Q2/Q5/Ateca/Yeti/Kodiaq/Tiguan: VW-SUV im Test Sechs SUV des VW-Konzerns im Test
Mit Audi Q2/Q5, Seat Ateca, Skoda Yeti/Kodiaq und dem VW Tiguan ist der Volkswagen-Konzern im SUV-Segment bestens aufgestellt. Doch welches Modell empfiehlt sich für wen? Unser Vergleichstest hilft bei der Entscheidung.
Die Zeiten bei Volkswagen haben sich geändert. Und damit ist diesmal ausnahmsweise nicht der Umschwung nach dem Abgasskandal gemeint. Nein: Europas größter Autokonzern leitete schon vorher eine entscheidende Wendung ein, die vor allem Fans der dazugehörigen Marken Seat und Skoda gefreut hat. Denn seit einigen Jahren dürfen auch die Spanier und die Tschechen ihre Produkte mit den neuesten Technologien aus Wolfsburg und Ingolstadt in Szene setzen. Dazu zählen die MQB- und MLB-Plattformen samt der aktuellen Motorengeneration ebenso wie die neuesten Sicherheitsassistenten oder Infotainmentsysteme. Und mit diesen Bausteinen werden seitdem fleißig neue Modelle entwickelt, die vor allem den Kernprodukten aus Wolfsburg viel Wasser abgraben könnten. Am deutlichsten wird das am Beispiel des VW Tiguan. War das Kompakt-SUV bei seiner Markteinführung 2007 noch allein im gesamten Konzernrevier, wird die zweite Generation (seit 2016) mittlerweile mit sieben eng verwandten Widersachern konfrontiert – bis hin zum erheblich teureren Porsche Macan. Ob also auch vom Tiguan II ganze 2,8 Millionen Exemplare (wie vom Vorgänger) verkauft werden können, bleibt abzuwarten. Denn vor allem mit Seat Ateca und Skoda Kodiaq sind ihm jetzt zwei ebenbürtige Gefährten aus demselben Stall erwachsen.
Der Skoda Kodiaq im Video:
Test VW-SUV: Tiguan, Kodiaq, Yeti, Ateca, Q2/Q5
Ebenfalls noch taufrisch sind der Audi Q2, der wie der Tiguan auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) basiert, und die zweite Q5-Generation, deren längs eingebaute Motoren auf die neue MLB-Plattform schließen lassen. Zumindest die internen Fronten zwischen diesen beiden Ingolstädtern dürften geklärt sein. Der Q2 soll das neue Boomsegment der City-SUV bedienen und dem Mercedes GLA Paroli bieten. Die Preise ab 22.900 Euro klingen verlockend für ein SUV im A3-Format. Wer allerdings statt eines Einliter-Dreizylindermotors lieber den beliebten Zweiliter-Diesel mit 150 PS unter der Haube haben will, ist schon mit mindestens 32.150 Euro dabei. Immerhin sind dann auch Allradantrieb und das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe S tronic an Bord. Diese Kombination ist beim 190 PS starken Q5 ebenso Standard. Der Preis (ab 46.400 Euro) liegt dagegen deutlich über dem des Q2. Der Q5 soll aber auch weiterhin den Maßstab in puncto Verarbeitungsqualität und Luxusausstattung in der gesamten Kompaktklasse setzen. Sitze, Verkleidungen und die gesamte Materialanmutung lassen an diesem Anspruch kaum Zweifel aufkommen. Im Vergleich zum keinesfalls schlecht verarbeiteten Q2 wirkt der Q5 mindestens eine Klasse hochwertiger – übrigens auch zum Rest der hier angetretenen Konzernriege. Beim Platzangebot kann der Q5 gegenüber dem Q2 seine fast 50 Zentimeter längeren und zehn Zentimeter breiteren Außenmaße ohnehin voll ausnutzen. Während man in der zweiten Reihe des Q2 als Erwachsener nur schwer eine bequeme Sitzhaltung findet, wirkt der Fond des Q5 regelrecht verschwenderisch. Und auch der Federungskomfort ist vor allem dank der adaptiven Luftfederung – die es nicht einmal für den VW Tiguan gibt – erhaben.
Seat Ateca: das betont sportliche Allround-Paket
Beim direkten Umstieg in den Seat Ateca fallen gleich dessen deutlich strafferes Fahrwerk und die direktere Lenkung auf, obwohl auch er mit veränderbaren Fahrprofilen (Drive Profile: 250 Euro) und adaptivem Fahrwerk (DCC: 855 Euro) ausgestattet ist. Die dynamische Außenlinie verspricht sportlichen Fahrern also nicht zu viel. Dabei bekommen sie noch reichlich Platz auf den vier Sitzen, obwohl der Spanier fast 13 Zentimeter kürzer ist als ein aktueller VW Tiguan. Deutlich wird das vor allem im Ko_ferraum (485 zu 615 Liter). Innen erinnert vom Drehschalter in der Mittelkonsole über das Acht-Zoll-Touchscreen-Navi (840 Euro) bis hin zu den Formen in der Türverkleidung ansonsten vieles an den Tiguan. Beim Preis trennen die beiden mit exakt gleichem Antrieb aber gut 3000 Euro. Und weil es den Ateca mit 150-PS-Dieselmotor und Allradantrieb für weniger als 30.000 Euro gibt, markiert er in diesem Sextett zusammen mit dem Skoda Yeti das Sonderangebot. Sein vergleichsweise geringes Gewicht von 1553 Kilogramm (VW Tiguan: 1747 kg) verschafft dem Seat Ateca obendrein deutliche Vorteile bei den Beschleunigungs- und Bremsmessungen. Mit 8,4 Sekunden beim Standard-Sprint und gut 78 Metern bei einer Vollbremsung aus 200 km/h liegt er in diesem Vergleich ganz weit vorn. Mehr zum Thema: Preis für den Seat Ateca ab 19.990 Euro
Skoda stellt dem Yeti neuen Shooting-Star zur Seite
Schnell ist auch der Skoda Yeti (null bis 100 km/h: 8,6 Sekunden; Spitze: 199 km/h), der immerhin schon acht Jahre auf dem Buckel hat. Auch wenn er kurz vor seiner Ablösung durch den angekündigten Skoda Karoq steht, gibt er hier immer noch eine gute Figur ab. Vor allem die Solidität der Karosserie und das durch die fast senkrechten Seitenflächen sehr luftige Interieur machen schnell klar, warum so viele Kunden den Tschechen ordern – abgesehen davon, dass es ihn schon ab 19.990 Euro gibt (1.2 TSI). Selbst in der Topausstattung Laurin & Klement plus Zweiliter-Diesel und Doppelkupplungsgetriebe (DSG) kostet er gerade mal 35.950 Euro. Dabei bietet er mit drei einstell- und ausbaubaren Einzelsitzen im Fond die beste Variabilität von allen. Das muss selbst der neue Shooting-Star des Konzerns, der Skoda Kodiaq, einsehen. Immerhin lässt sich dessen asymmetrisch geteilte Rückbank einzeln einstellen. Und die Beinfreiheit, die man hier in zweiter Reihe genießt, ist über alle Maßen erhaben. Überhaupt ist der 4,70 Meter lange Kodiaq mit 650 bis 2065 Liter Kofferraum ein echtes Raumwunder. Geschafft haben das die Tschechen über die Streckung des Radstands auf 2,79 Meter. Das macht sich unter anderem in einem sehr gelassenen Fahrkomfort bemerkbar, der gerade mit dem adaptiven Fahrwerk DCC (940 Euro) zu den Besten der Klasse gehört. Außerdem entsteht durch die Streckung bei annähernd gleicher Breite hinter den Vordersitzen deutlich mehr Raum und die Option auf eine dritte Sitzreihe (750 Euro) mit zwei extra Plätzen für Kinder. Vorn gleichen Platzangebot und Anzahl der Ablagen denen des Tiguan. Das Erstaunlichste ist aber, dass sich bei der Materialqualität und –verarbeitung kaum noch Unterschiede ausmachen lassen. Preislich übrigens auch nicht – zumindest auf den ersten Blick. Beide Allradler kosten mit dem 150-PS-Diesel und DSG gut 35.000 Euro. Dafür ist der Skoda in Ambition-Line aber schon mit Leichtmetallfelgen, Klimaautomatik, Tempomat, Multifunktionslenkrad sowie Licht und Regensensor bestückt. Und weitere Extras sind bei den Tschechen traditionell stets etwas günstiger als im Hause VW.
VW Tiguan: immer noch der Megaseller im Segment
So hat es der Tiguan also schwer, sich nach Argumenten klar von seinen Konzernablegern abzugrenzen. Bei einem Klassen-Vergleichstest nach Punkten wäre er jedenfalls nicht mehr – wie so viele Jahre lang – automatisch als Sieger gesetzt. Und doch schafft es das Wolfsburger Original in seiner zweiten Auflage, aus allen Konzernbrüdern ein stimmiges Gesamtpaket zu schnüren – mit etwas Noblesse aus dem Audi Q5, dem sachlichen Sportsgeist des Seat Ateca und der Geräumigkeit des Skoda Kodiaq. Sein Auftritt, seine Abmessungen und seine Sicherheitsausstattung sind gleichzeitig deutlich stattlicher geworden als jene des Vorgängers. Aber wie schon anfangs erwähnt haben sich die Zeiten bei VW ja auch geändert. Mehr zum Thema: Tiguan II ab 26.575 Euro
Technische Daten im Überblick
Technische Daten | Audi Q2 2.0 TDI q. S tr. | Audi Q5 2.0 TDI q. S tr. |
Motor | 4/4, Turbodiesel | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1968 ccm | 1968 ccm |
Leistung | 150 PS | 190 PS |
Maximales Drehmoment | 340 Nm | 400 Nm |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung | 7-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Allrad | Allrad |
0-100 km/h | 9,4 s | 8,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h | 218 km/h |
Leergewicht | 1573 kg | 1950 kg |
Kofferraum | 355-1000 l | 550-1550 l |
L/B/H in mm | 4191/1794/1508 | 4663/1893/1659 |
Testverbrauch | 5,0 l D/100 km | 5,2 l D/100 km |
Grundpreis | 32.150 Euro | 46.400 Euro |
Technische Daten | Skoda Yeti 2.0 TDI 4x4 | Skoda Kodiaq 2.0 TDI 4x4 |
Motor | 4/4, Turbodiesel | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1968 ccm | 1968 ccm |
Leistung | 150 PS | 150PS |
Maximales Drehmoment | 340 Nm | 340 Nm |
Getriebe | 6-Gang, manuell | 7-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Allrad | Allrad |
0-100 km/h | 8,6 s | 9,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 199 km/h | 192 km/h |
Leergewicht | 1514 kg | 1848 kg |
Kofferraum | 510-1760 l | 650-2065 l |
L/B/H in mm | 4222/1793/1691 | 4697/1882/1676 |
Testverbrauch | 5,3 l D/100 km | 5,7 l D/100 km |
Grundpreis | 31.090 Euro | 35.640 Euro |
Technische Daten | Seat Ateca 2.0 TDI 4D | VW Tiguan TDI 4 Motion |
Motor | 4/4, Turbodiesel | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1968 ccm | 1968 ccm |
Leistung | 150 PS | 150 PS |
Maximales Drehmoment | 340 Nm | 340 Nm |
Getriebe | 6-Gang, manuell | 7-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Allrad | Allrad |
0-100 km/h | 8,4 s | 9,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 196 km/h | 200 km/h |
Leergewicht | 1553 kg | 1747 kg |
Kofferraum | 485-1579 l | 615-1655 l |
L/B/H in mm | 4363/1841/1601 | 4486/1839/1654 |
Testverbrauch | 4,9 l D/100 km | 5,6 l D/100 km |
Grundpreis | 29.830 Euro | 34.750 Euro |
Trotz vieler technischer Gemeinsamkeiten zeigt jedes dieser sechs SUV aus dem VW-Konzern doch einen ganz eigenen Charakter. Der quirlige, aber eng geschnittene Audi Q2 passt dabei optisch polarisierend am besten in die Stadt. Sein großer Bruder Q5 bietet deutlich mehr Platz, Luxus und Komfort – ist aber auch der Teuerste in diesem Sextett. Deutlich günstiger, aber keinesfalls weniger alltagstauglich ist der sportlich abgestimmte Seat Ateca. Preislich liegt er auf gleich niedrigem Niveau wie der etwas betagte Skoda Yeti, der kurz vor seiner Ablösung eine treue Fangemeinde besitzt. Sein neuer Gefährte, der Skoda Kodiaq, ist moderner, geräumiger und viel komfortabler. Vom Charakter her kommt er dem traditionellen Allrounder VW Tiguan am nächsten. Er dürfte sich auch auf lange Sicht als stärkster Konkurrent des Wolfsburgers erweisen.