Der Renault Captur TCe 130 EDC kommt zum maßvollen Preis mit guter Ausstattung und dezentem Chic, dazu erweist er sich im Test als komfortabel und handlich samt modernen Alltagsqualitäten.
Positiv | Kompetent gemacht, gutes Design, moderne Elektronikarchitektur |
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Negativ | Detailschwächen: ruckendes Getriebe, fummelige Lehneneinstellung |
Als Einstieg für unseren Test des Renault Captur TCe EDC zunächt einen Rückblick: Bereits mit der ersten Captur-Generation ab 2013 hat Renault einen Nerv der Autokunden getroffen. Unbestrittene SUV-Vorteile wie Übersichtlichkeit und Alltagskomfort ins kleinere Segment zu übertragen, war damals noch nicht weit verbreitet und Grund für einen soliden Verkaufserfolg des handlichen City-Hoppers. Und Renault wäre nicht Renault, wenn der neue Captur, sieben Jahre später, nicht erneut genau eines wäre: ein unwiderstehliches, topmodernes Angebot für ganz normale Menschen und ihre Auto-Bedürfnisse. Am Puls der Zeit mit pfiffigem Design, sehenswerten Materialien und guter Verarbeitung. Der neue Captur ist größer geworden, ernsthafter und erwachsener, er hat eine muskulöse Statur und bullige Schultern. Sein Längenwachstum (plus elf Zentimeter) ist unter anderem im Kofferraum gelandet: Der Neue nimmt nun zwischen 422 und 1275 Liter mit auf die Reise, beim Vorgänger war das noch deutlich knapper. Im Fond bleibt der Renault Captur TCe 130 EDC aber beinahe der Alte, gerade einmal zwei Zentimeter Längenwachstum beeindrucken Langbeinige nicht gerade. Gut, dass es die längs einstellbare Fondsitzbank gibt, mit der man den Kompromiss zwischen Koffer- und Passagierraum variabel gestalten kann. Rein atmosphärisch serviert der Franzose je nach Ausstattungslinie und gewählten Optionen eine schöne Vielfalt von schlicht bis bunt – fühlbar sparsam oder lieblos wird es aber nie. Renault eben. Die können das. Mehr zum Thema: Renault Morphoz ist ein Verwandlungskünstler
Renault Captur im Crashtest (Video):
Renault Captur TCe 130 EDC im Test
Was die Franzosen ebenfalls zweifelsfrei draufhaben: Autos zu bauen, die unkompliziert und unsperrig fahren. Der Renault Captur TCe 130 EDC beweist das im Test mit einer erfreulich zielgenauen und angenehm leichtgängigen Lenkung. Sein Handling ist munter und freudig, gutmütig und stabil in plötzlichen Grenzbereichs-Situationen. Die Fahrwerksabstimmung dürften höchstens Freunde traditionell französischen Sänftentums etwas zu präsent finden, alle anderen freuen sich am ausgewogenen Abroll- und Federungskomfort, der einen erst auf übelsten Buckelpisten im Stich lässt. Funktionalität und Ergonomie sind im Wesentlichen tadellos, Ausreißer wie beispielsweise die schlecht erreichbaren Hebel zur manuellen Sitzlehneneinstellung sind selten. Die nahezu rein auf einen Touchscreen reduzierte Infotainment-Bedienung scheint nicht nur im Captur, sondern branchenweit ein Zeitgeist-Phänomen zu sein – wir wünschen uns auch von Renault wieder mehr Analoges. Wenigstens so etwas Kühnes und Geniales wie einen Drehknopf für die Radio-Lautstärke. Bitte, bitte. Und wo wir schon beim Zeitgeist und seinen Risiken plus Nebenwirkungen angelangt sind: Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wirkt in Konstantfahrtsituationen wie andere Vertreter dieser Gattung etwas unschlüssig ruckend, kann aber ansonsten durch passende Übersetzungssprünge, hohen Schaltkomfort und ausgewogene Schaltcharakteristik überzeugen. Zum 131 PS starken Turbobenziner mit seinen rund 1,3 Liter Hubraum passt das ausgezeichnet, die gesamte Antriebseinheit überzeugt mit Spritzigkeit, prinzipiell gutem Antriebskomfort und genug Dampf für alle Alltagssituationen. Haarsträubende Sportlichkeit oder ekstatische Leistungs-Arien sind beim Renault Captur TCe 130 EDC natürlich nicht zu erwarten, aber munteres Anreißen und solides Unterwegssein selbst mit Mann und Maus auf jeden Fall. Der Testverbrauch von 7,8 Liter Super pro 100 Kilometer könnte etwas niedriger sein, über 17 Liter beim Eilighaben sind typisch für kleine Turbobenziner. Unter sechs Liter schaffen vorausschauende Fahrer aber auch – geht doch.
Connectivity-Check beim Renault Captur TCe 130 EDC
Radio oder gar Touchscreen-Infotainment sind beim Renault Captur TCe 130 EDC erst ab dem Ausstattungsniveau Experience serienmäßig – es kommt dann ein 7,0-Zoll-Touchscreen zum Einsatz, der durch Android Auto oder Apple CarPlay-Anbindung Smartphone-Inhalte auf das Auto-Display bringt – eine alltagstaugliche Lösung für Sparfüchse. Das Infotainment-Paket mit 9,3-Zoll-Hochformat-Touchscreen und digitalen Instrumenten kostet 900 Euro und bietet Tablet-ähnlichen Anzeigekomfort sowie modernste Funktionen.
Messwerte & technische Daten des Renault Captur TCe 130 EDC
AUTO ZEITUNG 04/2020 | Renault Captur TCe 130 EDC |
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Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4, Turbo |
Hubraum | 1333 cm³ |
Leistung | 96 kW/131 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 240 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang-Doppelkupplung / Vorderrad |
Messwerte | |
Leergewicht (Test) | 1334 kg |
Beschleunigung | |
0 - 100 km/h | 9,3 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 193 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,3/34,4 m |
Verbrauch (Test) | 7,8 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Werk) | 125 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 22.800 Euro |
Der Renault Captur TCe 130 EDC zeigt sich im Test als ein ungemein sympathisches Auto. Er bietet keine echten Ärgernisse oder kruden Experimente, dafür aber ganz viele Elemente, die für ein modernes Auto des Jahres 2020 einfach angesagt sind – solides Fahrverhalten, runden Antrieb, umfangreiche Assistenzsysteme, gutes Infotainment. Und er legt mit seinem schicken Design, sowie wertigem Ambiente emotional nach. Hier fühlt man sich ernst genommen.