BMW M240i/VW Golf R: Vergleichstest
M240i bläst zum Angriff auf Golf R
- BMW M240i xDrive & VW Golf R im Vergleichstest
- Fahrdynamik: Präzises Handling im VW Golf R
- Motor/Getriebe: BMW M240i mit starker Leistung bei moderatem Verbrauch
- Fahrkomfort: Deutliche Komforteinbußen beim VW Golf R
- Umwelt/Kosten: BMW M240i nur minimal teurer in der Anschaffung
- Messwerte & technische Daten des BMW M240i & VW Golf R
- Fazit
München schickt den BMW M240i xDrive ins Rennen um das Siegerpodest bei den Kompaktsportlern. Sein erster Gegner ist der Klassenprimus VW Golf R. Eines schon vorab: Den Vergleichstest entscheidet nicht der Preis.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW M240i xDrive | VW Golf R |
Karosserie (1000) | 592 | 592 |
Fahrkomfort (1000) | 719 | 667 |
Motor/Getriebe (1000) | 701 | 683 |
Fahrdynamik (1000) | 839 | 813 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2851 | 2755 |
Kosten/Umwelt (1000) | 284 | 298 |
Gesamtwertung (5000) | 3135 | 3053 |
Platzierung | 1 | 2 |
Ring frei für den ersten Vergleichstest zwischen dem BMW M240i xDrive und dem VW Golf R. Der Autobauer aus München nimmt die Aufgabe ernst und gibt den Verbrennern auch weiterhin eine Bühne. Der M240i xDrive ist dabei nur ein Vorbote einer ganzen Baureihe, der feine Motorentechnik und klassische Antriebsphilosophie abgesprochen wurde, als BMW beim 1er vom Heckantrieb auf die Frontantriebsarchitektur umschwenkte. Beim 2er Coupé bleibt BMW leidenschaftlich. Es teilt sich die Technik mit dem größeren 4er. Sein Bauplan: längs eingebauter Motor und angetriebene Hinterachse in den Basismodellen. Das Topmodell verfügt über den M-xDrive-Allradantrieb, der sich eine deutlich hecklastige Auslegung erlaubt. Ob dem 374 PS starken BMW 2er der Siegerkranz auch nach dem direkten Schlagabtausch mit dem allradgetriebenen, 320 PS starken Ausnahme-Athleten VW Golf R aus Wolfsburg gehört, muss er auf dem Testgelände beweisen. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der VW Golf R (2021) im Video:
BMW M240i xDrive & VW Golf R im Vergleichstest
Einfach einsteigen, alle Systeme individuell einstellen, die Temperaturregler auch nachts wie selbstverständlich justieren und sich auf alle Sicherheitssysteme verlassen können: Für BMW ist das eine Selbstverständlichkeit. Beim VW Golf R gleicht das mittlerweile eher einem Glücksspiel. Auch beim zweiten Golf R Testfahrzeug in kurzer Zeit stieg die Klimaanlage teilweise komplett aus. Andere Funktionen verweigerten ebenfalls ihren Dienst. Im Display blinkten Warnhinweise für zahlreiche ausgefallene Sicherheitssysteme. Auch diverse Neustarts brachten keine wesentliche Veränderung. Vertrauen in das Produkt schafft man so jedenfalls nicht. Die Abstriche bei der Materialqualität kann man, weil zumindest die Verarbeitung solide ist, da schon besser ertragen. Allerdings arbeitet der BMW M240i xDrive auch hier auf einem deutlich hochwertigeren Level. Der 2er nimmt seinen Premiumanspruch wirklich ernst. Deutlich besser verkauft sich der Golf beim Raumangebot. Der BMW bietet vorn etwas mehr Breite und integriert seine:n Pilot:in tiefer ins Zentrum. Der VW hält indes auch noch einen üppigen Raum für Personen in der zweiten Reihe bereit, der bequem über die großen hinteren Türen erreichbar ist. Personen im BMW M240i xDrive müssen sich an den Vordersitzen vorbei nach hinten winden und sollten auch nicht allzu groß sein. Auch wenn bei sportlicher Ausrichtung die Funktionalität nicht im Fokus steht, schätzt man dennoch die große, praktische Heckklappe des VW Golf R. Dass er eine Anhängerkupplung verwehrt, kostet ihn zwar ein paar Punkte im Vergleichstest, aber sicherlich keine Fans.
Fahrdynamik: Präzises Handling im VW Golf R
Wahre VW Golf R-Fans schätzen nicht in erster Linie die Funktionalität ihres Sportlers, sondern lassen sich viel lieber von der Performance des stärksten Vertreters der Baureihe mitreißen. Und die kennt nur eine Prämisse: die perfekte Linie. Die gelingt im Vergleichstest mit bestechender Präzision Runde für Runde – solange, bis der Tank zum Boxenstopp zwingt. VW hat dem R einen feinen Allradantrieb spendiert. Ein neues aktives Hinterachsdifferenzial portioniert dabei die Kraft über zwei Lamellenkupplungen elektronisch gesteuert perfekt auf jeweils das Rad, das den meisten Vortrieb erzeugen kann. Das optionale R-Performance-Paket steigert das dynamische Potenzial mit speziell abgestimmten Fahrprogrammen, größerem Heckflügel, Topspeed-Anhebung auf 270 km/h, 19-Zoll-Rädern und Progressivlenkung zusätzlich. Damit liegt der Golf R wie das sprichwörtliche Brett, kommuniziert ohne Filter und verschenkt auf dem Weg zum Scheitelpunkt keinen Millimeter. Sein Allradantrieb arrangiert dabei die Leistung, ohne dass die Linienwahl durch Krafteinflüsse beeinträchtigt wird. Der BMW M 240i xDrive präsentiert sich deutlich lebhafter. Sein Allradantrieb nimmt das "heckbetont" sehr ernst. Drifteinlagen sind jederzeit möglich. Allerdings stabilisiert das Allradsystem das fein kontrollierbare Übersteuern so elegant, dass man es für eine ausgesprochen schnelle Runde nutzen kann. Die Lenkung führt den 2er dabei ohne jede Hektik in jeden Radius. Um dem VW Golf R jedoch die entscheidenden Meter abzunehmen, muss man beim BMW M240i xDrive die elektronischen Zügel lockern. Erst dann lässt sich sein Potenzial ohne störende Bremsimpulse an der Vorderachse im Grenzbereich vollständig ausnutzen. Von den Regelintervallen befreit, wird der BMW zur atemraubenden Fahrmaschine. Am Ende ist der Vorsprung – obwohl der BMW deutlich mehr Leistung zur Verfügung hat – dennoch sehr gering. Zudem dürfte auch das Bremsgefühl des Bayern etwas von dem konsequenten Druck, mit dem der Golf überzeugt, vermitteln.
Motor/Getriebe: BMW M240i mit starker Leistung bei moderatem Verbrauch
Turbo, längs eingebaut, mit Achtstufen-Automatik beim BMW M240i xDrive, quer eingebauter Vierzylinder-Turbo mit 320 PS und Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen im VW Golf R: Einigkeit herrscht bei den Rivalen nur beim Allradantrieb mit hinterer, elektronisch über Lamellenkupplungen gesteuertem Differenzial. Es ist nicht überraschend, dass der Bayer sein Drehmoment- und Leistungsplus auch in bessere Fahrleistungen umsetzen kann. Der Wolfsburger arbeitet kernig-rau in bester Tradition sportlicher Vierzylinder und treibt den Kompaktsportler in 4,5 Sekunden auf Tempo 100. Der BMW ist deutlich schneller und unterbietet sogar die Vier-Sekunden-Marke. Überschreiten die virtuellen Tachonadeln die 200er-Grenze, summiert sich der Vorsprung des vollmundig von unten anschiebenden und oben- heraus deutlich drehfreudigeren Reihensechszylinders auf 1,8 Sekunden. Erst wenn der BMW M240i xDrive bei 250 km/h in seine elektronischen Schranken stürmt, fährt der VW Golf R mit optionalem Performance-Pakets langsam davon. Dass der größere, leistungsstärkere Triebsatz des zudem deutlich schwereren BMW im Vergleichstest kaum mehr verbraucht, spricht für seine Effizienz.
Fahrkomfort: Deutliche Komforteinbußen beim VW Golf R
Dem VW Golf R gelingt es nicht, seine kompromisslose Dynamik ohne Einbußen beim Komfort zu erkaufen. Im Vergleichstest rumpelt er ungeschliffen über Querfugen und reicht Stöße vollkommen ungeniert über Lenkung und Sitze an seine Insass:innen weiter. Selbst der Komfort-Modus kann das dynamische Set-up nicht umstimmen. Dem BMW M240i gelingt hingegen der Spagat zwischen aggressiver Dynamik und geschmeidigem Federungskomfort mit seinem optionalen M-Sportfahrwerk mit adaptiven Dämpfern ausgesprochen gut.
Umwelt/Kosten: BMW M240i nur minimal teurer in der Anschaffung
Der Blick in den VW-Konfigurator überrascht mit einer selbstbewussten Preisgestaltung: Inklusive aller für den Vergleichstest relevanten Optionen kostet der VW Golf R 57.590 Euro. Das BMW M240i xDrive Coupé ist – ebenfalls mit allen relevanten Extras einschließlich den feinen M-Sportsitzen – gerade einmal 2230 Euro teurer. Zumindest hier hat der Wolfsburger die Bodenhaftung verloren.
Messwerte & technische Daten des BMW M240i & VW Golf R
AUTO ZEITUNG 25/2021 | BMW M240i xDrive | VW Golf R |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R6/4; Turbo | 4/4; Turbo |
Hubraum | 2998 cm³ | 1984 cm³ |
Leistung | 275 kW/374 PS bei 5500 - 6500 /min | 235 kW/320 PS bei 5350 - 6000 /min |
Max. Drehmoment | 500 Nm bei 1900 - 5000 /min | 420 Nm bei 2100 - 5350 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik; Allrad; Differnzialsp. hinten | 7-Gang; Doppelkupplung; Allrad; aktive Diff. hinten |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1690/1742 kg | 1476/1530 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 3,9 s | 4,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h | 250 km/h (270 km/h optional) |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 33,5/33,2 m | 35,4/33,0 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 9,2/8,1 l SP | 9,0/7,9 l SP |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 192/185 g/km | 213/188 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 56.000 € | 50.305 € |
Testwagenpreis | 59.820 € | 57.590 € |
Der BMW M240i xDrive gibt sich bis auf den begrenzten Raum im Fond im keine Blöße und meistert den Vergleichstest souverän. Er nimmt nicht nur seinen Premiumanspruch mit guter Verarbeitung und feinen Materialien ernst, sondern meistert auch den Spagat zwischen der dynamischen Ausrichtung aller M-Modelle und einem gelungenen Gesamtkomfort. Sein Reihensechszylinder ist nicht nur bei Laufkultur und Leistungsabgabe unschlagbar, sondern auch noch sehr effizient. Gegen das Gesamtpaket des 2ers hat der VW Golf R keine Chance. Aber er ist genau die Fahrmaschine, die seine Fans fordern. Er ordnet alles der Dynamik unter, macht keine Kompromisse und schenkt dem leistungsmäßig deutlich überlegenen BMW M240i auf dem Rundkurs zumindest auf dem Weg zum Scheitelpunkt keinen Millimeter.