VW Touareg V8/Audi SQ8/BMW X5 M50d: Vergleichstest
Power-Diesel im SUV-Vergleich
- Audi SQ8, BMW X5 M50d und VW Touareg V8 im Vergleichstest
- Fahrkomfort: VW Touareg V8 mit einem geschmeidigen Fahrgefühl
- Motor/Getriebe: Audi SQ8 mit absolut linearer Leistungsentfaltung
- Fahrdynamik: BMW X5 M50d mit superber Bemsansanlage
- Umwelt/Kosten: VW Touareg V8 mit dem niedrigsten Grundpreis
- Messwerte & technische Daten Audi SQ8, BMW X5 M50d & VW Touareg V8
- Fazit
Das Test-Trio Audi SQ8, BMW X5 M50d und VW Touareg V8 mit 400 bis 435 PS starken Selbstzündern überzeugt mit Power, Effizienz sowie der Kombination aus Nutzwert und Esprit. Der Vergleichstest ermittelt den Sieger!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi SQ8 TDI | BMW X5 M50d | VW Touareg V8 TDI SCR 4Motion |
---|---|---|---|
Karosserie (1000) | 785 | 817 | 806 |
Fahrkomfort (1000) | 805 | 806 | 839 |
Motor/Getriebe (1000) | 657 | 669 | 659 |
Fahrdynamik (1000) | 773 | 763 | 748 |
Eigenschaftswertung (4000) | 3020 | 3055 | 3052 |
Kosten/Umwelt (1000) | 223 | 234 | 230 |
Gesamtwertung (5000) | 3243 | 3289 | 3282 |
Platzierung | 3 | 1 | 2 |
Sie wirken vor dem Hintergrund der Klimaschutzdebatten und der Verschärfung des Flottenverbrauchs wie ein Anachronismus, doch beschäftigt man sich eingehender mit dem Audi SQ8, dem BMW X5 M50d und dem VW Touareg V8 mit ihren kraftstrotzenden Dieselmotoren, stellt man verblüfft fest, wie effizient sie ungeachtet ihrer immensen Größe arbeiten. Zudem kombinieren sie riesige Stauräume, maximale Anhänge- und stattliche Nutzlasten mit durchaus sportiven sowie luxuriösen Charakterzügen. Es wäre ein echter Jammer, würde diese Fahrzeug-Gattung aussterben. In diesem Vergleichstest der drei Diesel-Dinosaurier finden wir heraus, welcher der Beste ist.
Audi SQ8, BMW X5 M50d und VW Touareg V8 im Vergleichstest
Das größte Auto in diesem Vergleichstest ist der Audi SQ8, der ungeachtet seiner flach verlaufenden Dachlinie als Einziger die Fünf-Meter-Grenze sprengt. Beim Radstand fehlen ihm vier Millimeter für glatte drei Meter. Entsprechend üppig ist der Knieraum im Fond, an den selbst die ebenfalls sehr luftig geschnittenen Wettbewerber nicht heranreichen. Doch für Fahrer und Beifahrer wird es wegen der massigen Mittelkonsole und des flächigen Armaturenträgers sogar etwas enger als im BMW X5 M50d und im VW Touareg V8. Der X5-Aufbau fällt besonders wegen seiner Höhe sowie der schmalen Dachsäulen luftiger und übersichtlicher aus als seine Rivalen. Im Fond gibt’s dafür weniger Knieraum, aber auch einen sehr flachen Mitteltunnel, wodurch sich der Platz in der Mitte am ehesten nutzen lässt. Falls das noch nicht reicht, kann man den X5 ferner mit einer dritten Sitzreihe ordern. Der VW Touareg rangiert als "kleinstes" Auto beim Raumangebot zwischen Q8 und X5. Dank serienmäßig verschiebbarer, dreiteiliger Rückbank punktet er jedoch mit dem größten Stauraum: Wer die Kniefreiheit auf Kleinwagen-Format reduziert, wird mit 810 Liter Ladevolumen belohnt. Andererseits verfügt der VW mit 554 Kilogramm über die geringste Zuladung. Der Test-BMW verträgt effektiv bis zu 633 Kilogramm Ballast. Einigkeit herrscht indes bei den Zuglasten mit jeweils 3,5 Tonnen sowie einer Stützlast von 140 Kilogramm. Auch bei der Sicherheitsausstattung demonstriert das Trio den Stand des derzeit technisch Möglichen – wenngleich die Spurhalte- Assistenz des VW weniger "Linientreue" beweist als die Systeme der zwei Mitstreiter.
