Viertürige Sportwagen: Neuer Aston Martin Rapide im Vergleichstest Porsche Panamera S, Aston Martin Rapide, Maserati Quattroporte S
Viertüriger Sportwagen oder sportliche Luxuslimousine? Mit dem neuen Aston Martin Rapide steht jetzt die dritte Antwort auf diese Frage zur Verfügung. Erster Vergleich mit Porsche Panamera S und Maserati Quattroporte S
Der Kompromiss steht laut Duden für Übereinkunft, Ausgleich, Zugeständnis. Mal wird er als gelungen gefeiert, mal als faul verdammt. Letzteres wollte Ulrich Bez, seit zehn Jahren Chef von Aston Martin, auf keinen Fall. Und so lautete seine Order für den Aston Martin Rapide: „Keine Kompromisse!“ Der viertürige Brite, der bei Magna im österreichischen Graz gebaut wird, soll nicht als rundgelutschte Limousine mit viel PS daherkommen, sondern durch und durch Sportwagen sein. Schon optisch kann er seine enge Verwandtschaft mit dem reinrassigen Aston Martin DB9 nicht verheimlichen und ist mit einer Höhe von nur 1,36 Metern der Flachste in diesem Trio.
Auch der Porsche Panamera S hat reinste sportliche Gene in sich. Besonders die Frontpartie mit ihrer charakteristischen Nähe zum 911 macht jeden Vaterschaftstest überfl üssig. Das recht wuchtig ausgefallene Hinterteil verrät jedoch, dass zumindest beim Design eine gewisse Kompromissbereitschaft vorhanden war. Und das Frachtabteil mit maximal 1263 Liter Laderaum beschämt so manchen Kompaktwagen.
Der dritte im Bunde, der Maserati Quattroporte S, kommt mit seiner von Pininfarina gezeichneten, eleganten Karosserie dem Bild einer Limousine am nächsten. Mit einer Höhe von 1,44 Metern und einer Länge von 5,10 Metern ist er die stattlichste Erscheinung in diesem Trio und verfügt als Dienstwagen von Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano über waschechte Limousinenerfahrung.
TRIO MIT SAUGMOTOREN
Doch auch der Italiener kann seine sportliche Abstammung nicht leugnen: Im Quattroporte S arbeitet unter der wohlgeformten Haube ein V8-Saugmotor mit 430 PS und 4,7 Liter Hubraum, der die DNA der Konzernschwester Ferrari aufweist. Er glänzt durch seidige Drehfreude und rauchigen Sound. Fahrdynamisch wertvoll ist er als Front-Mittel-Motor hinter der Vorderachse eingebaut. In Verbindung mit der sechsstufi gen Wandlerautomatik von ZF lässt sich aber die bewährte Transaxle-Bauweise – Motor vorn, Getriebe hinten – hier nicht realisieren.
Beim Aston Martin Rapide, der ebenfalls über eine Sechsstufen-Automatik von ZF verfügt, ist das Kunststück gelungen. Auch hier sitzt der Motor, ein V12 mit knapp sechs Liter Hubraum und 477 PS, knapp hinter der Vorderachse, das Getriebe ist vor der Hinterachse platziert und sorgt so für eine optimale Gewichtsverteilung. Das aus dem Sportwagen DB9 bekannte Triebwerk betört schon im Leerlauf Außenstehende durch sein viel versprechendes Zwölfzylinder-Gebrabbel.
Ans Ohr des Fahrers und seiner Begleiter dringt hingegen das zornige Aufbrüllen des Aggregats erst, wenn der Befehl zum Befüllen der zwölf Zylinder energischer überbracht wird – der Innenraum des Rapide scheint wie ein Tonstudio gedämmt zu sein.
Und die rahmenlosen Seitenscheiben saugen sich ab fünf km/h förmlich an den Türdichtungen fest, um Windgeräusche auszusperren. Ähnlich einer Luxuslimousine sind hier bei entspannter Fahrweise ungestörte Telefonate oder brillante Konzerterlebnisse aus der serienmäßigen Bang&Olufsen-Anlage möglich.
Auch der 4,8 Liter große V8 des Porsche Panamera S, in dieser Ausbaustufe 400 PS stark, weiß durch seinen Sound zu gefallen, schirmt seine Insassen aber nicht so verlässlich von der Außenwelt ab. Das mit Benzin-Direkteinspritzung ausgestattete Triebwerk agiert besonders im höheren Drehzahlbereich sehr willig und bissig.
Da uns kein Porsche mit dem hoch gelobten Doppelkupplungsgetriebe PDK zum Klassentreffen nach Spanien begleiten konnte, zwang das serienmäßige, manuell zu bedienende Sechsganggetriebe den Fahrer buchstäblich zum schnellen Schalten. In dieser Kombination steht die spritsparende Start-Stopp-Automatik übrigens nicht zur Verfügung.
