Audi Q2/Peugeot 3008/Seat Ateca/Nissan Qashqai: Test Seat Ateca auf eins, Bronze für den Peugeot 3008
Mit seinem eher kruden Vorgänger hat der neue, betont stylische Peugeot 3008 nichts mehr gemeinsam. Test gegen den Seat Ateca, Audi Q2 und den Nissan Qashqai. Wer setzt sich an die Spitze des Quartetts?
Mit frischem, sportlichem Design, umfangreicher Sicherheitsausstattung und einer gehörigen Portion Praktikabilität will der neue Peugeot 3008 die Hierarchie im immer noch boomenden Segment der Kompakt-SUV durcheinanderwirbeln. Doch schon im ersten Vergleichstest warten mit dem Audi Q2, dem Nissan Qashqai und dem Seat Ateca sehr anspruchsvolle Gegner, die nicht nur in der Gunst der Kunden hoch im Kurs stehen, sondern ihre Qualitäten bereits in zahlreichen Tests unter Beweis gestellt haben. Unter den Hauben der charismatischen Kraxler: effiziente Turbobenziner mit 130 (Peugeot) bis 163 PS (Nissan).
Der Peugeot 3008 im Video:
Seat Ateca, Audi Q2, Peugeot 3008 & Nissan Qashqai im Test
Auch wenn es die futuristisch designte Karosserie geschickt kaschiert: Mit rund, 4,45 Meter Länge und 1,91 Meter Breite ist der neue Peugeot 3008 das größte Auto im Test. Entsprechend geräumig geht es im Inneren des Franzosen zu. Vorn wie hinten freuen sich die Fahrgäste über reichlich Platz. Fahrer und Beifahrer sitzen eingerahmt von einer Cockpitlandschaft, die fast schon an die eines Raumschiffs erinnert. Dagegen wirkt gerade der sehr konventionell eingerichtete, dabei aber gleichfalls sehr großzügig geschnittene Nissan Qashqai fast schon altbacken. Allerdings hat die spacige Anmutung des Peugeot, der hier und da einige Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung offenbart, nicht nur Vorteile – selbst wenn die hochgesetzten, digitalisierten Cockpit-Anzeigen im Gegensatz zu manch anderem Peugeot-Modell auch von kleineren Fahrern komplett einsehbar sind. Die Bedienung über den Touchscreen erfordert eine gewisse Eingewöhnung. Zwar lassen sich alle wichtigen Funktionsebenen (Klima, Multimedia, Navi etc.) über Tasten anwählen, die hinterlegten Menüs müssen aber erst einmal eingehend erforscht werden. Zudem würden wir uns einen separaten Drehregler zum Scrollen wünschen, wie ihn beispielsweise der Seat Ateca mitbringt. Überhaupt ist der Spanier im Test ein Musterbeispiel an einfacher Bedienung. Sämtliche Schalter sind logisch beschriftet, und die Menüstruktur überfordert auch Neulinge keineswegs. Vom Platzangebot her spielt der Südeuropäer in seiner eigenen Liga. Gerade Kopf- sowie die Beinfreiheit in Reihe zwei sind für ein derart kompaktes Fahrzeug bemerkenswert. Zudem bringt der Ateca das größte Maximal-Gepäckraumvolumen mit. Allerdings wird der Kofferraum bei umgelegten Rücksitzen durch eine Stufe unterbrochen, die das Einladen sperriger Gegenstände erschwert. Der Audi Q2 ist hingegen das kleinste SUV im Test. Vor allem seitlich fehlt es im Vergleich zur durchweg geräumigeren Konkurrenz an Bewegungsfreiheit. Den Fond meiden große Menschen aufgrund mangelnder Kopffreiheit besser gleich ganz. Und auch anspruchsvollere Transportaufgaben sollten aufgrund des vergleichsweise geringen Ladevolumens vermieden werden. Dafür kommen Qualitätsfanatiker beim Q2 voll auf ihre Kosten. Sämtliche Interieurflächen sind penibelst zusammengefügt – der Anteil an Hartplastik ist für einen Audi jedoch hoch. Markentypisch umfangreich ist indes die Sicherheitsausstattung. Zahlreiche Assistenzsysteme wie der serienmäßige Notbremsassistent mit Personenerkennung oder der optionale Stauassistent sollen eine sichere Fahrt begünstigen. Doch der neue Peugeot 3008 braucht sich keinesfalls hinter dem Ingolstädter Premium-Fabrikat zu verstecken. Im Gegenteil: Features wie der serienmäßige Spurhalteassistent oder der optionale Notrufassistent bescheren ihm im Test sogar einen kleinen Punktevorsprung vor dem Audi.
Unterschiede beim Fahrkomfort
Dank seiner sportlich straffen Fahrwerksabstimmung liegt der Peugeot satt auf der Straße. Kehrseite der Medaille: Selbst auf vermeintlich ebener Autobahn herrscht stets eine leichte Unruhe im Aufbau. Und auch grobe Unebenheiten kompensiert der Franzose, bei dem wir die geringsten Innengeräusche gemessen haben, nicht ganz so souverän wie beispielsweise der Seat Ateca. Der Spanier bietet rundum den gelungensten Kompromiss aus dynamischer Straffheit und ausgewogenem Komfort. Seine konventionellen Feder-/Dämpfer-Elemente verarbeiten feine wie grobe Fahrbahnschäden gleichermaßen kompetent. Vor allem die Vorderachse des Ateca spricht sehr sensibel auf Anregungen an. Die Hinterachse wirkt hingegen auf höheren Kanten zuweilen etwas hölzern. Ähnliches gilt für den Nissan Qashqai, der grundsätzlich zwar ebenfalls recht sensibel anfedert, bei kurz aufeinanderfolgenden Wellen aber hinten eine gewisse Tendenz zum Trampeln erkennen lässt. Außerdem geht es an Bord des erfolgreichen Japaners im direkten Test-Vergleich zu den Wettstreitern am lautesten zu. Als einziger im Test ist der Audi Q2 mit adaptiven Dämpfern ausgestattet. Sie bescheren dem Ingolstädter einen sehr guten Autobahnkomfort und sorgen dafür, dass die meisten Unebenheiten in der Fahrbahn wirkungsvoll ausgeglichen werden. Allerdings spricht das Set-up des Audi nicht so sensibel an wie das des Konzern-Verwandten von Seat. Zudem verliert der Q2 mit maximaler Beladung einiges an Souveränität und verhärtet spürbar. Dafür bietet der Audi – den optionalen Sportsitzen sei Dank – vorn einen hervorragenden Sitzkomfort. Hinten sitzt man allerdings im Seat Ateca, der den Test gleichfalls mit hochkomfortablen Optionssitzen vorn bestreitet, am bequemsten.
Motor/Getriebe und Technik
Mit 163 PS ist der 1,6 Liter große Turbobenziner des Nissan Qashqai das stärkste Triebwerk im Feld. Der Audi Q2 und der Seat Ateca verfügen beide über einen ebenfalls aufgeladenen 1,4-Liter Vierzylinder mit 150 PS. Leistungsmäßig das Schlusslicht ist der 130 PS starke 1,2-Liter-Turbobenziner des Peugeot 3008, der im Übrigen als einziger Motor des Quartetts mit drei Zylindern auskommen muss. Begünstigt durch die gute Traktion und das schnell schaltende Doppelkupplungsgetriebe – ein Handschalter stand zum Testzeitpunkt seitens des Herstellers leider nicht zur Verfügung –, sprintet der Audi am flottesten, nämlich in 8,5 Sekunden auf Landstraßentempo. Damit ist er noch etwas schneller unterwegs als der mit der gleichen Antriebseinheit, jedoch manuellem Getriebe ausgerüstete Seat Ateca. Und auch die Endgeschwindigkeit des Bajuwaren, immerhin 212 km/h, liegt deutlich über denen seiner Kontrahenten. Der Nissan Qashqai spielt seinen Leistungsvorteil erst jenseits des zulässigen Landstraßentempos aus und fährt den übrigen Wettbewerbern davon. Dabei arbeitet sich der Vierzylinder des Japaners gleichmäßig durchs Drehzahlband und legt insgesamt ein hohes Maß an Drehfreude an den Tag. Die exakte und leichtgängige Schaltung des Japaners dürfte aber kürzere Wege aufweisen. Auch wenn der Peugeot im direkten Test-Vergleich nicht mit seinen Wettstreitern mithalten kann, ist sein Dreizylinder eine adäquate Antriebsquelle für das französische Designer-SUV. Sobald die kleine Anfahrschwäche erst einmal überwunden ist, zieht das laufruhige Triebwerk den 1428 Kilogramm schweren 3008 munter voran. Einen Verbrauchsvorteil kann sich das Downsizing-Aggregat aber nicht erarbeiten: Mit 7,8 Litern verbraucht der Peugeot sogar am meisten Kraftstoff. Zum Vergleich: Der Vierzylinder des stärkeren Nissan Qashqai konsumiert lediglich 7,1 Liter Super.
Audi Q2 mit größter Fahrdynamik
Dank seiner quirligen Handling-Eigenschaften markiert der Audi Q2 klar den Sportler unter den hier versammelten Kompakt-SUV. Dies bestätigt er auch auf dem Handlingkurs, wo er mit Abstand die schnellste Zeit herausfährt. Allerdings will die um die Mittellage sehr direkt ansprechende Lenkung mit Gefühl bedient werden. Ein zu hartes Einlenken quittiert das ESP mit sehr rüden Eingriffen, was auch das relativ niedrige Tempo erklärt, mit dem der Ingolstädter im Test durch den Slalomkurs kurvt. Dort gibt der Seat Ateca eindeutig das Tempo vor. Sein ESP regelt im Grenzbereich deutlich feinfühliger als das des Q2. Aber auch sonst gibt der Spanier fahrdynamisch eine gute Figur ab. Den Handlingkurs umrundet der Seat agil, unaufgeregt und ohne große Seitenneigung, sodass am Ende die zweitschnellste Zeit für ihn zu Buche steht. Der Nissan Qashqai wirkt mit seinen stärkeren Karosseriebewegungen, der recht kräftigen Tendenz zum Untersteuern sowie der etwas gefühllosen Lenkung nicht ganz so dynamisch wie die Gegner aus dem VW-Konzern. Bei deaktiviertem ESP reagiert er zudem auf Lastwechsel mit einem nach außen drängenden Heck. Allerdings ist auf seine Bremsanlage Verlass: Aus Tempo 100 benötigt der Asiate lediglich 34,6 Meter, um zum Stillstand zu kommen. Der Peugeot 3008 wird auf dem Handlingkurs durch sein nicht deaktivierbares ESP eingebremst, das meist unnötig früh einschreitet. Erfreulich hingegen: der geringe Wendekreis von unter elf Metern. Diese ausgeprägte Wendigkeit macht sich im Stadtgewusel oder in engen Parkhäusern besonders positiv bemerkbar.
Das kosten die Testkandidaten
Den Sieg im Kostenkapitel sichert sich der Peugeot 3008 – was allerdings nicht am bewerteten Preis liegt. Inklusive der testrelevanten Extras ist der bereits in der Basis umfangreich ausgestattete Nissan Qashqai nämlich noch vor dem Seat Ateca das günstigste Angebot. Der Japaner ist erst ab der gehobenen Ausstattungslinie Acenta verfügbar und kommt serienmäßig mit Komfort-Highlights wie Einparkhilfen, Zweizonen-Klimaautomatik oder Sitzheizung zu den Kunden. Allerdings bieten die Franzosen die großzügigsten Garantieleistungen. Sie offerieren als einzige Marke eine fünfjährige Herstellergarantie. Außerdem ist beim neuen 3008 mit dem geringsten Wertverlust zu rechnen. Das teuerste Fahrzeug im Test – sowohl vom Grundpreis als auch vom bewerteten Preis her – ist der Audi Q2, der satte 3000 Euro mehr kostet als der größere Seat Ateca. Darin enthalten sind allerdings auch hochpreisige Extras wie das Doppelkupplungsgetriebe für 2000 Euro oder die schicken Sportledersitze mit elektrischer Lendenwirbelstütze für 1330 Euro.
Technische Daten | Audi Q2 1.4 TFSI COD | Nissan Qashqai 1.6 DIG-T |
Motor | Vierzylinder, Turbo | Vierzylinder, Turbo |
Nockenwellenantrieb | Zahnriemen | Zahnriemen |
Hubraum | 1395 ccm | 1618 ccm |
Leistung | 150 PS | 163 PS |
Max. Drehmoment | 250 Nm | 240 Nm |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung (opt.) | 6-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H in mm | 4191/1794/1508 | 4377/1806/1590 |
Leergewicht | 1280 kg | 1315 kg |
Kofferraumvolumen | 405-1050 l | 430-1585 l |
0-100 km/h | 8,5 s | 8,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 212 km/h | 200 km/h |
Verbrauch | 7,6 l S/100 km | 7,1 l S/100 km |
Grundpreis | 24.900 Euro | 26.090 Euro |
Platzierung | 2 | 3 |
Technische Daten | Peugeot 3008 PureTech 130 | Seat Ateca 1.4 EcoTSI |
Motor | Dreizylinder, Turbo | Vierzylinder, Turbo |
Nockenwellenantrieb | Zahnriemen | Zahnriemen |
Hubraum | 1199 ccm | 1395 ccm |
Leistung | 130 PS | 150 PS |
Max. Drehmoment | 230 Nm | 250 Nm |
Getriebe | 6-Gang, manuell | 6-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H in mm | 4447/1906/1624 | 4363/1841/1611 |
Leergewicht | 1250 kg | 1284 kg |
Kofferraumvolumen | 520-1482 l | 510-1604 l |
0-100 km/h | 9,8 s | 8,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 188 km/h | 201 km/h |
Verbrauch | 7,8 l S/100 km | 7,2 l S/100 km |
Grundpreis | 22.900 Euro | 24.700 Euro |
Platzierung | 3 | 1 |
Unser Testfazit!-->
Der neue Peugeot 3008 ist eine Bereicherung des Segments. Das Designerstück fährt sich standesgemäß und bietet einen Innenraum, der nicht nur optisch ein Highlight ist, sondern auch jede Menge Nutzwert bereitstellt. Dass es im Test nur zur Bronzemedaille reicht, liegt an der mauen fahrdynamischen Vorstellung und dem eher schwachen Antrieb. Den dritten Gesamtrang teilt sich der Neuling mit dem Nissan Qashqai – wobei der Japaner in der Eigenschaftswertung durch seinen kräftigen, sparsamen Motor sogar noch vorn liegt. Im Kostenkapitel lässt er sich aber trotz des günstigen bewerteten Preises vom 3008 mit seinen üppigeren Garantieleistungen abhängen. Der Gesamtsieg geht unterdessen an den Seat Ateca. Seine herausragende Raumausnutzung und die ausgewogenen Komforteigenschaften sichern ihm den entscheidenden Vorsprung. Auf Platz zwei kommt der dynamische Audi Q2 ins Ziel. Das geringe Platzangebot im Innenraum sowie die saftigen Preise kosten ihn Punkte.