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Mercedes-AMG C 63 S E Performance: Tracktest

Energiegeladenes Fahrvergnügen mit dem AMG C 63 S

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
Inhalt
  1. Mercedes-AMG C 63 S E-Performance im Tracktest
  2. Intensiv versteifte Struktur
  3. Technische Daten und Messwerte
  4. Fazit

Der Mercedes-AMG C 63 S E Performance ist ein technischer Leckerbissen, mit dem stärksten Vierzylinder der Welt, zusätzlicher E-Maschine an der Hinterachse, feinem Allradantrieb und einer Systemleistung von bis zu 680 PS (500 kW). Bitte anschnallen und den Tracktest genießen!

Der Mercedes-AMG C 63 S E Performance ist der Botschafter der elektrifizierten Fahrspaß-Zukunft. Einer, der die elektrische Antriebsform begrüßt, aber auf das emotionale Wesen des Verbrenners nicht verzichtet. Was das für den Tracktest bedeutet? Vorn sitzt der längs eingebaute, 476 PS (350 kW) leistende und damit stärkste Vierzylinder der Welt. An der Hinterachse wirkt zusätzlich eine permanent erregte, 150 kW (204 PS) starke E-Maschine über ein Zweigang-Getriebe auf den Antrieb ein. Verbünden sich beide Kraftquellen, erzeugen sie 680 PS (500 kW) und sensationelle 1020 Nm. Das tröstet zumindest schon mal etwas über den in Ruhestand geschickten, von seinen Fans verehrten, aber nur 510 PS (375 kW) starken V8-Biturbo hinweg. Auch wenn AMG sich lange über den V8, dessen Klang und charismatisch organische Kraftentfaltung definiert hat, empfiehlt sich der neue Mercedes-AMG C 63 S E Performance trotz aller Kritik durchaus als technisches Gesamtkunstwerk – und das eben nicht ausschließlich wegen seines Antriebs, sondern auch wegen der daraus resultierenden Vorteile für die Dynamik, die der elektrifizierte AMG seinen Fahrzeugführenden anbietet. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Mercedes-AMG C 63 S E-Performance (2022) Fahrbericht im Video

 
 

Mercedes-AMG C 63 S E-Performance im Tracktest

Ja, der Start des Vierzylinders im Race-Modus wirkt im Vergleich zur unglaublich vollmundig aufspielenden V8-Arie seines Vorgängers künstlich inszeniert. Die lautlose, rein elektrische Möglichkeit, den Mercedes-AMG C 63 S E Performance zu bewegen, spielt mit den im Tracktest gerade einmal erreichten acht km zwar nur eine ausgesprochen untergeordnete Rolle, lässt uns aber zumindest zum Spritfassen stromern. Wieder in der Boxengasse, switchen wir zurück in den Race-Trimm. Das ESP ist dann deaktiviert, das Fahrwerk auf Dynamik eingestellt, die Lenkung mit Feedback angereichert, und die Boost Funktion, die die gesamte Leistung freigibt, schmeckt das Programm für eine Hot-Lap leistungshungrig ab. So wirkt der AMG C 63 S schon beim Anwärmen der Reifen wie vorgespannt und unglaublich eng angebunden.

Trotz seines Gewichts ist der Mercedes-AMG C 63 S E Performance dank der ausgeglichenen Gewichtsverteilung sehr fein ausbalanciert. Der Vorgänger trug 55 Prozent der Gesamtlast auf der Vorderachse, der neue AMG C 63 nur 49 Prozent. Jetzt heißt es Schwung holen, die letzte Kehre optimal treffen und mit vollem Schub auf die Start-und-Ziel-Gerade hinausschnalzen. Der elektrisch unterstützte Turbo und die zusätzliche E-Maschine sorgen für ein gewaltiges, aber unglaublich sensibel zu dosierendes Leistungsinferno. Die Traktion, die der vollvariable Allradantrieb mit elektronisch geregeltem hinteren Sperrdifferenzial organisiert, ist schlicht sensationell. Die 680 PS (500kW) und 1020 Nm drücken den AMG unnachgiebig aus der Kehre heraus über die lange Gerade. Die Datenaufzeichnung dokumentiert am Anbremspunkt 235 km/h – der Boost hat eindeutig alle 680 Pferde vor die Karre gespannt.

Beim folgenden harten Anbremsen fehlte allerdings im Tracktest der notwendig standfeste Druckpunkt im Pedal, um die 2125 kg schwere Fuhre gefühlvoll an den Einlenkpunkt zu führen. Haben die Beläge innigen Kontakt zu den Stahlscheiben gefunden, ist zumindest die Verzögerung energisch. Dass der Schwabe trotz des flauen Bremsgefühls dennoch so gut in den folgenden engen Radius findet, liegt an der äußerst exakt arbeitenden Vorderachse. Sie überträgt genau das passende Feedback, um den AMG punktgenau mit der notwendigen Ruhe einzufädeln und setzt jeden Lenkimpuls präzise um. Die mitlenkende Hinterachse (Serie) und der Performance-orientierte Allradantrieb machen den Mercedes-AMG C 63 S E Performance zum Musterbeispiel an Stabilität. Er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und wieselt gekonnt durch den Bogen der Kurzanbindung, ohne den Vorderwagen beim Herausbeschleunigen – mit wie erwähnt bis zu 1020 Newtonmeter! – ins Untersteuern zu schicken. Dabei bleibt er stabil, mit leichter Leidenschaft fürs Übersteuern in der anvisierten Spur.

 

Intensiv versteifte Struktur

Dass der Batterie bei der Zeitenhatz nicht die Puste ausgeht, um die E-Maschine des Mercedes-AMG C 63 S E Performance permanent mit Energie zu versorgen, liegt am äußerst komplexen, von der Formel 1 inspirierten Thermomanagement. Jede der 560 Zellen wird einzeln von Hightech-Kühlmittel umspült, weshalb der Akku die permanenten Wechsel zwischen Leistungsabgabe und intensiver Rekuperation ohne Überhitzung und Leistungsverlust im Tracktest problemlos Runde für Runde erledigt. Also keine Zurückhaltung am Pedal und wieder den vollen Punch nutzen! Ein kurzer, harter Schlag auf das Bremspedal, viel Gefühl am Volant, und der Schwabe fixiert millimetergenau den Scheitelpunkt des folgenden Linksknicks und presst sich elegant über den breiten Kurb, ohne aus dem Tritt zu kommen. Sein adaptives Stahlfederfahrwerk glänzt mit feinem Ansprechverhalten und einem selbst bei extrem intensiven Anforderungen souveränen Zusammenspiel zwischen Dämpfern und Federn, ohne Härte aufkommen zu lassen.

Damit dies dem Set-up so gut gelingt, hat AMG beim C 63 die Fahrwerksaufhängungen teilweise neu gestaltet, zahlreiche zusätzliche Verstrebungen in die Karosseriestruktur montiert und über deutlich steifere Lager konsequenter an die Karosserie angebunden. Hinunter zum schnellen Advan-Bogen liegt der Mercedes wie an der Schnur gezogen. Im Knick zappelt die digitale Tachonadel bei 215 km/h. Tempo 225 sind es beim Anbremsen der Veedol-Schikane, die der Schwabe mit Tempo 131 meistert, um sich direkt wieder mit grandioser Traktion durch die Start-Ziel-Kurve auf die lange Gerade zu saugen. Die Zeitnahme meldet 1:40,62 Min. Im Vergleich zum kürzlich hier gefahrenen BMW M3 Touring, der allerdings im Gegensatz zum AMG auf Semi-Slicks unterwegs war, fehlen ihm 2,8 s. Die wichtigen Zehntel bleiben vor allem in der diffusen Bremse hängen. Ihr fehlt die Konsequenz im Pedal, die den Mercedes-AMG C 63 S E Performance zum einzigen ernsthaften M3-Jäger machen könnte. Die bissigere Carbon-Keramik Bremse ist allerdings erst ab 2024 verfügbar. Wenn man die Rundenzeit ausklammert, lässt sich der AMG im Drift-Modus nach Belieben in jedem gewünschten Winkel quer über die Strecke treiben – ganz spielerisch, nicht zuletzt dank der exzellenten Dosierbarkeit der Leistung und der ausgewogenen Gewichtsverteilung.

 

Technische Daten und Messwerte

AUTO ZEITUNG 12/2023Mercedes-AMG C 63 S E Performance
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo
Hubraum1991 cm3
Gesamtleistung500 kW/680 PS
Leistung Verbrenner/E-Motor350 kW(476 PS)/150 kW(204 PS)
Max. Gesamtdrehmoment1020 Nm
BatterieLithium-Ionen-Batterie
Spannung/Kapazität4,8 kWh
Getriebe/Antrieb9-Stufen-Autom./Allradantrieb
Messwerte
Leergewicht (Werk)2125 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)3,2 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)280 km/h
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)9,1 l SP/4,8 kWh//6,9 l SP/11,7 kWh
CO2-Ausstoß (WLTP)156 g/km
Reichweite8 km
Preise
Grundpreis93.305 €

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Der Mercedes-AMG C 63 S E Performance liegt deutlich verbindlicher in der Hand als sein Vorgänger. Seine Leistungsentfaltung ist zwar weniger emotional, dafür aber extrem intensiv und unglaublich fein dosierbar. Die Stabilität und das spielerische Handling im Grenzbereich sind aber der eigentliche Gewinn der neuen, stark elektrifizierten Gesamtkomposition aus Affalterbach.

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