Ford Galaxy 2.0 TDCi - Ende gut, alles gut Ford Galaxy 2.0 TDCi
Aller Anfang ist schwer. Unser Ford Galaxy 2.0 TDCi im Dauertest machte da keine Ausnahme
Eckdaten | |
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PS-kW | 140 PS (103 kW) |
Antrieb | Vorderrad, 6 Gang manuell |
0-100 km/h | 10.5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 193 km/h |
Preis | 33.025,00€ |
Es gab schon einige Dauertest- Fahrzeuge, die die 100 000 Kilometer nur mit Ach und Krach hinter sich brachten. Viele fingen ganz problemlos an, doch mit steigender Laufleistung häuften sich Defekte und kleine Mängel. So ist der natürliche Lauf der Dinge, wenn der Zahn der Zeit und die vielen Kilometer am Material nagen.
Der Ford Galaxy 2.0 TDCi drehte den Spieß hier um. Nach nur 14 000 Kilometern erschien im Cockpit die Warnleuchte „Vorsicht Motorschaden“. Was zunächst nach einem schnellen Ende für unseren Dauertester aussah, entpuppte sich im Nachhinein als defektes Motorsteuergerät.
Nicht ganz so schlimm wie befürchtet, aber trotzdem sehr ärgerlich, da der Wagen in Holland mehrere Wochen zur Reparatur stand und ein neues Steuergerät auf sich warten ließ. Zum Glück griff hier die Ford- Mobilitätsgarantie und half kulant und sehr schnell mit einem Leihfahrzeug aus. Das defekte Steuergerät wurde natürlich ohne Berechnung auf Kosten der Garantie gewechselt. Laut Ford handelt es sich bei diesem Defekt um einen Einzelfall.
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Zu diesem Zeitpunkt schwante einem schon Böses, sollte es mit solchen Problemen in so kurzem Zeitraum weitergehen. Doch weit gefehlt. Die restlichen 86 000 Kilometer sah der Galaxy die Werkstatt nur zu den routinemäßigen Inspektionen oder zum Wechsel der Reifen. Und noch erfreulicher: Er mauserte sich aufgrund seiner Vielseitigkeit zum Liebling der Redaktion. Sein größter Pluspunkt ist ohne Zweifel das üppige Platzangebot.
Bei umgeklappten Rücksitzen – die dritte Sitzreihe verschwindet im Boden – passen bis zu 2325 Liter Gepäck ins riesige Abteil. Oder andersherum: Bei Bedarf wird einfach die dritte Sitzreihe ausgeklappt, und schon mutiert der Galaxy zum Siebensitzer. Wobei die beiden hinteren Sitze wegen des recht spitzen Kniewinkels nicht unbedingt für lange Reisen taugen. Hier sitzen eigentlich nur Kinder bequem.
Ein weiterer Nachteil des Siebensitzers: Der Kofferraum schrumpft bei aufgestellter dritter Sitzreihe auf mickrige 308 Liter. Da wird es schon mit dem Wochenendeinkauf eng. Apropos Wochenendeinkauf: Sehr angenehm, vor allem beim Einparken, ist die gute Rundumsicht dank der steil stehenden Scheiben. Einziger Nachteil beim Rangieren ist der sehr große Wendekreis. Ansonsten hat man mit dem rund 4,80 Meter langen Vankein Problem, in normale Parklücken zu kommen. Geht es um Zentimeter, ist der Park-Pilot für 490 Euro eine willkommene Hilfe, um die lackierten Stoßfänger vor Kratzern zu schützen.
Kräftiger Turbodiesel
Keinen Grund zum Klagen gibt der Zweiliter-Turbodiesel, der serienmäßig über einen Dieselpartikelfilter verfügt. Seine 140 PS machen den rund 1,7 Tonnen schweren Van zwar nicht zu einem Sportwagen, aber man fühlt sich zu keiner Zeit untermotorisiert. Dabei läuft der Diesel relativ leise und hält sich auch beim Verbrauch angenehm zurück. Über die komplette Distanz des Dauertests begnügte er sich im Schnitt mit 8,5 Litern pro 100 km.
Eigentlich schon ein sehr guter Wert für ein Auto dieser Klasse. Aber Ford ist noch ehrgeiziger und verspricht sogar einen EU-Verbrauch von nur 6,5 Litern. Gar nicht so unrealistisch, wie Eintragungen im Fahrtenbuch dokumentieren. Hier ist bei moderater Fahrweise, sprich bei 130 km/h auf der Autobahn, von einem Durchschnittsverbrauch von unter sechs Litern die Rede. Hilfreich ist hierbei der Tempomat, mit dem es sich ganz entspannt dahingleiten und Sprit sparen lässt.
