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Alle Tests zum Porsche 911

Neuer Porsche 911 Dakar (2023): Erste Testfahrt

Der 911 Dakar ist Mister Sandman

Johannes Riegsinger Autor
Inhalt
  1. Erste Testfahrt mit dem neuen Porsche 911 Dakar (2023)
  2. 911 Dakar ein Denkmal der Glaubwürdigkeit
  3. Technische Daten

Wüstes Eskalieren auf Sand, Schotter und Schlamm war uns schon immer ein tiefes Bedürfnis. Wir wussten es nur nicht – der neue Porsche 911 Dakar (2023) ändert das mit der ersten Testfahrt.

Felipe, einer der jungen Wilden im Porsche-Instruktionskader, prescht bei der ersten Testfahrt mit dem neuen Porsche 911 Dakar (2023) vorneweg. Seine Stimme kläfft aus dem Walkie Talkie: "Das ist eine Original-Passage der Paris-Dakar …" In jedem anderen Moment täte man jetzt etwas Geistreiches zurückfunken – "Oha!" zum Beispiel oder "Machstdusachen!" – und dann ehrfurchtsvoll über Motorsport-Traditionen kontemplieren. Zum Beispiel, wie Porsche 1984 ganz legendär mit einem auf Allradantrieb umgestrickten 911 Carrera 3.2 die Rallye Paris-Dakar gewonnen hat, weshalb wir nun in der modernen Hommage an diesen Renner sitzen: dem Porsche 911 Dakar. Blöd, dass würdigende Gedenksekunden gerade ganz schlecht gehen, weil sich vorn die nächste 30-Meter-Düne aufsteilt und du so ziemlich jeden Rest-Funken an Gehirnaktivität fürs a) Nicht-die-Hose-Vollmachen und b) für das Finden einer Einfahrtsschneise in die Woge aus Sand benötigst. Beim Fahren durch Sandwüsten gibt es eben selten eine zweite Chance zur richtigen Linienwahl. Du musst das Terrain lesen, innerhalb von Augenblicken Entscheidungen treffen und sie konsequent durchziehen. Den Fluss der Dünen treffen, sie ebenso autoritär wie gefühlvoll surfen und dabei nie – NIE! – den Schwung verlieren. Anfahren abwärts, so hilft die Schwerkraft den Reifen im Sand aufzuschwimmen, und dann musst du in einen Flow-Zustand finden, der die Essenz jeder Fortbewegung in den Dünen ist. Zu steil aufwärts? – Ende. Zu schräg seitwärts? – Ende. Zu langsam? – Game over. Nächster Schritt: den neuen Porsche 911 Dakar (2023) ausbuddeln. Dass man sich natürlich nicht vollgepumpt mit Adrenalin schwungvoll in die toten Winkel hinter den Wellen haut, dürfte klar sein, schließlich könnte dort gerade jemand anderes ein Auto ausgraben. Oder neben seinem Kamel einen herrlich süßen Minztee trinken. Oder es einfach nur senkrecht runtergehen, wonach dann alles Ausgraben nichts mehr hilft, sondern eher die weit verstreuten Teile eines Wracks vergraben werden müssen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Erste Testfahrt mit dem neuen Porsche 911 Dakar (2023)

Sand ist weich? – Theoretisch. Ganz praktisch kommt es auf die Flughöhe vor der Landung an … Nachdem wir nun gemeinsam den Beipackzettel des Dünensurfens mit allen Risiken und Nebenwirkungen sowie exakter Dosieranleitung studiert haben, kann man nur sagen: Gegen das Fahren in Dünen ist Rennstreckenrunden-Feilen gähnend langweilig. Autos, die es können, tragen wir eng an unserem Herzen. Dass nun ausgerechnet ein 911 zum Superstar in diesem Fach mutiert, werden wir Porsche nie vergessen und versprechen, auf ewig ein Lichtlein am Dankbarkeits-Altar für die Marke aus Zuffenhausen am Brennen zu halten. Es ist übrigens unfassbar anständig von Porsche, dass sie den neuen Porsche 911 Dakar (2023) nicht einfach als hochgebockte, optisch umdekorierte Version eines Carrera angelegt haben. Schließlich weiß man in Zuffenhausen besser als irgendwo sonst, dass solvente Porsche-Fans alles mit Porsche-Logo zu nahezu jedem Preis kaufen und dabei auch noch Tränen der Rührung vergießen. Besonders vor diesem Hintergrund hat sich Porsche mit dem 911 Dakar ein Denkmal der Glaubwürdigkeit gesetzt: Das Auto ist ein beinharter Wüstenräuber, kein Schaustück. In Kurzfassung: Um 50 Millimeter angehobene Karosserie gegenüber der des Carrera mit Sportfahrwerk, weitere 30 Millimeter holt eine Lift-Funktion. Vorn und hinten radikal angespitzte Böschungswinkel sowie leuchtend rot gepulverte Metall-Bergeösen. Mächtiger Unterbodenschutz, steifere Aggregatlager vom 911 GT3, angepasste Hinterachslenkung und Wankstabilisierung. Zusätzliche Fahrmodi Rallye und Offroad für alle Fahrzustände – vom Durchqueren einer nassen Wiese bis zum Dünensurfen oder Felsklettern. Nicht einmal die eher infantile Funktion einer Rallye Launch Control (wer nutzt sowas und warum?) hat das euphorisierte Porsche-Ingenieursteam ausgelassen. Dafür aber die Rücksitzanlage und Gewicht, der Dakar ist akzeptable 1605 Kilogramm leicht. Und ja, natürlich zieht man bei Porsche auch routiniert die Emotions-Deko-Karte. Es gibt ein sündhaft teures "Rallye-Design-Paket" (26.061 Euro), mit dem der neue Porsche 911 Dakar (2023) so tut, als sei er eine Reinkarnation des Dakar-Renners von 1984 inklusive des neckischen "Roughroads"-Schriftzugs statt des originalen "Rothmans"-Sponsorentitels. Auch die "Dekor-Klebesets" in verschiedenen Rallye-Designs sind ambitioniert eingepreist (4165 bis 5950 Euro). Nur eines können wir uns nicht so recht vorstellen: Wer kauft ein limitiertes 220.000-Euro-Sammlerstück und strahlt es dann lustvoll und artgerecht sand? Schottert vergnügt in die Wüste? Prügelt den Ofen mit am Drehzahlbegrenzer sägendem Motor durch die Dünen? "Wir!", melden sich jetzt Reiche in Dubai und Kalifornien freudig erregt und können das kleinkarierte Gewimmer der deutschen Motorjournalisten-Perspektive überhaupt nicht verstehen. Aber wir senden trotzdem eine Bitte nach Zuffenhausen: Können wir nicht doch eine unlimitierte, 50.000 Euro günstigere Version des Dakar bekommen? Zur Not auch ohne die 480-PS-Maschine des 911 GTS? Statt über 5000 Euro für ein Rallye-Dekor-Klebeset hinzulegen, würden wir das Auto einfach nicht mehr waschen. Patina total sozusagen. Nur die serienmäßige Zwölf-Volt-Steckdose auf dem Dach hätten wir gern, an der man den LED-Lichtbalken des famosen Dachgepäckträgers aus dem Porsche-Original-Zubehör verkabeln kann. Irgendetwas würde uns schon einfallen, das man da oben spazieren fahren kann.