Der limousinenhaftere Maserati überrascht den unvoreingenommenen Fahrer durch seinen sportlichen Auftritt. Der Motor kann bei fordernder Behandlung richtig kernig klingen, das Fahrwerk ist nur bedingt auf Komfort, dafür eindeutig auf Dynamik ausgelegt. Die engen Familienbande zu aufregenden italienischen Sportwagen sind auf jedem Kilometer spürbar. Die Fahrleistungen – Spitze 280 km/h, 5,4 Sekunden bis Tempo 100 – liegen schließlich auch ganz auf Linie.
STRAFFES FAHRWERK
Das Fahrwerk des Panamera offenbart den traditionellen Sportsgeist der Marke Porsche ebenfalls würdig. Ähnlich straff abgestimmt – vielleicht etwas vermittelnder als der Quattroporte – lässt sich der Porsche für einen Viertürer mit großer Heckklappe äußerst dynamisch bewegen. Dass der Panamera S im Unterschied zu den teureren Varianten 4S und Turbo nur über einen Hinterradantrieb verfügt, fällt auf trockener Fahrbahn kaum ins Gewicht.
Auch der Rapide wird nur über die beiden Hinterräder angetrieben, was auf der Fahrt durch die Berglandschaft bei Valencia nicht negativ auffiel. Im Gegenteil: Beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven spürt man, wie das Heck des Aston sanft eindreht – Fahrspaß ist garantiert.
Zwar ist der Rapide mit einer Höchstgeschwindigkeit von 296 km/h und einer Beschleunigung von 5,2 Sekunden bis Tempo 100 der Spitzenreiter in diesem Vergleichsfeld, das wird aber nicht durch Komforteinbußen erkauft. Der Aston Martin, glasklar als viertüriger Sportwagen konzipiert, schont seine Fahrgäste vor brachialen Schlägen, darf aber sehr dynamisch um Kurven bewegt werden – soweit sich das auf tempolimitierten öffentlichen Straßen in Spanien feststellen lässt.
Eindeutige Resultate bringt erst ein Test auf abgesperrten Strecken. Chefdynamiker sollten dann aber die etwas verhalten agierende Automatik über die beiden Lenkradpaddel dirigieren.
Der Arbeitsplatz im Aston Martin ist dann wieder typisch Sportwagen. Tiefe Position, konturierter, bequemer Sitz, Instrumente mit gegenläufi gen Zeigern. Ähnlich fühlt man sich auch vorn links im Porsche Panamera. Auch hier sitzt man gut und tief, die vielen Schalter auf der Mittelkonsole wirken aber zunächst etwas verwirrend. Ganz anders hingegen das Raumgefühl im Maserati. Hier sitzt der Fahrer deutlich höher, die Sessel sind aber keinesfalls so bequem, wie sie auf den ersten Blick aussehen, sondern überraschend stramm gepolstert.
Das italienische Ambiente im Quattroporte und die edlen Materialien versöhnen aber mit vielem. Wobei sich auch Briten und Schwaben aufs Einrichten verstehen. In dieser Klasse und bei diesen Preisen darf man einiges erwarten – und bekommt es auch.
Größere Differenzen dürfte es bei der Beurteilung der zweiten Reihe geben. Beim Maserati ist der Einstieg durch die relativ breiten Türen auf die hohe Sitzbank sehr komfortabel, die Beinfreiheit ist dann mehr als ausreichend. Der Quattroporte ist übrigens der einzige Fünfsitzer des Trios.
Auch beim Porsche ist der Einstieg kein Problem, der Abstieg auf den konturierten Einzelsitz gelingt jüngeren Passagieren wie von selbst. Mit der Oma könnte es sonntags aber Schwierigkeiten geben. Für die ruft man mit dem Aston Martin am besten gleich ein Taxi. Kinder, Jugendliche und schlanke Erwachsene reisen im Fond des Rapide zwar beengt, aber dennoch erträglich bequem. Immerhin gibt es Isofix-Halterungen serienmäßig und den passenden Kindersitz optional.
VARIABLER PORSCHE PANAMERA
Während der Maserati einen Kofferraum ohne Durchlademöglichkeit bietet, zeigt der Aston sogar Anfl üge von Variabilität: Die Lehnen der Rücksitze lassen sich umklappen, der Laderaum fasst dann bis zu 750 Liter. Der Porsche ist in diesem Punkt aber nicht zu toppen, sogar ein Anhänger ist erlaubt.
Auch beim Preis fällt der Stuttgarter hier aus dem Rahmen: In diesem luxurösen Umfeld wirkt der Panamera S mit gut 94 000 Euro fast wie ein Schnäppchen. Der Aston Martin kostet etwa das Doppelte. Selbst ein 500 PS starker Panamera Turbo ist noch knapp 50 000 Euro billiger. Das garantiert dem Rapide eine ziemliche Exklusivität – und nur wenige Kompromisse. Klaus Uckrow
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | V8-Zylinder, 4-Ventiler |
Hubraum | 4691 |
Leistung kW/PS 1/Min | 317/431 7000 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 490 4750 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 6-Stufen-Automatik |
Antrieb | Hinterrad |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbel. Scheiben h: innenbel. Scheiben |
Bereifung | v: 245/40 ZR 19 h: 285/35 ZR 19 Y |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1990 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 5.4 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 280 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | k.A. |
EU-Verbrauch | 15.7l/100km (Super Plus) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |