Audi A4 Avant/VW Passat Variant: Vergleichstest
Der A4 fordert den Passat heraus
- Audi A4 Avant und VW Passat Variant im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Der Audi A4 Avant federt souverän
- Motor/Getriebe: Der VW Passat Variant verbraucht mehr
- Fahrdynamik: Lenkung des Audi A4 Avant harmonischer
- Umwelt/Kosten: VW Passat Variant besser ausgestattet
- Messwerte & technische Daten Audi A4 Avant & VW Passat Variant
- Fazit
Audi ist Premium, VW steht für Pragmatismus – so ist es Tradition in beiden Häusern. Gilt das für die überarbeiteten Kombiversionen von Audi A4 und VW Passat? Wir werden es in diesem Vergleichtest herausfinden.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi A4 Avant 40 TFSI | VW Passat Variant 2.0 TSI |
---|---|---|
Karosserie (1000) | 680 | 726 |
Fahrkomfort (1000) | 783 | 773 |
Motor/Getriebe (1000) | 646 | 619 |
Fahrdynamik (1000) | 693 | 687 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2802 | 2805 |
Kosten/Umwelt (1000) | 328 | 332 |
Gesamtwertung (5000) | 3130 | 3137 |
Platzierung | 2 | 1 |
"Praktisch. Preislich nicht abgehoben. Funktioniert halt." So oder so ähnlich könnten die Kaufgründe des typischen VW Passat Variant-Fahrers lauten, dem Kofferraumvolumen über Image und Premium-Materialien geht. Doch der VW Passat rückt mit der neuen Generation immer näher an die Premium-Klasse heran, nach dem jüngsten Facelift mit neuer Sicherheitstechnik näher denn je – auch preislich. Grund genug, um im Vergleichstest mit dem ebenfalls gerade aufgehübschten Audi A4 Avant zu überprüfen, ob die Verhältnisse noch stimmen. Im Test mit den Zweiliter-Turbobenzinern mit 190 PS und Doppelkupplungsgetriebe.
Audi A4 Avant und VW Passat Variant im Vergleichstest
Beim Raumangebot hat sich nichts geändert, hier stimmen die alten Verhältnisse zwischen Avant und Variant noch: Bei fast identischer Außenlänge und mit rund sechs Zentimetern mehr Höhe bietet das VW Passat Facelift für Passagiere und Gepäck spür- und messbar mehr Platz. Besonders die großzügige Innenbreit vorn und hinten, die breiten Fond-Türausschnitte, die üppige Beinfreiheit auf der Rückbank und das Kofferraumvolumen (650 bis 1780 Liter) sprechen für den Passat, genauso wie die Ladeflächen-Länge von 1,92 Meter bei umgeklappten Fondlehnen. Zwar kann der Variant 300 Kilo mehr Ballast an den Haken nehmen (Anhängerkupplung: 925 Euro; A4: 990 Euro), der Unterschied bei der möglichen Zuladung aber ist nicht der Rede wert. Jedoch gibt es für den VW Passat Sicherheitsfeatures, die im Audi A4 Avant extra kosten (z.B. Spurhalteassistent, Abbiegelicht) oder gar nicht im Angebot sind (z.B. "Seal"-Sicherheitsreifen, Reifenfülldruckanzeige in bar). Grundsätzlich aber ist die Sicherheitsausstattung beider Fahrzeuge gut, mit Gepäck-Trennnetz, Notbremsassistent und LED-Scheinwerfern ab Werk. Der variablere Kombi ist der Variant, mit umklappbarem Beifahrersitz (100 Euro) und fast ebenem Ladeboden bei umgeklappten Fondlehnen. Dank großer Fensterflächen hat man im VW zudem die bessere Übersicht. Nur beim Thema Qualität steht der Audi A4 Avant in diesem Vergleichstest mit steifer wirkender Karosserie, soliderer Verarbeitung und etwas hochwertigeren Verkleidungsteilen etwas besser da.
Fahrkomfort: Der Audi A4 Avant federt souverän
Beide Testwagen in diesem Vergleichstest sind mit adaptiven Dämpfern ausgestattet, deren Kennung man mehrstufig per Knopfdruck ändern kann. Trotz sportlicherer Bereifung mit niedrigerem Quer schnitt gefällt das Audi-Setup mit seinem sensiblen Ansprechverhalten auch beim Überfahren grober Unebenheiten, Kanten und Fugen besser. Selbst mit auf Knopfdruck straffem Sport-Setup federt der Avant noch souverän. Passat-Passagiere sind vor allem bei langsamer Fahrt auf Asphaltverwerfungen härteren Stößen ausgesetzt. Das ist zwar nicht unangenehm, reicht aber nicht an die Güte des Audi heran. Zudem wankt die VW-Karosserie im Komfortmodus der fein gerasterten Dämpfer-Einstellung und auf leicht welliger Fahrbahn. Auch ist die Aufbaubewegung über der Hinterachse stärker spürbar als im Audi A4 Avant, der subjektiv auch Wind-, Abroll- und Antriebsgeräusche besser abschirmt als der VW Passat – trotz höherem Schalldruckpegel im Innenraum. Sehr gut konturiert und gepolstert sind die Sportsitze im A4, ähnlich gut die teuren Massagesitze (Aufpreis: 1225 Euro) des Passat, in denen beleibtere Personen zudem etwas bequemer sitzen. Auch hinten hält man es in beiden Kombis gut aus, wobei die Passat-Bank flacher ausfällt, sodass die Oberschenkel weniger Unterstützung haben. Die A4-Kopfstütze dürften gerne etwas weiter ausziehbar sein.
Motor/Getriebe: Der VW Passat Variant verbraucht mehr
Ein Zweiliter-Turbobenziner mit 190 PS und 320 Newtonmeter Drehmoment sorgt im Audi A4 Avant 40 TFSI und im VW Passat Variant 2.0 TSI für flotte Fahrleistungen und eine Spitzengeschwindigkeit von über 230 km/h. Angenehm in beiden Kombis ist das Zusammenspiel von Benzinmotor und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe mit zügigem Kraftschluss beim Anfahren und wie gewohnt schnellen Schaltvorgängen. Ein großer Unterschied zwischen den beiden Aggregaten ist die Mild-Hybrid-Technik (MHEV) auf Zwölf-Volt-Basis im Audi. Hier rekuperiert der Antrieb über einen mit der Kurbelwelle verbundenen Riemen-Starter-Generator, wenn man vom Gas geht. Die dadurch gewonnene Energie speichert eine separate Batterie unterm Kofferraum und versorgt dann viele Verbraucher an Bord, wenn der Motor ausgeschaltet ist – und das passiert nicht bloß an der Ampel, sondern auch im sogenannten Segelbetrieb, wenn man zum Beispiel auf ebener Strecke vom Gas geht und dahinrollt. Dank dieser Technik und etwas niedrigerer Drehzahlen (Audi: 1900 Touren, VW: 2100 Umdrehungen im 7. Gang) verbrauchte der Audi A4 Avant in diesem Vergleichstest einen Liter weniger auf 100 Kilometer im Vergleich zum VW Passat, für den es eine solche Mild-Hybrid-Technik aktuell noch nicht gibt. Dennoch schafft der Variant längere Strecken ohne Stopp, da er einen um zwölf Liter größeren Tank hat.
Fahrdynamik: Lenkung des Audi A4 Avant harmonischer
Die steifere Karosserie, die griffigeren Reifen, der kompaktere Innenraum: Mit dem Audi A4 Avant fühlt man sich im Vergleichstest besser verbunden als mit dem gefühlt eine Klasse größeren VW Passat, zumal die Audi-Lenkung aus der Mittellage heraus subjektiv etwas harmonischer anspricht und in Kurven mit einem guten Maß an Haltekräften rückmeldet. Unterm Strich liegt der Avant in Notsituationen, zum Beispiel bei spontanen Ausweichmanövern, einen Tick satter auf der Straße. Dennoch sind die Unterschiede zwischen beiden Testwagen dieses Vergleichtests in allen Kriterien gering. Vorteil VW Passat: Er läuft etwas ruhiger geradeaus. Der Audi A4 Avant überzeugt dafür mit der etwas feiner dosierbaren Bremse. Für Fronttriebler dieser Leistungsklasse geht die Traktion in Ordnung, doch schon auf feuchter Piste und bei etwas zu viel Gaseinsatz aus dem Stand schlupfen die Reifen etwas, stets gut kontrolliert durch die schnell eingreifenden Regelsysteme. Überhaupt arbeiten die elektronischen Helfer hier wie dort fein, stehen auch einer sportlichen Fahrweise nicht im Weg.
Umwelt/Kosten: VW Passat Variant besser ausgestattet
Legt man den Grundpreis für die in diesem Vergleichstest getestete Motorvariante zugrunde, liegt der Preisvorteil für den VW Passat nur bei 1725 Euro – wobei der Wolfsburger ab Werk etwas besser ausgestattet ist, zum Beispiel mit Einpark-Sensoren am Heck und Smartphone-Spiegelung (App Connect). Audi kontert im A4 Avant mit serienmäßiger Klimaautomatik und Remote-Funktionen via Handy. Weil beide Ausstattungslisten prall gefüllt sind mit vielen Sicherheits-, Komfort- und Multimedia-Optionen, kann man mit ein paar Kreuzchen den Preis für beide Kombis schnell in die Höhe treiben – wie im Falle der hier getesteten, jeweils über 60.000 Euro teuren Fahrzeuge. Obwohl der Audi A4 Avant einen minimal besseren prognostizierten Wiederverkaufswert hat, nützt ihm dieser Vorteil wegen des leicht höheren Preises nichts – die etwas günstigeren Versicherungseinstufungen und die geringeren Kraftstoffkosten hingegen schon. Bei den Garantien liegen beide Modelle des Volkswagen-Konzerns gleichauf, wobei die Technikgarantie mit zwei Jahren im Vergleich zu vielen Importeuren eher mau ausfällt. Dafür gibt’s eine unbegrenzte Mobilitätsgarantie.
Messwerte & technische Daten Audi A4 Avant & VW Passat Variant
AUTO ZEITUNG 26/2019 | Audi A4 Avant 40 TFSI | VW Passat Variant 2.0 TSI |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbo | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1984 cm³ | 1984 cm³ |
Leistung | 140 kW/190 PS | 140 kW/190 PS |
Max. Drehmoment | 320 Nm | 320 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung / Vorderrad | 7-Gang, Doppelkupplung / Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1510/1590 kg | 1495/1597 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 7,7 s | 7,8 s |
0 - 150 km/h | 16,1 s | 16,1 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 238 km/h | 232 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,5/33,7 m | 34,6/34,2 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 7,2/7,4 l S/100 km | 8,2/7,8 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 171/167 g/km | 195/190 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 41.550 Euro | 39.825 Euro |
Testwagenpreis | 45.225 Euro | 42.905 Euro |
Nach Punkten gewinnt der überarbeitete VW Passat Variant 2.0 TSI diesen Vergleichstest knapp. Doch beide Kombis haben überzeugende Argumente und besetzen nach wie vor die traditionellen Felder Premium und Pragmatismus. Der Volkswagen trumpft vor allem mit seinem sehr guten Raumangebot auf, der unterm Strich nur um sieben Punkte geschlagene Audi A4 Avant 40 TFSI mit seinem effizient arbeitenden Mild-Hybrid-Antrieb. Allein der höhere Verbrauch kostet den Passat viele Punkte. Bei Fahrkomfort und -dynamik rechtfertigt der Ingolstädter seinen etwas höheren Preis mit angenehmerer Innenraumakustik, feinerem Fahrwerks-Setup und agilerem Handling. Doch der VW hält in Sachen Qualität, Komfort und Fahrdynamik in diesem Vergleichstest den Anschluss – allerdings auch bei der Preisgestaltung.