Mit weiterentwickeltem Wasserstoffantrieb und komplett neuer Designsprache setzt die zweite Generation des Toyota Mirai ein Statement. Kann sie sich im Test bewähren?
Positiv | Hohe Reichweite, ausgeprägter Komfort, moderne Ausstattung, Image |
Negativ | Bremswege zu lang, im Fond zu wenig Kopfraum |
Bevor wir uns dem Toyota Mirai im Test widmen, gibt es einen kurzen technischen Exkurs zur Funktionsweise eines Autos mit Wasserstoffantrieb: In der Brennstoffzelle findet eine chemische Reaktion von Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) statt. Es entsteht elektrischer Strom und als Nebenprodukt Wasser(dampf). Seit 2015 bietet Toyota in Deutschland mit dem Mirai ein Wasserstofffahrzeug an. Und während sich die meisten anderen Automobilhersteller auf die Entwicklung batterieelektrischer Fahrzeuge versteift haben, treiben die Japaner:innen den Wasserstoffantrieb für Pkw weiter voran. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die zweite Mirai-Generation ist eine fast fünf Meter lange Oberklasse-Limousine mit stimmigen Proportionen und moderner Designsprache. Statt wie bisher die Vorder- werden beim neuen Toyota Mirai im Test nun die Hinterräder angetrieben, und der technische Fortschritt ist überall deutlich spürbar: mehr Leistung, größeres Tankvolumen sowie hochmoderne Sicherheits- und Multimediafeatures. Der Display-Verbund im Innenraum sorgt für Hightech-Ambiente, und die Materialgüte wird den hohen Ansprüchen an ein Oberklasseauto überwiegend gerecht. Fahrer:in und Beifahrer:in nehmen auf bequemen Sitzen Platz, die Beinauflage könnte aber gern länger ausfallen. Im Fond reist man auf einer Sofa-artigen Rückbank stundenlang tiefenentspannt, allerdings schränkt die abfallende Dachlinie die Kopffreiheit ein.
Der Toyota Mirai (2020) im Video:
Der Toyota Mirai im Test
In keinem anderen derzeit erhältlichen Toyota-Modell ist man so komfortabel unterwegs wie im Test befindlichen Toyota Mirai: Fahrbahnunebenheiten aller Art werden mit sanftem Karosseriewogen verarbeitet. Das gute Ansprechverhalten geht auch auf das Konto der 19-Zoll-Räder mit 55er-Querschnitt samt komfortorientierter Reifenkonstruktion. Vom Antrieb ist selbst unter Volllast nur ein sonores Summen zu hören, Windgeräusche werden wirkungsvoll von den Insass:innen ferngehalten, und die Scheibenwischer verrichten ihre Dienste beeindruckend lautlos. Zum tauglichen Reisewagen macht den maximal 175 km/h schnellen Mirai vor allem auch seine Reichweite: Auf unserer standardisierten Verbrauchsfahrt bei rund fünf Grad Außentemperatur beträgt der Verbrauch 1,3 Kilogramm H2 – das entspricht 431 Kilometer Reichweite. Bei zurückhaltender Fahrweise reichen die 5,6 Kilogramm Wasserstoff aus den drei Tanks sogar für über 500 Kilometer. In Deutschland gibt es 92 H2-Tankstellen. Der Tankvorgang, bei dem der eiskalte Wasserstoff mit 700 bar gezapft wird, dauert maximal fünf Minuten – ein immenser Vorteil gegenüber dem zeitintensiveren Laden von Elektro-Autos. Weil Wasserstoff-Tankstellen aber (noch) relativ störungsanfällig sind, sollte man sich stets per H2.Live-App über die Funktionstüchtigkeit der angepeilten Anlage informieren. Noch etwas: 39,9 Meter Bremsweg (100 bis 0 km/h, kalt) sind im Test mit dem Toyota Mirai nicht zeitgemäß, und das undefinierte Pedalgefühl sollte Toyota optimieren.
Messwerte & Technische Daten des Toyota Mirai
AUTO ZEITUNG 11/2021 | Toyota Mirai |
Technik | |
E-Motor | Permanenterregte Synchronmaschine |
Systemleistung | 134 kW/174 PS |
Systemdrehmoment | 300 Nm |
Batterie | Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle |
Tank | 5,6 kg bei 700 bar |
Antrieb | Hinterrad |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk) | 1959 |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 175 |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 39,9/38,6 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 1,3/0,79 kg |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 0 g/km |
Reichweite (Test/WLTP) | 431/523 km |
Preise | |
Grundpreis | 63.900 Euro |
Der Toyota Mirai ist nicht nur ein beeindruckender Technologieträger, sondern gefällt im Test auch mit feinen Komforteigenschaften und ist herkömmlichen E-Autos dank hoher Reichweite und kurzer Tankstopps überlegen. Die Bremswege fallen aber zu lang aus.