Mercedes GLK und BMW X3 im Vergleichstest Prestige Duell
Mercedes reagiert auf den erfolgreichen BMW X3 mit dem neuen GLK. Wir vergleichen die Sechszylinder-Modelle mit 272 PS – eine erste Standortbestimmung
Beim neuen GLK sind sich die Passanten schnell einig: Das ist ein richtiger Geländewagen. Einer wie das legendäre G-Modell – der Offroader schlechthin. Nicht einfach nur ein höhergelegter Kombi, der seinem Käufer Abenteuer und Robustheit verspricht, aber dieses Versprechen nicht einlöst. Einer, der zupackt, der Sicherheit bietet. Es scheint, dass es die Stuttgarter geschafft haben, einen Teil der Aura des G in den GLK zu packen. Daher fanden die ersten Testfahrten auch nicht auf gut ausgebauten Landstraßen, sondern im rauen Gelände statt. Zugegeben, dort ist er nicht schlecht über Stock und Stein gekraxelt. Aber auch wenn er so aussieht, als sei er fürs Gelände gemacht, er gehört auf die Straße.
Zur ersten Asphaltausfahrt bitten wir noch einen der beliebtesten Konkurrenten hinzu, den BMW X3 – der Fahrdynamiker unter den SUV. Er demonstriert seit Jahren, dass schroffe Typen mit Ecken und Kanten gut ankommen. Vor allem der X3 3.0si mit seinem seidenweichen Reihensechszylinder, der satte 272 PS in den Antriebsstrang schickt, fand bisher keinen echten Rivalen. Vorbei: Der GLK 350 mit bulligem 3,5-Liter-V6 und identischer Leistung greift an. Schon zu lange haben die Schwaben das Feld anderen überlassen, jetzt wird neu verhandelt.
Dass kantige Karosserien nicht nur gut ankommen, sondern auch wirkliche Vorteile bieten, verdeutlicht vor allem der GLK. Sicher, auch im X3 mangelt es nicht an Kopf-,Bein- oder Ellenbogenfreiheit, aber dennoch wirkt der Mercedes luftiger – obwohl er schmaler und kürzer ist. Nahezu senkrecht stehende Seitenscheiben und eine im Vergleich zum X3 deutlich steilere Frontscheibe schaffen Platz – besonders auf Kopfhöhe. Inklusive einer selbsterklärenden Funktionalität und Erreichbarkeit sämtlicher Schalter und Hebel demonstriert der GLK in punkto Raumökonomie und Nutzerfreundlichkeit Vorbildcharakter. So liegt der fest montierte Monitor unter der verlängerten Cockpitkanzel gut im Blickfeld des Fahrers. Das ist zwar im BMW mit seinem ausfahrbaren Monitor nicht anders, aber die Menübedienung des X3 stammt noch aus der letzten Generation ohne iDrive-Steuerung. Hier muss sich der Fahrer noch weit strecken, um Knöpfe und Drehregler zu bedienen. Das lenkt mehr als nötig ab und gelingt nicht immer auf Anhieb. Im GLK kontrolliert der Fahrer alles mit einer Hand am Drehregler auf der Mittelarmlehne – einfach und sicher.
Ebenso leicht gelingt es, den GLK durch dichten Stadtverkehr oder in enge Parklücken zu bugsieren. Seine lange Haube verläuft nahezu waagerecht und ist bis zur vorderen Kante gut einzusehen. Lediglich die Sicht nach hinten wird durch die massive C-Säule eingeschränkt. Das ist auch dem Fahrer des BMW nicht fremd, der sich aber ebenso wenig über eine gute Sicht nach vorn beklagen kann.
Mercedes gegen BMW – das heißt auch Komfort gegen Fahrdynamik. Das soll sich jedoch laut Mercedes nun ändern. Zumindest sprechen einige Details des neuen GLK dafür. Denn jedes Modell, egal ob es mit Offroadpaket (1071 Euro) oder – wie unser Testwagen – mit Sportpaket (1845 Euro) ausgestattet ist, steht auf einer Mischbereifung mit 235er Rädern vorn und 255er Walzen hinten. Erstaunlich locker umrundet unser Test-GLK im Sportdress mit strafferem, tiefergelegtem Sportfahrwerk und stärkeren Stabilisatoren die abgesperrte Teststrecke. Das Allradsystem, das über eine Grundsperrung von 50 Newtonmetern verfügt, bringt die Kraft zu 45 Prozent nach vorn und zu 55 Prozent nach hinten. Erst sehr spät drückt der GLK über die Vorderachse nach außen. Ja, später als der X3. Der Fahrdynamiker aus München muss sich dem Stuttgarter Titelanwärter in der Fahrdynamik geschlagen geben. Zwar zieht der X3 auch narrensicher seine Bahn und begeistert nach wie vor mit seiner sehr kommunikativen Lenkung, aber er kann weder das Kurventempo mitgehen noch den Mercedes auf der Bremse stellen. Sowohl mit warmer als auch kalter Anlage steht der GLK rund zwei Meter eher.
Trotz der rasanten Vorstellung auf dem Handlingparcours bleibt der Mercedes-typische Komfort sogar mit Sportpaket erhalten. So erwartet der Kunde das von einem Mercedes. Während der BMW Fugen, Bodenwellen und andere Unannehmlichkeiten schlechten Straßenbaus mit markentypischer Straffheit begegnet, bringt der GLK deutlich mehr Ruhe in den Innenraum. Zumindest trifft das auf die sanften Federelemente zu, die den Aufbau selbst nach derben Schlägen schnell wieder beruhigen.
Dabei glänzen beide SUV im gleichen Maße mit ausgesprochen steifen Karosserien, die keine Knistergeräusche aufkommen lassen. Die harten Ecken und Kanten des GLK hingegen stehen dem Wind zu stark im Weg. Windgeräusche an der A-Säule trüben etwas den guten Eindruck, den das Mercedes-SUV beim Komfort ansonsten hinterlässt. Die dumpfe, satte Geräuschkulisse des V6 passt indes gut zum robusten Charme des GLK. Die tiefe, wohlklingende Stimme hebt und senkt sich je nach Drehzahl, bleibt stets hörbar, wird aber nie laut. Unangefochtener Meister des kultivierten Klangs und vorbildlicher Laufruhe bleibt aber der Dreiliter-Reihensechszylinder im X3. Nicht nur das: Er hängt gieriger am Gas, dreht leichter hoch und verbraucht zudem einen ganzen Schluck weniger als der durstige, aber kraftvollere V6 des GLK.
Teuer sind sie beide. Aber es ist der BMW, ordert man ihn mit der Sechsstufenautomatik, der knapp 500 Euro mehr kostet. In diesen Preisregionen kein entscheidendes Kaufargument. Aber es scheint, dass Mercedes seine Hausaufgaben gewissenhaft gemacht hat. Eine Klimaautomatik, die beim GLK zur Serienausstattung zählt, schlägt beim X3 mit 550 Euro zu Buche. Der serienmäßige Knieairbag und das optionale Presafe-System (393 Euro) verdeutlichen zudem, wie ernst es die Schwaben mit ihrem neuen SUV meinen.
Und Mercedes hat noch ein weiteres Ass im Ärmel: einen GLK mit Heckantrieb. Diesen wird es zuerst in Amerika geben, aber sicher kurze Zeit später auch hier bei uns. Den Preisen dürfte das gut tun und dem Fahrverhalten im Alltag kaum schaden. So macht man sich Freunde.
Fazit
Das erste Treffen zwischen Mercedes GLK 350 und BMW X3 3.0si entscheidet der Schwabe für sich. Das liegt in erster Linie an seiner auf Fahrdynamik ausgelegten Ausstattung mit optionalem Sportpaket. Allerdings lässt sich auch der X3 mit aufpreispflichtigem Sportfahrwerk ordern. Ein weiteres Treffen mit gleicher Ausstattung wird daher sehr spannend. An den Komfortstärken des GLK gibt es allerdings nichts zu rütteln, hier setzt er den Maßstab.
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | V6 / 4 |
Hubraum | 3498 |
Leistung kW/PS 1/Min | 200/272 6000 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 350 2400 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 7-Stufen-Automatik |
Antrieb | Allradantrieb, permanent |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbel. Scheiben h: innenbel. Scheiben |
Bereifung | v: 235/50 R 17 h: 235/45 R 17 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1755 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 6.8 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 233 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | 13.2l/100km (Super) |
EU-Verbrauch | 10.4l/100km (Super) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |