Markenvergleich: Citroën gegen Renault Fünf auf einen Streich
Die Französischen Erzrivalen treten in fünf Klassen vom Kleinstmobil bis zum Van gegeneinander an. Das Gesamtergebnis fällt am Ende überraschend klar aus
CITROËN C1 - RENAULT TWINGO 1.2 16V
Wer mit spitzem Bleistift kalkuliert, findet in Renault Twingo und Citroën C1 zwei alltagstaugliche Gefährten – auch für den ganz kleinen Geldbeutel
Den Traum vom Neuwagen erfüllen Citroën und Renault selbst bei besonders schmalem Budget. Die Frage nach der Motorisierung ist beim Citroën C1 schnell beantwortet, denn hier arbeitet grundsätzlich der 1,0-Liter-Dreizylinder- Benziner mit 68 PS. In der breit gestaffelten Aggregate- Auswahl des Twingo (Benziner: 58 bis 133 PS, Diesel mit 64 PS) findet sich der 76 PS starke 1.2 16V als geeigneter Sparringspartner für den Citroën.
Schon beim Anlassen der Motoren werden die Unterschiede klar. Während sich der Renault kultiviert aus vier Töpfen bedient, läuft’s im C1 nicht ganz so rund. Der harsche Dreizylinder-Klang mag ja noch als sympathisch durchgehen, die deutlich spürbaren Vibrationen und der durchweg höhere Schalldruckpegel jedoch nicht. Doch der Citroën-Antrieb hat auch sein Gutes. Er verbraucht laut Norm 1,2 Liter weniger und zieht aus dem Stand kräftiger durch als der des Twingo. Beide meistern zwar mühelos Tempo 130, bis zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeiten (C1: 157, Twingo: 169 km/h) lassen sie sich aber sehr viel Zeit.
TWINGO KOMFORTABLER
Autobahn-Vollgas-Touren sind aber ohnehin nicht das Metier kleinwüchsiger Franzosen. Das gilt mehr noch für den Citroën, dessen Lenkung nur wenig Gefühl vermittelt und der besonders bei schneller Geradeausfahrt ständig nach Lenkkorrekturen verlangt. Überhaupt ist der Twingo der entspanntere, weil gelassenere Typ von beiden. Er rollt komfortabler ab, produziert weniger Windgeräusche und zappelt auf schlechter Wegstrecke weniger mit der Karosserie als der C1.
Auch im Innenraum wirkt der Renault mit seinen sauberer verarbeiteten, höherwertig wirkenden Kunststoffen erwachsener als der etwas lieblos eingerichtete Citroën. Beide Zwerge lassen sich problemlos bedienen. Die Hupen-Taste im Blinkerhebel des Twingo kann man zwar als Reminiszenz an den französischen Automobilbau vergangener Tage verstehen, sie ist jedoch genauso unpraktisch wie die nur mit dem Schlüssel zu öffnende Heckklappe des Citroën. Dabei zeigt der C1 mit seinen zahlreichen, großen Ablagen im Innenraum durchaus Sinn fürs Praktische.
Dennoch ist der Twingo den alltäglichen Anforderungen eher gewachsen. Er bietet nicht nur deutlich mehr Bewegungsfreiheit auf allen Plätzen, sondern auch einen brauchbaren und sehr variablen Laderaum sowie zwei verschiebbare, recht bequeme Einzelsitze im Fond. Zudem gelingt der Zustieg nach hinten im Twingo mit seinen größeren Türausschnitten leichter. Den Wunsch nach vier Türen erfüllt wiederum nur der C1 gegen 400 Euro Aufpreis. Womit wir bei den Kosten sind.
Beim C1 sollte man die höherwertige Style-Ausstattung bevorzugen, die neben Zentralverriegelung, geteilt klappbarer Rücksitzlehne und elektrischen Fensterhebern auch eine Servolenkung enthält. Zu den 10 350 Euro kommen noch 660 Euro für das Sicherheitspaket mit ESP und Kopfairbags hinzu, und für Klima plus Radio/CD sind weitere 1190 Euro fällig. Macht zusammen 12 200 Euro. Der 76-PS-Twingo startet als Expression bei 10 890 Euro, jedoch gibt es dafür kein ESP.
Also greift man besser zum Twingo Night & Day (11 990 Euro mit Radio/CD, Zentralverriegelung, Fensterhebern), bestellt das Glasschiebedach ab (minus 840 Euro) und ordert stattdessen das ESP inklusive Drehzahlmesser (380 Euro), Klimaanlage (600 Euro) sowie die Kopfairbags für nochmals 380 Euro hinzu. Damit bekommt man für insgesamt 12 510 Euro ein kleines, aber sehr erwachsenes Auto. Jürgen Voigt
ERGEBNIS: CITROËN 0 : 1 RENAULT
CITROËN C1
Im kleinsten Citroën überzeugen der sparsame Dreizylinder und die innenstadttauglichen Abmessungen. Das knappe Raumangebot sowie der mäßige Komfort schränken die Alltagstauglichkeit jedoch erheblich ein.
RENAULT TWINGO
Der Twingo ist zwar klein, aber im Gegensatz zum C1 ein vollwertiges Auto, was sich im besseren Komfort, im großzügigeren Raumangebot und in der routinierteren Verarbeitung zeigt. Nur der Verbrauch liegt zu hoch.
CITROËN C3 VTi 95 - RENAULT CLIO TCe 100
C3 und Clio erfüllen Wünsche, die weit über die Minimalansprüche hinausgehen. Besonders beim Renault stimmen Preis und Leistung
Wer sich schon lange nicht mehr mit dem Kauf eines Kleinwagens beschäftigt hat, wird überrascht sein, was heute so alles drin ist in einem französischen Mobil der Vier-Meter-Klasse. Fällt die Entscheidung zugunsten eines vernünftigen Benziners um die 100 PS, bietet sich zum Beispiel der nagelneue Citroën C3 VTi 95 mit 95 PS an, und Renault macht mit dem Clio TCe 100 die 100 PS voll.
Beide treten bereits in gehobenen Ausstattungen an. Als Tendence bringt der C3 für 15 800 Euro viele Annehmlichkeiten mit wie ESP, Kopfairbags, Nebelscheinwerfer, Bordcomputer, Fensterheber vorn, Klimaanlage und ein CD-Radio. Noch spendabler zeigt sich Renault mit dem Clio TCe, den es ab Ausstattung Dynamique für 15 400 Euro (Fünftürer) gibt und der auch noch ein Abbiegelicht und Alu-Räder mitbringt. Von Minimalismus also keine Spur, was sich auch bei der ersten Sitzprobe im Citroën bestätigt. Über Platzmangel klagen weder Fahrer noch Beifahrer, genießen stattdessen ein Raumgefühl, das durch die riesige, weit ins Dach hineingezogene Panorama-Scheibe so gar nicht kleinwagenhaft wirkt.
Ähnlich großzügig dimensioniert bringt sich der Renault Clio ins Spiel, ohne der Lichtfülle des C3 etwas entgegensetzen zu können. Hinterbänkler jedoch werden ganz klar den Renault bevorzugen. Er zeigt sich in der gebotenen Knie- und Kopffreiheit deutlich generöser als der überraschend knapp geschnittene Citroën.
Immerhin nimmt der C3 (Ladevolumen: 300 bis 1121 Liter) dafür etwas mehr Gepäck mit als der Clio, dessen 288 bis 1038 Liter fassender Stauraum dank niedriger Ladekante und größerer Öffnung leichter zu beladen ist. Der Fahrer sieht sich in beiden Autos mit ansprechend gestalteten Cockpits konfrontiert, deren Bedienung leicht von der Hand geht. Dabei vermittelt der Clio mit seinen soften Oberflächen einen etwas wertigeren Eindruck als der schriller gestylte C3.
KLEIN, ABER KOMFORTABEL
Auch in der Kleinwagenklasse wurde bei den Franzosen Komfort immer schon groß geschrieben, so auch beim Citroën. Er federt selbst kleinste Unebenheiten softer weg als der etwas straffer abgestimmte Clio. Auf welligen Pisten und bei voller Beladung wird der C3 aber etwas zu schaukelig, währende der Clio in seinen Aufbaubewegungen kontrollierter bleibt.
Geht es auf kurviger Strecke beherzter zur Sache, gefällt der C3 mit seiner etwas gefühlvolleren Lenkung. Flotter, stabiler und weniger untersteuernd geht es jedoch mit dem Renault um die Ecken.
Zum agileren Charakter des Clio passt auch sein nur knapp 1,15 Liter großes Motörchen, das sich der tatkräftigen Unterstützung eines Turboladers bedient. Zwar spricht es auf Gaspedalbewegungen mit minimaler Verzögerung an, arbeitet besonders im mittleren Drehzahlbereich aber druckvoller als der 1,4-Liter-Saugmotor des Citroën. Um am Clio dranzubleiben, braucht der C3 öfter höhere Drehzahlen. Einigkeit herrscht dagegen beim Normverbrauch von 5,8 Litern pro 100 km. Jürgen Voigt
ERGEBNIS: CITROËN 0 : 2 RENAULT
CITROËN C3
Der neue C3 ist kein schlechter Kauf, muss sich aber knapp geschlagen geben. So bietet er weniger Ausstattung und Platz fürs Geld als der Clio. Auch der 1,4-Liter-Sauger könnte etwas kraftvoller agieren.
RENAULT CLIO
Der Clio macht seine Sache gut. Er ist günstig, gut ausgestattet und verarbeitet, hat vor allem im Fond mehr Platz als der C3 und wieselt mit dem munteren Turbo flott um die Ecken, ohne dabei den Komfort zu vernachlässigen.
CITROËN C4 HDi 140 - RENAULT MEGANE dCi 130
Mit C4 und Mégane wetteifern Citroën und Renault um Kompaktwagen-Käufer. Mehr Design-Pfiff bietet der C4. Doch wie steht es mit den inneren Werten?
Es ist ja nicht alles Golf, was glänzt in der hart umkämpften Kompaktklasse. Wer nicht auf den Wolfsburger Klassenprimus fixiert ist, weil ihn vielleicht alle Nachbarn fahren, findet zahlreiche Alternativen. Bei Citroën heißt das entsprechende Angebot C4, bei Renault nennt es sich Mégane. Nach der letzten Mégane-Generation mit dem auffälligen Knack-Po kehrte Renault beim aktuellen Modell zurück zu einer weniger eigenwilligen Mainstream-Optik.
Flach und sehnig kommt der Mégane daher mit einer heckwärts ansteigenden Gürtellinie für die dynamische Keilform. Der C4 zeigt mehr Mut zu extravaganten Formen. So spannt sich sein Dach von der großen Frontscheibe bis hin zum rundlich-weichen Heck wie eine Halbkugel über die zwei Sitzreihen.
Fahrer und Beifahrer bietet der C4 auch dank der flachen Cockpitarchitektur auf großen Sitzen ohne nennenswerten Seitenhalt reichlich Platz und ein großzügiges Raumgefühl. Der Mégane wirkt im direkten Vergleich etwas enger geschnitten, ohne dass er deshalb den guten Standard der Kompaktklasse verfehlen würde.
In der zweiten Reihe jedoch wird es bei beiden schon knapp mit Beinraum und Innenhöhe. Das sich früh neigende Kuppeldach und auch sein gegenüber dem Mégane um vier Zentimeter kürzerer Radstand bringen den C4 hier ins Hintertreffen, wobei angemerkt sei, dass auch der Mégane nicht ans Niveau vieler anderer Kompakter heranreicht.
EIGENWILLIGES C4-COCKPIT
Immerhin verfügt er über einen größeren Kofferraum als der Citroën (405 zu 314 Liter), was allein den Ausschlag geben kann bei der Suche nach einem neuen Kompakten für die ganze Familie. Serienmäßig lassen sich die Rücksitze beider Modelle asymmetrisch geteilt klappen, wobei das Ergebnis hier wie da nicht optimal ist: In den Ladefl ächen entstehen unschöne und störende Stufen.
Im Innenraum leistet sich der Renault kaum Extravaganzen und weicht nur mit einem großen Digital-Tacho von der Norm ab. Der Citroën gibt sich da schon eigenwilliger. So werden Drehzahl, Geschwindigkeit, Tankinhalt und ähnliches digital in einem mittig platzierten Zentraldisplay angezeigt Und die Lenkradnabe mit vielen Tasten für Nebenfunktionen ist starr montiert, sodass sich nur der Lenkradkranz dreht – gewöhnungsbedürftig.
Bei den Basics herrscht dann unter den Testwagen wieder Einigkeit: Frontantrieb, Sechsganggetriebe, Turbodiesel. Dass der Motor des Citroën vier Ventile pro Zylinder hat und der des Renault nur zwei, bringt dem C4 keinen Vorteil. Obwohl er zehn PS und 20 Newtonmeter mehr in die Waagschale wirft, wirkt der C4 HDi 140 nicht lebendiger als der Mégane 1.9 dCi. Der lässt auch in puncto Laufkultur und Kraftentfaltung nichts anbrennen: Wie im Citroën surft man mit niedrigen Drehzahlen durch den Alltag und braucht kaum einmal mehr als 4000 Umdrehungen.
Auf schlechten Straßen erfreut der Citroën mit mehr Federungskomfort, denn im Zweipersonenbetrieb ist der Renault von der straffen Sorte. Doch das Blatt wendet sich mit steigender Zuladung. Nun gewinnt der Mégane an Geschmeidigkeit, während der C4 den Großteil seiner Souveränität einbüßt.
Im Grundpreis unterbietet der Mégane den C4 um 2700 Euro. Citroën liefert zwar mehr Ausstattung, doch bleibt ein Preisvorteil für den Renault, der auch mit der sorgfältigeren Verarbeitung aufwartet. So spricht mehr für den Keil als für die Kugel – zumindest bis zum Herbst. Denn dann kommt der neue C4. Michael Harnischfeger
ERGEBNIS: CITROËN 0 : 3 RENAULT
CITROËN C4
Der C4 pfl egt auf charmante Weise das Anders- Sein – nicht nur im Design. Das nur vorn großzügige Platzangebot und auch der bei Beladung schlechte Federungskomfort zeigen: Der Nachfolger kommt nicht zu früh.
RENAULT MEGANE
Für den Mégane spricht nicht nur der niedrigere Preis. Er fährt sich angenehmer und ist ebenfalls gut motorisiert. Sein großer Kofferraum zeigt dazu Sinn fürs Praktische – und die Verarbeitung wirkt einen Tick solider.
CITROËN C5 TOURER 165 HDi - RENAULT LAGUNA GRANDTOUR GT dCi 180
Laguna Grandtour GT und C5 Tourer sind so verschieden wie Normandie und Côte d‘Azur. Ihre spezifischen Reize haben beide Mittelklasse-Kombis
Oberflächlich betrachtet ähneln sich Normandie und Côte d’Azur so sehr, wie es auch Renault Laguna Grandtour und Citroën C5 Tourer tun: französische Küstenregionen einerseits, französische Mittelklasse- Kombis andererseits. Doch so, wie sich die erdige, oft raue Normandie im Norden von der mondäneren, sonnenverwöhnten Côte d’Azur im Süden Frankreichs unterscheidet, so verhält es sich auch mit dem Laguna Grandtour GT dCi 180 und dem C5 Tourer 165 HDi, die beide den stärksten Vierzylinder- Diesel des Hauses unter der Haube haben.
Mit rund 4,80 Meter Länge spielen sie zwar in einer Liga und liegen beim Kofferraumvolumen gar nicht so weit auseinander – der Citroën fasst bei normaler Bestuhlung mehr, der Renault hat das größere Maximalvolumen. Doch der Laguna Grandtour GT, das wird schon nach einer kurzen Vergleichsrunde klar, ist eindeutig dynamischer ausgelegt als der C5 Tourer. Die Motordaten geben dafür ein erstes Indiz: Mit 178 zu 163 PS spielt der Laguna den C5 zwar nicht an die Wand. 400 zu 340 Newtonmeter sind allerdings eine Ansage.
KRÄFTIGER RENAULT, SPARSAMER CITROËN
Wo der Citroën durchaus bullig, aber dennoch verbindlich antritt, kommt das dicke Drehmoment des Renault fast wie ein Überfallkommando über die Vorderräder und gibt der Beschleunigung – speziell aus mittleren Drehzahlen – eine andere Qualität. Spontaner ansprechen als das Citroën-Aggregat tut der Renault-Diesel obendrein, was mehr als die besseren Fahrleistungen (213 zu 210 km/h Spitze, 8,7 zu 9,3 Sekunden von null auf 100 km/h) einen Pluspunkt für aktiven Fahrspaß bringt. Bei hohen Drehzahlen läuft der Motor des Laguna allerdings rauer als der des C5, der zudem deutlich sparsamer ist – 5,7 zu 6,7 Liter Normverbrauch.
Noch klarer als beim Motor sind die Unterschiede im Fahrwerksbereich. Während der C5 selbst mit der konventionellen Stahlfederung der Ausstattung Tendance – die Hydropneumatik gibt es preisgleich im Modell Confort und im 3200 Euro teureren Exclusive – sanft ansprechend die alte Citroën-Herrlichkeit heraufbeschwört, zeigt sich der Laguna GT auf seinen großen 18- Zoll-Rädern straff bis hart und gelegentlich poltrig.
Dazu passt das viel agilere Handling. Dank seiner serienmäßigen, elektronisch geregelten Hinterachslenkung wieselt der Laguna GT erheblich flotter und ungleich freudvoller um Kurven als der vergleichsweise träge wirkende Citroën. Komfort hier, Fahrdynamik dort?
Ja. Die Sitze komplettieren dieses Bild, denn die des Renault packen mit mehr Seitenhalt entschlossen zu, die des Citroën sind dagegen viel großzügiger dimensioniert und weicher gepolstert. Dass der C5 zudem auf der Rückbank mehr Platz bietet, macht ihn ebenfalls zum angenehmeren Partner für alle Tage.
Dafür ist der Renault das rundere Angebot, wenn der Kaufvertrag unterschrieben wird. Denn für den Mehrpreis von 1800 Euro gibt es nicht nur die Allradlenkung, sondern auch Xenonlicht und Navigationssystem. Michael Harnischfeger
ERGEBNIS: CITROËN 1 : 3 RENAULT
CITROËN C5
Der Citroën punktet stark beim Platzangebot und beim Komfort. Damit bietet er die Grundtugenden eines Familien-Kombis. Sein kultivierter und sparsamer Motor ist zudem kräftig genug. Er ist der bessere Allrounder.
RENAULT LAGUNA
Den stärksten Vierzylinder- Diesel gibt es im Laguna Grandtour nur im GT-Modell. Das ist fahrdynamisch beeindruckend, erkauft wird dies aber mit deutlich eingeschränktem Federungskomfort. Ein Kombi nicht für jeden.
CITROËN GRAND PICASSO HDi 150 - RENAULT GRAND SCENIC dCi 160
Grand C4 Picasso und Grand Scénic wissen, was Familien wünschen: Platz für Sieben, viel Komfort und ein höchst flexibel nutzbarer Innenraum
Traumautos müssen keine 500 PS, opulentes Flügelwerk oder ein Klappverdeck haben. Familien setzen da ganz andere Prioritäten, die man bei Citroën wie auch bei Renault offensicht genau kennt. Denn konzeptionell sind sich die Franzosen ziemlich einig, was ihre großen Kompaktvans angeht: drei klapp- und verschiebbare Einzelsitze in der zweiten Reihe, zwei in den Boden versenkbare Klapp-Captain Future: Picasso mit großen Displays in der verglasten Kanzel stühle in der dritten Reihe, großes Heckportal mit – je nach Sitzbelegung – ausfl ugs- bis urlaubstauglichem Laderaum dahinter.
Die ansprechend gestylten Vans gehorchen aber nicht nur dem schnöden Nutzprinzip. So beeindrucken ihre Cockpits mit einer Fülle verspielter Anzeigen und Bedienelementen – wie etwa die großzügigen, gut ablesbaren LCD-Displays für Geschwindigkeit und Drehzahl in der Mitte des Armaturenträgers der üppig verglasten Picasso-Kanzel. Doch die vielen Tasten rund um die feststehende Lenkradnabe sowie die Klimabedienung links vom Volant verlangen ein wenig Gewöhnung.
TFT-DISPLAY STATT ZEIGER
Noch farbenfroher kommt das in seinem Erscheinungsbild vielfältig variable TFT-Display des Renault daher. Trotz seines eher kleinen Formats sind sämtliche Infos leicht erfassbar. Aber auch der Scénic fordert für die Bedienung anfangs viel Aufmerksamkeit. Beiden Vans gemein ist die schlechte Übersichtlichkeit nach vorn. In der zweiten Reihe erkämpft sich der Renault mit mehr Beinfreiheit und den bequemeren, großzügigeren Einzelsitzen jedoch Vorteile.
Den insgesamt runderen Fahreindruck hinterlässt der solider und verwindungssteifer wirkende Renault mit einem zwar etwas straffer abgestimmten, dafür aber mitteilsameren Fahrwerk. Dem Citroën liegt die dynamische Gangart hingegen weniger, dafür federt er etwas geschmeidiger, allerdings begleitet von störenden Polter- und Abrollgeräuschen.
Den kraftvolleren der beiden kultivierten Zweiliter-Turbodiesel findet man im 160 PS starken Renault. Da kann der Picasso (150 PS) nur mit dem um 0,8 Liter niedrigeren Normverbrauch kontern. Doch auch das reicht kaum, um den Preisvorteil des Renault zu kompensieren, denn dieser ist als dCi 160 Dynamique bereits ab 24 900 Euro zu haben, zuzüglich 700 Euro für die dritte Sitzreihe. Die hat der Picasso HDi 150 Tendance serienmäßig, steht dafür aber mit happigen 29 250 Euro in der Preisliste und ist dabei nicht einmal besser ausgestattet. Jürgen Voigt
ERGEBNIS: CITROËN 1 : 4 RENAULT
CITROËN GRAND C4 PICASSO
Der Citroën hat alles, was die Familie so braucht: Platz, Komfort und Variabilität. Aber: Der Konkurrent von Renault hat von allem etwas mehr, kostet jedoch weniger. Nur der sparsamere Motor spricht für den Picasso.
RENAULT GRAND SCENIC
Das Preis-Leistungs- Verhältnis des Grand Scénic ist kaum zu schlagen. Er bietet viel Raum und Möglichkeiten zur freien Entfaltung, ist komfortabel und als dCi 160 sehr kräftig motorisiert. Und das alles zu günstigen Konditionen.
GESAMTFAZIT
Unerwartet klar geht der Zweikampf zwischen den französischen Rivalen mit Vier zu Eins an Renault. Ein Grund dafür ist in nahezu allen Klassen das bessere Preis-Leistungs- Verhältnis. Mit anderen Worten: Citroën verkauft seine Autos – zumindest laut Preisliste – zu teuer. Besonders deutlich wird dies im Vergleich der beiden Vans.
Auch bei den Kleinsten sieht das nicht anders aus. Mit dem eher einfach gestrickten, winzigen C1 hat Citroën keine Chance gegen den vollwertigen Renault Twingo, der nur unwesentlich mehr kostet.
Knapper geht das Rennen dagegen bei den klassischen Kleinwagen aus. Aber auch hier gelingt es dem nagelneuen C3 nicht, den bereits etwas angejahrten Clio hinter sich zu lassen.
Dass bei den Kompakten der Mégane vorn liegt, ist hingegen keine Überraschung, denn der Citroën C4 geht bald in Rente. Einzig bei den Kombis kann sich der geräumige und komfortable C5 Tourer gegen den sportlich ausgelegten Laguna Grandtour GT durchsetzen.
Zudem hat Citroën mit dem pfiffigen, praktischen C3 Picasso noch einen Gewinnertypen im Programm, zu dem es bei Renault jedoch kein vergleichbares Pendant gibt. Und mit dem neuen C4 werden in der Kompaktklasse ab Herbst die Karten wieder neu gemischt. Jürgen Voigt
AUTO ZEITUNG