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911 Dakar ein Denkmal der Glaubwürdigkeit

All diese Überlegungen spielen im Moment bei der ersten Testfahrt im Westen der Sahara aber keine Rolle. Jetzt zählt nur das Jetzt. Den Biturbo-Sechszylinder entschlossen treten, spüren, wie ausgefeilt abgestimmte Fahrdynamiksysteme den Allradantrieb bereit für die Düne machen: kompromisslos reinhauende Traktion, dabei aber die Reifen gefühlvoll auf dem Sand schwimmen lassen. Brachiales Pflügen, Fontänen von ockerfarben leuchtendem Sand gischen meterhoch. Der Motor bellt und sägt, der neue Porsche 911 Dakar (2023) verwandelt sich in fließende Bewegung. Du dirigierst den 911 mal mit sanften, minimalen Korrekturen am Lenkrad, lässt ihn auf dem tückischen Untergrund laufen, dann angelst du ihn entschlossen gegenlenkend aus prächtigen Driftwinkeln. Wir waren früher bereits mit stoisch spurenden Offroadern in Wüstenregionen unterwegs, aber der 911 Dakar ist mit seinem kurzen Radstand und dem hart anreißenden Motor ein ganz anderes Tier. Hellwach. Überbordend agil. Fiebrig. Herrlich. Dann laufen die Dünen aus, werden zu grauen Scherenschnitt-Silhouetten im Rückspiegel. Wir treiben den neuen Porsche 911 Dakar (2023) über schnelle Schotterpassagen, statt Offroad-Modus und Hochniveau heißt das: Rallye-Modus und Fahrwerk runter. Giftig wird der Wagen jetzt, schiebt trocken und aggressiv an. In den Schalensitzen brechen wir uns auf manchen Bodenwellen beinahe den Rücken, sind vom Milz-Riss bedroht, nehmen das Tempo raus. Den 911 Dakar hätte das nicht beeindruckt. Kaum zu glauben, was der wegsteckt. Auch über Geröll und Felsen klettert er, dass die meisten SUV blass um die Nase werden. Und auf der Straße? Dort ist er bemerkenswert rund unterwegs und eindeutig ein 911: knackig und dynamisch. Die serienmäßigen Pirelli-All Terrain-Reifen haben Grip und Präzision, sie rollen kaum lauter als gewöhnliche Winterreifen. Du nimmst das Walkie-Talkie, willst etwas Geistreiches in die Truppe funken. "Oha", sagst du, "was für ein Auto" …

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Technische Daten

AUTO ZEITUNG 04/2023Porsche 911 Dakar
Technische Daten
Motor3,0-Liter-Sechszylinder-Boxer-Biturbo
Getriebe/Antrieb8-Gang, Doppelkupplung; Allradantrieb
Leistung353 kW/480 PS bei 6500 /min
Max. Drehmoment570 Nm bei 2300-5000 /min
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4530/1864/1338 mm
Leergewicht1605 kg
Kofferraumvolumenk.A.
Fahrleistungen (Werksangaben)
Beschleunigung (0-100 km/h)3,4 s
Höchstgeschwindigkeit240 km/h
Verbrauch auf 100 km11,3 l S
Kaufinformationen
Basispreis (Testwagen)220.020 €

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