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Geht auch ganz einfach:

Automarkt Brasilien: Wirtschaft Aus Brasilien in die Welt

Christina Finke

Nach einer fünf Jahre andauernden Rezession erholt sich der Automarkt Brasiliens langsam wieder. Und VW macht sich auf den Weg zurück zur Nummer eins. Wirtschafts-Report!

Manchmal macht nur ein Buchstabe den Unterschied: Was hierzulande der VW Golf ist, war für den Automarkt Brasilien lange der VW Gol. 27 Jahre lang, um genau zu sein: Von 1984 bis 2013 führte der Kompakte die Liste der meistverkauften Modelle im größten südamerikanischen Land an. Rein optisch eindeutig der VW-Modellfamilie zuzuordnen, ist der Gol aber eine Nummer kleiner als der deutsche Bestseller und hat auch in Sachen Technik eher wenig mit seinem europäischen Bruder gemeinsam. Die aktuelle Generation wurde zuletzt 2018 überarbeitet und bedient sich verschiedener alter Golf- sowie Fox-Komponenten. Die Motoren können nicht nur mit Benzin, sondern auch mit dem vor Ort aus Zuckerrohr gewonnenen Ethanol sowie einem Gemisch aus beiden zum Laufen gebracht werden. Seit Ende Juli 2019 wird der Gol immerhin auch mit Automatik-Getriebe angeboten, ansonsten ist die Ausstattung aus europäischer Sicht aber eher karg: Dieselmotoren, Fahrerassistenzsysteme oder große Touchscreens gibt es nicht – die Brasilianer wollen lieber etwas anderes. Für sie muss ein Auto vor allem robust, langlebig, geräumig und dabei vergleichsweise günstig sein. Das haben jedoch auch andere Hersteller längst verstanden, erfolgreich umgesetzt und so die Wolfsburger bei den Verkaufszahlen, die zu Hochzeiten denen des deutschen Heimatmarkts entsprachen, überholt. So heißen die Bestseller auf dem Automarkt Brasilien Chevrolet Onix, Hyundai HB20 oder Renault Kwid – außerhalb von Südamerika wohl den wenigsten ein Begriff. Mehr zum Thema: So fährt sich der brasilianische "Golf"

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Der VW Nivus im Video:

 
 

Die Entwicklung des Automarkt Brasilien

Die Wolfsburger wollen ihre Marktführerschaft in Brasilien jedoch wieder zurückerobern: Dafür haben sie 2017 eine knapp zwei Milliarden Euro schwere Offensive gestartet, in deren Rahmen 20 neue Modelle bis Ende 2020 debütieren sollen. Vor allem stärken die Niedersachsen auch die Autonomie der verschiedenen Märkte. Und die neue Taktik scheint aufzugehen: VW-Brasilien-Präsident und VW-Südamerika- Chef Pablo Di Si kündigte im Dezember 2019 in Sao Paulo an, im Frühjahr 2020 ein erstes Ergebnis präsentieren zu wollen. Dann stellt die Tochtergesellschaft VW do Brasil den eigenständig entwickelten VW Nivus vor, der ab 2021 auch die europäische Modellpalette der Wolfsburger ergänzen soll. In Deutschland könnte das Crossover-Coupé die Lücke einer entsprechenden Variante des T-Cross ausfüllen – auch eine geschärfte R-Variante ist denkbar. Bei den jeweiligen Ausstattungsdetails gilt dann aber gleiches Recht für alle – und jeder Markt soll selbst entscheiden können. VW-Chef Herbert Diess und Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann jedenfalls sollen vor zwei Jahren bei einem Besuch spontan applaudiert haben, als der brasilianische Design-Chef José Carlos Pavone das Tuch vom damals noch "A0 CUV" genannten Entwurf zog. Ab dem Frühjahr 2020 wird der Nivus zunächst im brasilianischen Hauptwerk Anchieta produziert – wo vor 70 Jahren zum ersten Mal ein Volkswagen-Modell außerhalb Deutschlands vom Band lief. Später soll dann auch in Europa gefertigt werden. Die jetzige Wolfsburger Konzernzentrale scheint sich dazu entschlossen zu haben, die Leine in den verschiedenen Regionen ein wenig länger zu lassen. Im Fall des Nivus können so Synergieeffekte genutzt und Kosten für ein neues Modell überschaubar gehalten werden. Den Trend zu sportlichen SUV-Modellen mit coupéhafter Dachlinie teilen sich der deutsche und der brasilianische Markt also.

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Brasilien: Elektromobilität spielt untergeordnete Rolle

Ein weiteres Thema, das in Wolfsburg forciert wird, spielt auf dem Automarkt Brasiliens bislang jedoch eine eher untergeordnete Rolle: die Elektromobilität. Das liegt vor allem an der kaum vorhandenen Ladeinfrastruktur. Selbst im Vergleich mit der ausbaufähigen Ladesäulen-Dichte in Deutschland ist die Situation in Brasilien bestenfalls als mangelhaft zu beschreiben. Daher will VW do Brasil bis 2023 hier nur sechs teilelektrisch angetriebene Modelle auf den Markt bringen. Pablo Di Si ist sich sicher: Plug-in-Hybride werden in den nächsten Jahren der Schlüssel sein. Und er begrüßt die Wolfsburger Entscheidung, den einzelnen Regionen mehr Freiheiten zu lassen. Der gebürtige Argentinier weiß, wie wichtig es ist, die Besonderheiten des jeweiligen Markts ganz genau zu kennen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In Lateinamerika sind das etwa politische Verstrickungen oder auch spezielle Kundenwünsche. So sind den Brasilianern Smartphones und Connectivity extrem wichtig – auf 208 Millionen Bewohner kamen 2016 landesweit mehr als 244 Millionen Mobiltelefone. Daher hat ein kleines Team in Sao Paulo eine App entwickelt, mit der südamerikanische VW-Kunden vom Kauf bis zur Scheckheftpfege so ziemlich alles online abwickeln können. Und: Diess und Co. waren mittlerweile erneut in Brasilien, wo ihnen Pablo Di Si ein Derivat des Nivus vorgestellt hat – die Wolfsburger Konzernspitze soll erneut begeistert gewesen sein.

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