Dass es am Ende doch zwei Liter über der Werksangabe waren, hängt wohl, wie es die Stellungnahme von Ford schon vermutet, an dem Einsatzgebiet des Galaxy. Häufi ge Fahrten als Zugfahrzeug oder voll beladen über schnelle Autobahnetappen eignen sich halt nicht zum Spritsparen. Trotzdem sind auch bei dieser Fahrweise Reichweiten von 800 km kein Problem.
Sehr viel Spaß macht das Fahrverhalten, das man so gar nicht von einem Auto dieser Größenordnung erwartet. Falls man in dieser Klasse überhaupt von sportlich reden kann, so haben Fahrwerk und Lenkung des Galaxy dieses Prädikat verdient. Flott und mit wenig Seitenneigung geht der große Van um die Ecken, wobei die Lenkung einen direkt Kontakt zur Fahrbahn vermittelt. Verloren geht der Grip erst bei Nässe.
Hier hat der Fronttriebler mit seinem hohen Drehmoment schnell mit Traktionsproblemen zu kämpfen. Da hilft nur, den Fuß vom Gas zu nehmen. Passend zu Lenkung und Fahrwerk gesellt sich das knackige Sechsganggetriebe. Kurze Schaltwege und eine exakte Führung bereiten viel Spaß beim Schalten. Nicht von der schnellen Sorte ist dagegen das DVD-Navigationssystem mit Touchscreen.
Die Streckenberechnung dauerte im Test eine gefühlte Ewigkeit, und auch beim Abweichen von der angegebenen Route benötigte das System einige Zeit, um eine neue Strecke anzuzeigen. Zu großen Verwirrungen führte öfter die verzögerte Ansage des Navis. Da kam es schon einmal vor, dass der Hinweis zum Abbiegen erst nach dem Überfahren der Kreuzung zu hören war. Doppelt ärgerlich, da das DVD-Navi mit Touchscreen zum damaligen Zeitpunkt happige 2750 Euro kostete. Eindeutig zu viel, da es für weniger Geld deutlich bessere Geräte im Zubehörhandel gibt.
Anscheinend aber ein Schwachpunkt, den auch Ford erkannt hat: Seit Mai 2007 wird eine neue Generation von Navigationssystem verbaut, das nun von Blaupunkt statt von Denso stammt. Neben der wesentlich schnelleren Rechenleistung und der besseren Bedienbarkeit ist das neue Modell zudem ganze 1000 Euro preiswerter geworden. So sieht Fortschritt im Sinne des Kunden aus.
Ebenfalls in der Kritik, zumindest im Winter, stand immer wieder die Heizung, deren Einstellungen groß und gut sichtbar im Zentraldisplay angezeigt wird. Bei frostigen Außentemperaturen benötigt sie sehr lange, um den Innenraum zu erwärmen. Hier kommen allerdings mehrere Punkte zusammen.
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Zum einen ist der zu heizende Innenraum im Galaxy sehr groß, zum anderen ist bekannt, dass Dieselmotoren nicht die besten Wärmegeber für die Heizung sind. Aber Ford hat auch dieses Problem erkannt und rüstet seit Februar 2009 die Klimaanlage mit einem zusätzlichen Wärmetauscher aus. Schneller funktioniert die Sitzheizung der Vordersitze, die in der Ghia-Ausstattung serienmäßig an Bord ist und sich in fünf Stufen einstellen lässt.
Nicht serienmäßig, sondern 935 Euro Aufpreis kosten die Bi-Xenon-Scheinwerfer mit integriertem Abbiegelicht. Eine lohnende Investition, wie sich bei vielen Fahrten in der Dunkelheit herausstellte.
Zuverlässige Technik
Nach dem anfänglichen Ärgernis mit dem defekten Steuergerät lief der Galaxy danach wie am Schnürchen. Die Inspektionen, die alle 20 000 Kilometer anstehen, kosteten mit Ölwechsel zwischen 200 und 250 Euro. Der Ölverbrauch tendierte auch wegen der relativ kurzen Inspektionsintervalle gegen Null. Nur bei Kilometerstand 46 992 musste zusätzlich ein Liter nachgefüllt werden.
Nach 60 000 Kilometern verlangte der Ford neue hintere Bremsbeläge, und zum guten Schluss wurden diese
dann in Verbindung mit den vorderen Belägen und allen Bremsscheiben bei der 100 000er Inspektion erneut gewechselt. Kosten hierfür inklusive der Inspektion: 695,87 Euro. Die Sommerreifen hielten den Strapazen 50 000 Kilometer weit stand, ehe sie die Verschleißgrenze erreichten – das ist für ein Auto dieser Größe und mit diesem hohen Gewicht eine ordentliche Leistung.
Ebenfalls vertretbar sind die laufenden Kosten von Steuer und Versicherung. Die Typklasseneinstufung 18 in Haftpfl icht und Vollkasko ist sogar preiswert, die Teilkasko mit Klasse 22 recht teuer. Die Kfz-Steuer ist nach demaktuellen Gesetz, bei dem der CO2-Ausstoß mitberechnet wird, nun niedriger geworden. Kostete sie vor zwei Jahren noch 309 Euro, so sind es heute 294 Euro/Jahr.
Gute Bilanz nach 100 000 km
Auch nach Ende des Dauertests zeigt der Galaxy keine gravierenden Ermüdungserscheinungen. Fahrwerk, Lenkung und Schaltung sind noch genauso knackig wie am ersten Tag. Der Motor scheint richtig gut eingefahren zu sein, der Van läuft wie der Teufel – bei Bedarf laut Tacho sogar locker über 200 km/h. Bei so hohem Tempo stören allenfalls die merklichen Windgeräusche um die A-Säule. Die Vordersitze, auf denen auch Zwei-Meter-Menschen bequem Platz finden, sind noch immer angenehm straff und machen keinen verschlissenen Eindruck.
Ein paar kleine Schönheitsfehler hat der Ford doch noch zum Schluss. Zum einen machte sich über längere Zeit ein unangenehmes Klappern an der rechten B-Säule bemerkbar. Als Ursache hierfür stellten sich später die Hebel für die Sitzeinstellung heraus. Des Weiteren verfärbte sich im Laufe der Zeit das helle Plastik an den Fächern im Dachhimmel unschön dunkel. Wünschenswert wäre generell eine höhere Qualitätsanmutung der Hartplastikteile.
Nervendes Rattern der Scheibenwischer vorn verbunden mit einer mäßigen Wischleistung gehören eher zu den beiläufigen Dingen. Da aber auch ein Austausch der Scheibenwischer keine nennenswerte Besserung brachte, spricht dies nicht für eine hohe Qualität der Erstausrüstung.
Aber wie gesagt: Alles eher Kleinigkeiten, die den guten Gesamteindruck, den die Technik des Ford Galaxy nach 100 000 Kilometern im Dauertest hinterlässt, nur unwesentlich schmälern.
DAS SAGT FORD...
...ZUM TESTVERBRAUCH VON 8,5 LITERN (HERSTELLERANGABE 6,5 LITER)? Der von Ihnen ermittelte Testverbrauch erscheint uns recht hoch. Unsere Rückmeldungen aus dem Feld zeigen, dass Verbräuche um die Normangabe durchaus zu realisieren sind. Eine mögliche Erklärung wären die gemachten Anhängerfahrten und die häufi ge Nutzung des Galaxy im beladenen Zustand.
… ZUM DEFEKTEN STEUERGERÄT? Bei dem defekten Steuergerät handelt es sich hier um einen Einzelfall.
… ZU DER RELATIV SCHWACHEN LEISTUNG DER HEIZUNG? Die Leistung der Klimaanlage ist unter den in Mitteleuropa meist vorherrschenden klimatischen Bedingungen mehr als ausreichend. Allerdings haben wir die Software zur Steuerung der Klimaanlage neu programmiert, um eine einfachere Bedienbarkeit zu erreichen.
… ZUM SEHR LANGSAM RECHNENDEN NAVIGATIONSSYSTEM? Wir haben seit Mai 2007 auf eine neue Generation (Bosch-Blaupunkt statt Denso) der DVD-Navigation mit Touchscreen umgestellt.
Fazit
Ende gut, alles gut. Nach dem missglückten Start mit dem defekten Steuergerät nach nur gut 14 000 Kilometern lieferte der Galaxy eine tadellose Vorstellung über die 100 000 Kilometer ab. Das straffe Fahrwerk, der kräftige Motor und auch der Innenraum zeigen sich von der langen Laufl eistung fast unbeeindruckt. Mit seinem riesigen Platzangebot und der großen Variabilität punktet der Kölner Van zudem im Alltag.
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 1997 |
Leistung kW/PS 1/Min | 103/140 4000 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 340 1750 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 6 Gang manuell |
Antrieb | Vorderrad |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbelüftete Scheiben h: innenbelüftete Scheiben |
Bereifung | v: 225/50 R 17 h: 225/50 R 17 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1731 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 10.5 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 193 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | k.A. |
EU-Verbrauch | 6.5l/100km (Diesel) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |