediglich das Servoöl ausgetauscht werden, beträgt die Rechnung in der Regel etwa 50 Euro. Reparieren kann man Leitungen oder Sicherungen für bis zu 200 Euro. Wenn ein Defekt vorliegt, wird aus Sicherheitsgründen ausgetauscht. Ist ein neues Lenkgetriebe oder eine neue Servopume nötig, können die Materialkosten zusammen mit der Arbeitszeit mehrere hundert Euro kosten (Stand: Dezember 2023).
Kann man eine Servolenkung nachrüsten?
Eine Servolenkung kann man im Prinzip nachrüsten. Meist lohnt sich die Nachrüstung aufgrund der hohen Kosten jedoch nicht. Weil solche Arbeiten recht zeitintensiv sind, kann die Rechnung schlussendlich über 1000 Euro (Stand: Dezember 2023) betragen. Personen, die eine Servolenkung nachrüsten wollen, empfehlen wir die verbrauchsärmere elektronische Servolenkung.