BMW 3er Cabrio (E30)/BMW Z1: Classic Cars
Offene Fahrfreude im 3er Cabrio und Z1
Freude am (offenen) Fahren wurde in den 1980ern bei der Marke mit dem Propeller mit dem BMW 3er Cabrio (E30) und dem BMW Z1 groß geschrieben. Mit identischem Motor versehen, treten die offenen Münchener im Classic Cars-Vergleich an.
In Bayern war 1987 noch alles beim Alten – der FC Bayern wurde mal wieder Deutscher Fußballmeister, die CSU saß fest im Sattel, das BMW 3er Cabrio (E30) stand für Frischluftvergnügen. Nichts Neues aus Bayern also? Doch: Auf der IAA im gleichen Jahr stand der BMW Z1. Kaum höher als drei Weißbierkisten und mit Türen, die – ähnlich wie beim Kaiser Darrin aus den 50er-Jahren – in der Karosserie verschwanden, stand beim Z1 die Fahrgaudi an oberster Stelle. Verantwortlich für das Projekt war der spätere Aston Martin-Chef Ulrich Bez, das Design entwarf Harm Lagaay, später Porsche Designchef. 8000 Fahrzeuge wurden zwischen 1989 und 1991 gebaut, die in Handarbeit gefertigten Roadster kosteten anfänglich stolze 83.000 Mark – am Ende der Bauzeit verlangte BMW sogar 89.000 Mark. Die versenkbaren Türen waren damals der absolute Hingucker – und sind es bis heute. Der Clou: Der BMW Z1 kann mit offenen Türen gefahren werden. Allerdings ist der Einstieg über die hohen Schweller des Classic Cars recht beschwerlich. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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BMW 3er Cabrio (E30) & BMW Z1 im Classic Cars-Vergleich
Im Classic Cars-Vergleich mit dem BMW Z1 geht das BMW 3er Cabrio (E30) fast etwas unter. Zu Unrecht, denn auch der offene 325i ist bis heute ein begehrtes Automobil geblieben. Stolzer Besitzer unserer Foto-Autos ist Bernd O. Engelien, Leiter Presse der Zurich Versicherung. Beide Modelle sind top gepflegt. Der 325i hat 199.000 Kilometer auf der Uhr und drehte lange Zeit in der Schweiz seine Runden. Neue Scheinwerfer, neue Kunststoffteile, die ausgebleicht waren, etwa der Kühlergrill, und neues Leder lassen das Cabrio fast wie neu aussehen. Drei Jahre fährt der Wahl-Bonner das Auto jetzt schon. Laut Dekra-Gutachten liegt der Wert bei 25.000 Euro.
Bereits vor gut zehn Jahren erwarb der Versicherungsexperte den Z1, der heute einen Wert von etwa 56.000 Euro repräsentiert und mit nur 38.000 gefahrenen Kilometern ein ganz besonders gepflegtes Z1-Exemplar ist. "Als 16-Jähriger habe ich im Freibad einen Artikel über den Z1 gelesen. Schon damals hatte ich nur einen Gedanken im Kopf – den musst du mal haben." Auch wenn die zwei Münchener mit dem 170 PS (125 kW) starken 2,5-Liter-Reihensechszylinder das gleiche Aggregat unter der Haube haben, fahren sie sich doch ganz unterschiedlich. "Der 3er ist für die Familie zum Cruisen", sagt Engelien. Auf der Rückbank haben auch die Kinder bequem Platz. Das BMW 3er Cabrio säuselt ganz entspannt vor sich hin, die träge ansprechende Automatik passt ideal zum Oldtimer-Wandern. Dabei kann man auch durchaus flott mit dem Münchener unterwegs sein. Doch das Gokart-ähnliche Fahrverhalten des BMW Z1 bietet er nicht.
BMW Z1: Exot mit Serientechnik
Der über 150 Kilogramm leichtere BMW Z1 lenkt knackig ein und hat ein ganz anderes fahrdynamisches Potenzial ins Stammbuch geschrieben bekommen. Das Frontmittelmotor-Auto – der Motor liegt hinter der Vorderachse – lenkt deutlich direkter ein. Beim BMW 3er Cabrio (E30) benötigt die Lenkung 4,5 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag, was deutlich größere Lenkwinkel bedeutet. Auch die Fahrleistungen sprechen eindeutig für den Z1: In knapp acht Sekunden beschleunigt die Flunder auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 225 km/h. Beiden Classic Cars gemeinsam ist dagegen die Drehmomentschwäche des Sechszylinders bei niedrigen Drehzahlen. Erst bei 4000 geht die Post ab. Das war damals schon ein Kritikpunkt beim Z1.
Doch den BMW Z1 auf die reinen Fahrleistungen zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht werden, denn das "Z" könnte durchaus für Zukunft stehen. Schließlich weist das Münchener Kindl viele wegweisende Technologien auf: Ein verwindungssteifes, selbsttragendes Stahlchassis bildet das solide Gerüst für die aus elastischem Kunststoff bestehende Karosserie. Eine aerodynamisch optimierte Unterbodenverkleidung sorgt in dem nur 3,93 Meter langen Sportwagen für einen aus dem Rennsport bekannten Wing-Car-Effekt mit Abtrieb an Vorder- und Hinterachse. Der cW-Wert der Karosserie beträgt beim BMW Z1 gerade mal 0,34. Dieser für die damalige Zeit sehr gute Wert wurde ohne Einsatz von Flügeln und Spoilern erzielt.
BMW 3er Cabrio: entspannter Familien-Cruiser
Dabei könnte man glatt vergessen, dass auch das BMW 3er Cabrio (E30) für viele ein Traumwagen ist, denn Engeliens 325i ist mit allen nur erdenklichen Extras ausgestattet. Dazu zählen Ledersitze, vier Kopfstützen, ein top Radio und ein Siemens-Telefon, das damals happige 8900 Mark Aufpreis kostete. Der von Designer Klaus Luthe gezeichnete 3er mit seinen charakteristischen Doppelscheinwerfern war ein voller Erfolg. Das eher kantige Karosseriedesign unterscheidet sich dabei deutlich von der durch rundliche Proportionen auffallenden Optik des Z1. Dennoch liebt Engelien beide Fahrzeuge: "Ich bin in Fürstenfeldbruck geboren. Mein Vater fuhr schon immer BMW, und ich arbeite bei einer weiß-blauen Marke – das passt."
Hinzu kommen Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit der Classic Cars, insbesondere beim 325i. Der Sechszylindermotor läuft in beiden BMW wie ein Uhrwerk, auch die Technik ist nach wie vor absolut top. Selbst wenn der BMW Z1 nur zwei Jahre gebaut wurde, so war er doch der Begründer einer Roadster-Reihe, die über den Z8 bis zum heutigen Z4 führt. Allerdings liegen diese Modelle heute nicht mehr im Trend. BMW hat den Z4 deshalb zusammen mit Toyota entwickelt. Er teilt sich die Basis mit dem aktuellen Supra, um die Kosten zu senken. Vieles hat sich im Automobilbau also geändert im Lauf der Zeit. Doch eines ist geblieben: Der FC Bayern München ist noch immer Deutscher Fußballmeister.
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Technische Daten BMW 3er Carbio & BMW Z1
Classic Cars 12/2021 | BMW 325i Cabrio (E30) | BMW Z1 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R6/2 | R6/2 |
Hubraum | 2494 cm³ | 2494 cm³ |
Leistung | 125 kW/170 PS | 125 kW/170 PS |
Max. Drehmoment | 222 Nm bei 4000/min | 222 Nm bei 4300/min |
Getriebe | 5-Gang, manuell | 5-Gang, manuell |
Antrieb | Hinterrad | Hinterrad |
L/B/H (mm) | 4325/1645/1370 | 3925/1690/1248 |
Leergewicht | 1405 kg | 1250 kg |
Bauzeit | 1985 - 1993 | 1989 - 1991 |
Stückzahl | 85.246 | 8000 |
Beschleunigung (0 auf 100 km/h) | 9,9 s | 7,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h | 225 km/h |
Verbrauch | 9,0 l/100 km | 9,2 l/100 km |
Grundpreis (Jahr) | 41.600 Mark (1986) | 83.000 Mark (1989) |
Trotz des gleichen Motors und verwandter Technik sind die beiden BMW Classic Cars so unterschiedlich wie Semmelknödel und Kaiserschmarrn. In Verbindung mit der Automatik ist das BMW 3er Cabrio (E30) der entspannte Cruiser für die Familie. Dazu kommen das größere Raumangebot, die bequemeren Sitze und der größere Kofferraum. Der BMW Z1 dagegen ist der maßgeschneiderte Sport-Roadster für zwei. Sein agileres Handling, die direktere Lenkung und das geringere Gewicht laden zum Kurvenräubern ein. Obwohl die Technik identisch ist, gibt sich der 3er alltagstauglicher. Die Kunststoff-Karosse des Z1 kann bei starker Sonneneinstrahlung schon mal zu Verspannungen führen.