Audi Q5 | VW Tiguan | Volvo XC60 im Vergleichstest Auf dem richtigen Weg
Audi Q5, VW Tiguan und Volvo XC 60 stellen sich allen Herausforderungen. Wir testen die drei SUV mit Dieselantrieb
Gerade bei den SUV verwischen die Grenzen zwischen den einzelnen Klassen wie in kaum einem anderen Segment. Die Trennung zwischen den Kompakt-SUV und denen der Mittelklasse fällt schwer. Daher muss sich auch der erfolgreiche, auf der Golf-Plattform basierende VW Tiguan dem neuen Audi Q5 und dem Volvo XC 60 stellen, die beide auf den aktuellen Mittelklassemodellen der Marken aufbauen.
Q5 und XC 60 überragen den Tiguan nicht nur in der Länge deutlich, sondern auch beim Preis. Sind der Audi Q5 2.0 TDI und der Volvo XC 60 D5 den Aufpreis gegenüber dem volksnahen Tiguan 2.0 TDI wert? Der Vergleichstest gibt die Antwort.
Karosserie
Die Beliebtheit der SUV beruht in erster Linie nicht auf ihrer möglichen Geländegängigkeit, sondern vielmehr auf der erhöhten Sitzposition und dem dadurch gesteigerten Sicherheitsgefühl. Ohnehin nehmen die Hersteller den Schutzauftrag für die Insassen sehr ernst. Bereits der VW Tiguan erfüllt hohe Ansprüche an eine umfangreiche Sicherheitsausstattung.
Sechs Airbags sowie eine Bergan- und Bergabfahrhilfe sind schon serienmäßig mit an Bord. Zusätzliche Extras wie Kurven- und Abbiegelicht lassen sich gesondert ordern. An die mit Spurassistent, Toter-Winkel-Warnung und Abstandsradar noch längere Aufpreisliste zusätzlicher Sicherheitsfeatures, die Audi und Volvo vorweisen, kommt der VW allerdings nicht heran.
Auch bei der Länge der Karosserie muss der Tiguan zurückstecken. Ein Nachteil ergibt sich allerdings lediglich für die Fond-insassen. Die 17 Zentimeter kürzere Länge kosten Knieraum in der zweiten Reihe, und die recht hoch montierte Sitzbank reduziert die Kopffreiheit. Trotz abfallender Dachlinie fühlen sich Passagiere im Q5-Fond am besten aufgehoben. Während vorn auch beim Tiguan kein Gefühl von Enge aufkommt, profi tieren Fahrer und Beifahrer im Audi und im Volvo von der großzügig bemessenen Innenbreite.
Auch dem Gepäck wird in allen drei Fällen viel Raum gewährt. Hier hat der Audi die Nase ebenfalls vorn. Sein Gepäckraum ist der größte und sehr variabel nutzbar. Allerdings kostet die bei VW und Volvo
serienmäßig vorklappbare Beifahrersitzlehne 150 Euro extra, genauso wie die ab Werk verschiebbare Rücksitzbank (beim VW Serie), für die Audi 200 Euro berechnet. Dass der Tiguan dennoch ein paar Zähler verliert, liegt an seinem nicht ganz ebenen Ladeboden.
Wolfsburger eindeutig Vorbildfunktion: Sämtliche Elemente lassen sich intuitiv bedienen. Während das auf die meisten Schalter und Tasten in XC 60 und Q5 auch zutrifft, hebt sich vor allem die extrem einfache Menüführung des VW-Navigationssystems deutlich von der der Konkurrenz ab.
Auch das MMI-Navigationplus-System von Audi stellt den Fahrer vor keine Probleme. Lediglich die zahlreichen Tasten um den zentralen Drehregler auf der Mittelkonsole liegen nicht so optimal im Blickfeld wie der hoch montierte Touchscreen-Monitor im Tiguan.
Erheblich mehr Geduld verlangt das umständliche Volvo-System. Dafür entschädigt der XC 60 mit einer stimmigen Auswahl an Materialien und einer sehr peniblen Verarbeitung. Nur der im Detail noch etwas feiner gestaltete Innenraum des Audi Q5 hinterlässt einen hochwertigeren Eindruck. Der VW ist zwar auch solide verarbeitet, erreicht aber nicht in allen Bereichen die Materialqualität seiner Konkurrenten.
Karosserie | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI 4MOTION | AUDI Q5 2.0 TDI quattro | Volvo XC 60 |
---|---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 76 | 78 | 78 |
Raumangebot hinten | 100 | 61 | 66 | 64 |
Übersichtlichkeit | 70 | 53 | 53 | 49 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 90 | 86 | 77 |
Kofferraumvolumen | 100 | 47 | 56 | 49 |
Variabilität | 100 | 50 | 53 | 55 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 51 | 45 | 48 |
Sicherheit | 150 | 94 | 106 | 104 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 179 | 186 | 184 |
Kapitelbewertung | 1000 | 701 | 729 | 708 |
Fahrkomfort
Dass Audi einen sportlichen Weg eingeschlagen hat, wird beim Q5 deutlich. Bereits auf langen Etappen über gut gepflegte Asphaltdecken überfährt der Audi kleine Unebenheiten ausgesprochen steifbeinig. Dadurch kommen die Karosserie und somit die Insassen nicht zur Ruhe. Auch nach dem gekonnten Ausgleichen längerer Bodenwellen regen Querfugen oder eingelassene Kanaldeckel die Karosserie zu permanenten Aufbaubewegungen an.
Audi offeriert allerdings eine adaptive Dämpferregelung, die dieses Problem mildert. Die 1400 Euro Aufpreis sind somit gut angelegt. Auch für den VW gibt es diese Möglichkeit, nötig hat der Tiguan dieses Extra aber nicht. Er findet den richtigen Kompromiss aus komfortablem Abrollen, sanftem Ausgleichen größerer Unebenheiten und leichtfüßigem Handling. Nicht ganz so locker schluckt der Volvo insbesondere Querfugen, zeigt aber dennoch mehr Feingefühl als der steifbeinige Ingolstädter. Dafür entschädigen die sehr wohltuend konturierten Sportsitze (1850 Euro) und die bequeme Fondbank die Q5-Insassen.
Fahrkomfort | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI 4MOTION | AUDI Q5 2.0 TDI quattro | Volvo XC 60 |
---|---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 122 | 128 | 120 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 70 | 72 | 72 |
Ergonomie | 150 | 138 | 133 | 130 |
Innengeräusche | 50 | 42 | 44 | 38 |
Geräuscheindruck | 100 | 71 | 69 | 67 |
Klimatisierung | 50 | 38 | 45 | 38 |
Federung leer | 200 | 140 | 130 | 134 |
Federung beladen | 200 | 145 | 130 | 132 |
Kapitelbewertung | 1000 | 766 | 751 | 731 |
Motor und Getriebe
Dieseltriebwerke mit Common-Rail-Einspritzung sind bei SUV die erste Wahl. Audi und Volkswagen vertrauen auf den Bestseller mit Zweiliter-Hubraum und 170 PS. Volvo verbaut den markentypischen Fünfzylinder mit 2,4 Liter Hubraum im Bug des neuen XC 60, der als D5 satte 185 PS bereitstellt. Trotz des Hubraumvorteils und der höheren Leistung fällt der Volvo-Turbodiesel zurück. Er reagiert leicht verzögert auf Gasbefehle und ist zudem in unserem Testwagen an eine Sechsstufenautomatik gekoppelt.
Die bremst den Schweden aufgrund ihrer zögerlichen Schaltvorgänge unnötig ein. Dafür sind diese sanft und fördern das entspannte Gleiten mit dem beruhigenden Grundton des grummelnden, quer eingebauten
Reihenfünfzylinders. Zwar arbeiten die Vierzylinder der beiden deutschen Konkurrenten eine Spur feiner, aber auch sie können das Prinzip Selbstzünder nicht verbergen. Der gut gedämmte Audi lässt allerdings nur wenig störende Verbrennungsgeräusche in den Innenraum durch.
Insgesamt jedoch präsentiert sich der Zwei-Liter-TDI im VW Tiguan besser als der im Audi. Der im Wolfsburger SUV quer eingebaute Diesel findet in dem serienmäßigen Sechsganggetriebe die passenden Übersetzungen. Locker und erstaunlich drehfreudig stürmt er durch die einzelnen Gänge. Im Audi wirkt das baugleiche, aber hier längs montierte Triebwerk weniger agil und spritzig.
Bereits bis Tempo 100 hat der zudem 140 Kilogramm leichtere Tiguan bereits einen Vorsprung herausgefahren. Selbst der mit einem Leergewicht von 1899 kg bleischwere Volvo XC 60 lässt den Audi oberhalb von 100 km/h hinter sich. An den Tiguan kommt aber auch der Schwede nicht heran. Vor allem nicht beim Verbrauch: Während der Volvo auf 100 Kilometern zehn Liter Dieselkraftstoff verbraucht, begnügt sich der Tiguan mit mageren 7,9 Liter Diesel.
Der Audi knausert zwar nicht ganz so mit dem Treibstoff, bleibt aber mit einem Durchschnittsverbrauch von 8,4 Litern für ein 1750 kg schweres, allradgetriebenes Fahrzeug erfreulich genügsam. Punkten kann der Q5 gegenüber dem Tiguan mit einer geringfügig höheren Endgeschwindigkeit und der – dank des 75 Liter fassenden Tanks – größeren Reichweite.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI 4MOTION | AUDI Q5 2.0 TDI quattro | Volvo XC 60 |
---|---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 107 | 103 | 103 |
Elastizität | 100 | |||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 54 | 56 | 53 |
Getriebeabstufung | 100 | 72 | 68 | 65 |
Kraftentfaltung | 50 | 36 | 30 | 30 |
Laufkultur | 100 | 68 | 68 | 66 |
Verbrauch | 325 | 232 | 222 | 192 |
Reichweite | 25 | 15 | 17 | 13 |
Kapitelbewertung | 1000 | 584 | 564 | 522 |
Fahrdynamik
Fahrdynamik steht bei Audi hoch im Kurs. Im Gegensatz zu älteren Modellen liegt das vordere Differenzial – wie beim neuen A4 – vor der Kupplung direkt hinter dem Motor. Dadurch wandert die Vorderachse nach vorn, wodurch eine ausgeglichenere Achslastverteilung zustande kommt. So lasten beim Q5 lediglich 54,3 Prozent auf der Vorderachse. Beim VW versammeln sich 58 Prozent und beim Volvo 59 Prozent der Gesamtmasse auf den vorderen Aufhängungen.
Sehr agil und wunderbar präzise lässt sich daher der gut ausbalancierte Audi über kurvige Landstraßen dirigieren. Er folgt Richtungswechseln spontan und mit einer sehr geringen Untersteuertendenz. Zudem war unser Testwagen mit der optionalen Dynamic-Lenkung inklusive Audi drive select (1300 Euro) ausgerüstet. Hier lassen sich drei programmierte Einstellungen für das Ansprechverhalten des Motors und der Lenkung abrufen.
Insbesondere die Lenkung verändert dabei ihr Wesen deutlich. Sie variiert nicht nur die Stärke der Servounterstützung, sondern auch den benötigten Lenkwinkel. So lassen sich enge Kehren elegant meistern. Allerdings fällt die Rückmeldung der Tiguan-Lenkung noch eine Spur mitteilsamer aus. Dennoch kann der neutral agierende Audi trotz schlechterer Fahrleistungen und Mehrgewicht dem bekanntermaßen fahraktiven Tiguan auf dem Handlingparcours leicht davonziehen. Gerade in Wechselkurven macht sich die
neue Anordnung von Kupplung und Differenzial bemerkbar.
Zudem legt Audi nicht nur das Fahrwerk sportlich straff, sondern auch die Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse betont hecklastig und damit fahraktiv aus. Im Normalfall schickt der Q5 über das quattro-typische Torsendifferenzial 40 Prozent der Kraft nach vorn und 60 Prozent nach hinten. Je nach Fahrzustand können auch bis zu 65 Prozent nach vorn gelangen.
Die beiden Allradsysteme der Mitstreiter, die über eine elektronisch gesteuerte Haldexkupplung ihre Kraft verteilen, sind im Normalfall mit 90 Prozent beim VW und sogar 95 Prozent beim Volvo deutlich frontlastiger ausgelegt. Gerade das System des VW, das nahezu 100 Prozent (Volvo 65 Prozent) auch an die Hinterräder leiten kann, unterstützt jedoch im Grenzbereich einen permanenten Wechsel zwischen Über- und Untersteuern.
Der sehr kopflastige Volvo ist ein sturer Untersteuerer. Dennoch kann er beim Handling sehr gut mithalten. Erst das flinke Wedeln durch die Slalomgasse wird durch die etwas zu leichtgängige Lenkung und die vorsorglichen Eingriffe des stets im Hintergrund wachenden DSTC (ESP) frühzeitig eingebremst. Wichtiger als die letzten Zehntel im Grenzbereich sind im Alltag aber standfeste und wirksame Bremsen.
Hier wird Volvo dem hohen Sicherheitsanspruch der schwedischen Marke gerecht. Der XC 60 unterbietet die bereits sehr guten Verzögerungswerte von Audi und VW, und die Bremsen zeigen auch nach mehreren Runden auf der Handlingstrecke keine nachlassende Wirkung.
Fahrdynamik | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI 4MOTION | AUDI Q5 2.0 TDI quattro | Volvo XC 60 |
---|---|---|---|---|
Handling | 150 | 52 | 53 | 50 |
Slalom | 100 | 52 | 50 | 36 |
Lenkung | 100 | 88 | 86 | 81 |
Geradeauslauf | 50 | 42 | 40 | 42 |
Bremsdosierung | 30 | 18 | 18 | 18 |
Bremsweg kalt | 150 | 89 | 84 | 96 |
Bremsweg warm | 150 | 85 | 97 | 101 |
Traktion | 100 | 85 | 85 | 80 |
Fahrsicherheit | 150 | 135 | 135 | 135 |
Wendekreis | 20 | 8 | 10 | 5 |
Kapitelbewertung | 1000 | 654 | 658 | 644 |
Umwelt und Kosten
Volkswagen hat mit dem Tiguan bewiesen, dass auch deutsche Autos zu Preisen angeboten werden können, die man bisher nur aus Asien gewohnt war. Zudem wird die Wertstabilität von der DAT (Deutsche Automobil Treuhand GmbH) für den Tiguan prozentual gleich hoch angesetzt wie für den Audi Q5. Dadurch fällt natürlich der in Euro gerechnete Wertverlust erheblich niedriger aus.
Geringere Werkstattkosten und günstigere Versicherungen schonen zudem den Geldbeutel über die Jahre. Somit ist der Tiguan im Kostenkapitel nicht zu schlagen. Auch der Volvo hat dem VW nichts entgegenzusetzen. Seine jährlichen Inspektionsintervalle treiben die Wartungskosten in die Höhe. Zudem weist der großvolumige und durstige Fünfzylinder schlechtere Emissionswerte auf und verlangt deutlich mehr Ausgaben für Kraftstoff.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI 4MOTION | AUDI Q5 2.0 TDI quattro | Volvo XC 60 |
---|---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 179 | 150 | 152 |
Wertverlust | 50 | 20 | 17 | 18 |
Ausstattung | 25 | 20 | 17 | 17 |
Multimedia | 50 | |||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 28 | 28 | 27 |
Werkstattkosten | 20 | 16 | 15 | 13 |
Steuer | 10 | 7 | 7 | 6 |
Versicherung | 40 | 33 | 32 | 32 |
Kraftstoff | 55 | 39 | 37 | 33 |
Emissionswerte | 25 | 81 | 82 | 78 |
Kapitelbewertung | 1000 | 423 | 385 | 376 |
Fazit
Der VW Tiguan sichert sich seinen Sieg durch eine sehr volksnahe Kostenbilanz und die gelungene Kombination aus Komfort und Agilität. Der sportlich ausgerichtete Audi Q5 steht auf Platz zwei. Er rangiert in einem anderen Preissegment und verspielt wertvolle Punkte beim Komfort. Der neue Volvo XC60 ist gut verarbeitet und punktet mit den besten Bremsen, verliert aber beim Verbrauch und bei der Bedienung.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | VW Tiguan 2.0 TDI 4MOTION | AUDI Q5 2.0 TDI quattro | Volvo XC 60 | |
---|---|---|---|---|
Summe | 5000 | 3128 | 3087 | 2981 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 |