Vergleich Allradsportler: Audi R8 4.2 FSI gegen Porsche 911 Carrera Vier-Kampf
Audi machte den Allradantrieb mit dem legendären quattro für Sportwagen salonfähig. Auch Porsche hat bereits vor Jahrzehnten die Technik für sich entdeckt. Ein Vergleich der beiden deutschen Allradsportler
Mit der aktuellen Modellreihe 991 der Zuffenhausener Sportwagenikone 911 hat Porsche es wieder einmal allen gezeigt. Das totgesagte Heckmotorkonzept ist besser denn je. Auch der neue Porsche 911 Carrera 4S soll mit vier angetriebenen Rädern die Konkurrenz in die Schranken weisen. Perfekter erster Gegner: der neue, im Detail verfeinerte Audi R8 4.2 FSI quattro.
Karosserie
Sportwagen müssen eng anliegen, aber genügend Bewegungsspielraum lassen. Vor allem der Porsche 911 setzt diesen Anspruch konsequent um. Tief ins Fahrzeug integriert, findet der Fahrer einen perfekt gestalteten Arbeitsplatz vor. Lenkrad, Sitz und Pedalerie ergeben sowohl eine perfekte Ergonomie für entspanntes Reisen als auch bei Bedarf das optimale Arrangement für die engagierte Kurvenhatz. Beim ohnehin knapper geschnittenen R8 stört die zu hohe Sitzposition unter dem Kuppeldach, was auch die Rundumsicht nicht nur im Vergleich zum luftigeren Schwaben spürbar einschränkt.
Hoheitsgebiet der Bayern ist dafür die Verarbeitung. Zwar überzeugt auch der Carrera mit einem extrem steifen Chassis, aber im Detail ist der Audi R8 das gewisse Quäntchen sorgfältiger zusammengefügt.
Karosserie | Max. Punkte | Porsche 911 Carrera 4S PDK | Audi R8 4.2 FSI quattro S tronic |
---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 66 | 62 |
Raumangebot hinten | 100 | 12 | 0 |
Übersichtlichkeit | 70 | 36 | 25 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 86 | 83 |
Kofferraumvolumen | 100 | 0 | 0 |
Variabilität | 100 | 2 | 0 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 14 | 6 |
Sicherheit | 150 | 52 | 53 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 189 | 192 |
Kapitelbewertung | 1000 | 457 | 421 |
Fahrkomfort
Sensibel ansprechende Federelemente bilden nicht nur die Grundlage für eine gute Fahrdynamik, sondern auch die Basis für guten Komfort – so wie es bei R8 und 911 der Fall ist. Das feinfühlige Ansprechverhalten des 4S, den Porsche serienmäßig mit adaptiven Dämpfern bestückt, demonstriert dies ausgesprochen überzeugend. Lediglich Querfugen absolviert er recht trocken, jedoch niemals übertrieben hart. Audi verlangt einen Extra-Obolus für die einstellbaren Dämpfer (1780 Euro). Dennoch bleibt die Grundabstimmung des Audi R8 gegenüber dem Porsche 911 eine Spur straffer.
Die Sitze der beiden deutschen Sportler zeigen, dass der Spagat zwischen Komfort und Seitenhalt durchaus möglich ist. Weniger optimal gelungen ist das im direkten Bezug zum herrlich arrangierten V8-Klangteppich des Audi synthetische und zudem teilweise anstrengend laute Arbeitsgeräusch des Boxers im 911-Heck.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Porsche 911 Carrera 4S PDK | Audi R8 4.2 FSI quattro S tronic |
---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 139 | 138 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 5 | 0 |
Ergonomie | 150 | 130 | 127 |
Innengeräusche | 50 | 13 | 17 |
Geräuscheindruck | 100 | 50 | 55 |
Klimatisierung | 50 | 37 | 34 |
Federung leer | 200 | 116 | 112 |
Federung beladen | 200 | 114 | 112 |
Kapitelbewertung | 1000 | 604 | 595 |
Motor und Getriebe
Der mitunter brummige Unterton des flachen Sechszylinders endet allerdings, sobald der Boxer richtig gefordert wird. Während der sonore Audi-V8 schon aus dem Drehzahlkeller mit fülligem Drehmoment vorwärts drückt, fordert der bei geringer Kurbelwellenrotation etwas lethargische Boxer hohe Drehzahlen regelrecht ein. Deutlich früher als im Audi schaltet daher auch das Doppelkupplungsgetriebe im Sportmodus einen Gang herunter. Denn erst oberhalb von 4000 Touren kommt der Schwabe richtig in Fahrt. Am roten Bereich passt dann aber alles perfekt zusammen. Allerdings ist der kleine Vorsprung, den der leichtere 911 bis Tempo 200 herausfährt, gering. Denn auch die Antriebseinheit des R8 mit neuem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bringt die 430 PS nahezu perfekt auf den Asphalt. Der größte Unterschied zeigt sich an der Zapfsäule. Während der Porsche- Sechszylinder mit 11,7 Litern auf 100 km auskommt, zerstäubt die Direkteinspritzung des Audi mit 14,2 Litern eindeutig zu viel.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Porsche 911 Carrera 4S PDK | Audi R8 4.2 FSI quattro S tronic |
---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 143 | 143 |
Elastizität | 100 | ||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 125 | 128 |
Getriebeabstufung | 100 | 94 | 80 |
Kraftentfaltung | 50 | 43 | 45 |
Laufkultur | 100 | 86 | 83 |
Verbrauch | 325 | 159 | 112 |
Reichweite | 25 | 10 | 8 |
Kapitelbewertung | 1000 | 660 | 599 |
Fahrdynamik
Das neue Doppelkupplungsgetriebe des Audi R8 sorgt auch auf dem Handlingparcours für Verbesserungen. Die unharmonischen Gangwechsel und die dadurch verstärkten Lastwechselreaktionen des ohnehin im Grenzbereich hektischen Vorgängers gehören der Vergangenheit an. Zwar verlangt der Mittelmotorsportler am Limit noch immer nach einer erfahrenen Hand, doch plötzliche Ausfallschritte bleiben aus. Vielmehr gefallen das willige Einlenkverhalten und die gute Traktion, die der quattro-Antrieb generiert. Lediglich der dank der feinfühligen Lenkung exakt zu spürende Übergang ins Untersteuern setzt dem Speed auf dem Handlingparcours Grenzen.
Ist der R8 nun der perfekte Allradsportwagen? Nicht ganz. Denn der Porsche kann alles besser: Die Stuttgarter Ikone verliert auch mit Allradantrieb nichts von ihrem bestechend präzisen Einlenkverhalten. Im Gegensatz zum Audi nimmt der Porsche 911 Carrera 4S mehr Geschwindigkeit mit in die Kurve, verharrt dann auf der Ideallinie, um schließlich noch früher aus der Kurve herausbeschleunigen zu können. Seine elektro-mechanische Lenkung ist ein Musterbeispiel an Rückmeldung, ohne nervös in den Händen des Fahrers zu tanzen. Sanftes Übersteuern, das sich spielerisch kontrollieren lässt, macht den Grenzbereich sicher und den Porsche damit extrem schnell. Der 911 ist derzeit das absolute Maß der Dinge, was auch die traumhaft stabile Bremsanlage unterstreicht.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Porsche 911 Carrera 4S PDK | Audi R8 4.2 FSI quattro S tronic |
---|---|---|---|
Handling | 150 | 126 | 123 |
Slalom | 100 | 94 | 87 |
Lenkung | 100 | 98 | 93 |
Geradeauslauf | 50 | 42 | 42 |
Bremsdosierung | 30 | 24 | 22 |
Bremsweg kalt | 150 | 120 | 102 |
Bremsweg warm | 150 | 124 | 115 |
Traktion | 100 | 90 | 85 |
Fahrsicherheit | 150 | 140 | 135 |
Wendekreis | 20 | 14 | 8 |
Kapitelbewertung | 1000 | 872 | 812 |
Umwelt und Kosten
Das deutsche Allrad-Duo ist sich bei der Preisgestaltung recht einig, auch wenn der R8 in der Basis 3000 Euro mehr kostet. Seine hohen Kraftstoff- und Versicherungskosten sprechen in der Endabrechung obendrein für den Porsche – trotz schlechterer Mobilitätsgarantie.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Porsche 911 Carrera 4S PDK | Audi R8 4.2 FSI quattro S tronic |
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Bewerteter Preis | 675 | 34 | 36 |
Wertverlust | 50 | 3 | 2 |
Ausstattung | 25 | 20 | 22 |
Multimedia | 50 | 25 | 21 |
Garantie/Gewährleistung | 50 | 19 | 28 |
Werkstattkosten | 20 | 12 | 12 |
Steuer | 10 | 7 | 6 |
Versicherung | 40 | 29 | 19 |
Kraftstoff | 55 | 25 | 18 |
Emissionswerte | 25 | 22 | 20 |
Kapitelbewertung | 1000 | 196 | 184 |
Fazit
Der sparsamere, spritzigere, agilere, komfortablere und – wenn es sein muss – auch für zwei Erwachsene sowie zwei (kleine) Kinder geeignete Porsche 911 Carrera 4S lässt dem Audi R8 4.2 FSI quattro keine Chance. Allerdings hat der R8 durch seine Überarbeitung spürbar hinzugewonnen. Insbesondere das neue Doppelkupplungsgetriebe wirkt sich positiv auf das Gesamtpaket des Ingolstädters aus.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Porsche 911 Carrera 4S PDK | Audi R8 4.2 FSI quattro S tronic | |
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Summe | 5000 | 2789 | 2611 |
Platzierung | 1 | 2 |