Fahrkomfort: VW Touareg V8 mit einem geschmeidigen Fahrgefühl
Umso überzeugender schneidet der VW Touareg V8 dafür im Komfort-Kapitel dieses Vergleichstests ab. Sein seidig schnurrender V8- Diesel wird nie aufdringlich, die Wind- und Abrollgeräusche bleiben selbst bei Höchstgeschwindigkeit hintergründig, und das Luftfederfahrwerk bietet ungeachtet der üppig dimensionierten 21-Zoll-Räder des Testwagens ein geschmeidiges Fahrgefühl. Seine Zwei-Kammer-Federelemente wurden konsequent auf Komfort abgestimmt. Der Audi SQ8 nutzt zwar dieselbe Basis, setzt jedoch auf ein Drei-Kammer-System und präsentiert sich insgesamt straffer abgestimmt. Dennoch ist schon äußerst beachtlich, wie hingebungsvoll das Fahrwerk die Mehrzahl der Unebenheiten ausgleicht und aufnimmt. Akustisch hinterlässt der Q ebenfalls einen soliden Eindruck. Aber sein Motorengeräusch ist in sämtlichen Drehzahlbereichen präsenter – was man durchaus als angenehm empfinden kann. Lediglich jenseits von 200 km/h stören Windgeräusche an den rahmenlosen Fenstern zunehmend die Ruhezone an Bord. Für Personen über 1,90 Meter erweisen sich zudem die integrierten Kopfstützen der optionalen S Sportsitze plus als Ärgernis. Die aufpreispflichtigen Comfortsitze des BMW X5 M50d hingegen lassen sich selbst für Zwei-Meter-Riesen noch optimal einstellen. Doch Antriebs- und Abrollgeräusche fallen im M50d intensiver aus, als es die reinen Messwerte vermuten lassen. Wirklich laut wird es aber auch an Bord des BMW X5 nie.
Motor/Getriebe: Audi SQ8 mit absolut linearer Leistungsentfaltung
Nicht einmal, wenn im BMW X5 M50d alle vier Turbolader zum Angriff blasen. Ja, richtig: vier Turbos. Der drei Liter große Reihensechszylinder wird üblicherweise von zwei kleineren Niederdruck-Ladern und einem größeren Hochdruck-Turbo mit variabler Ladergeometrie unterstützt, bevor sich ab etwa 2800 Umdrehungen ein weiterer großer VTG-Lader hinzuschaltet. Nur bei voller Beschleunigung ab Leerlauf werden die beiden kleinen Turbinen kurzfristig umgangen. Wie auch immer die vier Turbinen gerade verschaltet sind – der M50d zieht bärig los. Ein Turboloch scheint es nicht zu geben, und spätestens ab 1750 Touren hängt der 400-PS-Sechszylinder fast schon bissig am Gas. Dass sich diese Performance in diesem Vergleichstest tatsächlich noch steigern lässt, demonstriert der V8-Diesel des Audi SQ8 TDI: Dank 48-V-Technik sorgt ein elektrisch angetriebener Verdichter für Zusatzpower, und ein Riemen-Starter-Generator pusht seinerseits mit bis zu 140 Newtonmeter. Ferner sorgt das Biturbosystem dafür, dass der 435 PS starke Vierliter eine absolut lineare Leistungsentfaltung an den Tag legt und mit unglaublichen 900 Newtonmetern anschiebt. Die Wolfburger bauen im VW Touareg V8 TDI prinzipiell den gleichen Motor ein, verzichtet aber auf die 48-V-Komponenten und verwendet einen eigenen Zylinderkopf, der den Powerdiesel bis etwa 2200 als Dreiventiler arbeiten lässt. Der Primärlader wird dadurch mit hohem Druck angetrieben. Erst darüber schaltet sich der Sekundärlader zu, nachdem auch das zweite Auslass-Ventil geöffnet wurde, um je einen Lader anzuströmen. Diese Lösung mündet ebenfalls in aberwitzigen 900 Newtonmeter Drehmoment und generiert mit 422 PS nur geringfügig weniger Leistung. Vorteil: die teuren (und schweren) E-Komponenten entfallen. Soviel zur Technik, doch was bringt es? Der BMW X5 M50d erweist sich auf jeden Fall als der sparsamste Antrieb im Vergleichstest, was er sicherlich auch der perfekt abgestimmten Automatik zu verdanken hat. Der Audi SQ8 liefert die besten Fahrleistungen und einen sonoren V8-Sound. Der TDI im VW Touareg V8 wiederum braucht zwar etwas mehr Sprit, glänzt aber mit den besten Manieren und der ausgeprägtesten Drehfreude. Beide Antriebsstränge brauchen aber länger als der BMW, um die optimale Getriebestufe zu aktivieren. Alle drei Power-Diesel sprinten in rund fünf Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, rennen bei Bedarf 250 km/h schnell und verbrauchen auf der Test-Runde weniger als zehn Liter je 100 Kilometer. Daraus ergeben sich Reichweiten um 900 Kilometer. Steigungen, hohe Zuladung oder auch schwere Anhänger bringen diese drei Zugmaschinen erst richtig zur Geltung, anstatt sie in die Knie zu zwingen – Respekt!
Fahrdynamik: BMW X5 M50d mit superber Bemsansanlage
Nicht minder beeindruckend ist die Dynamik der drei Dickschiffe. Mit 2377 Kilogramm ist der BMW X5 M50d noch das leichteste Auto des Trios. Doch es ist weniger der Gewichtsvorteil als seine superbe Bremsanlage, die für Fahrfreude sorgt. Nähert man sich dem hoch angesiedelten Grenzbereich, neigt sich der BMW stark zur Seite und reagiert unwirsch auf Lastwechsel. Zudem operiert die Lenkung um die Mittellage untypisch indifferent. Das fahraktivste Auto des Testfeldes heißt eindeutig Audi SQ8. Wie seine Mitstreiter geht der Audi mit der geballten Fahrwerkstechnik an den Start: Luftfederung, adaptive Dämpfer, Sportdifferenzial, Wankausgleich, Allradlenkung sowie gewaltige 22-Zoll-Reifen sorgen für sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten. Die Karbon-Keramik- Bremsanlage erreicht indes nicht die Standfestigkeit und Präzision der BMW-Stopper. Während Audi und BMW um die Pole Position streiten, bevorzugt der VW Touareg V8 im Vergleichstest eine betont lässige Gangart. Sein unerschütterlicher Geradeauslauf und die völlig problemlosen Fahreigenschaften wiegen die weniger fetzige Dynamik auf. Auch seine Bremsen packen dauerhaft kraftvoll zu, können aber zumindest kalt nicht ganz so vehement verzögern. Seine Allradlenkung operiert am dezentesten, ermöglicht aber den kleinsten Wendekreis, was bei Autos dieser Größe ein echter Pluspunkt ist.
Umwelt/Kosten: VW Touareg V8 mit dem niedrigsten Grundpreis
Und selbst in dieser Liga ist ein Preisvorteil von über 10.000 Euro (VW Touareg V8 zu Audi SQ8) ein gewichtiges Argument – allerdings nur im Prospekt. Denn zählt man die testrelevanten Optionen in diesem Vergleichsest hinzu und addiert alle Unterhaltskosten, rücken die Rivalen erstaunlich nah zusammen. Als Alternative zum Audi SQ8 gibt es allerdings ja auch noch den geräumigen SQ7 (ab 94.900 Euro) mit gleicher Technik…
Messwerte & technische Daten Audi SQ8, BMW X5 M50d & VW Touareg V8
AUTO ZEITUNG 03/2020 | Audi SQ8 TDI | BMW X5 M50d | VW Touareg V8 TDI SCR 4Motion |
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Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V8/4; Biturbod., el. Verdichter | R6/4; Quad-Turbodiesel | V8/4; Biturbodiesel |
Hubraum | 3956 cm³ | 2993 cm³ | 3956 cm³ |
Leistung | 320 kW/435 PS | 294 kW/400 PS | 310 kW/422 PS |
Max. Drehmoment | 900 Nm | 760 Nm | 900 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, Sportdiff. (Opt.) | 8-Stufen-Automatik/ Allrad, Sportdiff. (Opt.) | 8-Stufen-Auromatik/ Allrad, Sperrdiff. (Mitte) |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 2365/2593 kg | 2275/2377 kg | 2230/2446 kg |
Beschleunigung (Test) | |||
0 - 100 km/h | 4,9 s | 5,0 s | 5,1 s |
0 - 150 km/h | 10,1 s | 10,7 s | 10,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h | 250 km/h | 250 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,5/34,5 m | 34,0/34,3 m | 35,4/34,7 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 9,7/8,9 l D/100 km | 9,1/8,3 l D/100 km | 9,9/9,1 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 258/232 g/km | 242/216 g/km | 263/237 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 102.900 Euro | 93.800 Euro | 89.825 Euro |
Testwagenpreis | 120.200 Euro | 98.700 Euro | 97.660 Euro |
Auch wenn der BMW X5 M50d mit einem scheinbar unterlegenen Antrieb an den Start geht, gewinnt er am Ende diesen Vergleichstest. Zwar liefert sein Reihensechszylinder etwas weniger Power und arbeitet weniger geschmeidig, doch dafür läuft er am sparsamsten. Die exzellenten Bremsen des BMW sowie die geräumige, hochwertige Karosserie untermauern diesen Sieg. Auf dem zweiten Rang landet der konsequent auf maximalen Komfort ausgelegte VW Touareg V8 TDI 4Motion. Er begeistert mit Laufkultur, Federungskomfort und einem vergleichsweise günstigen Grundpreis. Dritter im Bund wird der klar dynamisch orientierte, aber teure Audi SQ8 TDI quattro. Der V8 tritt herzhaft an, das Fahrwerk rückt ihn in Richtung Sportwagen, und das coupéartige Design erfordert kaum Kompromisse.