BMW 330i/Mercedes C 300: Test Neuer 3er gegen C-Klasse Facelift
Der neue BMW 330i trifft in seinem ersten Test auf den überarbeiteten Mercedes C 300. Der Münchener gehört zu den Topsellern im Portfolio. Die siebte Generation ist daher dazu verpflichtet, vom Start weg gegen die Mercedes C-Klasse zu überzeugen.
Jetzt muss der BMW 330i im Test gegen den Mercedes C 300 zeigen, ob die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt waren. Diese gab es bei der Präsentation des Neuen reichlich. Obwohl die Deutschen besonders die SUV lieben, sind Mittelklasse-Limousinen und deren Kombi-Ableger dennoch zumindest bei den Premiumherstellern die absoluten Topseller. Bei Mercedes war 2018 die C-Klasse mit fast 63.000 abgesetzten Fahrzeugen der Verkaufsschlager im Haus – und eben nicht der GLC mit nur 40.438 abgeschlossenen Kaufverträgen. Auch bei BMW gehörte die nun abgelöste sechste Generation des 3er im letzten Produktionsjahr mit noch immer 34.514 Verkäufen zu den Erfolgsgaranten. Selbst der X1, das bestverkaufte SUV mit weiß-blauem Propeller, fand im letzten Jahr gerade einmal 31.521 neue Kunden. Und in München hat man alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit der neue BMW 330i wieder das bestverkaufte BMW-Modell in Deutschland wird und zudem auch noch den Maßstab in seiner Klasse, in der auch der Mercedes C 300 antritt, neu definiert. Mehr zum Thema: Neuer BMW M3 gesichtet
Der BMW 3er im Video:
BMW 330i und Mercedes C 300 im Test
Der BMW 330i überzeugt schon beim ersten Kontakt im Test. Der Bayer hat das, was dem nun abgelösten Vorgänger fehlte: die Liebe zum Detail. Er zeigt nicht nur mit präzise verlaufenden Fensterschachtleisten sowie den jetzt hochglanzlackierten Oberflächen in Motor- und Kofferraum oder an den A-Säulen deutlich mehr Sorgfalt. Auch im Innenraum punktet er mit grundsolider Verarbeitung und einer attraktiven Materialauswahl. Dem Mercedes C 300 kosten die nicht sorgfältig verlegten Kabel und die teilweise unverkleidete Lenksäule im Fahrerfußraum erste Punkte. Als die C-Klasse 2014 debütierte, setzte sie hier noch Zeichen und konnte auch mit ihrem Raumangebot die Konkurrenz düpieren. Fünf Jahre später ist das vorbei. Die Mittelklasse-Limousine der Münchener wirkt eine halbe Klasse größer. Fahrer und Beifahrer sitzen im 3er nicht so dicht an den Türen wie in der C-Klasse, und auch für die Beine bleibt im BMW deutlich mehr Bewegungsfreiheit als im Mercedes mit seiner breiten Mittelkonsole. Für die Gäste im Fond sieht es ähnlich aus. Hier offeriert der Bayer ebenfalls mehr Platz. Auf der anderen Seite darf der Schwabe mit 552 Kilogramm 98 kg mehr zuladen als der Neue aus München. Zudem bietet der Benz eine Anhängelast von 1800 Kilogramm, während der 3er bereits bei 1600 Kilogramm sein Limit erreicht. Deutlich flexibler präsentiert sich die 3er-Limousine dafür beim Verstauen sperriger Gegenstände. Wie die Kombi-Modelle verfügt auch der Viertürer serienmäßig über eine dreiteilig vorklappbare Fondlehne. Beim Mercedes findet man dieses praktische Feature für 345 Euro in der Preisliste – standardmäßig ist sie starr. Bei der Sicherheitsausstattung bietet der Mercedes ein komplettes Angebot. Allerdings kosten Verkehrszeichenerkennung, Spurhalteassistent oder das LED-Licht – beim Münchner bereits alles Serienstandard – noch Aufpreis. Was die künftigen Kunden des 3er noch wissen müssen? Wenn sie das komplett neue iDrive Operatingsystem 7.0 mit allen Features geordert haben, führt kein Weg mehr daran vorbei, auch beim BMW 330i vor der ersten Fahrt die Betriebsanleitung zu lesen. Trotz der enormen Komplexität und Bedientiefe des Systems lässt es sich dank sehr guter Sprachbedienung, Gestensteuerung, Touchscreen oder traditionellem iDrive-Regler aber zielsicher bedienen. Beim Mercedes hingegen stört die zweigleisige Menüstruktur, die nicht alle Einstellmöglichkeiten über eine Eingabequelle ermöglicht. Zudem verzichten die Schwaben beim Mercedes C 300 auf das bereits viel gelobte MBUX-Connectivity-System mit exzellenter Sprachsteuerung nahezu aller Funktionen. Mehr zum Thema: Nächste C-Klasse kann vollautonom fahren
Fahrkomfort: Bessere Federung im Mercedes C 300
Wie konsequent die bayerische Marke den selbstdefinierten Anspruch "der dynamischsten Limousine in ihrem Segment" beim neuen BMW 330i umgesetzt hat, zeigt sich auch beim Federungskomfort – allerdings nicht im positiven Sinne. Das im Testfahrzeug installierte optionale adaptive M-Fahrwerk federt vor allem an der Hinterachse besonders auf hervorstehenden Querkanten recht ruppig. Erst bei höheren Geschwindigkeiten und mit mehr Zuladung wird es besser, was aber nichts an der permanenten Unruhe im Fahrwerk ändert. Der Mercedes C 300 bleibt hier spürbar sanfter, obwohl er nicht – wie sonst bei Testfahrzeugen der Schwaben üblich – mit einer Luftfederung ausgestattet ist, sondern mit serienmäßigen Stahlfedern samt 15-Millimeter-Tieferlegung und adaptiven Dämpfern. Erst mit voller Zuladung kommt die Feder-Dämpfer-Abstimmung des Mercedes an ihre Grenzen. Dass der 330i dennoch das Komfortkapitel für sich entscheiden, liegt an seinen passgenauen und bequemen Sitzen mit einstellbaren Seitenwangen, längerer Beinauflage sowie höherer Lehne im Fond. Zudem ist der 3er bei steigendem Tempo deutlich leiser als der Mercedes C 300 und damit schon auf dem Akustik-Niveau der Oberklasse.
Motor und Getriebe: BMW 330i liegt vorne
Einen großen Anteil am guten Gesamtkomfort des BMW 330i hat der extrem kultiviert arbeitende Antriebsstrang. Die Leichtigkeit, mit der der 258-PS-Turbomotor sein sattes Drehmoment über die acht Stufen der Automatik verteilt und auf Wunsch seine Kurbelwelle mit bis zu 6750 Umdrehungen rotieren lässt, macht ihn zu einem der derzeit besten Vierzylinder. Auch der Mercedes C 300 gefällt mit sattem Antritt, ausreichend Drehmoment und lebendiger Leistungsabgabe. Nur seine Neunstufen-Automatik verstolpert sich mitunter auf der Suche nach der passenden Fahrstufe und zwingt dem Triebsatz dabei ein zu hohes Drehzahlniveau auf. Selbst in der neunten Stufe bei Tempo 180 meldet der Drehzahlmesser der C-Klasse 2900 Touren. Dem BMW genügen 400 /min weniger. Das perfekte Zusammenspiel aus Motor und Getriebe führt dann auch dazu, dass der 330i mit 8,6 Litern auf 100 km noch sparsamer ist als der C 300 (8,8 Liter). Dass sich beide zudem problemlos und zum Teil deutlich (3er) unter den aktuellen WLTP-Angaben bewegen lassen, zeigt, dass Benziner mittlerweile Alternativen zum Diesel sein können.
Fahrdynamik: Sportliches Handling im BMW 330i
BMW feilt wie alle Hersteller an der autonomen Zukunft – Entwicklungschef Klaus Fröhlich verspricht sogar, dass die neuen Modelle zum "Favourite Space" ihrer Besitzer werden. Beim neuen BMW 330i hat der Hersteller dieses Ziel allerdings schon jetzt erreicht – Fahrdynamik-Fans werden ihn lieben. Unser Test-330i mit M-Sport-Paket, 19 Zoll großen Michelin Pilot Sport 4S-Reifen, aktivem Sperrdifferenzial und M-Sportbremse ist eigentlich ein kleiner M3. Ja, die 258 PS genügen, weil sie herrlich bissig anreißen. Die Lenkung führt den Wagen äußerst präzise über die Ideallinie. Die Hinterachse generiert einen fantastischen mechanischen Grip, und das DSC (ESP) fördert eher den Fahrspaß als dass es ihn reglementiert. Nie war es leichter, schnell zu sein als mit diesem 3er. Ganz nebenbei umrundet er den Handlingparcours zwei Sekunden schneller als ein M3 E46 vor 13 Jahren. Der Mercedes C 300 ist im Vergleich aber alles andere als langweilig. Auch Mercedes hat der C-Klasse in den letzten Jahren mehr Dynamik verordnet und gleichzeitig die Fahrsicherheit gefördert. Vor allem die herrlich mitteilsame Lenkung unterstützt sportliche Ambitionen dank intensiver Kommunikation. Dass der neue BMW ein Musterbeispiel an Feingefühl und Präzision ist, belegt er auch beim Bremsen eindrucksvoll und überzeugt mit den kürzeren Bremswegen aus Tempo 100.
Umwelt/Kosten: Mercedes C 300 günstiger als der BMW 330i
Was beim neuen BMW 330i nicht überzeugt? Der Preis: Schon in der Basisausstattung kostet er fast 800 Euro mehr als der Mercedes C 300, ist dafür aber auch mit kleinem Navigationssystem und einigen Sicherheitsassistenten etwas besser ausgestattet. Das M-Sportdifferenzial (1300 Euro) gibt es nur in Verbindung mit der 5100 Euro teuren M-Ausstattung, was den testrelevanten Preis inklusive adaptiver Dämpfer und 19-Zöller auf 52.480 Euro treibt. Dagegen ist der serienmäßig mit einem Sportfahrwerk und adaptiven Dämpfern ausgestattete Schwabe mit 46.934 Euro im Test-Trimm fast schon ein Schnäppchen.
Technische Daten BMW 330i & Mercedes C 300
Mit dem neuen BMW 330i in der M-Sport-Ausstattung hat BMW einen Volltreffer gelandet. Dank des feinnervigen, leistungsstarken, kultivierten und zudem sparsamen Antriebs sowie des exzellenten Handlings gewinnt er trotz mäßigen Federungskomforts dennoch diesen Vergleichstest. Der Mercedes C 300 federt zwar besser, doch sein Raumangebot fällt knapper aus, zudem wäre eine sensiblere Abstimmung zwischen Motor und Neunstufen-Automatik wünschenswert. Deshalb hier nur Rang zwei für den Bestseller.