Mit dem Jeep Wrangler durch das Moseltal Mit dem Jeep Wrangler durch das Moseltal
Über die Schotterwege der Weinberge cruisen und heimelige Straußenwirtschaften besuchen: Für eine Cabriofahrt durch das Moseltal ist der Jeep Wrangler Unlimited genau das Richtige – nicht ohne einige Flaschen Riesling mitzunehmen
Eckdaten | |
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PS-kW | 177 PS (130 kW) |
Antrieb | Allradantrieb, permanent, 5 Gang manuell |
0-100 km/h | 13.5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 172 km/h |
Preis | 31.990,00€ |
Der Jeep Wrangler poltert geschmeidig die Serpentinen ins Tal der Mosel hinunter. Die grobstolligen Geländereifen durchschneiden die Asphaltwindungen folgsam wie ein Korkenzieher. Der plötzlich vor uns auftauchende altersblonde Fahrer eines silberfarbenen Premium-Coupés bremst unsere flüssige Fahrt zum Fluss wie eine Staumauer. Die weiße Tachonadel sackt in die Niederungen zwischen 20 und 30 km/h ab. Der Dieselmotor grummelt gelangweilt unter seiner mächtigen Haube vor sich in. Nun artet die Fahrt ins Wochenendvergnügen in Arbeit aus, denn die Lenkung erfordert bei niedrigem Tempo eine starke Hand, und auch die Bremse will mit Nachdruck betätigt werden. Schließlich ist der Wrangler Unlimited eines der letzten nicht weichgespülten Cabrios.
Endlich erreichen wir die Mosel. Die Wärme des Tages gewinnt an Kraft. „Komm, lass uns das Verdeck aufmachen“, reibt sich mein Sohn Kevin neben mir unternehmungslustig die Hände. Ich steuere den sonnenblumengelben Wrangler auf einen Parkplatz. Endlich sind wir den lästigen Bummler vor uns los. Doch nun hält uns weitere Arbeit auf. Verdeck aufmachen klingt einfach. Was sich bei den meisten Roadstern und Cabrios heutzutage quasi mit einem profanen Knopfdruck wie von selbst erledigt, erfordert beim Wrangler den ganzen Mann – am besten gleich mehrere Männer. Die 20 Punkte umfassende Betriebsanleitung veranlasst meinen Sohn zur sorgenvollen Frage: „Wirst Du krank, oder warum steht Dir auf einmal der Schweiß auf der Stirn?“ Sechs große Bügelschrauben entfernen, Karosserieteile abbauen, danach das Verdeck richtig zusammenfalten und dann die Persenning drüberziehen – es hört sich so kompliziert an, wie es ist. Und zeitraubend.
Kantig, knackig, männlich schiebt sich die amerikanische Offroad-Ikone den Schotterpfad am Alkener Burgberg entlang. Der 2,8-Liter-Vierzylinder unter der mächtigen Haube vor uns hämmert bereitwillig und nimmt sämig das Gas an. Die Scheibe steht steil wie ein Segel im Wind und erlaubt uns den Panoramablick über Burg Thuron, die öchsleverwöhnten Trauben und das unten im Tal sich anschmiegende, pittoreske Alken. Parallel zum ruhig in seinem Bett sich wälzenden Strom schlängelt sich die Bahn wie ein Lindwurm zwischen Wasser und Hängen entlang. Die Mosel schiebt gerade die letzten Morgennebel beiseite und bereitet die Kulisse für einen blendenden Sonnentag.
Die wohlige Wärme animiert uns, mehr Fahrt aufzunehmen. Der Wind hat leichtes Spiel, jeden Quadratzentimeter des Innenraums zu klimatisieren, denn der Jeep ist ganz offen. Hier gibt es keinen Windschutz – dekadent. Der amerikanische Offroader konserviert nicht die Fönwellen, nein, er ist der Fön. Er modelliert die Frisur in Abhängigkeit der persönlichen Gaspedalstellung. Der Wrangler Unlimited fasziniert durch seine unprätentiöse Einfachheit. Die Knöpfe und Bedienhebel sind grobschlächtig, alles im Inneren ist auf Strapazierfähigkeit ausgelegt. Der Jeep gibt nicht die kapriziöse Diva, er ist der Huckleberry Finn der Wälder, Wiesen und Wege abseits der Asphaltschluchten. Gemacht für märchenhafte Offroad-Abenteuer und Ausflüge mit rustikalem Charme, wo statt Wellness Walddurchfahrten und statt Sterneküche Snacks angesagt sind. Und genau das wollen wir beide heute genießen – unter Männern.
„Langsam könnte ich etwas zu essen vertragen“, grinst mich Kevin von der Seite an.“ „Jetzt schon?“, denke ich. Doch dann fällt mir ein, 15-Jährige können ständig essen. Der Bootsverleih Klabautermann mit gleichnamiger Gaststätte lockt uns mit seiner direkt an der Mosel gelegenen Gartenwirtschaft an. Burg Bischofstein im Hintergrund bietet dazu die tolle Kulisse. „Heute gibt es nur Bockwurst mit Kartoffelsalat“, empfängt uns der Wirt mit sonnengegerbtem Gesicht und dem Schnäuzer eines Seebären. „Die Bedienung hat mich im Stich gelassen, und ich muss heute alles allein machen.“ Was man den Speisen anmerkt. Der Name Klabautermann ist Programm – der Mann kocht, wie sein Lokal heißt.
Wir fahren weiter durch Cochem an der Mosel in dem Bewusstsein, wieder etwas gelernt zu haben. Denn bislang wusste ich nicht, dass man an einem Kartoffelsalat so viel falsch machen kann. Wie Ameisen kommen die Touristen, darunter viele Holländer, an diesem sonnigen Samstag über den mittelalterlichen Ort. Schnell lassen wir die Invasion hinter uns und biegen links ab nach Valwigerberg. Steil windet sich das schmale Sträßchen zwischen den Weinbergen durch. Die 177 PS des Wrangler-Diesels, der von VN-Motori stammt, sind jetzt gefordert. Locker und lässig umkurvt der Jeep die Reben wie Slalomstangen – angetrieben von dem drehmomentstarken, aber rauen Selbstzünder. Die bequemen Sitze scheinen noch aus einer Zeit zu stammen, als Seitenhalt noch nicht im Duden stand. Das Aroma des Moseltals, die leichten Düfte der Gräser und die süßliche Schwere der Trauben sowie der erdig kühle Geruch des Flusses vermischen sich mit einer Note robusten Plastiks und strapazierfähiger Textilfasern des Geländewagens. Billig? Nein, passend. Denn die Bühne des Wrangler ist die Natur. Nicht das Vorfahren zum Ballett, sondern der Tanz über Schotter, Felsen, Gräben und das Spiel mit Wind und Wetter.
Im Ortsteil Valwigerberg parken wir den Offroader unter der 600 Jahre alten „dicken Eiche“. Das Rauschen des großen Blätterwerks ist die Sinfonie des Offenfahrens. Immer weiter geht die Fahrt nach Süden entlang der Mosel. Vorbei an der 59 Jahre alten Autofähre Beilstein. Mit dem Wrangler sitzen wir dabei in der ersten Reihe. Die hohe Sitzposition verschafft Überblick. Es ist ein souveränes, entspanntes Dahingleiten, ab und an vom Klack-Klack der Gangwechsel und vom kernigen Klang des Dieselmotors und dem schmatzenden Abrollgeräusch der mächtigen Offroad-Reifen untermalt.
In Mesenich biegen wir in die engen Gässchen der Altstadt ein, flankiert von schmucken Fachwerkhäusern. Die Reben ranken sich über die Straße. In einem Erker stehen ein paar Tische und Stühle in den warmen Strahlen der Sonne. Einige Gäste haben gutaussehende Steaks auf ihren Tellern und ein Viertele vor sich stehen. Uns läuft das Wasser im Mund zusammen. „Lass uns hier Mittag machen, was meinst Du?“ Ein freudiges Nicken begleitet das Einparken meines Jeeps. Wir haben eine der Straußenwirtschaften, für die das Moseltal so bekannt ist, gefunden. Hier werden Weißweine wie Riesling oder Kerner und als Roter Spätburgunder oder Dornfelder zu moderaten Preisen verköstigt. „Für Autofahrer haben wir eigens gekelterte Traubensaftschorle“, serviert uns die gutgelaunte Chefin des Weinguts Servaty-Müller einen Krug mit rubinrotem Saft. „Ein tolles Auto habt ihr. Wir haben auch einen Jeep.“ So ein Zufall. Tochter Martina Servaty ist die amtierende Mosel-Weinkönigin und bekommt beim Anblick des Wrangler leuchtende Augen. Für eine Spritztour im Jeep zieht sie extra eines ihrer feinsten Repräsentationskleider an. Jeder kennt sie in Mesenich, und die Fahrt wird zum Schaulaufen. „He, was für eine geile Karre“, sagt eine Bekannte und stoppt uns. Ich komme ins Grübeln. Ist der Wrangler in Wirklichkeit ein Frauenauto? „Nicht wirklich“, lacht die Weinkönigin auf meine Frage. „Aber er ist ein Auto, mit dem Mann Frauen kennen lernen kann“, grinst sie verschmitzt.
Anschließend genehmigen wir uns jeder eines der saftigen Steaks in der Straußenwirtschaft. Herrlich. Es entschädigt kulinarisch für die Pleite mit dem Kartoffelsalat. Bevor wir nach Hause fahren, möchte ich ein Stück Mosel mitnehmen. Glücklicherweise hat der Jeep genügend Platz, um einige Flaschen Riesling Steillage mit in die Heimat entführen zu können. Nicht nur der günstigen Weinpreise wegen hat sich die Cabrio-Ausfahrt gelohnt. Im Radio ertönt „All Summer Long“ von Kid Rock. „Jetzt hätte ich Lust, im Jeep durch Florida zu fahren“, sagt Kevin unvermittelt. Ich grinse ihn nur an. Kids eben …
Volker Koerdt
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | R4 / 4 |
Hubraum | 2777 |
Leistung kW/PS 1/Min | 130/177 3800 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 460 2000 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 5 Gang manuell |
Antrieb | Allradantrieb, permanent |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbel. Scheiben h: Scheiben |
Bereifung | v: 255/75 R 17 h: 255/75 R 17 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 2075 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 13.5 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 172 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | k.A. |
EU-Verbrauch | 8.3l/100km (Diesel) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |