Neuer Ferrari SF90 Stradale (2019): Erste Testfahrt
So fährt sich der SF90 Stradale mit "Pizza"-Power
Mit 1000 PS starkem Hybrid-Antrieb toppt der neue Ferrari SF90 Stradale (2019) alles, was je in Maranello gebaut wurde. Teil des Systems ist ein scheibenförmiger E-Motor im Getriebe – genannt "Pizza". Zeit für eine erste Testfahrt!
Anders als seine ruhmreichen Vorfahren 388 GTO, F40, F50, Enzo und LaFerrari ist der neue Ferrari SF90 Stradale (2019), der zu einer ersten Testfahrt bereit steht, kein limitierter Überflieger, sondern zählt zu den "irdischen" Serienmodellen der Italiener. Wobei ihn allein die Leistung von 1000 PS in Sphären entrückt, die selbst für einen Ferrari abgehoben erscheinen. Das Entwicklungsziel lautete schließlich: Der SF90 muss schneller sein als der LaFerarri! Mission erfüllt. Laut offizieller Rundenzeit nimmt der neue Ferrari SF90 Stradale (2019) dem LaFerrari in Fiorano eine Sekunde pro Runde ab. Wie das geht? Gar nicht so einfach jedenfalls. Um die Performance des ikonischen LaFerrari zu toppen, hat das Team um Chefentwickler Michael Leiters den ersten Serien-Plug-in-Hybrid des Hauses auf die Räder gestellt. Noch dazu mit Allrad. Neuer Motor, neues Getriebe, neues Aerodynamik-Konzept. Doch bevor wir uns in den technischen Tiefen verlieren, starten wir lieber zur ersten Testfahrt mit dem neuen Ferrari SF90 Stradale (2019): Helm auf, Tür zu und raus auf die Piste in Fiorano. Mehr zum Thema: Ferrari präsentiert das V8-Coupé Roma
Der Ferrari SF90 Stradale (2019) im Fahrbericht (Video):
Erste Testfahrt mit dem neuen Ferrari SF90 Stradale (2019)
Start-/Ziel-Gerade: Der Antritt des neuen Ferrari SF90 Stradale (2019) während der ersten Testfahrt ist – infernalisch. Der furiose V8-Biturbo aus dem F8 Tributo wurde noch einmal tiefgreifend überarbeitet, hat jetzt 780 PS und stemmt 800 Newtonmeter. An der Drehfreude hat sich nichts geändert, nach wie vor dreht das Ausnahme-Aggregat bis zu 8000 Touren. Der Klang ist eine Nuance dumpfer, mechanischer. Turbo-Pfeifen und Wastegate-Zischen künden von der Urgewalt im Heck. Fast alle Bauteile des Verbrenners wurden überarbeitet, die Kurbelwelle rückt noch mal 15 Millimeter näher zur Straße, der gesamte Motor baut 76 Millimeter flacher, wird dafür breiter, und wiegt 25 Kilogramm weniger. Für die Mehrpower sorgen unter anderem größere Turbolader, deren Ansprechverhalten naturgemäß schlechter ist. Macht aber gar nichts, denn dank eines 150-kW-Elektro-Motors im direkt angeflanschten Acht-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und der beiden 99-kW-E-Motoren (85 Newtonmeter) an den Vorderrädern boostet der neue Ferrari SF90 Stradale (2019) das Turboloch einfach weg. Den Sprint von null auf 100 km/h absolviert der Stradale in 2,5 Sekunden, 200 km/h knackt er nach 6,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit am Ende der Geraden in Fiorano: 265 km/h. Vollbremsung. Wahnsinn, mit welcher Kraft die Stopper sich reinhauen. Das Brake-by-Wire- System verblüfft zudem mit punktgenauer Dosierbarkeit und Standfestigkeit, obwohl der Pedalweg extrem kurz ist. Ferrari gibt an, der SF90 stoppe aus 100 km/h in weniger als 30 Metern. Fühlt sich glaubhaft an.
Spielerisches Handling & klares Feedback im neuen Ferrari SF90 Stradale (2019)
Rechts-Knick, Gas. Beim Herausbeschleunigen während der ersten Testfahrt ziehen die Vorderräder des neuen Ferrari SF90 Stradale (2019) mit bis zu 220 PS mit und sorgen so für maximale Traktion. Wieder rechts, umsetzen in die lange Links. Jetzt hilft das Torque Vectoring an der Vorderachse, lässt den Supersportler wieselflink umsteuern und hält ihn dennoch stabil. Die neu abgestimmten Michelin-Semislicks geben alles an Grip, was sie haben. Der Ferrari schießt in Nullkommanichts auf die scharfe Rechts zu. Kein Problem, hart bremsen, umsetzen, Feuer! Schon fliegt die Berlinetta über die Brücke, Bremse, scharf rechts, Gas, Bremse, in die Haarnadel stechen. Die Lenkung lässt dich ganz genau spüren, wie viel Grip noch drin ist und setzt die Impulse unmittelbar sowie absolut präzise um. Die trickreiche Rechts-Links-Rechts zeigt, wie segensreich Dynamikregelungen sein können ohne dich zu bevormunden. Du bist vom ersten Meter an eins mit dem Auto, verlierst die Ehrfurcht vor den 1000 PS des neuen Ferrari SF90 Stradale (2019) und stellst dennoch fest, dass dein Hirn bei dem Tempo kaum noch mitkommt. Du fährst vielmehr reflexgesteuert, aber selbst mit deaktivierter Regelung bleibt die Urgewalt beherrschbar. Die Balance ist eindeutig hecklastig, doch das muss niemanden schrecken, weil du jederzeit die volle Kontrolle über das Geschehen behältst. Selbst Drifts gelingen mit unfassbarer Leichtigkeit. Na, gut. In Fiorano ist ja auch Platz.
Neuer Ferrari SF90 Stradale (2019): Einzigartiger Fahrspaß auch auf Landstraßen
Aber wie fährt sich der neue Ferrari SF90 Stradale (2019) auf der Landstraße? Fast noch besser! Seine 1000 PS kannst du zwar selten voll nutzen, doch du bist jederzeit viel schneller als mit "normalen" Sportwagen. Es scheint, als könntest du das Tempo beliebig erhöhen, der Ferrari setzt es mit Freuden um und lässt dich schier schreien vor Glück. Das Getriebe wechselt binnen 200 Millisekunden von Gang zu Gang, arbeitet mit verblüffender Intelligenz und besitzt keinen Rückwärtsgang. Beim Rangieren übernehmen die vorderen E-Motoren diese Funktion. Das spart Gewicht (minus zehn Kilogramm). Absolut klasse ist das digitale Cockpit mit 16-Zoll-HD-Curved-Display und Touch-Bedienung im Lenkrad. Klappt intuitiv. Der Clou: Im EV-Modus rollt der neue Ferrari SF90 Stradale (2019) während der ersten Testfahrt geräuschlos dahin, als reiner Fronttriebler übrigens, und schafft 20 bis 25 Kilometer Strecke ohne lokale Emissionen. Cool!
Allein die Aufzählung der Technik-Highlights des Autos würde Seite um Seite fassen. Also fassen wir zusammen: Der Ferrari SF90 Stradale ist der stärkste, schnellste, modernste sowie am einfachsten zu fahrende und zu bedienende Ferrari – jemals. Basta!"